Название: Im Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Im Sonnenwinkel Staffel
isbn: 9783740918064
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»Nein, das weiß ich nicht, Jill.«
»Willst du es wissen?«
»Wenn du es mir erzählen willst?«
»Sie war wütend«, berichtete Jill. »Sie war oft wütend. Ich habe es satt, hat sie gesagt. Schick Jill zu ihrer Mutter, hat sie auch gesagt. Und dann hat sie mich gestoßen, und ich bin aus dem Wohnwagen gefallen. Und dann habe ich mich versteckt, weil ich solche Angst hatte und sie immer noch so geschimpft hat.«
Und das hatte Jill das Leben gerettet, damit eine unglückliche Mutter nun bald ihr so lange entbehrtes Kind in die Arme schließen konnte.
»Deine Mami hat Sehnsucht nach dir, Jill«, bemerkte er. »Woher weißt du das?«
»Weil sie es mir geschrieben hat.«
»Aber sie ist doch mit einem Mann weggegangen.«
»Dieser Mann wird dich sehr lieb haben.«
»Streitet er nicht mit Mami, wie Janet mit Dad?«
»Nein, er möchte, dass du zu ihnen kommst, damit deine Mami wieder lachen kann.«
»Ich möchte aber lieber Granny wiedersehen«, sagte Jill zaghaft.
»Du wirst sie bald wiedersehen«, versprach er.
»Und das Haus und den Seerosenteich auch?«, fragte sie aufgeregt.
Davon hatte Manja Bürkle nichts geschrieben. Aber Nicolas hoffte, dass auch dieser heiße Wunsch des Kindes in Erfüllung gehen möge.
»Wir werden es bald wissen, Jill«, meinte er gedankenvoll.
*
Lisanne hatte Manja Bürkles Brief gelesen und auch das, was zwischen den Zeilen stand, begriffen. Ihr Blick ruhte noch immer auf dem Briefbogen.
»Sprich mit mir, Lisanne«, tönte Michaels Stimme an ihr Ohr. »Ich habe geträumt, dass du mit mir gesprochen hast.«
Der Bogen entglitt ihren Händen. Sie neigte sich zu ihm herab. Ihre Lippen legten sich an sein Ohr.
»Du hast es nicht geträumt, Michael. Ich habe mit dir gesprochen. Du bist wieder eingeschlafen.«
»Jetzt bin ich wach. Ich sehe dich, ich fühle dich, ich höre dich. Und du sagst, es ist kein Traum.«
Er wollte seine Hand heben, aber mit einem leisen Stöhnen ließ er sie zurücksinken.
»Nicht bewegen!«, sagte sie erschrocken. »Oh, ich bin eine schlechte Krankenpflegerin.«
»Wieso bin ich krank?«, fragte er. »Weißt du nicht, was geschehen ist?«
»Nein! Oder doch? Ich wollte mit dir spazieren gehen, Lisanne.«
Das war schon fast eine Woche her, aber für ihn war die Zeit zusammengeschmolzen. Er wusste nicht, dass man tagelang um sein Leben gebangt hatte.
»Da war doch etwas mit einem Kind, das aus dem Fenster gestürzt war«, erinnerte er sich.
»Ja, es geht dem kleinen Peter schon wieder ganz gut«, bemerkte sie.
Eine steile Falte erschien auf seiner Stirn.
»Aus dem Fenster bin ich jedenfalls nicht gefallen«, sagte er ironisch. »Es war … Allmächtiger! Nein, das kann nur ein Albtraum gewesen sein.«
Lisanne wusste, dass er sich erinnerte und dass er Hasso von Sillberg gesehen haben musste.
»Grüble nicht, Michael«, bat sie. »Du musst erst gesund werden.«
»Aber versteh doch, Lisanne, es war Sillberg! Er rennt hier mit einem Gewehr herum, und er hat auf mich geschossen!«
»Er wird nicht mehr herumrennen und schießen. Er ist tot«, erklärte sie. »Jetzt wird hier wieder Frieden sein, und du wirst gesund werden, Michael.«
»Ich begreife so vieles noch nicht«, sagte er stöhnend.
»Es ist auch schwer, das zu begreifen, aber …«
Sie hielt inne, denn die Tür tat sich auf. Es war André.
»Entschuldigt bitte, aber du wirst dringend benötigt, Lisa. Jills Angehörige sind gekommen.«
Lisanne fing einen bestürzten Blick von Michael auf.
»Auch das werde ich dir später erklären«, versprach sie.
»Das kann ich ja tun, während ich Michael Gesellschaft leiste«, meinte André lächelnd.
*
Nicolas wartete auf Lisanne.
»Ich habe mit Jill gesprochen und ihr erklärt, was in dem Brief stand. Es ist aber wohl doch besser, wenn du jetzt bei ihr bist. Sie hat bestimmte Vorstellungen von ihrer frühen Kindheit, und noch weiß man nicht, ob sie sich erfüllen.«
»Wo sind sie?«, fragte Lisanne.
»Bei Sabine, Jill ist noch hier.« Unbefangen lachte das Kind Lisanne an.
»Der Nicolas hat mir eine schöne Geschichte erzählt, Lisa«, sprudelte es über ihre Lippen. »Hast du jetzt Zeit? Kann ich sie dir auch erzählen?«
»Wir gehen jetzt mal zu Sabine«, sagte Lisa.
»Dann kann ich sie ihr auch gleich erzählen. Sabine ist jetzt immer so traurig. Was hat sie denn?«
»Sie hat sich große Sorgen um Michael gemacht.«
»Du aber auch.« Sie trippelte neben Lisa her und plauderte unbekümmert. »Meine Mami hat Sehnsucht nach mir. Es stimmt gar nicht, dass sie nichts von mir wissen will. Nicolas hat es mir erzählt. Ich weiß gar nicht mehr richtig, wie meine Mami aussieht. Ist das schlimm, Lisa?«
Nun würde sie sie bald wiedersehen, und Lisa fragte sich, wie sie dann reagieren würde.
Sie hatte ein wenig Angst vor dieser Begegnung, der sie mit jedem Schritt näher kamen. Geschah das nicht zu überstürzt? Aber konnte man einer Mutter, die ihr Kind Jahre vermisst und schmerzlich gesucht hatte, verdenken, dass sie keinen Tag mehr verstreichen lassen wollte?
»Es ist so schön, dass du sprechen kannst, Lisa«, sagte Jill. »Dann kann ich doch mal mit dir telefonieren, wenn ich bei meiner Granny bin. Du bleibst doch meine allerliebste Lisa.«
Bis die Liebe der anderen mich verdrängt, dachte Lisa. Aber das war kein wehmütiger Gedanke. Jill hatte eine Mutter, und es war nur gerecht, wenn sie nun den ersten Platz im Herzen ihres Kindes einnehmen würde.
Doch schon im nächsten Moment kamen Lisa bange Zweifel, dass dies so sein würde, denn Jill blieb plötzlich stehen und СКАЧАТЬ