Название: Im Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Im Sonnenwinkel Staffel
isbn: 9783740918064
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Sie nickte und blickte mit leuchtenden Augen zu ihm empor.
»Es ist schön, dass du das sagst«, flüsterte sie.
»Hast du etwas anderes erwartet?
Wir werden unsere Hochzeit hier feiern, mit ihnen und ihren neuen Kindern. Sie werden uns besuchen, und wir werden sie besuchen. Für mich ist es völlig gleichgültig, welchen Namen meine geliebte kleine Lisanne früher einmal getragen hat, da sie nun doch bald eine Jostin sein wird.«
»Geliebter Michael«, sagte sie zärtlich, »ich bin so glücklich!«
*
Sabine machte ihre abendliche Runde durch die Krankenzimmer. Alle waren sie belegt. Die meisten Kinder schliefen, doch hin und wieder griff eine kleine Hand nach ihr und hielt sie fest.
»Bleib noch ein bisschen da, Sabine.« – »Erzähl mir noch eine Geschichte, Sabine.« – »Ich habe Durst, Sabine.«
Nichts wurde ihr zu viel. Sie war glücklich über die Zuneigung, die ihr entgegenschlug. Sie fand aufmunternde Worte und zeigte eine fröhliche Miene.
Sie verlor die Angst, mit anderen zu reden, denn niemand äußerte ein Wort über Hasso von Sillberg. Sie wich auch Nicolas nicht mehr aus. Er wartete jeden Abend auf sie und begleitete sie dann durch den Park zu ihrem Haus. Auch heute, obgleich sie sich lange bei den Kindern aufgehalten hatte.
»Du verwöhnst sie ganz hübsch, Sabine«, meinte Nicolas.
»Sie haben Schmerzen oder Heimweh«, äußerte sie entschuldigend. »Ich bin glücklich, wenn sie mich brauchen, Nicolas.«
»Ich brauche dich auch, Sabine.« Seine Finger umschlossen ihr Handgelenk. Wie lange war es her, dass er es gewagt hatte? Ihr erschien es wie eine Ewigkeit. Aber sie gestand sich ein, dass ihre eigene Haltung schuld daran war.
»Sandra hat angerufen«, sagte sie verhalten. »Die Zwillinge fragen, warum der Dotto nicht mehr kommt. Wenn du einmal Zeit hast, sollen wir sie doch besuchen.«
»Dann werden wir uns diese Zeit nehmen«, erwiderte er, und seine Stimme klang froh. »Wenn ich gebraucht werde, kann ich in ein paar Minuten zur Stelle sein. Es ist doch nicht aus der Welt. André ist ja auch noch da.«
Von irgendwoher vernahmen sie Lisas und Michaels Lachen. Anscheinend genossen sie auch noch den Abend, der beinahe frühlingshaft mild war.
»Sie sind glücklich«, bemerkte Sabine leise. »Nun werden sie uns bald verlassen.«
Sein Atem ging schneller. Sie spürte seinen warmen Mund an ihrer Schläfe. »Aber du wirst bleiben, Sabine.«
»Ja, ich werde bleiben. Ich gehöre hierher.«
»Und zu mir«, sagte er.
»Willst du mich denn noch haben, Nicolas?«, fragte sie mit erstickter Stimme.
Seine Arme umschlossen sie, fest und beschützend, und ein langer Kuss erlöste sie von diesem letzten Zweifel.
Sie würde sein Leben teilen, seinen kleinen Patienten alle Liebe geben, die sie zur Genesung brauchten, ohne dass es die Liebe schmälern würde, die diesem Mann gehörte, ohne den ihr Leben nicht mehr denkbar war.
»Es war dunkel, als die schlanke junge Frau die Bahnhofshalle verließ. Sie hatte gewartet, bis diese sich völlig geleert hatte, bevor sie ins Freie trat.
Es kehrte schon wieder Stille ein auf dem Bahnhofsplatz von Hohenborn. Ein letztes Auto fuhr eben weg. Ein Taxi war weit und breit nicht zu sehen.
Es war nicht viel anders als früher, vor zehn Jahren, als ein junges Mädchen die Reise in die weite Welt antrat. Wenigstens hier, in der Umgebung des Bahnhofs.
Aber es hatte sich doch manches in Hohenborn verändert, wie sie, die sich als Fremde fühlte, feststellen konnte. Auf dem Marktplatz, den sie nach zehn Minuten erreichte, sah es ganz anders aus. Das Hotel »Zur Post« war nicht wiederzuerkennen. Die Fassade, einst verwittert und grau, wirkte direkt vornehm. Die neuen Geschäfte, die Lokale, dies alles war jener jungen Frau unbekannt, und sie hoffte, daß auch sie niemand erkennen würde.
Sie betrat die Halle des Hotels »Zur Post.« Ein weicher Teppichboden, bequeme Sessel, schöne Vorhänge, alles sehr gediegen, nicht billig. Doch da, an der Rezeption, ein junges Mädchen, ein Gesicht, das sie kannte, oder das Ebenbild eines andern Gesichts, das jetzt viel älter sein mußte, zehn Jahre älter!
Es kostete sie dennoch Überwindung, näher zu treten, und wäre sie nicht zu müde gewesen, wäre sie wieder umgekehrt.
»Kann ich bitte ein Zimmer haben?« fragte sie mit wohlklingender Stimme.
Zwei helle Augen musterten sie rasch und forschend.
»Zufällig ist eins frei geworden«, erwiderte die helle Mädchenstimme. »Es hat aber nur eine Dusche.«
»Das ist mir recht.«
»Würden Sie sich dann bitte eintragen, gnädige Frau?«
Das Mädchen schob ihr einen Block hin.
Mit steifen Fingern, die ihr nicht gehorchen wollten, schrieb sie den Namen »Ria Burg«.
»Meine Koffer sind noch auf dem Bahnhof«, bemerkte sie leise. »Es war kein Taxi aufzutreiben.«
»Ja, sie sind bei uns rar«, sagte das Mädchen. »Kurt kann die Koffer holen, wenn es Ihnen recht ist. Kurt ist mein Bruder.«
»Heli, komm doch mal!« rief eine weibliche Stimme, bei deren Klang Ria Burg zusammenzuckte.
»Da ist gerade ein Gast gekommen, Mama«, entgegnete das Mädchen.
Eine Frau in mittleren Jahren erschien, das ältere Ebenbild des Mädchens, das Gesicht, das Ria Burg vorhin zu sehen meinte, weil sie für einen Augenblick die zehn Jahre zwischen damals und heute vergessen hatte.
Wieder fühlte sie sich gemustert, und diesmal stockte ihr Herzschlag.
Aber nicht ein einziges Zeichen des Erkennens war in den Augen der anderen zu lesen.
»Ich hoffe, Sie werden sich bei uns wohl fühlen, gnädige Frau«, sagte Maria Dosch, die Besitzerin des Hotels »Zur Post«, in ihrem breiten Dialekt.
»Danke, das werde ich«, erwiderte Ria Burg erleichtert.
»Kurt kann doch gleich mal die Koffer der gnädigen Frau holen, Mama«, meinte Heli Dosch.
»Ja, sofort.«
Ria Burg reichte ihr den Aufbewahrungsschein. Maria Dosch nahm ihn mit einem Lächeln entgegen.
»Mein Sohn muß sich beeilen, СКАЧАТЬ