Название: Im Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Im Sonnenwinkel Staffel
isbn: 9783740918064
isbn:
»Granny!«, rief sie dann. »Das ist meine Granny!«
Sie riss sich los von Lisas Hand und begann zu laufen. Und als sie das Haus erreicht hatte, tat sich auch schon die Tür auf, und Jill wurde liebevoll von zwei Armen aufgefangen. Doch es war ein junges Gesicht, umgeben von braunen Haaren, das sich zu ihr herabneigte.
Lisa blieb zurück. Ihr Herz klopfte schnell und in banger Erwartung.
»Mein Kind, meine geliebte kleine Jill«, flüsterte Manja Bürkle bebend.
»Früher hast du immer Jennifer gesagt, Mami. Jetzt erkenne ich dich doch wieder«, sagte Jill.
Der Bann war gebrochen, wenngleich Jill keine Zeit hatte, sich schon jetzt länger mit ihrer Mutter zu befassen, denn in der anderen Tür stand ihre Granny, der Tränen des Glücks über die Wangen rannen.
»Wohnst du noch in dem Haus mit den vielen Blumen, Granny?«, fragte Jill atemlos. »Hast du den Seerosenteich noch?«
»Ja, mein Liebling«, antwortete die alte Dame. »Alles wartet darauf, dass du wieder heimkommst.«
Und noch jemand wartete, dass Jill auch Notiz von ihm nehmen würde, Donald Bürkle, der sich bis jetzt ganz im Hintergrund gehalten hatte.
Er musste sich in Geduld fassen, und vielleicht würde es auch noch einige Zeit brauchen, bis Jill ihn in ihr Leben einbezog.
Jill sah ihn forschend an und schenkte auch ihm dann ein Lächeln, das ihn ahnen ließ, dass er nicht lange auf die Zuneigung würde warten müssen.
*
Nicht nur von dieser dramatischen Familienzusammenführung war Michael von André unterrichtet worden, sondern auch davon, wie Lisa ihre Stimme wiedergefunden hatte.
»Die Angst um dich hat vollbracht, worum Nicolas in all den Jahren vergeblich gerungen hat«, sagte er. »Du verdankst diesem Umstand dein Leben, Michael.«
»Es gehört Lisanne«, äußerte Michael gedankenvoll. »Ich möchte mit ihren Eltern sprechen.«
Dass noch mehr Überraschungen auf ihn warteten, sollte Lisanne ihm selbst erzählen. Sie ließ sich Zeit damit.
Von Tag zu Tag hatte sich die Klinik mehr und mehr gefüllt. Auch sie konnte sich jetzt nicht ausschließlich um Michael kümmern.
Jill war in den Schoß ihrer Familie zurückgekehrt. Ein paar Tränen waren schon geflossen, als sie von ihrer Lisa Abschied nahm, die versprechen musste, sie in dem Haus am Seerosenteich zu besuchen.
Andere kleine Patienten wollten nun betreut werden, und bis das Pflegepersonal vollständig war, mussten Lisa und Sabine tüchtig zugreifen.
Alle Befürchtungen, dass Hasso von Sillbergs unheilvolles Treiben einen Schatten auf den Beginn in der Sternsee-Klinik werfen würde, erwiesen sich als überflüssig. Nur die Eingeweihten wussten um die Hintergründe, die anderen glaubten noch immer an den Wilderer, dem nun das Handwerk gelegt worden war. Der Frieden war zurückgekehrt.
Der Gruber-Bauer hatte sein Wort gehalten und seinen Wald der Gemeinde Erlenried überschrieben. Er hatte sich damit auf seine alten Tage vollends die Zuneigung seiner kleinen Freundin Bambi gesichert, die so furchtlos sein verhärtetes Herz erweicht hatte.
Jonny war wieder der friedfertigste Hund, der fröhlichste Spielkamerad der Kinder, die ohne Angst im Wald herumstreifen konnten und ihr Paradies wiedergefunden hatten.
Alois Frenzel und Ilse Eigner hatten ihr Aufgebot bestellt. Thomas war versöhnt mit einem Schwesterlein und fand es jetzt schon ganz niedlich. Zum Reden und Spielen hatte er ja Ulrike, die oft bei ihnen war, während ihre Mutter fleißig ihr neues Heim einrichtete. Die Vernunft hatte auch hier über Vorurteile gesiegt.
Ein dankbares Ehepaar konnte den kleinen Peter Grandel völlig genesen aus der Sternsee-Klinik heimholen. Mit ihm ging wieder ein Stück Erinnerung an einen schreckensvollen Sonntag.
Und auch Michael zog um in das Haus seiner Schwester.
»In einer Kinderklinik fühle ich mich fehl am Platz«, erklärte er.
Er meinte auch, dass es endlich Zeit würde, Klarheit über seine und Lisannes Zukunft zu schaffen. Aus diesem Grund war er doch eigentlich hierhergekommen.
Sabine überraschte ihn, als er vor dem Spiegel stand und etwas mühsam seine Krawatte band.
»Du sollst dich noch nicht anstrengen!«, sagte sie mahnend.
»Ich kann nicht im Pyjama um Lisannes Hand anhalten«, erwiderte er sarkastisch.
»Das läuft dir doch nicht davon«, bemerkte sie lächelnd, aber dieses Lächeln erreichte ihre Augen nicht, die immer einen melancholischen Ausdruck hatten.
»Liebe Sabine, ich bin diesbezüglich ein schrecklich altmodischer Mensch. Ich bin hierhergekommen, um mir das Jawort ihrer Eltern zu holen. Missliche Umstände haben mich daran viel zu lange gehindert. Ich will nicht, dass Lisanne sich als Krankenschwester unentbehrlich macht und ihre ganze Liebe an fremde Kinder verschwendet.«
»Egoist«, sagte sie scherzend. »Ihre Liebe gehört doch dir, ihre Fürsorge den Kindern und ihre Dankbarkeit Nicolas.«
»Sie wird meine Frau, und ich werde sie mitnehmen. Ich liebe sie und will sie für mich haben.«
»Mit Haut und Haaren«, meinte Sabine nachdenklich. »Oh, wir Jostins!«
»Was willst du damit sagen?«
Sie wandte sich um. »Ich habe wohl schon zu viel gesagt. Für dich mag das gar keine Gültigkeit haben. Und für mich wird es keine mehr bekommen.«
»Aus dir soll man klug werden. Willst du etwa Buße tun für Sillberg?
»Es wäre alles nicht geschehen, wenn ich nicht diesen entsetzlichen Fehler gemacht hätte«, flüsterte sie.
»Er hat für seine Schuld auf seine Weise bezahlt oder wie man immer das nennen will. Und ich stehe gesund vor dir und werde eine Frau bekommen, die lachen, reden und singen kann. Sieh es doch einmal so, Sabine. Der Nächstenliebe sind hier keine Grenzen gesetzt. Aber ein resignierter Mensch kann anderen nicht viel geben, vor allem nicht kranken Kindern, die fröhliche Worte brauchen. Und noch eins: Mach es Nicolas nicht so schwer!«
Da lief Sabine aus dem Zimmer.
*
Lisanne sah Michael aus dem Verwalterhaus kommen. Sie lief ihm, ohne zu überlegen, entgegen.
»Du kannst doch nicht herumrennen!«, sagte sie besorgt.
»Ich renne nicht. Ich gehe ganz langsam«, erwiderte er lächelnd.
»Du weißt doch, dass ich um diese Zeit noch in der Klinik bin«, meinte sie verwundert.
»Eben. Deshalb habe ich bei deinen Eltern um deine Hand angehalten, damit du mich nicht wieder daran hindern kannst.«
Ihre Augen weiteten sich. Verwirrung malte sich auf ihrem reizvollen Gesicht.
»Haben СКАЧАТЬ