Название: Im Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Im Sonnenwinkel Staffel
isbn: 9783740918064
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Dr. Heinz Rückert lachte.
»Sie tut gerade so, als wären wir aus der Welt und nicht schon übermorgen bei euch. Aber es ist nett, wenn ihr auch mal bei uns seid. Kommt gut nach Hause allesamt, und du, Bambischatz, schlaf gut!«
Bambi – Viktoria sah das Kind, da das Licht der Straßenlaterne voll auf sein Gesicht fiel – lachte und winkte, und dann sprang sie auf der Straße herum, dicht an ihr und der Eiche vorbei.
»Los, Bambi, sonst kommen wir heute nicht mehr nach Hause!« rief der Junge, den Frau Rückert Hannes genannt hatte.
Bambi lief aber doch noch um die Eiche herum. Und nun sah sie Viktoria.
»Entschuldigung«, sagte sie, nachdem sie kurz Luft geholt hatte. Zwei große dunkle Augen blickten Viktoria verwundert an, und sie hastete, sich ertappt fühlend, weiter.
*
Viktoria kam spät zurück. Kurt Dosch sah sie ganz verwundert an. Heli war anscheinend schon zu Bett gegangen. Schon…? Erschrocken sah sie auf die Uhr. Es war elf Uhr vorbei.
»Hatten Sie sich verlaufen?« fragte Kurt.
»Nein, das nicht. Es ist ein so schöner Abend. Ich hatte völlig die Zeit vergessen«, erwiderte sie. »Hoffentlich mußten Sie nicht meinetwegen aufbleiben.«
»Ach, das ist doch nicht schlimm. Ich habe noch Abrechnungen gemacht. Wissen Sie, wir sind ein Familienbetrieb. Aber das wird Sie kaum interessieren.«
»Doch, es interessiert mich«, sagte Viktoria. »Ich bin viel in der Welt herumgekommen. So richtige Familienbetriebe findet man nur noch in Deutschland und in der Schweiz. Die Luft hier bekommt mir gut. Ich werde gar nicht müde.«
»Möchten Sie noch ein Gläschen Wein trinken?« fragte Kurt.
Und ihm stand der Sinn noch nach Unterhaltung. Viel in der Welt herumgekommen war diese Frau Burg, und das interessierte ihn. Er konnte gar nicht genug davon erfahren, wie es dort in den Hotels zuging, denn Kurt Dosch hatte seinen Ehrgeiz. Er wollte einmal das beste Hotel weit und breit haben.
Und diese noch junge Frau – er hatte schnell einen Blick auf den Anmeldeschein geworfen und festgestellt, daß sie gerade erst einunddreißig war – hatte etwas ganz Besonderes an sich, auch wenn sie kein hübsches junges Mädchen mehr war. Sie war eine Dame, und arrogant war sie doch nicht. Man konnte gut mit ihr reden.
Irgendwie war sie ihm direkt ein wenig vertraut, wenigstens ihre Stimme, dieser leichte Dialekt, der hin und wieder ein wenig durchkam.
Sie forderte ihn sogar auf, sich zu ihr zu setzen. Sie begann über Hohenborn zu sprechen.
»Es ist ein hübsches Städtchen, aber doch recht groß geworden«, sagte Viktoria gedankenvoll.
»Kennen Sie es denn?« fragte er.
»Von ganz früher«, entgegnete sie rasch. »Als Kind war ich hier. Es ist lange her.«
»Gar so lange bestimmt nicht«, meinte er galant.
Wie anders er doch war als sein Vater, dieser ungehobelte Klotz, der fast immer betrunken gewesen war und seine Frau schikaniert hatte.
Leicht hatte es die Maria nicht gehabt, aber an ihren Kindern hatte sie nun bestimmt Freude.
»Schon eine ganze Zeit«, äußerte sie leichthin. »An Ihr Hotel kann ich mich aber nicht erinnern.«
»Es sah ganz anders aus«, erwiderte er. »Mein Vater hatte keinen Unternehmungsgeist, und rentieren tut es sich erst, seit die Münster-Werke so gewachsen sind und Erlenried entstanden ist.«
»Erlenried?« fragte sie.
»Die neue Siedlung beim Sonnenwinkel. Die müssen Sie sich mal anschauen, und das Gestüt vom Großmann-Walter, falls Sie den Namen noch kennen. Einen Fohlenhof hat er gegründet und macht auch sein Geschäft. Man kann schon einen schönen Urlaub hier verbringen. Die Felsenburg ist renoviert worden, und am Südufer gibt es jetzt eine Kinderklinik.«
»Und wie bewirtschaften Sie Ihr Hotel mit der Familie?« erkundigte sich Viktoria. »Einen phantastischen Koch müssen Sie haben.«
Er lachte auf. »Das ist die Tante Leni, die Schwester von Mama. Sie hat in der Schweiz gelernt und war in einem feinen Hotel. Sie ist unsere Perle.«
Die Leni! Als Hausmädchen hatte sie bei Viktorias Eltern angefangen. Du lieber Gott, was da alles auf sie einstürmte. Es war ein wenig zuviel. Und der Wein tat das seine, daß Viktoria müde wurde.
Sie schlief in dieser Nacht wunderbar, tief und traumlos, und hatte vieles von dem abgeschüttelt, was sie während der letzten Monate so gequält hatte.
*
Dr. Till Jaleck stand früh am Morgen auf. Noch nicht ganz sechs Uhr war es, aber er mußte sich dennoch schicken, um alles zu schaffen, bis er nach Hohenborn ins Gymnasium fahren mußte.
Die Kinder mußten gefüttert werden, die kleine Corri gewaschen und angekleidet.
Christoph half sich jetzt schon selbst, aber so ganz wollte das auch nicht klappen.
Es war nur gut, daß es in Erlenried den Kindergarten gab, wo er sie unterbringen konnte, aber auf die Dauer ging das auch nicht.
Vor vierzehn Tagen war seine letzte Haushaltshilfe davongelaufen. »Hier ist ja nichts los, da versauert man ja«, war ihr Argument gewesen. Sie wollte lieber in die Großstadt, wie so viele junge Mädchen.
Christoph kam auf Zehenspitzen in die Küche.
»Corri hat heute nacht gehustet, Papi«, erzählte er.
Guter Gott, nein, laß sie bloß nicht krank werden, dachte Till Jaleck verzweifelt. Was sollte er dann machen?
Corri hustete auch, als er sie aus ihrem Bettchen nahm. Aber sie war ein liebes, geduldiges Kind, wie auch Christoph, der schon brav seinen Kakao trank.
Er konnte die Kinder doch nicht in ein Heim geben. Nein, das brachte er nicht übers Herz. Sie hatten dieses schöne Haus. Gerda hatte es gar nicht mal fertig gesehen.
Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn er es wieder verkauft hätte. Interessenten hätten sich bestimmt genug gefunden, aber er hatte sich so gewünscht, in Erlenried zu leben. Er hatte es sich nur nicht so schwer vorgestellt, ohne eine Frau im Haus fertig zu werden.
Anfangs war Tante Helene eingesprungen, aber dann hatte das Ischias sie so geplagt, daß sie ins Krankenhaus mußte und anschließend zur Kur. Ganz gesund würde sie niemals mehr werden, und zwei lebhafte Kinder waren ihr einfach zuviel.
Drei Haushaltshilfen hatte er während dieser verhältnismäßig kurzen Zeit gehabt. Keine war geblieben. Zwei waren gegangen, weil sie sich mehr von dem jungen Witwer erhofft hatten, als er zu geben bereit war, und die dritte wollte, wie schon gesagt, nicht versauern.
»Werd mir bloß nicht krank, Corri«, sagte er zu der Kleinen.
»Nicht krank, Papi, nur Snupfi«, СКАЧАТЬ