Название: Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der exzellente Butler Parker Staffel
isbn: 9783740937362
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»Ich wußte es doch, Mister Parker«, ließ die ältere Dame sich erfreut vernehmen. »Diesem Subjekt habe ich von Anfang an nicht getraut.«
Josuah Parker ließ sich auf nichts ein.
Er nahm seinen Universal-Regenschirm waagerecht hoch, drückte auf einen Knopf, der unterhalb vom Bambusgriff verborgen war, und löste damit einen Pfeil aus, der durch den hohlen Schirmstock jagte, das Freie erreichte und sich anschließend in die linke Armbeuge des Mästers bohrte.
Johnny Farding blieb jäh stehen und blickte auf den bunt gefiederten Pfeil, der kaum größer war als eine Stricknadel. Dann stieß er so etwas wie einen Urschrei aus, setzte sich wieder in Bewegung und rannte auf den Butler zu.
Es war eindeutig seine feste Absicht, Parker zu perforieren.
*
Dabei übersah er allerdings Lady Simpson, in der er wohl keine Gegnerin vermutete. Er passierte sie, nachdem der Butler seitlich ausgewichen war. Als der Schweinemäster Myladys Höhe erreichte, schlug sie mit ihrem Pompadour in gekonnter Manier zu.
Der im Handbeutel befindliche Glücksbringer tat wieder mal seine Schuldigkeit. Das mächtige Hufeisen krachte auf die rechte Schulter von Johnny Farding und ließ ihn in den Knien einknicken. Dabei verlor der Mäster die Forke, wollte sie wieder an sich reißen, litt aber bereits deutlich unter Konditionsschwierigkeiten und fiel auf die Knie.
Lady Agatha langte erneut lustvoll zu.
Sie setzte den Pompadour auf den Hinterkopf von Johnny Farding, der nach vorn fiel, sich mit der Stirn abstützte und dann nicht mehr ansprechbar war.
»Ich sollte sicherheitshalber noch mal zuschlagen«, fand die Detektivin und blickte ihren Butler an.
»Vielleicht später, Mylady, sonst könnte es zu lange dauern, bis Mister Farding Ihnen Rede und Antwort stehen wird.«
»Nun gut, aber erinnern Sie mich daran«, gab sie zurück. »So leicht soll er mir nicht davonkommen. Er hätte Sie ja glatt umgebracht, wenn ich nicht gewesen wäre.«
Parker barg den präparierten Pfeil, dessen Spitze mit einer hochwirksamen Chemikalie bestrichen war. Der Muskelapparat des hünenhaften Mannes war vorerst gelähmt. Um Johnny Farding brauchte man sich nicht weiter zu kümmern.
Dafür aber um die insgesamt vier Streifengardisten, die inzwischen schon nicht mehr so ausdrucksstark husteten. Sie wischten sich dicke Krokodilstränen aus den Augen und leisteten so gut wie keinen Widerstand, als der Butler sich nun ihrer annahm.
Mylady hatte die Forke in die Hände genommen und schritt auf die vier am Boden hockenden Männer zu. Sie trugen Jeans, ärmellose Lederjacken und karierte Arbeitshemden. Ihre Füße steckten in stiefelähnlichen Gebilden.
»Sie sollten möglichst umgehend und wahrheitsgemäß antworten«, sagte Parker zu den vier Streifengardisten. »Gehen Sie davon aus, daß Mylady zustechen wird, falls Sie Schwierigkeiten machen,«
»Mann, was haben wir schon zu erzählen?« fragte einer der vier Männer mühsam und immer wieder nach Luft schnappend. »Sie wissen doch, daß Farding unser Boß ist.«
»Ich will es genauer hören, junger Mann«, forderte Mylady ihn auf. Sie hatte die vier Männer erreicht und stieß mit den Zinken der Forke immer wieder in den weichen Erdboden.
»Farding ist hier unser Boß«, wiederholte der Mann und wischte sich dicke Tränen von den Wangen. »Der hat uns gesagt, daß Sie kommen würden.«
»Und von wem stammt dieses Wissen, junger Mann?« fragte Lady Agatha ungeduldig. Sie stach erneut mit der Forke zu. Die Zinken fuhren dicht neben dem Knie des Mannes ins Erdreich. Der Streifengardist zuckte zusammen, zog die Beine blitzschnell an den Körper und blickte die ältere Dame entsetzt an.
»Lady, passen Sie auf«, hüstelte er. »Woher Farding Bescheid wußte, wissen wir nicht, ehrlich. Der kam zu uns da drüben im Club und sagte, wir sollten uns bereithalten.«
»Und wer ist nun der Saubermann?« Agatha Simpson blickte ihn scharf an.
»Keiner von uns weiß das, Lady«, lautete die Antwort. »Und ich glaube, daß auch Farding keinen blassen Schimmer hat. Der Saubermann ruft immer nur an. Der war noch nie hier, der hat sich uns noch nicht vorgestellt.«
»Wen konnten Sie denn im Lauf der Zeit hier auf der Farm begrüßen?« schaltete Josuah Parker sich ein. »Meine Wenigkeit möchte Namen hören.«
»Wer eigentlich?« Der hüstelnde Streifengardist runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach. »Warten Sie mal ... Wer is’ das alles gewesen? Ja, Doctor Hall war schon mal hier ... dann natürlich Harry Caterling, dem die Farm gehört ...«
»Vance Stratons von Cudlam Castle«, warf ein zweiter Streifengardist ein und nickte nervös in Richtung Mylady, die .wieder mit der Forke spielte, »und dann auch noch Grooner, der da auf Schriftsteller macht.«
»Mister Farding erwähnte eine Brücke und eine Mühle«, sagte Parker und wechselte das Thema. »Ist dort mit weiteren Streifengardisten zu rechnen?«
»Bestimmt nicht«, hüstelte der dritte Gardist. »Mehr sind wir nicht. Die anderen sind ja noch in Cudlam Hill.«
»Sie stammen nicht aus dem gerade erwähnten Ort?« erfragte Parker. »Ihrem Dialekt nach zu urteilen, meine Herren, müßten Sie aus dem Londoner Osten kommen.«
»Stimmt, Sir«, gab der vierte Streifengardist zurück. »Da sind wir auch von Farding angehauen worden. Er hat uns nach Cudlam Hill bestellt und uns sogar ’nen anständigen Vorschuß bar auf die Hand bezahlt.«
»Und wie umriß Mister Farding Ihre kommenden Aufgaben?«
»Wir sollten hier mal aufräumen und für Ordnung sorgen«, gestand der Mann und hüstelte weiter. »Aber der hat uns nichts davon gesagt, daß wir Ärger haben würden.«
»Dieser Ärger beginnt gerade erst«, warf Agatha Simpson grimmig ein. »Sie werden sich noch wundern, nicht wahr, Mister Parker?«
»Mylady sind und bleiben für jede erdenkliche Überraschung gut«, gab Josuah Parker zurück. Er meinte genau das, was er gerade gesagt hatte.
*
Sie rümpfte keineswegs die Nase, als sie die Schweineställe aus nächster Nähe betrachtete. In einem hallenartigen Nebengebäude quiekten und grunzten Borstentiere um die Wette.
Die mehr oder weniger rosigen Mastschweine machten auf Parker allerdings einen leicht neurotischen Eindruck. Zu viele wurden in zu engen Koben gehalten. Die Tiere hatten kaum die Möglichkeit, sich frei zu bewegen. Nach Parkers Schätzung hatte man es mit wenigstens hundert Schweinen zu tun.
»Man sollte den armen Tieren etwas Freiheit gönnen, Mister Parker«, sagte die ältere Dame mitfühlend,
»Zumal mit baldigem Besuch zu rechnen sein wird, Mylady«, erwiderte der Butler, der in der Tür zum Schweinestall stand. Er hatte weit hinten auf dem Zufahrtsweg einen Wagen ausgemacht, der sich schnell näherte.
»Rechne ich mit dem tatsächlichen Saubermann, Mister Parker?« fragte Agatha Simpson hoffnungsvoll.
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