Название: OPERATION ARKTIS
Автор: William Meikle
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Operation X
isbn: 9783958354678
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Ich ging auf das Hauptdeck und stolperte mitten hinein in ein Szenario, das beinahe komisch wirkte, so chaotisch war es.
Stefan der Koch, stand auf dem Seitendeck und schlug mit einer Bratpfanne auf etwas an seinen Füßen ein, wieder und wieder, bis es nur noch ein Haufen Matsch war, was immer es auch gewesen sein mochte. An anderer Stelle trampelten die Mitglieder der Crew auf dem Boden herum und schrien in einer Art makabrem, schlecht choreografierten Tanz. Erst als ich sah, womit es der Kapitän zu tun hatte, wurde mir klar, dass es hier nichts zum Lachen gab.
Zuerst sah es aus wie Pfeilschwanzkrebse; sie hatten etwa dieselbe ovale Form wie eine Servierplatte. Aber diese hatten Klauen unter der Schale, Krallen an den Beinen und scharfe Beißwerkzeuge. Lange Antennen peitschten durch die Luft, als würden sie damit schmecken und ein gedrungener, stummeliger, rechteckiger Schwanz ragte nach oben und half ihnen, die Balance zu halten, während sie über das Deck krabbelten. Als einer stehen blieb, den Kopf hob, und schnupperte, konnte ich ihn identifizieren. Ich hatte so etwas schon in Büchern und im Internet gesehen, aber das war mein erstes Zusammentreffen im richtigen Leben mit dieser Spezies. Es war ein Isopode, Bathynomus Giganteus, ein fleischfressender Meeresbodenbewohner.
Sie waren jetzt allerdings nicht mehr in der Nähe des Meeresbodens. Sie schwärmten über das ganze Deck aus. Der gerade mit den Fühlern geschnuppert hatte, drehte sich auf den, unter dem Panzer verborgenen Beinen um und rannte jetzt direkt auf mich zu. Ich überlegte nicht länger, sondern machte sofort einen Schritt nach vorn und trat hart dagegen, sodass er über das gesamte Seitendeck flog.
»Ich brauche hier Hilfe«, rief der Captain. Er war momentan am Haupteingang des Deckaufbaus und versuchte ihn zu schließen, während zig Isopoden darauf zu drängten. Drei Maate folgten gemeinsam mit mir dem Befehl und wir taten, was wir konnten, um ihm zur Hilfe zu eilen. Wir traten und stampften und hinterließen dabei Spuren aus Matsch und Schleim.
Der Mann neben mir bückte sich und versuchte eines der Dinger mit der Hand aufzuheben, doch es griff ihn sofort an und zerfleischte zwei seiner Finger bis auf die Knochen mit seinen groben Beißwerkzeugen. Wir trampelten immer wilder auf ihnen herum, trotzdem drohte die schiere Anzahl dieser Dinger, uns zu überwältigen. Der Lärm der Klauen auf dem Stahlblech des Decks hörte sich an wie zerreißendes Metall und das Getrappel ihrer Beine, während sie herumrasten, war wie Feuer aus einem Sturmgewehr. Überall, wo ich hinschaute, waren noch mehr von ihnen und schließlich entdeckte ich die Quelle. Sie kamen den Bohrschacht hoch und über die Landungsstege der Bohrstation. Wie eine Welle trafen sie auf das Deck.
Ich vermutete, dass wir eine Kolonie von ihnen auf dem Meeresboden gestört hatten, genug, um sie neugierig zu machen … oder hungrig. Ich wollte lieber nicht genauer darüber nachdenken.
Ich trat und stampfte. Hinter mir schrie jetzt einer der Besatzungsmitglieder schmerzerfüllt auf und bückte sich, um nach dem zu schnappen, was seinen Knöchel attackiert hatte. Doch sofort krabbelten drei der Dinger seine Arme hoch und über seinen Körper. Ich sah, wie sein linkes Ohr abgerissen wurde, dann fiel er hin und war sofort in einer wogenden, krabbelnden Masse von Isopoden verschwunden, die sich alle gierig auf ihn stürzten und ihm das Fleisch von den Knochen rissen. Seine Schreie waren furchtbar, dauerten aber zum Glück nicht lange an.
Wir hatten den Kapitän an der Tür zum Aufbau jetzt beinahe erreicht. Er versuchte immer noch energisch die angreifenden Isopoden mit einem langen Brecheisen zurückzudrängen, mit dem er wie mit einem Schwert Schneisen durch die Biester hieb. Wir vier, die noch übrig waren, schafften es, die Tür freizumachen, retteten uns dahinter und schlugen sie anschließend mit einem lauten Knall zu.
Wir hasteten jetzt die Treppe zur Brücke hoch, wo wir einen Moment lang herumstanden, uns ansahen und uns fragten, was zur Hölle da gerade passiert war. Auf dem ganzen Deck schwärmten diese Biester herum. Sie krabbelten und krochen übereinander, während sie eifrig nach Nahrung suchten. Ich sah jetzt niemanden mehr von der Mannschaft. Ich hoffte, dass die meisten es wie wir geschafft hatten, sich in Sicherheit zu bringen. Zumindest waren die Ladeluken geschlossen. Ich konnte nur hoffen, dass alle verbliebenen Zugänge unter Deck genauso fest geschlossen waren, denn der Gedanke daran, dass diese Dinger in den Korridoren und Kabinen herumwuselten und fraßen, war einfach unerträglich.
»Und was jetzt?«, fragte eines der Crewmitglieder, der bei uns war. Mir wurde klar, dass die Frage an den Kapitän gerichtet war.
»Jetzt entfernen wir diese Mistviecher von meinem verdammten Schiff«, sagte er und sein Gesicht wirkte dabei grimmig entschlossen. »Brutale Gewalt funktioniert anscheinend, aber wir sollten etwas probieren, das ein wenig schneller ist. Holt das Kerosin. Wir verbrennen diese Bastarde.«
So begann der längste Tag meines Lebens. Der Kapitän schickte Teams los, die auf dem ganzen Boot nur eine Aufgabe erfüllen sollten … alle Isopoden an Bord finden und sie mit egal welchem Mittel entfernen. Wie sich herausstellte, war Feuer verdammt effektiv und die Dinger jagten in Windeseile davon, um sich vor den Flammen zu verstecken. Wir konnten große Mengen von ihnen in den Frachtraum treiben, wo sie dann verbrannten; schmurgelnd und platzend wie hastig gebratener Speck. Ich hatte damit gerechnet, dass sie wie gegrillte Meeresfrüchte riechen würden, aber ich hatte mich gewaltig getäuscht. Der Gestank, den sie verbreiteten, war beißend, wie verbrannter Essig und sie verkohlten, nicht wie gebratenes Krabbenfleisch, sondern zu einem grünen, öligen Matsch, der sogar noch schlimmer roch.
Aber unsere Taktik funktionierte.
Während ich mithalf, zehn weitere Isopoden in die dunkle Öffnung des Frachtraums zu treiben, sah ich zum ersten Mal die Lumineszenz. Es war nur ein schwaches, blaues Leuchten, denn das helle Sonnenlicht kam durch die offenen Türen des Frachtraums und überstrahlte den Effekt. Aber jetzt, wo ich es einmal gesehen hatte, bemerkte ich es auch in anderen dunklen Ecken, wo wir die Biester aufstöberten. Ich wusste sofort, was ich da sah. Das Licht, das sie nutzten, um in den Tiefen zu jagen, verriet sie hier auf dem Schiff.
Als der Tag sich dem Ende zuneigte, die Sonne sich am Himmel weiterbewegte und längere Schatten in Korridore und Laderäume warf, sah ich das Leuchten immer stärker und damit verbunden, hörte man jetzt auch ein hohes, fiependes Brummen. Ich musste näher an eines der Dinger herangehen, um zu sehen, was die Ursache dafür war. Es rieb seine größten Beine zusammen, schnell und energisch und sendete dabei offenbar wie eine Grille eine Nachricht, die nur die anderen Isopoden verstehen konnten. Aber als ich es näher inspizierte, offenbarte sich mir auch etwas anderes und es war etwas, das man unbedingt näher untersuchen sollte. Ich wollte diese Information zuerst mit niemandem teilen, aber wenn es stimmte, dann steckten wir in wesentlich schlimmeren Schwierigkeiten als gedacht.
Sehr zum Missfallen des Kapitäns bestand ich darauf, eines der Dinger lebend zu fangen, um es studieren zu können. Wir fingen schließlich eines in einem stabilen Fischernetz und ich ließ es zum Labor über dem Bohrloch auf der Station bringen. Ich hatte allerdings keine Zeit, es mir anzusehen, denn das Schiff war noch längst nicht von den Dingern befreit und es dauerte noch mehrere anstrengende Stunden, bis der Kapitän schließlich verkündete, zufrieden zu sein.
Das Letzte, was wir an diesem langen Tag taten, war, raus auf die Bohrstation zu gehen und Kerosin über das Bohrgestänge und in den Bohrschacht zu schütten und es anschließend anzuzünden. Ich hörte das hohe Pfeifen jetzt nicht mehr, aber ich sah, wie mehrere kleine Körper СКАЧАТЬ