Der Fall Jesus. Lee Strobel
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Название: Der Fall Jesus

Автор: Lee Strobel

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

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isbn: 9783961221950

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СКАЧАТЬ Augen verengten sich und seine Stimme bekam einen unnachgiebigen Ton. „Es geht hier um zwei verschiedene Themen und es ist wichtig, sie voneinander zu trennen“, sagte er. „Ich denke, dass es stichhaltige Beweise für die frühere schriftliche Abfassung der Evangelien gibt. Aber selbst dann greift Armstrongs Argumentation nicht.“

      „Warum nicht?“, fragte ich.

      „Auch in sehr liberalen Kreisen datieren Wissenschaftler das Markus-Evangelium in die Siebzigerjahre des ersten Jahrhunderts, Matthäus und Lukas in die Achtzigerjahre und Johannes in die Neunzigerjahre. Doch beachten Sie: Das alles liegt immer noch innerhalb der Lebensjahre verschiedener Zeitgenossen Jesu, inklusive einiger feindlich eingestellter Augenzeugen, die garantiert Einspruch erhoben hätten, wenn falsche Lehren über Jesus verbreitet worden wären.

      Folglich sind auch diese späten Daten für die Abfassung der Evangelien gar nicht so spät. Ich kann Ihnen dazu zwei sehr aufschlussreiche Vergleiche nennen.

      Die zwei frühesten Biografien über Alexander den Großen wurden von Arrian und Plutarch verfasst, und zwar mehr als 400 Jahre nach dem Tod Alexanders des Großen im Jahr 323 vor Christus. Und trotzdem halten die Wissenschaftler sie im Allgemeinen für glaubwürdig. Natürlich entwickelten sich im Laufe der Zeit Legenden um Alexander den Großen, doch erst in den Jahrhunderten nach Arrian und Plutarch.

      Mit anderen Worten: Alexanders Geschichte blieb die ersten 400 Jahre lang nahezu unbeschadet. Die Legenden entstanden erst in den nachfolgenden 500 Jahren. Im Vergleich dazu spielt es eigentlich keine Rolle, ob die Evangelien nun erst 60 oder schon 30 Jahre nach dem Tod Jesu geschrieben wurden. Diese Zeitspanne kann man nach meiner Überzeugung nahezu völlig vernachlässigen.“

      Ich konnte nachvollziehen, was Blomberg sagen wollte. Und gleichzeitig hatte ich einige Vorbehalte dagegen. Für mich schien es logisch zu sein, dass Aufzeichnungen umso weniger in der Gefahr standen, Opfer von Legenden oder schlechtem Gedächtnis zu werden, je kürzer der Abstand zwischen tatsächlichem Geschehen und schriftlicher Abfassung des Geschehens war.

      „Ich möchte Ihren Punkt erst mal so stehen lassen, aber kommen wir noch einmal auf die Datierung der Evangelien zurück“, sagte ich. „Sie haben angedeutet, dass Sie glauben, die Evangelien seien vor dem von Ihnen erwähnten Zeitpunkt geschrieben worden.“

      „Ja, früher“, entgegnete er. „Und wir können diese Annahme stützen, indem wir einen Blick in die Apostelgeschichte werfen, die ebenfalls von Lukas geschrieben wurde. Die Apostelgeschichte endet offensichtlich unvollendet – Paulus ist eine zentrale Figur des Buches und befindet sich unter Hausarrest in Rom. Damit hört das Buch abrupt auf. Was passiert mit Paulus? Aus der Apostelgeschichte erfahren wir das nicht, vermutlich, weil das Buch vor dem Tod von Paulus niedergeschrieben wurde.“

      Blomberg geriet etwas mehr in Fahrt, als er fortfuhr: „Das bedeutet, dass man die Apostelgeschichte nicht später als 62 nach Christus datieren kann. Wenn man diesen Zeitpunkt festgelegt hat, kann man von hier aus weiter zurückgehen. Da die Apostelgeschichte der zweite Teil eines zweiteiligen Werkes ist, wissen wir, dass der erste Teil – das Lukas-Evangelium – vorher geschrieben sein muss. Und da Lukas Teile aus dem Markus-Evangelium integriert, bedeutet das, dass Markus noch früher da gewesen sein muss.

      Wenn Sie für die Entstehung jedes Evangeliums etwa ein Jahr rechnen, dann wurde das Markus-Evangelium nicht später als etwa 60 oder vielleicht Ende der Fünfzigerjahre nach Christus geschrieben. Wenn Jesus im Jahr 30 oder 33 unserer Zeitrechnung zu Tode kam, dann geht es hier um einen zeitlichen Abstand von maximal 30 Jahren oder so.“

      Er lehnte sich mit einem leicht triumphierenden Gesichtsausdruck in seinem Stuhl zurück. „Historisch gesprochen, vor allem im Vergleich mit Alexander dem Großen, ist das wie eine brandaktuelle Nachrichtenmeldung.“

      In der Tat war es sehr eindrucksvoll zu sehen, wie sich die zeitliche Kluft zwischen dem Leben Jesu und der schriftlichen Abfassung der Evangelien so stark schloss, dass man sie nach historischen Standards vernachlässigen konnte. Doch ich wollte noch mehr. Ich wollte die Uhr so weit wie möglich zurückdrehen, um die frühest möglichen Informationen über Jesus zu bekommen.

      Zurück zu den Anfängen

      Ich stand auf und spazierte zu den Bücherregalen hinüber. „Können wir noch weiter zurückgehen?“, fragte ich und wandte mich wieder zu Blomberg um. „Wie früh können wir die ältesten schriftlichen Zeugnisse für den Glauben an das Sühneopfer Jesu, seine Auferstehung und seine einzigartige Verbindung mit Gott ansetzen?“

      „Sie müssen berücksichtigen, dass die Bücher des Neuen Testamentes nicht chronologisch angeordnet sind“, begann er. „Die Evangelien entstanden erst nach fast allen Paulusbriefen. Paulus begann Ende der Vierzigerjahre, seine Briefe zu schreiben. Die meisten seiner bekannten Briefe sind in den Fünfzigerjahren entstanden. Um die frühesten Informationen zu finden, nimmt man deshalb die Paulus-Briefe und untersucht, ob es Anzeichen dafür gibt, dass in ihnen noch frühere Quellen verwendet wurden.“

      „Und“, hakte ich nach, „was findet man?“

      „Man findet heraus, dass Paulus einige Glaubensbekenntnisse oder Hymnen der Urkirche integriert hat. Diese gehen auf die Anfänge der Kirche nach der Auferstehung Jesu zurück.

      Zu den bekanntesten Glaubensbekenntnissen zählen der Philipper-Brief, Kapitel 2, Verse 6 bis 11, wo es heißt, dass Jesus ‚Gott gleich‘ war, und der Kolosser-Brief, Kapitel 1, Verse 15 bis 20, das ihn als das ‚Ebenbild des unsichtbaren Gottes‘ beschreibt, der alle Dinge erschaffen und durch den alle Dinge mit Gott versöhnt sind, der ‚Friede gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut‘.

      Diese Glaubensbekenntnisse sind wichtig, weil sie uns erklären, woran die ersten Christen in Bezug auf Jesus geglaubt haben. Doch was den historischen Jesus betrifft, ist das 15. Kapitel des 1. Korinther-Briefes vielleicht am wichtigsten, wo Paulus Fachsprache verwendet, um zu erklären, dass er die mündliche Überlieferung in relativ fixierter Form weitergab.“

      Blomberg suchte den Abschnitt in seiner Bibel und las ihn mir vor.

      „Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich; die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen. Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln“ (1. Korinther 15,3–7).

      „Und jetzt kommt der entscheidende Punkt“, fuhr Blomberg fort. „Wenn wir die Kreuzigung schon um 30 nach Christi Geburt ansetzen, dann kam Paulus um 32 nach Christus zum Glauben. Paulus wurde sofort nach Damaskus geführt, wo er einen Christen namens Hananias und andere Christen traf. Sein erstes Treffen mit den Aposteln in Jerusalem dürfte ungefähr im Jahre 35 stattgefunden haben. Irgendwann in dieser Zeit bekam Paulus dieses Glaubensbekenntnis, das schon fertig formuliert war und in der Urgemeinde verwendet wurde. In ihm finden Sie die wesentlichen Fakten über den Tod Jesu, zur Vergebung unserer Sünden und zusätzlich eine detaillierte Liste der Personen, denen er in auferstandener Form begegnet ist – und das alles erst zwei bis fünf Jahre nach den eigentlichen Ereignissen!

      Das ist alles andere als Mythologie, die sich 40 Jahre oder noch später gebildet hat, wie Armstrong behauptet. Man kann mit gutem Recht feststellen, dass der christliche Glaube an die Auferstehung, wenn auch nicht in schriftlich fixierter Form, schon zwei Jahre nach dem eigentlichen Geschehen zu datieren ist.

      Und das ist äußerst entscheidend“, fügte er mit Nachdruck hinzu. „Denn nun geht es nicht um 30 oder 60 Jahre im Vergleich zu 500 Jahren, was bei anderen Daten durchaus akzeptabel sein kann, СКАЧАТЬ