Название: Der Fall Jesus
Автор: Lee Strobel
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 9783961221950
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Aber“, betonte er, „auf jeden Fall basiert das letzte Evangelium, genau wie die drei anderen Evangelien, auf Augenzeugenmaterial.“
Auf der Suche nach Einzelheiten
Wenn ich auch Blombergs Kommentare bisher akzeptiert hatte, war ich noch nicht bereit, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Die Frage, wer die Evangelien geschrieben hat, ist äußerst wichtig, und ich wollte konkrete Details – Namen, Daten, Zitate. Ich trank meinen Kaffee aus und stellte die Tasse auf den Tisch. Ich zückte meinen Stift und bereitete mich darauf vor, tiefer in das Thema einzudringen.
„Gehen wir mal zurück zu Markus, Matthäus und Lukas“, sagte ich. „Welche konkreten Beweise haben Sie, dass diese drei Personen wirklich die Autoren der Evangelien sind?“
Blomberg beugte sich vor. „Auch hier stammt das älteste und vermutlich wichtigste Zeugnis von Papias, der etwa um 125 nach Christus ausdrücklich schreibt, dass Markus die Augenzeugenbeobachtungen des Petrus sorgfältig aufgezeichnet hat. Wörtlich schreibt er, dass Markus ‚keinen Fehler‘ gemacht und ‚keine einzige falsche Aussage‘ aufgenommen hat. Und Papias schreibt, dass auch Matthäus die Lehren Jesu gut erhalten hat.
Dann bestätigt auch Irenäus etwa um 180 nach Christus die überlieferte Autorschaft. Ich lese Ihnen die Stelle vor“, meinte er und griff nach einem Buch. Er schlug es auf und las die Worte von Irenäus:
„Matthäus veröffentlichte sein eigenes Evangelium unter den Hebräern in ihrer eigenen Sprache, während Petrus und Paulus das Evangelium in Rom predigten und die Gemeinde dort gründeten. Nach ihrer Abreise gab uns Markus, der Jünger und Übersetzer des Petrus, persönlich in schriftlicher Form die wesentlichen Inhalte der Predigten des Petrus. Lukas, der Jünger des Paulus, schrieb in einem Buch das Evangelium so nieder, wie er es von seinem Lehrer gehört hatte. Und Johannes, der Jünger des Herrn, der auch an seiner Brust gelehnt war, schrieb sein Evangelium, während er in Ephesus in Asien lebte.“3
Ich schaute von meinen Notizen auf. „Um das klarzustellen“, sagte ich. „Wenn wir uns darauf verlassen können, dass die Evangelien von den Jüngern Matthäus und Johannes, von Markus, dem Freund des Apostels Petrus, und von Lukas, dem Historiker, Freund des Paulus und so etwas wie ein Journalist des ersten Jahrhunderts, geschrieben wurden, können wir auch davon ausgehen, dass die beschriebenen Ereignisse auf direkten oder indirekten Augenzeugenbeobachtungen basieren.“
Während ich sprach, wog Blomberg in Gedanken meine Worte ab. Als ich fertig war, nickte er.
„Exakt“, erwiderte er knapp.
Antike gegen moderne Biografien
Es gab noch ein paar Aspekte der Evangelien, die für mich unklar waren. Ich wollte vor allem das literarische Genre besser verstehen, das sie repräsentierten.
„Wenn ich in eine Buchhandlung gehe, finde ich dort etwas völlig anderes als in den Evangelien“, sagte ich. „Wenn heutzutage jemand eine Biografie schreibt, beschäftigt er sich intensiv mit dem Leben eines Menschen. Aber schauen Sie sich das Markus-Evangelium an – er schreibt nichts über die Geburt Jesu oder seine Jugendzeit. Stattdessen konzentriert er sich auf einen Zeitraum von drei Jahren und verwendet fast die Hälfte seines Evangeliums darauf, die letzten Lebenstage Jesu zu schildern. Wie erklären Sie sich das?“
Blomberg hob zwei Finger. „Es gibt zwei Begründungen“, erwiderte er. „Eine literarische und eine theologische.
Die literarische Begründung ist, dass man in der Antike Biografien auf diese Weise schrieb. Damals hatte man nicht wie heute das Gefühl, dass es wichtig sein könnte, gleichermaßen auf alle Perioden im Leben eines Menschen einzugehen, seine Geschichte in chronologischer Reihenfolge zu erzählen oder jemanden wörtlich zu zitieren, statt nur sinngemäß wiederzugeben, was er gesagt hatte. Im Altgriechischen und Hebräischen gibt es nicht einmal ein Symbol für direkte Rede.
Man sah damals nur einen Grund für die Aufzeichnung von Geschichte: Man konnte etwas von den Menschen lernen, deren Leben beschrieben wurde. Deshalb gingen die Biografen vor allem auf die Lebensabschnitte ausführlich ein, die Vorbildcharakter hatten, besonders anschaulich waren, anderen Menschen helfen oder einer Epoche Sinn geben konnten.“
„Und wie lautet die theologische Begründung?“, fragte ich.
„Sie folgt aus dem Punkt, den ich gerade genannt habe. Christen glauben, dass das Leben und die Wunder Jesu zwar ganz toll waren, dass sie aber bedeutungslos sind, wenn Tod und Auferstehung Jesu nicht geschichtlich belegt sind und dadurch Sühne oder Vergebung für die Verfehlungen der Menschen nicht möglich ist.
Aus diesem Grund widmet wohl auch Markus, der Autor des ältesten Evangeliums, annähernd die Hälfte seines Berichtes der letzten Lebenswoche Jesu, die in Tod und Auferstehung gipfelt.
Wenn man die Bedeutung der Auferstehung bedenkt“, schloss er, „passt das perfekt zum antiken Geschichts- und Literaturverständnis.“
Das Geheimnis von Q
Zusätzlich zu den vier Evangelien verweisen Wissenschaftler oft auf die sogenannte Logienquelle „Q“.4 Wegen Ähnlichkeiten in Sprache und Inhalt nimmt man gewöhnlich an, dass Matthäus und Lukas das Evangelium von Markus als Vorlage nahmen, als sie ihre eigenen Evangelien schrieben. Außerdem gehen die Wissenschaftler davon aus, dass Matthäus und Lukas Material von dieser geheimnisvollen Quelle „Q“ übernommen haben, Material, das bei Markus nicht zu finden ist.
„Was genau ist ‚Q‘?“, fragte ich Blomberg.
„Genau genommen nur eine Hypothese“, antwortete er und lehnte sich wieder gemütlich in seinem Stuhl zurück. „Mit wenigen Ausnahmen besteht sie einfach aus Reden und Lehren Jesu, die in einem unabhängigen, separaten Dokument zusammengefasst gewesen sein könnten. Wissen Sie, es war damals gängige Praxis, die Reden geachteter Lehrer zu sammeln, so wie wir heute die besten Songs eines Musikers in einem ‚Best of‘-Album zusammenstellen. Die Quelle ‚Q‘ könnte so etwas gewesen sein. Zumindest sieht so die Theorie aus.“
Doch wenn Q schon vor Matthäus und Lukas existiert hatte, würde sie frühes Material über Jesus enthalten. Vielleicht, dachte ich, wirft das ein neues Licht auf Jesus.
„Noch eine Frage“, sagte ich. „Was für ein Bild von Jesus bekommt man, wenn man das Material von Q isoliert betrachtet?“
Blomberg strich über seinen Bart und starrte einen Moment lang an die Decke, während er über die Frage nachdachte. „Nun, Sie müssen berücksichtigen, dass Q eine Sammlung von Zitaten Jesu war und ihr deshalb das narrative Material fehlt, das uns ein vollständigeres Bild von Jesus geben könnte“, erwiderte er. Er sprach langsam und wählte jedes Wort sorgfältig.
„Doch trotzdem sind sehr starke Behauptungen Jesu dort aufgezeichnet, etwa, dass er die personifizierte Weisheit sei und derjenige, durch den Gott die Menschen richten werde, je nachdem, ob sie sich zu ihm bekennen oder ihn ablehnen würden. Der Autor eines wichtigen wissenschaftlichen Werkes zog vor Kurzem den Schluss, dass man dasselbe Bild von Jesus wie in den Evangelien СКАЧАТЬ