Название: Der Fall Jesus
Автор: Lee Strobel
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 9783961221950
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Blomberg nickte. „Ja“, sagte er. „Das können Sie am Anfang des Lukas-Evangeliums sehen, der sich genau so liest wie andere anerkannte historische und biografische Werke der Antike.“
Er nahm seine Bibel zur Hand und las die ersten Verse des Lukas-Evangeliums.
„Schon viele haben es unternommen, einen Bericht über all das abzufassen, was sich unter uns ereignet und erfüllt hat. Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren. Nun habe auch ich mich entschlossen, allem von Grund auf sorgfältig nachzugehen, um es für dich, hochverehrter Theophilus, der Reihe nach aufzuschreiben. So kannst du dich von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du unterwiesen wurdest“ (Lukas 1,1–4).
„Wie Sie sehen“, fuhr Blomberg fort, „lässt Lukas von vornherein keinen Zweifel daran, dass es seine Absicht ist, präzise über die Dinge zu berichten, die er untersucht hat und die durch verschiedene Zeugen gestützt werden.“
„Und was ist mit den anderen Evangelien?“, fragte ich. „Sie fangen nicht mit ähnlichen Absichtserklärungen an. Bedeutet das, dass die Autoren nicht dieselbe Absicht verfolgt haben?“
„Es stimmt, dass bei Markus und Matthäus diese konkrete Erklärung fehlt“, antwortete Blomberg. „Doch sind sie, was das literarische Genre anbelangt, Lukas sehr ähnlich und man kann annehmen, dass Lukas’ historische Absicht ihre Absicht spiegelt.“
„Und Johannes?“, fragte ich.
„Die einzige andere Absichtserklärung in den Evangelien findet sich im Johannes-Evangelium, Kapitel 20, Vers 31: ‚Diese [die Zeichen] aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.‘“
„Aber das“, wandte ich ein, „klingt eher nach einer theologischen Aussage als nach einer historischen.“
„Da gebe ich Ihnen recht“, erwiderte Blomberg. „Aber wenn Sie überzeugt genug sein wollen, um zu glauben, dann muss die Theologie einer akkuraten Geschichtsschreibung entspringen. Davon abgesehen gibt es hier einen wichtigen indirekten Beweis, den man nicht übersehen darf. Denken Sie daran, wie die Evangelien geschrieben sind – sehr schlicht und seriös, mit genauen Details, mit offensichtlicher Sorgfalt und Genauigkeit. Ihnen fehlen die eigenwilligen Ausschmückungen und offensichtlichen Mythologisierungen, die man in vielen anderen antiken Schriften findet.
Und wohin führt uns das?“, fragte er, um seine Frage gleich darauf selbst zu beantworten: „Es scheint, dass die Autoren der Evangelien die klare Absicht hatten, das aufzuzeichnen, was tatsächlich passiert war.“
Einwände
Doch was ist wirklich passiert? Es gibt einige Kritiker, die ein ganz anderes und widersprüchliches Bild zeichnen.
Sie vertreten die Ansicht, dass die ersten Christen überzeugt waren, dass Christus zu ihren Lebzeiten wiederkommen würde, um die Geschichte zu vollenden. Deshalb war es für sie nicht notwendig, irgendwelche historischen Berichte über sein Leben oder seine Lehren zu bewahren. Warum sich darum kümmern, wenn er sowieso jederzeit kommen und der Welt ein Ende machen konnte?
„Als es also“, sagte ich, „Jahre später offensichtlich wurde, dass Jesus doch nicht so bald kommen würde, merkten sie, dass sie kein genaues historisches Material hatten, auf das sie sich beim Schreiben der Evangelien stützen konnten. Es gab keine Aufzeichnungen zu historischen Zwecken. Kann es nicht so gewesen sein?“
„Es gibt sicher Sekten und Gruppen, auch religiöse Gruppen, bei denen dieses Argument zutrifft. Aber nicht bei den ersten Christen“, antwortete Blomberg.
„Warum nicht?“, wollte ich wissen. „Was war bei den ersten Christen so anders?“
„Erstens denke ich, dass die Grundvoraussetzung etwas übertrieben ist. In der überwiegenden Zahl der Lehren Jesu ist von einer längeren Zeitspanne bis zum Ende der Welt die Rede“, erklärte er. „Aber zweitens, selbst wenn einige der Nachfolger Jesu dachten, er würde sehr schnell wiederkommen, darf man trotzdem nicht vergessen, dass das Christentum aus dem Judentum heraus entstanden ist.
Acht Jahrhunderte lang lebten die Juden mit der Spannung zwischen den Ankündigungen der Propheten, dass der Tag des Herrn nahe war, und der Tatsache, dass die Geschichte des Volkes Israel weiterging. Und selbst die Nachfolger der Propheten sammelten, bewerteten und bewahrten die Worte der Propheten. Wenn man davon ausgeht, dass die Nachfolger Jesu ihn für mehr als einen bloßen Propheten hielten, scheint es nur vernünftig zu sein, dass sie es genauso machen würden.“
Auch wenn dies einleuchtend schien, hatten einige Wissenschaftler einen weiteren Einwand erhoben, mit dem ich Blomberg konfrontieren wollte. „Man sagt, dass die ersten Christen häufig glaubten, dass der körperlich gestorbene Jesus durch sie mit Botschaften oder ‚Prophetien‘ zu ihrer Kirche sprach“, sagte ich. „Da diesen Prophetien genauso viel Autorität zugebilligt wurde wie Jesu eigenen Worte, die er zu seinen Lebzeiten auf der Erde gesprochen hatte, unterschieden die ersten Christen nicht zwischen diesen neuen Botschaften und den echten Worten des historischen Jesus. Das Ergebnis war, dass die Evangelien diese zwei Arten von Material mischten und wir heute nicht mehr genau unterscheiden können, was auf den historischen Jesus zurückgeht und was nicht. Das ist für viele Leute ein nicht unerheblicher Anklagepunkt. Was sagen Sie dazu?“
„Dieses Argument hat noch weniger historischen Rückhalt als das erste“, sagte er mit einem Lächeln. „Im Neuen Testament selbst finden sich Beweise, die diese Hypothese widerlegen.
Es gibt Gelegenheiten, bei denen auf frühe christliche Prophetien verwiesen wird, doch werden sie immer klar von dem unterschieden, was Jesus gesagt hatte. Im 7. Kapitel des 1. Korinther-Briefes beispielsweise unterscheidet Paulus klar, wenn er ein ‚Wort von Jesus hat‘ oder wenn er den historischen Jesus zitiert. In der Offenbarung kann man die paar Stellen eindeutig erkennen, wo Jesus direkt zu seinem Propheten spricht – also zu Johannes, dem Apostel, wie man traditionell annimmt – und wo Johannes seine eigenen inspirierten Visionen wiedergibt.
Und im 14. Kapitel des 1. Briefes an die Korinther, wo Paulus die Kriterien für echte Prophetie nennt, spricht er von der Verantwortung der Ortsgemeinde, die Propheten unter die Lupe zu nehmen. Da er Jude war, wissen wir, dass folglich für ihn zu den Kriterien für echte Prophetie gehört, ob die Voraussagen wahrhaftig sind und ob sie mit früher offenbarten Worten von Gott übereinstimmten.
Doch das stärkste Argument ist das, was in den Evangelien nicht vorkommt. Nach der Himmelfahrt Jesu gab es eine ganze Reihe von Kontroversen, die die frühe Kirche bedrohten. Sollten Christen beschnitten werden? Wie sollte das Zungenreden reguliert werden? Wie konnte man Juden und Heiden unter einen Hut bringen? Welche Rolle sollten Frauen im Dienst einnehmen? Konnten Christen sich von nichtchristlichen Ehepartnern trennen?
Diese Fragen hätte man am praktischsten lösen können, indem die ersten Christen einfach in den Evangelien nachgelesen hätten, was Jesus ihnen aus dem Jenseits zu diesen Themen gesagt hatte. Doch dies ist nie passiert. Die Kontinuität dieser Kontroversen zeigt, dass die Christen daran interessiert waren zu unterscheiden, was zu Lebzeiten Jesu geschah und was später in den Gemeinden diskutiert wurde.“
2. Die Frage nach der Möglichkeit
Selbst wenn die Autoren daran interessiert gewesen waren, Geschichte zuverlässig aufzuzeichnen, bleibt immer noch die Frage, ob sie dazu überhaupt die Möglichkeit hatten. Wie können wir sicher sein, dass das Material über Leben und Lehren СКАЧАТЬ