Der Fall Jesus. Lee Strobel
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Название: Der Fall Jesus

Автор: Lee Strobel

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

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isbn: 9783961221950

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СКАЧАТЬ genauer wissen. „Würde man ihn auch als einen Wundertäter sehen?“, fragte ich weiter.

      „Auch hier gilt wieder“, antwortete er, „dass man nicht viele Wundererzählungen an sich findet, weil sie eher narrativ sind und Q eben überwiegend eine Liste aus Zitaten ist.“

      Er hielt inne, griff über seinen Schreibtisch, nahm eine in Leder gebundene Bibel in die Hand und blätterte durch ihre abgegriffenen Seiten.

      „Aber im Lukas-Evangelium, Kapitel 7, Verse 18 bis 23 und im Matthäus-Evangelium, Kapitel 11, Verse 2 bis 6 heißt es, dass Johannes der Täufer seine Boten sandte, um Jesus zu fragen, ob er wirklich der Christus war, der Messias, auf den sie warteten. Jesus antwortete ihnen in etwa: ‚Sagt ihm, dass er auf meine Wunder achten soll. Sagt ihm, was ihr gesehen habt: Die Blinden sehen, die Lahmen gehen, die Tauben hören, den Armen wird die gute Nachricht gepredigt.‘

      Selbst in Q findet man also ein klares Bewusstsein der Wunder Jesu“, schloss er.

      Als Blomberg Matthäus erwähnte, erinnerte mich das an eine andere Frage. Wie passten die Evangelien zusammen?

      „Warum“, fragte ich, „sollte Matthäus – von dem behauptet wird, dass er Augenzeuge war – Teile eines Evangeliums von Markus, der kein Augenzeuge war, in sein Evangelium integrieren? Wenn das Evangelium von Matthäus wirklich von einem Augenzeugen geschrieben wurde, dann sollte man doch annehmen, dass er sich auf seine eigenen Beobachtungen verlassen würde.“

      Blomberg lächelte. „Das macht nur Sinn, wenn man davon ausgeht, dass Markus auf die Erinnerungen von Petrus zurückgreift“, sagte er. „Wie Sie selbst gesagt haben, gehörte Petrus zum inneren Kreis um Jesus und konnte auf diese Weise Dinge sehen und hören, die den anderen Jüngern verschlossen blieben. Also würde es auch für Matthäus Sinn machen, sich auf Petrus’ Version der Ereignisse zu verlassen, wie sie durch Markus überliefert wird.“

      Ja, dachte ich bei mir, das machte Sinn. Aus meinen Jahren als Zeitungsreporter fiel mir sogar eine Analogie ein. Ich erinnerte mich, wie ich einmal zusammen mit vielen anderen Journalisten den berühmt-berüchtigten politischen Patriarchen von Chicago, den verstorbenen Bürgermeister Richard J. Daley, umringt und mit Fragen zu einem Polizeiskandal bombardiert hatte. Er hatte ein paar Bemerkungen gemacht, bevor er in seine Limousine flüchtete.

      Obwohl ich Augenzeuge des Geschehens war, wandte ich mich sofort an einen Radioreporter, der näher bei Daley gestanden hatte, und bat ihn, sein Band zurückzuspulen, damit wir noch einmal hören konnten, was Daley gesagt hatte. Nur so konnte ich sichergehen, dass ich seine Worte korrekt aufgeschrieben hatte.

      Und das, so grübelte ich, war vermutlich genau das, was Matthäus mit Markus getan hatte. Obwohl er seine eigenen Erinnerungen als Jünger Jesu hatte, veranlasste ihn sein Wunsch nach korrekter Darstellung der Ereignisse dazu, auf Material zurückzugreifen, das direkt von Petrus aus dem inneren Kreis um Jesus kam.

      Die besondere Perspektive bei Johannes

      „Könnten Sie die Unterschiede zwischen den synoptischen Evangelien und dem Johannes-Evangelium näher erläutern?“, fragte ich Blomberg.

      Seine Augenbrauen schossen nach oben. „Zu diesem Thema könnte man ein ganzes Buch schreiben!“

      Nachdem ich versichert hatte, dass ich nur an den wesentlichen Punkten interessiert wäre und nicht an einer erschöpfenden Diskussion, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück.

      „Nun, es ist richtig, dass das Johannes-Evangelium zu den anderen Evangelien mehr Unterschiede als Ähnlichkeiten aufweist“, begann er. „Nur eine Handvoll von den großen Geschichten aus den drei Synoptikern erscheint im Johannes-Evangelium. Das ändert sich aber merklich, wenn man zu der letzten Lebenswoche Jesu kommt. Ab diesem Punkt sind die Parallelen deutlicher.

      Außerdem scheint der linguistische Stil anders zu sein. Im Johannes-Evangelium verwendet Jesus eine andere Terminologie, er spricht in langen Predigten und es scheint eine höhere Christologie zu geben. Das heißt, dass Jesus direkter und deutlicher behauptet, dass er mit dem Vater eins ist, dass er der Weg, die Wahrheit und das Leben und dass er die Auferstehung und das Leben ist.“

      „Wie erklärt man sich diese Unterschiede?“, fragte ich.

      „Man ging sehr lange davon aus, dass Johannes alles kannte, was Matthäus, Markus und Lukas geschrieben hatten, und keine Notwendigkeit sah, es zu wiederholen. Also habe er beschlossen, ihre Aufzeichnungen zu ergänzen. In jüngerer Zeit nahm man aber auch an, dass Johannes von den drei anderen Evangelien völlig unabhängig ist. Für diese These sprechen nicht nur die Unterschiede in der Materialauswahl, sondern auch die unterschiedliche Sicht von Jesus.“

      Die kühnste Behauptung Jesu

      „Es gibt auch einige theologische Unterschiede zwischen den Synoptikern und Johannes“, stellte ich fest.

      „Das will ich nicht abstreiten, aber muss man sie gleich als Widersprüche bezeichnen? Das glaube ich nicht und ich sage Ihnen auch, warum. Zu fast jedem großen Thema oder Unterschied in Johannes können Sie Parallelen in Matthäus, Markus oder Lukas finden, auch wenn sie nicht gerade im Überfluss vorhanden sind.“

      Das war eine kühne Behauptung. Ich entschloss mich umgehend, sie auf die Probe zu stellen und das vielleicht wichtigste Thema in Bezug auf die Unterschiede zwischen den Synoptikern und dem Johannes-Evangelium anzusprechen.

      „Johannes stellt sehr explizit die Behauptung auf, dass Jesus Gott ist, was viele der Tatsache zuschreiben, dass er sein Evangelium so viel später als die anderen schrieb und damit begann, die Ereignisse auszuschmücken“, warf ich ein. „Findet man dieses Thema der Gottheit Jesu auch bei den Synoptikern?“

      „Ja, kann man“, entgegnete er. „Das Thema findet sich eher implizit, aber es ist vorhanden. Denken Sie an die Geschichte im Matthäus-Evangelium, Kapitel 14, Verse 22 bis 33 und im Markus-Evangelium, Kapitel 6, Verse 45 bis 52, als Jesus auf dem Wasser geht. In den meisten Übersetzungen geht die Bedeutung des griechischen Urtextes verloren. In den Übersetzungen heißt es meistens: ‚Fürchte dich nicht, ich bin es.‘ Doch im Griechischen heißt es wörtlich: ‚Fürchte dich nicht, ich bin.‘ Diese letzten beiden Worte sind identisch mit dem, was Jesus im Johannes-Evangelium, Kapitel 8, Vers 58 sagt, als er den göttlichen Namen ‚Ich bin‘ auf sich bezieht, mit dem sich Gott Mose am brennenden Dornbusch offenbart hatte. Jesus offenbart sich hier also als derjenige, der dieselbe göttliche Macht über die Natur hat wie Jahwe, der Gott des Alten Testamentes.“

      Ich nickte. „Das ist ein Beispiel. Gibt es noch andere?“

      „Ja. In den ersten drei Evangelien ist beispielsweise ‚Menschensohn‘ der Titel, den Jesus am häufigsten für sich selbst verwendet, und –“