KHAOS. Lin Rina
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Название: KHAOS

Автор: Lin Rina

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783959914208

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СКАЧАТЬ sonst vollkommenen Stille.

      Vorsichtig betrat ich den Bereich, der sich dahinter befand. Meine Schritte wirbelten Staub und Sand auf, der mir in der Nase kitzelte.

      Vor mir lag eine Art Lagerraum. Kisten in verschiedenen Größen standen herum, aus Holz, Metall – sogar Pappe. Ich öffnete eine davon, lugte hinein und fand zu meiner Überraschung einige Konservendosen, die ich mit spitzen Fingern herauszog.

      Obwohl ich mich über meinen Fund freute, fühlte ich mich unwohl. Irgendwas war hier nicht richtig. Ich konnte es spüren. Als ob etwas im Hinterhalt lauerte, das ich nicht ausmachen konnte.

      Über mir war ein leichtes Pochen zu hören und ich schreckte zusammen. Ich stieß mit dem Arm an die Kiste voller Konserven und sie rutschte auf dem gewölbten Untergrund nach hinten. Schnell versuchte ich sie noch zu erwischen, doch sie hatte bereits Überhang bekommen und fiel mit lautem Scheppern zu Boden.

      Mein Herz schlug mir hart gegen die Rippen, stach mich bei jedem neuen Pumpen und ich fragte mich, warum ich mich heute unbedingt selbst umbringen wollte.

      Ich lehnte mich an die seltsame längliche Metalltruhe mit dem gewölbten Deckel und atmete tief die staubige, abgestandene Luft ein. Dann schloss ich für einen kleinen Moment die Augen und lauschte auf meinen zusätzlichen Sinn. Es dauerte keine Sekunde, da tauchten zwei Personen direkt über mir auf. Es waren starke Seelen, die beide sehr markant waren.

      Tigris und Vento, zwei Männer, ein ZentralMensch und ein Tolaner, die man besser fürchtete. Sie ließen sich gegenseitig nur in Ruhe, weil sie noch nicht auf die Idee gekommen waren, den anderen als Gefahr zu betrachten.

      Aus Furcht vor unserem Clanchef hielten sie ihm die Treue. Doch sollte sie jemals jemand drauf aufmerksam machen, dass sie selbst die Stärke besaßen, es mit Boz aufzunehmen, würden sie erst ihn umbringen und sich dann gegenseitig in Stücke reißen.

      Das Gefüge der Machtverhältnisse war zu diesen Zeiten sehr wackelig, da es uns an einem gemeinsamen Feindbild mangelte. Die Clans im Norden hatten sich immer weiter zurückgezogen oder waren den Veko-Spinnen zum Opfer gefallen. Wir besaßen die einzige bewohnbare Station auf dem ganzen Planeten und niemand traute sich mehr an uns ran, weil Boz ein brutaler Mann ohne Gewissen und ohne Gnade war.

      Es beruhigte mich ein bisschen, zu wissen, woher das Klopfen gekommen war und ich hoffte, dass sie ihrerseits das Krachen der Konserven nicht gehört hatten. Auf keinen Fall wollte ich meinen letzten sicheren Ort hier unten verlieren. Denn zumindest von Vento wusste ich, dass seine Blicke schon mehr als einmal an mir hängen geblieben waren.

      Er war nicht dumm. Schlauer als Krung zumindest. Er konnte sich ausrechnen, dass ich keine zehn oder elf mehr war.

      Ich konzentrierte mich, versuchte die Feinheiten der Seelen zu erspüren, um festzustellen, ob sie mich gehört hatten, als plötzlich am Rande meiner Aufmerksamkeit eine ganze Armee winziger Seelenfunken aufblitzte.

      Erschrocken öffnete ich die Augen und fuhr herum. Doch da war niemand. Kein Mensch und auch kein Tier. Zumindest keines, das groß genug für eine Seele wäre.

      Hatte ich mir das Flimmern nur eingebildet? Fast widerwillig schloss ich die Augen erneut und sah absolut nichts. Kein Schimmer, kein Glimmen. Vielleicht hatten mir meine Sinne einen Streich gespielt. Es war sicher einfach zu viel Aufregung für mich gewesen.

      Ich horchte in mich hinein, beruhigte meinen Atem, konzentrierte mich auf meine Umgebung. Über mir waren die Männer zu spüren, keine fünfhundert Meter von hier tummelten sich die Wasserwesen im See, und dann war da plötzlich wieder dieses Glimmen.

      Diesmal erschrak ich nur halb so stark und klammerte mich an meine Konzentration. Ich blendete die Tiere im See aus, ebenso wie die beiden Männer über mir, und blieb mit meinem Bewusstsein nur in diesem Raum voller Kisten.

      Das Glimmen wurde stärker, als ich es zu fassen bekam, und verwandelte sich in sicher zwei Dutzend Seelen. Sie waren so schwach, dass ich nicht ausmachen konnte, was sie waren. Menschen, Spezies anderer Planeten, Tiere? Es waren keine Gefühle darin, keine Gedanken, keine Wellen im stetigen Bestehen.

      Langsam ging ich von einer zur anderen und zog abrupt die Hände weg, als ich eine direkt vor mir bemerkte. Ich öffnete die Augen und starrte auf die längliche Truhe, die plötzlich große Ähnlichkeit mit einem Sarg aufwies. Ein ungutes Gefühl rieselte mir die Wirbelsäule nach unten und brachte mich dazu, mich zu schütteln.

      Ich kämpfte mit mir, knetete meine rissige Unterlippe mit den Fingern und gab mir schlussendlich einen Ruck. Es waren nur wenige Schritte ans andere Ende der Truhe und ich hob einen weiteren Pappkarton, der darauf abgestellt war, zur Seite. Darunter kam ein schmales Fenster zum Vorschein, blind von Staub.

      Etwas umständlich kletterte ich auf die Truhe, zog mir den Ärmel über den Handballen und wischte in einer beherzten Bewegung über das Glas.

      Mein Puls war beschleunigt, ich redete mir selbst gut zu und gruselte mich trotzdem vor dem, was ich wohl zu sehen bekommen würde. Meine Fantasie spielte verrückt, erschuf Monster und Wesen, die das Glas sprengen und mich zerfleischen würden.

      Doch noch während ich meine Ängste niederkämpfte, erhaschte ich einen Blick in das Innere der Truhe und blieb an den Zügen eines Gesichtes hängen.

      Mein Herz setzte einen Schlag aus. Beinahe ehrfürchtig beugte ich mich über das Fenster, das mir Einblick gewährte, und sah in das Gesicht eines Mannes.

      Ich hatte schon viele Männer gesehen, von den verschiedensten Spezies. Die meisten waren grob und vernarbt und weckten allesamt Abscheu in mir.

      Aber dieser hier war anders. Sein Gesicht war ebenmäßig, die Haut blass wie Kalk. Die hohen Wangenknochen traten scharf hervor und verliehen seinem Gesicht einen gewissen Stolz. Die Augen, wenn auch geschlossen, zeigten katzenhafte Schlauheit, die Nase war gerade und die Lippen so markant, als hätte man sie gezeichnet. Eine dunkle Locke lag erstarrt auf seiner hohen Stirn.

      Zuerst hielt ich ihn für tot, eine Leiche. Doch ich erinnerte mich selbst daran, seine Seele gesehen zu haben, und da wurde mir auch schon klar, was das alles bedeutete.

      Dieser Mann war eingefroren worden.

      Nur mit Mühe konnte ich meinen Blick von seinem Gesicht lösen und sah mich nach weiteren Truhen um, von denen ich jetzt wusste, dass es sich dabei um Kryokapseln handelte. Ich zählte auf Anhieb etwa sieben, die allesamt mit Kisten zugestellt waren, und wandte mich dann wieder dem Mann unter mir zu.

      Mit der Zunge fuhr ich mir über die trockenen Lippen und beugte mich weiter nach vorne, bis ich bäuchlings auf dem Deckel lag, die Unterarme vor dem Glas abgestützt.

      Ich konnte nicht umhin, zuzugeben, dass ich in meinem ganzen Leben noch niemals einen so schönen Mann gesehen hatte.

      2

      Keine Liebe

      Verträumt starrte ich das Einmachglas in meinen Händen an, beobachtete die Organismen, die sich darin langsam in ihrem eigenen Takt hin und her wiegten. Ich züchtete sie in den Gläsern, um aus ihren Ablagerungen Medikamente herzustellen.

      Doch obwohl ich meinen Protokollblock СКАЧАТЬ