Köder Null. Джек Марс
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СКАЧАТЬ dass sich dort jemand befand. Der große Geistliche in Weiß folgte ihr still. Mehr als ein Geistlicher, dachte sie, vielleicht ein Berater? Doch in ihrer Kultur könnte das ein und dasselbe sein. Sie versuchte, sich an den Ausdruck für diese Art Person zu erinnern - war das ein Imam?

      Wer immer er war, der große Geistliche (sie hatte sich nun daran gewöhnt, ihn so zu nennen) schloss die dicken Doppeltüren zum Vorraum hinter sich. Sie waren nur zu dritt in diesem Raum. Überraschenderweise war kein einziger Bediensteter oder Wächter anwesend. Diwane und bauschige Kissen in schwindelerregenden Farben waren in einer Mischung aus Feng-Shui und Nahoststil arrangiert und selbst die Fenster hatten schwere Samtvorhänge.

      Dies war ein Raum, in dem man Geheimnisse besprach, ein Raum ohne Ohren. Sie wusste zwar nicht, was gleich besprochen würde, doch Joanna Barkley war sich sicher, dass dies der genaue Grund war, aus dem sie gehofft hatte, schnell nach Washington zurückzukehren.

      „Bitte“, sagte Basheer und zeigte auf die Sitzgelegenheiten im Zimmer. „Setzen Sie sich.“

      Sie ließ sich auf einem cremefarbenen Diwan nieder, doch lehnte sich nicht zurück und machte keine Anstalten, es sich bequem zu machen. Joanna saß mit geradem Rücken auf dem Rand eines Kissens und legte die Hände in den Schoß. „Womit habe ich eine solche Audienz verdient?“, wagte sie zu fragen und übersprang damit jegliche Formalitäten, die vielleicht zu erwarten gewesen wären.

      Basheer genehmigte sich ein seltenes Lächeln.

      Es war kein Geheimnis, dass die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Saudi-Arabien sich seit König Ghazis Krankheit verschlechtert hatten. Ghazi war ein Verbündeter gewesen, doch als er krank wurde und aus dem Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit verschwand, blieben jene, die für ihn sprechen sollten, seltsam still. Die Monarchie von Saudi-Arabien war der absolute Machthaber und herrschte über alle Regierungsgewalten, weshalb die USA es für umsichtig hielt, sich im Geheimen über die Aktivitäten des Kronprinzen Basheer zu informieren.

      Was sie herausfanden, gefiel ihnen nicht besonders.

      Um die Dinge noch zu verschlimmern, war sich Joanna außerdem nur zu bewusst, dass der ehemalige Prinz sich streng an die Gesetze der Scharia hielt und ihm Frauen in Machtpositionen gar nicht gefielen. Seiner Meinung nach waren und würden sie niemals gleichberechtigt sein. Sie war ihm nicht ebenbürtig, ganz einfach.

      „Ich möchte mich gerne kurz über die Zukunft der Beziehungen zwischen unseren Ländern unterhalten“, begann der König.

      Joanna lächelte zurück. „Bevor Sie weitersprechen, Hoheit, möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich nicht über die Autorität verfüge, um Genehmigungen im Namen meines Landes zu autorisieren.“

      „Ja“, stimmte ihr der König zu. „Doch Sie können alles, was wir bei diesem Treffen besprechen, an den Präsidenten weiterleiten.“

      Joanna ließ sich ihre Empörung über die Andeutung, sie wäre eine Botin, nicht anmerken, stattdessen schwieg sie.

      „Ich habe gehört, dass die USA den Ajatollah des Iran diese Woche willkommen heißen“, fuhr Basheer fort.

      „Das stimmt.“ Joanna hatte den Besuch selbst organisiert. Ein wichtiger Teil von Präsident Rutledges Bemühungen, Frieden zwischen den USA und dem Nahen Osten zu schließen, war ein strategisches Bündnis mit dem Iran. Sie zielten hoch, doch wie bei den meisten Dingen ihres Lebens näherte sich Joanna dem Problem diplomatisch und unvoreingenommen an. So fand sie heraus, dass eine Lösung durchaus möglich wäre. „Unsere Länder versöhnen sich. Ein Abkommen wird derzeit von den Vereinten Nationen entworfen.“

      Der weißgekleidete Geistliche blies seine Nasenflügel auf. Es war eine kaum merkbare Bewegung, hätte er nicht wie eine Statue neben den Doppeltüren gestanden. So stocksteif wie er da stand, hätte die winzige Geste auch ein lautes Knurren sein können.

      „Ich glaube, dass Sie vielleicht noch nicht ganz, äh, wie soll ich es nennen - informiert sind“, entgegnete ihr Basheer hochmütig. „Sie sind ja schließlich noch neu -“

      „Ich bin neu in diesem Amt“, unterbrach ihn Joanna. „Ich kann Ihnen versichern, dass ich kein Neuling bin.“

      Was mache ich da? rügte sie sich. Normalerweise reagierte sie nicht auf eine herablassende Haltung oder sogar offenen Spott. Doch etwas an diesem jungen König und seinem denkmalhaften Berater reizte sie auf eine Weise, die sie noch nie zuvor gespürt hatte. Es war nicht nur eine Geringschätzung ihrer selbst, es war eine Geringschätzung ihres Geschlechts, eine generelle Annahme, dass alle Frauen ihnen unterlegen wären. Sie wusste jedoch, dass sie sich beherrschen musste. Dies war ihre erste wichtige diplomatische Mission, seit sie das Amt der Vizepräsidentin angetreten hatte, und sie würde nicht zulassen, dass sie schiefging.

      Basheer nickte. „Natürlich. Ich wollte eigentlich sagen, dass Sie sich der Geschichte zwischen unseren Ländern vielleicht nicht bewusst sind. Damit meine ich Saudi-Arabien und Iran. Wir sind Erzfeinde und als solche können wir ein solches Abkommen nicht gutheißen. Es gibt da ein Sprichwort: ,Der Feind meines Feindes ist mein Freund.‘ Dieselbe Logik führt uns zu: ,Der Freund meines Feindes ist mein Feind.‘“

      Joanna biss sich auf die Zunge und schluckte hinunter, was sie dem eigenwilligen König nur zu gern gesagt hätte. Statt Löcher in die falsche Logik zu stechen, antwortete sie: „Darf ich dann fragen, welch weisen Rat Sie vorschlagen, Sir?“

      „Eine Entscheidung, Madam Vizepräsidentin“, erwiderte Basheer. „Ein Bündnis mit dem Iran ist eine Beleidigung für mein Land, mein Volk und meine Familie.“

      „Eine Entscheidung“, wiederholte Joanna. Basheers Forderung, dass die Vereinigten Staaten sich entscheiden müssten, nur mit einem der beiden Frieden zu schließen, war lächerlich - falls, entschied sie, er sie nicht auf die Probe stellte. „Ich hoffe, Sie verstehen, dass es unser Ziel ist, Frieden mit allen Nahost-Nationen zu schließen. Nicht nur mit dem Iran und nicht nur mit Saudi-Arabien. Dies ist nicht persönlich, es ist Diplomatie.“

      „Ich muss es aber persönlich nehmen“, erwiderte der König sofort. „In meiner neuen Rolle als Monarch erwartet man von mir, dass ich Stärke zeige -“

      „Das können Sie ja immer noch“, unterbrach ihn Joanna, „indem Sie mitmachen. Friede ist keine Schwäche.“

      „Friede ist nicht möglich“, verbesserte Basheer. „Die Geschichte der Spannungen zwischen unseren Nationen geht weiter als das, was Sie vielleicht aus Büchern oder Reportagen erfahren haben -“

      Wut brodelte in ihr auf. „Bei allem Respekt -“

      „Doch Sie bestehen darauf, mich zu unterbrechen!“, ärgerte sich der König.

      Joanna zuckte zurück. Anscheinend war Basheer es nicht gewöhnt, dass ihn jemand unterbrach, und schon gar keine Frau. „Hoheit“, sagte sie mit gemäßigtem Tonfall, „Ich glaube nicht, dass dies der beste Zeitpunkt ist, um darüber zu sprechen. Ganz davon abgesehen, dass es mir gar nicht möglich ist, einfach zu gewähren, worum Sie bitten.“

      „Was man mir schuldet“, verbesserte Basheer sie.

      „Ich würde das auch gar nicht tun“, sagte sie mit lauterer Stimme, „selbst wenn ich könnte.“ Ein Feuer entfachte in ihr, das sie nicht ignorieren oder löschen konnte. „Nun, wir wissen alle Bescheid über Ihre … Verbindungen, König Basheer. Ihre persönlichen Bündnisse mit einigen eher anstößigen Fraktionen.“

      Sobald Basheer seine Augen zusammenkniff und sie musterte, bereute sie es. Nicht СКАЧАТЬ