Название: Köder Null
Автор: Джек Марс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Жанр: Современные детективы
Серия: Ein Agent Null Spionage-Thriller
isbn: 9781094305011
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„Na ja“, sagte Sara mit einer dramatischen Pinselbewegung, „alle anderen sind gelb.“
Ms. Guest legte eine Hand auf ihr Herz. „Meine Liebe, du wirst noch große Dinge in dieser Welt verrichten.“
Sara hielt ein Lachen zurück, als die Lehrerin weiterging. Vielleicht war der Kunstunterricht ein Fehler. Doch sie hatte seit ziemlich langer Zeit nichts gemalt oder gezeichnet. Sie hasste zwar die Therapeutin in dieser lächerlichen Rehabilitationsanstalt, aber vielleicht hatte sie doch etwas Wahres gesagt, als sie vorgeschlagen hatte, dass Sara eine Leidenschaft finden sollte. Etwas, das sie liebte und an das sie sich während schlechter Zeiten wenden konnte. Malerei sollte es sein.
Es waren immer noch dunkle, schlechte Zeiten für sie. Der schlimmste Teil ihrer Abhängigkeit lag hinter ihr, selbst die Entzugserscheinungen waren jetzt geringer. Sie hatte seit Thanksgiving nicht mal eine Aspirin eingenommen. Doch sie fürchtete sich weiterhin vor der Dunkelheit in ihr. Die Möglichkeit, dass ihre Dämonen jederzeit wieder zurückkommen könnten, erschien ihr nur zu real. Sie befürchtete, dass die Dunkelheit in ihr sie eines Tages überrumpeln und überwältigen könnte, sie zurück in den tiefschwarzen, mentalen Abgrund stoßen würde, aus dem sie nicht mehr entkommen könnte.
Sie lachte fast schon wieder über sich selbst. Du bist wirklich eine gepeinigte Seele. Wenn Maya hier wäre, dann würde sie vermutlich vorschlagen, dass Sara sich ein wenig selbstkritischen Sarkasmus zulegen sollte, um mit der Situation umzugehen.
Doch Maya war nicht hier, weshalb Sara stattdessen rosa Plastikobst malte. An den Abenden lernte sie für ihren High School Abschluss. Normalerweise würde sie sich nicht so motiviert fühlen, doch die neue Einstellung ihres Vaters war einfach ein bisschen inspirierend. Das würde sie natürlich niemals offen zugeben! Sie machte sich zwar über ihn lustig, aber sie freute sich über die Veränderung.
Der war trotzdem echt komisch. Menschen verändern sich nicht einfach so. Es gab immer einen Grund, einen Auslöser. Bei ihr war es die Genesung von ihrer Drogenabhängigkeit. Ihr Vater behielt seine Motivation für sich, das wusste sie. Doch sie hatte ihre eigenen Probleme, und Maya auch, weshalb keine der beiden weitere Fragen stellte.
„Leider ist unsere Zeit heute vorbei“, verkündete Ms. Guest. „Ich muss jetzt zu meinem Keramikunterricht. Ihr könnte eure Gemälde hier trocknen lassen, aber bitte reinigt eure Pinsel, bevor ihr geht. Danke!“
Sara seufzte. Sie hatte ihren Apfel orange gemalt und dachte darüber nach, ihn einfach zu einem Kürbis zu machen, doch das müsste warten. Sie räumte pflichtbewusst ihren Arbeitsplatz auf, hob ihren Rucksack auf eine Schulter und ging den Gang hinunter, der immer noch nach Zedernsägespäne roch.
Sie ließ sich Zeit, schlurfte und hatte es gar nicht eilig, mit dem Rad durch die Kälte nach Hause zu fahren. Maya hatte ihr angeboten, sie abzuholen, aber Sara wollte sie nicht stören oder sich von jemandem abhängig machen. Außerdem weckte sie der kalte Wind, der ihr ins Gesicht peitschte, auf.
Auf dem Weg zum Ausgang spähte sie in verschiedene Räume des Gemeindezentrums. Es fand Kindergymnastikunterricht statt. Ein Haufen von Bengeln, die sich auf Matten rollten und versuchten, einen Handstand zu machen. Sie kam am Töpfereiunterricht vorbei, Englisch-als-Fremdsprache, ein Computersaal…
Die Tür zu ihrer Linken stand nur ein paar Zentimeter weit offen, sie konnte nicht hineinsehen. Doch als sie vorbeikam, wehte ein Gesprächsfetzen heraus zu ihr.
„Ich hatte mir selbst versprochen, dass ich nie wieder Heroin nehmen würde.“
Sara erstarrte. Sie hatte wortwörtlich einen Fuß noch in der Luft und reckte ihren Hals in Richtung Tür.
„Aber wie ihr euch vorstellen könnt“, sagte eine Frau ernst aus dem Inneren, „hatte meine Abhängigkeit etwas anderes im Sinn. Eines Tages ging es mir richtig schlecht, da hielt ich es nicht mehr aus. Ich kannte einen Typen in der Nachbarschaft. Ich rief ihn an.“
An der Tür hing ein Schild. Es war ein einfaches Blatt weißes Papier mit einigen Worten, die in schwarzer Tinte darauf geschrieben standen. Mit Klebeband war es an der Tür befestigt.
„Es waren nur ein paar Minuten.“ Die Frau drinnen sprach leiser, fast so leise, dass Sara sie nicht mehr hören konnte. Sie drückte die Tür sanft auf, nur ein paar Zentimeter weiter. „Ich ließ meinen zweijährigen Sohn allein in der Wohnung, doch es waren nur ein paar Minuten.“ Im Zimmer konnte Sara Frauen sehen, die sich in einem Halbkreis gegenübersaßen. Ihre Gesichtsausdrücke waren ernst und traurig.
„Doch während dieser paar Minuten entschied sich mein Ex-Freund - der Vater meines Babys - vorbeizuschauen.“ Die Frau starrte auf den Boden, während sie sprach. Ihre Haut war blass und sie trug kein Makeup. Ihr braunes Haar hatte sie hastig zu einem einfachen Zopf gebunden. „Ich kam mit einem Tütchen Drogen in der Hand zurück und sah meinen Sohn in seinen Armen. Das war der Tag, an dem ich ihn verlor…“
Plötzlich erschien ein Gesicht in der halb geöffneten Tür. Sara erschreckte sich und sprang zurück. Die Frau lächelte ihr zu. Sie sah gleichzeitig jung und doch matronenhaft aus, wie eine Fußballmama aus der Vorstadt, welche die Freunde ihrer Kinder einlädt, zum Abendessen zu bleiben und Nein nicht als Antwort gelten lässt.
„Hallo“, sagte die Frau leise, um nicht das Treffen hinter ihr zu unterbrechen. „Bist du für Zusammengehörigkeit hier?“
„Ich, äh…“ Sara räusperte sich und schüttelte schnell den Kopf. „Nein. Das bin ich nicht. Ich spähte nur hinein. Tut mir leid.“
„Schon in Ordnung.“ Die Frau ging in den Gang hinaus und schloss sanft die Tür hinter sich. „Wir sind eine Selbsthilfegruppe für Frauen, die verschiedene Arten von Trauma erlebt haben. Drogenabhängigkeit, häusliche Gewalt, posttraumatische Belastungsstörung, Depressionen… Wir erzählen einander unsere Erlebnisse und durch die anderen finden wir -“
„Zusammengehörigkeit“, murmelte Sara. „Ja, ich verstehe.“
Die Frau lächelte. „Super.“ Dann tat sie etwas seltsames - sie blickte Sara direkt in die Augen. Sie runzelte zwar die Stirn, als wäre sie verärgert, doch das Lächeln verließ nie ihre Lippen. Sara gefiel der Blick gar nicht. Es kam ihr vor, als ob die Frau in ihr… lesen würde.
„Bist du dir sicher, dass du nicht hereinkommen möchtest? Du kannst dich einfach setzen und zuhören. Du musst nichts sagen.“
„Nein. Danke. Ist schon… in Ordnung.“ Sara ging noch einen Schritt zurück. „Ich wollte eigentlich gerade gehen.“ Ihr ging es auch ohne Rehabilitation gut, sie brauchte ganz bestimmt keine „Selbsthilfegruppe“.
Sie drehte sich um, doch die Frau redete weiter. „Ich heiße übrigens Maddie.“
„Sara“, rief sie über ihre Schulter.
„Schön, dich kennenzulernen. Wir sehen uns noch, Sara.“
Das werden wir nicht. Sara eilte den Gang entlang. Plötzlich fand sie das kalte Februarwetter in Maryland gar nicht mehr so schlimm.
KAPITEL SECHS
Maya starrte das Handy in ihrer Hand an. Der Anrufspeicher war offen, die Nummer stand direkt da. Sie musste sie nur antippen.
Vielleicht morgen.
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