Название: Köder Null
Автор: Джек Марс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Жанр: Современные детективы
Серия: Ein Agent Null Spionage-Thriller
isbn: 9781094305011
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Sie verdrängte den Gedanken. Ihr Vater wusste über den Vorfall nur in groben Zügen Bescheid und sie hatte keine Lust, jetzt noch einmal darüber zu sprechen. Das war ihr Problem und er hatte sein eigenes.
„Was hast du als nächstes vor?“ fragte sie.
Er winkte mit der Hand ab. „Es gibt da möglicherweise einen Doktor, der ihn kennt. Oder kannte. Ich weiß es noch nicht. Ich warte auf Informationen von Reidigger.“ Er lächelte sie über seine Schulter an. „Komm schon, lass uns wieder reingehen.“
„Warte mal. Wenn du darüber eigentlich nicht reden solltest, warum erzählst du mir das alles?“
Er starrte sie einen Moment lang an. Lang genug, um sie denken zu lassen, dass er sich auch nicht sicher war, warum.
„Wenn ich frustriert bin“, sagte er schließlich, „dann fühle ich mich weniger frustriert, wenn ich mit dir rede. Deshalb.“
Er klopfte ihr auf die Schulter und sie gingen wieder rein, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Sara die Eingangstür hinter sich schloss. Sie zog ihre Wollmütze aus, ihre Nase und Wangen waren gerötet und spröde von der Winterluft.
Sara blickte ihren Vater nur einmal an und nickte. „Pizza zum Abendessen, was?“
Er schlug sich die Hände über dem Kopf zusammen. „Bin ich wirklich so berechenbar?“
Maya grinste - doch dann bemerkte sie, dass irgendetwas nicht mit Sara stimmte. Sie bewegte sich steif, es schien mehr als nur die Kälte dahinterzustecken. Selbst nachdem sie sich ihren Parka ausgezogen hatte, schien ihre jüngere Schwester immer noch die Ellenbogen einzuziehen. Man könnte fast meinen, sie wollte sich verteidigen.
„Alles in Ordnung?“ fragte Maya.
Sara schniefte. „Ja. Ist nur… meine gewöhnliche Scheiße.“
„ Wie redest du denn?“ rief ihr Vater aus der Küche. Und dann: „Ja, zwei große Pizzas bitte…“
„Mir geht’s gut“, versicherte ihr Sara und ging auf ihr geteiltes Schlafzimmer zu.
Maya glaubte das nicht, doch sie wusste, dass sie Sara zu nichts zwingen konnte. Sie hatten alle ihre eigenen Probleme und sie kümmerten sich jeder auf seine Weise darum. Sie schienen allerdings eine ganze Menge Geheimnisse voreinander zu haben, obwohl sie doch eine Familie waren, die sich versprochen hatte, ehrlich miteinander zu sein. Aber es war keine Frage der Unehrlichkeit, es war eine Frage der Unabhängigkeit. Es ging darum, für sich selbst verantwortlich zu sein.
Allerdings fühlte sich das manchmal auch sehr einsam an.
Aber vielleicht muss es das gar nicht sein. Sie dachte über diesen vermissten Connor nach. Es musste doch einen Weg geben, diesen Typen zu finden… vielleicht könnte jemand, der so schlau war wie sie, das sogar herausfinden. Vielleicht gab es etwas, das sie für ihren Vater tun könnte. So könnte sie ihm zeigen, anstatt es ihm nur zu sagen, dass er nicht immer allein auf seinen Problemen sitzen musste.
Wenn sie nur lernen könnte, ihre eigenen Ratschläge anzunehmen.
KAPITEL SIEBEN
Präsident Jonathan Rutledge lehnte sich auf dem gestreiften Sofa im Oval Office zurück, zog beide Schuhe aus und legte seine Füße auf den polierten Couchtisch vor sich. Er war sich ziemlich sicher, dass das Sofa (eines von zwei, die im 90 Grad-Winkel zum Schreibtisch standen) gestern noch nicht da war, doch er wusste es nicht genau. Normalerweise war der Raum so voll von Geschehen. Berater, vereinigte Generalstabschefs und Verwalter wirkten hier und dort beschäftigt, weshalb die Möbel mehr zum Hintergrund als zu Dekorationsstücken wurden. Dazu kam noch, dass seine Frau, Deirdre, es sich zur Aufgabe gemacht hatte, dem Design Team des Weißen Hauses „auszuhelfen“, jedes Zimmer scheinbar einmal wöchentlich umzumodellieren. So kam es ihm zumindest vor.
Es war ein hübsches Sofa. Er hoffte, dass es eine Weile im Büro bliebe.
Rutledge war letzten November fast wie ein Möbelstück aussortiert worden. Vor nur ein paar Monaten hatte er sich ernsthaft überlegt, von der Präsidentschaft zurückzutreten, da er sich für untauglich für den Posten gehalten hatte. Er war vom Posten als Sprecher des Repräsentantenhauses direkt nach oben befördert worden. Das lag an dem riesigen Skandal seines Vorgängers mit Russland. Er hatte etwas Zeit gebraucht, um sich an die neue Stellung zu gewöhnen; sowohl an die Macht als auch an die Verantwortung, die sie mit sich brachte.
Doch das lag hinter ihm. Er hatte sich dazu entschieden, im Amt zu bleiben, und dann hatte er die kalifornische Senatorin Joanna Barkley zu seiner Vizepräsidentin ernannt. Bisher machte sie ihre Sache traumhaft. Sein Beliebtheitsgrad war so hoch wie noch nie, selbst die Konservativen mochten Rutledge. Mitte Dezember hatte es eine kleine Absenkung gegeben. Dazu war es gekommen, weil er den fürchterlichen Fehler begangen hatte, sein Haar in seinem ursprünglichen kastanienbraunen Ton zu färben. Er hatte das nur getan, weil die grauen Strähnen ihm auf die Nerven gegangen waren. Es war ihm nicht darum gegangen, jünger auszusehen und es war auch nicht aus Eitelkeit geschehen, sondern deshalb, weil er sein Selbstbewusstsein beibehalten wollte. Trotzdem hatten die Medien für zweieinhalb Tage nicht aufgehört, darüber zu spekulieren, was er damit beweisen wollte. Anscheinend stand das Haarefärben nicht im großen Buch ungeschriebener präsidentieller Gesetze. Man erwartete, dass er entweder in Würde oder ganz fürchterlich alterte, so wie jene, die vor ihm kamen.
Es war einer der seltenen Momente, in denen er allein war. Er genoss ihn, indem er die Jacke über den Stuhl warf und seine Füße in den schwarzen Socken auf den Tisch legte. Natürlich war er niemals wirklich allein. Es gab Kameras im Raum und mindestens zwei Secret-Service-Agenten standen direkt vor den Türen. Doch das reichte schon und er genoss diese kurzen Momente, wenn es ihm möglich war - es gab nur so wenige davon.
Die Beziehungen der USA mit Russland waren schon seit ein paar Jahren ein Drahtseilakt, selbst bevor Rutledge zum Präsidenten der Vereinigten Staaten wurde. Und jetzt war China auch noch auf der falschen Seite. Der Handelskrieg war vorbei und die chinesische Regierung gab sich freundlich. Doch das lag nur daran, dass Rutledge persönlich damit gedroht hatte, die ganze Geschichte mit der Ultraschallwaffe ans Tageslicht zu bringen und die Identitäten der Kommandosoldaten freizugeben, die mit ihr geschickt wurden. Derzeitig gab es einen Waffenstillstand, doch der war so zerbrechlich wie Glas und könnte in die Brüche gehen, sobald die Chinesen eine Möglichkeit witterten.
Aber etwas musste getan werden. Rutledge wusste das. Er hatte sogar eine Idee, aber es war Barkley, die ihn davon überzeugt hatte, dass man sie verwirklichen konnte. Sie war dafür bekannt, riesige, scheinbar unmögliche Probleme anzugehen und sie in mehrschrittige Lösungen zu verwandeln. Er dachte, dass sie eine großartige Mathematikerin hätte sein können. Sie unterteilte jedes Problem in seine einfachsten Bestandteile.
Um es einfach auszudrücken, war das Ziel der Friede im Nahen Osten. Nicht nur zwischen den Vereinigten Staaten und jedem Mitgliedsland, sondern auch zwischen den einzelnen Ländern. Sicherlich war das weit hergeholt, doch jeder Schritt ginge hierbei in die richtige Richtung.
Zwei Monate lang hatten sie mit Treffen, Planung und Hoffnung verbracht. Sie hatten sich die Stimmen der Pessimisten angehört, Strategien entworfen und sich überlegt, wie sie sich beliebt machen könnten. Man hatte Reden geschrieben und Alpträume überlebt. Doch jetzt geschah es.
„Morgen kommt der Ajatollah vom Iran nach Washington.“
Er sagte es laut zu sich selbst in dem ansonsten leeren Oval Office, als ob er es darauf angelegt hätte, dass jemand hereinkam, um ihm zu widersprechen. СКАЧАТЬ