Christmas Bloody Christmas 2. Thomas Williams
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Название: Christmas Bloody Christmas 2

Автор: Thomas Williams

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783948168186

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      Die Nonne, die einen halben Kopf kleiner war als ich, baute sich vor mir auf.

      »Du gehst jetzt in dein Zimmer. Bete und überdenke dein Verhalten! Wir lassen uns von dir das Fest der Liebe nicht zerstören.« Grob packte sie mich am Arm. Die Klosterfrau war es gewohnt, dass die Mädchen auf sie hörten. Niemand widersetzte sich. Und wenn doch jemand nur einen Hauch Ungehorsam zeigte, wurde er hart bestraft. Nicht nur der Frevler, sondern auch jeder, der sich mit ihm abgab. Die Angst war groß vor dieser Frau. Aber nicht mit mir!

      »Du weißt, wer du bist. Du weißt, was du getan hast. Lass dir das nicht gefallen!«, hörte ich eine Stimme in meinem Kopf. Jetzt war mir alles klar. Seit einem Jahr wurde ich von ihr schikaniert. In ihren Augen war jedes junge Mädchen eine Nutte, das sich nicht für das Kloster entschied.

      Natürlich hatte ich öfter einen Schwanz in mir gehabt als sie. Und ich wusste auch, wie es war, jemandem einen zu blasen. Aber deswegen war ich noch längst keine Hure.

      Ohne dass ich es beabsichtigt hatte, landete meine Faust in ihrem Gesicht. Schwester Bettina hielt sich die Nase und schwankte zurück. Blut quoll durch ihre Finger und tropfte auf das helle Ordensgewand.

      Schweigen dominierte für eine Sekunde den Raum. Nur das Knistern der Schallplatte war zu vernehmen.

      Schwester Bettina blickte mich entsetzt an. Erneut schlug ich sie. Diesmal in ihren rundlichen Bauch. Mein Hieb setzte ihr so zu, dass sich die Nonne krümmte und würgte.

      Die Mädchen schrien.

      Die Erzieherinnen blickten verdutzt in die Runde. Sie hatten sich auf einen ruhigen Abend eingestellt. Schon vor dem Mittagessen hatten sie vom Weihnachtspunsch genascht, den nur die ›Erwachsenen‹ trinken durften, also ausschließlich das Personal. Beschwipst und überfordert von der neuen Lage, hielten sie sich verwirrt zurück. Einigen Mädchen dagegen waren unvorbereitete Wutausbrüche nicht fremd. Schnell fanden sie zu sich. Darunter auch Mira, eine dunkelhäutige Schönheit, die aufgrund ihres Äußeren von einigen Mädchen wie auch den Erzieherinnen gehänselt wurde. Sie holte aus und ließ Sabine, Bettinas Lieblingstochter, die panisch zu kreischen angefangen hatte, mit einem Fausthieb auf die Kehle verstummen. Aus heiterem Himmel fand auch die Nadel auf dem Plattenspieler ihren Kurs und Weihnachtslied für Weihnachtslied schallte durch den Raum.

      Das war der Auftakt.

      Die unterdrückten Gefühle meiner Kumpaninnen brachen hervor und aus dem Fest der Liebe wurde ein handfestes Gerangel. Plötzlich schlug jeder jeden. Teenager in festlicher Bekleidung zogen sich gegenseitig an den Haaren oder prügelten wie Raufbolde aufeinander ein. Die indische Nonne rief etwas, aber niemand schien sie zu hören. Fräulein Ursula ergriff nun die Initiative. Ich hasste dieses fettleibige Weib für mein Leben und sie mich ebenso. Warum sich eine Frau, die über dreißig Jahre alt war, noch Fräulein nennen ließ, war ein weiteres Charakteristikum für den veralteten Zeitgeist dieser Einrichtung.

      »Jetzt beruhigen wir uns alle mal!« Ergeben hielt sie die Hände in die Luft und schritt an den kämpfenden Mädchen vorbei, die von ihr kaum Notiz nahmen. Theresa, die andere Erzieherin, die noch immer nicht verstand, was geschah, bekam von irgendwem eine Tasse über den Kopf gezogen. Sie fiel bewusstlos zu Boden. Niemand kümmerte sich darum. Theresa tat immer, was Bettina ihr auftrug und gab der Klosterfrau in jedem Fall recht. Die Schützlinge interessierten sie nicht im Geringsten.

      Schwester Bettina kauerte noch immer am Boden und blickte mich wütend an. Die perfekte Höhe, ihr mein Knie in die Visage zu befördern. Ich umklammerte mit beiden Händen ihren Hinterkopf und rammte ihr das Knie so oft in die Fresse, bis ich etwas Scharfes fühlte, das durch die Wollstrumpfhose drang. Als ich auf mein Knie blickte, war der Stoff rot gefärbt. Die Nonne, die unter ihrem Schleier nur noch einen matschigen Brei als Gesicht trug, klappte zusammen. Fräulein Ursula hatte es nicht gesehen. Sie schaute zu den anderen Mädchen, rief deren Namen und drohte damit, ihnen die morgige Heimreise zu verbieten.

      Meine Augen fingen sich in denen von Mira. Uns betraf es nicht, denn wir beide waren dazu verdammt, die Weihnachtsferien hier im Heim zu verbringen. Als ob uns derselbe Gedanke getroffen hätte, nahmen wir uns an den Händen. Unsere Arme wie ein Tau gespannt, rannten wir auf die fette Erzieherin zu. Der Aufprall riss uns auseinander. Stechende Schmerzen fraßen sich durch die Finger meiner linken Hand, als seien sie gebrochen. Aber schon tröstete mich der Anblick, als ich sah, wie Ursula stolperte und in die Weihnachtstanne fiel. Der Baum krachte gegen die Wand und knickte in der Mitte zusammen. Schon griffen die kleinen Flämmchen um sich. Die trockenen Zweige jauchzten und ein heller Lichtschein umhüllte die Erzieherin.

      Die anderen Mädchen waren noch immer in ihrem Kampfrausch gefangen und schlugen kreischend aufeinander ein. Blut spritzte. Knochen barsten.

      Sabine hatte einer der Neuen ein Buch so lange ins Gesicht geschlagen, bis dieser ein Augapfel herausgeplatzt war und über das Parkett rollte. Jetzt rannte Bettinas Liebling an mir vorbei, um zu fliehen. Das sah ihr ähnlich. Anstatt die Heilige zu sein, die sie gern vorgab, wollte sie sich verdrücken. Ich stellte ihr ein Bein und sie fiel der Länge nach hin. Warum floh sie? War sie nicht diejenige, die uns sonst auch immer schlug und dann alles abstritt, weil die Nonnen ihr jedes Wort glaubten? Wütend darüber trat ich ihr ins Kreuz. Es knackte und ich trat erneut zu.

      Auch Susanne, die Petze vom Dienst, wollte sich vorzeitig von der Party entfernen. Mira hielt sie auf. Mit rotem Schleifenband, das sie von den bereits in Flammen stehenden Geschenken gerettet hatte, würgte sie Susanne, bis ihr die Augen aus den Höhlen quollen.

      Zu spät sah ich Monika, die auf Mia zurannte. In ihrer Hand lag eine große Schere. Sie musste diese irgendwie aus dem Handarbeitskoffer der Nonne geholt haben. Der stand natürlich im Wohnzimmer, denn Handarbeit war die Tugenden der Frauen, so lehrte man es uns ständig.

      Monika stach mit der Schere auf Mira ein. Panisch ließ ich von Sabine ab und wollte meiner neu gewonnenen Freundin helfen, aber es war schon zu spät. Monika hatte ihr das Ding in die Kehle gerammt und Mira ging röchelnd in die Knie, fiel auf die bewusstlose Susanne und zuckte. Ihre Augen blickten mich stumm an und schienen zu rufen: »Flieh!«

      Vielleicht war es besser so. Da die Hitze im Raum unerträglich wurde und das Feuer sich bereits über die Möbel ausgebreitet hatte, konnte ich nicht mehr bleiben. Es gab kaum noch die Möglichkeit zu atmen. Mit letzter Kraft krallte sich Miras Hand um Monikas Fußknöchel und hielt ihre Mörderin gefangen. Traurig und vor Wut schäumend, packte ich Monika an den Haaren und zog sie zur Tür hinaus. Ich warf diese hinter mir zu und schlug vor Jähzorn tobend den Schädel der Tusse so lange gegen das Türblatt, bis sich die Blasen, die sich durch die Hitze des Feuers auf dem furnierten Holz gebildet hatten, in ihre Haut fraßen.

      Als sie sich nicht mehr regte, blockierte ich mit ihrem Körper die Tür. Denn dem Kreischen nach zu urteilen, welches nun aus dem lodernden Wohnzimmer kam, waren auch die anderen Mädchen aus dem Rausch erwacht und wollten nun dem Inferno entkommen.

      Ich hastete zur Ausgangstür, die immer verschlossen war. Mit einem massiven Stuhl, den ich im Flur fand, schlug ich die Glasfront ein. Scherben regneten wie Diamanten auf mich herab. Das Feuer hatte sich bereits durch die Wohnzimmertür gefressen und breitete sich hinter mir aus. Vor mir sah ich blaue Lichter mit den Schneeflocken um die Wette tanzen. Unser Fest war nicht unbemerkt geblieben, jemand hatte die Feuerwehr gerufen. Ich nutzte das Chaos, um zu fliehen. Es würde noch eine Zeit dauern, bis sie die verkohlten Körper analysiert hatten und erkannten, dass meiner fehlte.

      Niemand würde mir die Schuld dafür geben. Denn schließlich, so würde ich sagen, hatte das Feuer mich so schockiert, dass ich panisch aus dem Haus stürzte und keine СКАЧАТЬ