Название: Christmas Bloody Christmas 2
Автор: Thomas Williams
Издательство: Автор
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783948168186
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»Schnell, Junge, ich hab es eilig. Welcher davon ist der Spiderman mit Tom Holland?«
Anstatt zu antworten, hielt ich nach meinen Verfolgerinnen Ausschau und sah zwei von ihnen im Eingang stehen. Ihre Blicke waren auf mich gerichtet, was bedeutete, dass die anderen auf dem Weg zu mir waren und diese zwei den einzigen Fluchtweg versperrten.
»Hey, ich hab dir eine Frage gestellt«, drängte der Mann und packte mich am Arm.
Bevor ich begriff, fielen drei Mädchen über ihn her.
»Der gehört uns!«, schrie eine von ihnen, während sie gemeinsam mit Klappmessern auf ihn einstachen.
Ich wollte die Chance nutzen und loslaufen, als sich das Licht rot färbte und alle Menschen wie versteinert stehen blieben. Niemand kämpfte mehr oder suchte nach einem Geschenk. Musik lief nur noch außerhalb des Geschäfts, wo auch der Betrieb ganz normal weiterlief.
Dann sah ich Bewegungen zwischen den Regalen. Aber es handelte sich nicht um Kunden. Vier Angestellte in weißen Hemden und blauen Westen, wie sie in jedem Geschäft anzutreffen waren, kamen lächelnd, lautlos und sehr eilig in unsere Richtung.
»Weg hier!«, zischte eines der Mädchen und rannte Richtung Ausgang. Die anderen beiden folgten ihr, genauso wie die Verkäufer. Das Licht wechselte wieder von Rot zu Weiß. Wie vorher lief Musik und die Menschen machten weiter, als wäre nichts gewesen.
Erst dann wurde mir bewusst, dass die Mädchen gegen eine der Regeln verstoßen und Waffen mitgebracht hatten. Erleichtert über ihr Verschwinden wollte ich mich schon zum Ausgang begeben und meine Suche nach dem Schmuckladen fortsetzen, als mein Vater und seine Freunde am Schaufenster vorbeimarschierten. Sie schrien irgendetwas, das ich nicht verstand, schubsten jeden, der ihnen in die Quere kam zu Boden und blieben schließlich genau vor dem Eingang stehen.
»Hey, muss wer von euch hier rein?«, fragte einer von ihnen.
»Sehe ich aus, als müsste ich kacken? Das hier ist doch nichts weiter als ein Scheißhaus«, antwortete mein Vater, woraufhin alle lachten. Dann aber fügte er hinzu, »na ja, ich muss meinem Sohn noch irgendein Videospiel kaufen, aber das kann ich später machen. Wenn dann nur noch so eine Schweinehirtensimulation übrig ist, kriegt er eben die.«
Wieder lachten die Männer. Dann zeigte ein besonders fettleibiger von ihnen irgendwohin und rief:
»Hey, das ist doch Kaiser aus Abteilung C. Den Ficker packen wir uns.«
»Los, Bro, du zuerst!«, feuerte mein Vater ihn an und klopfte ihm auf die Schulter. Der dicke Mann marschierte voran und alle anderen folgten ihm.
Endlich wagte ich mich nach draußen. Von den Aasgeiern fehlte jede Spur, aber dennoch wollte ich vorsichtig bleiben. Weiter in dieselbe Richtung wie vorher laufend, hoffte ich, den Schmuckladen endlich zu finden. Am besten, bevor es dort nichts mehr zu kaufen gab. Mein Vater hatte mir nicht empfohlen, eine Halskette zu kaufen, weil es Claudia sehr freuen würde, sondern weil solche Geschenke am begehrtesten waren und ich somit in die Höhle der Löwen musste.
»Wenn du das geschafft hast, schaffst du jeden Christmas Brawl«, hatte er gesagt, seinen Arm etwas zu fest um meinen Hals gelegt, mir die Luftröhre zugedrückt und hinzugefügt: »Wenn du ohne Halskette vom Brawl nach Hause kommst, kannst du dich auf was gefasst machen.«
Ich hatte also keine andere Wahl, als den Schmuckladen zu finden. Doch allmählich wurde die Zeit knapp, denn der Brawl lief schon zwei Stunden und auch, wenn das Einkaufszentrum noch bis in den Abend geöffnet hatte, würden irgendwann die besten Geschenke fort sein.
Unterwegs sah ich meinen Erdkundelehrer eine alte Frau mit einem Kabel erdrosseln und entschloss mich dazu, in seinem Unterricht künftig besser aufzupassen.
In einer Safe-Zone knieten ein Mann und eine Frau eng umschlungen und weinten bitterlich. Dabei schrie die Frau immer wieder:
»Ich habe dir gesagt, es ist zu früh für ihn, zum Brawl zu gehen! Ich habe es dir gesagt!«
Niemand kümmerte sich um sie. Ich auch nicht, denn ich entdeckte die Treppen, die überraschenderweise nahezu leer waren. Mit jedem Schritt zwei Stufen auf einmal nehmend, rannte ich hinauf und wäre dabei fast in einen Mann mit mehreren Einkaufstaschen hineingelaufen. Es überraschte mich, dass er so viel bei sich trug, aber von meinem Vater wusste ich, dass einige Aasgeier auch einfach wahllos Menschen mit Tüten und Taschen töteten, um ihre Einkäufe zu klauen. Sie hofften, später darin etwas zu finden, das sie verschenken konnten.
Der Mann warf mir einen beunruhigend langen Blick zu, aber da ich nichts bei mir trug, war ich uninteressant und er ging weiter. Ich entschloss mich, in die andere Richtung zu gehen. Und die war genau richtig, denn etwa hundert Meter weiter erspähte ich glücklich den Schmuckladen. Ich erkannte ihn an der geschwungenen Leuchtschrift über dem Eingang und der Menschentraube davor, die aus aufeinander einprügelnden Kunden bestand. Und während sie sich gegenseitig die Köpfe einschlugen, standen drinnen mehrere Verkäufer, die freundlich lächelten und vollkommen ruhig blieben. Wie Maschinen, die nur dazu da waren, um zu funktionieren. Keiner würde sie anrühren oder attackieren, das war eine weitere Regel, die nicht gebrochen werden durfte.
Während ich den Kämpfenden zusah, schwand meine Zuversicht, an eine Halskette zu gelangen. Es waren einfach zu viele Menschen. Vielleicht würde es mir gelingen, einen oder zwei von ihnen auszuschalten, aber nur, wenn sie bereits geschwächt waren. Ich war genauso hager wie mein Vater, aber im Gegensatz zu mir konnte der einiges einstecken. Ja, es schien ihm sogar zu gefallen, ein paar Treffer abzubekommen. Ich hingegen versuchte, Schmerzen stets aus dem Weg zu gehen.
Als sich mehrere Personen aus dem Laden nach draußen kämpften und von anderen verfolgt davonrannten, überlegte ich, ihnen ebenfalls nachzulaufen. Einer erschöpften Person eine Halskette abzunehmen, würde viel leichter sein, als eine im Geschäft zu kaufen. Aber kaum, dass ich den Gedanken beendet hatte, legte jemand eine blutbeschmierte Hand auf meine Schulter. Auch ohne hinzusehen, wusste ich, wer es war.
»Das ist sie, mein Junge! Heute ist deine Reifeprüfung, aber ich will dich nicht wie Dustin Hoffman schreiend gegen das Schaufenster hämmern sehen. Du gehst da rein, holst deiner Kleinen eine anständige Kette und kommst nicht ohne raus. Danach rennst du nach Hause. Scheiß auf Geschenke für mich oder deine Mutter. Und besonders für deine Schwester. Hast du gesehen, was sie in der Fressmeile macht? Mit dem Kellner flirten. Die kriegt nachher was von mir zu hören. Aber jetzt geht es um dich.«
Gern hätte ich meinem Vater gesagt, dass Monika noch nie mit irgendwem geflirtet hatte, denn dafür hätte sie ihren Blick vom Handy nehmen müssen. Aber da bauten sich seine Freunde um uns herum auf.
»Schnapp sie dir, Tiger!«, sagte mein Vater und gab mir einen sanften Stoß. Wäre ich nicht sofort weitergegangen, hätte er mir wahrscheinlich in den Hintern getreten oder mich angebrüllt. Dennoch schienen meine Beine mit jedem Schritt schwerer zu werden. Ich stellte mir Claudia vor und wie sie sich freute, wenn sie die Kette sah. Die erhoffte Motivation blieb jedoch aus.
Etwa zehn Schritte von der Rauferei entfernt, testete ich noch einmal, ob meine Knie- und Ellenbogenschützer fest genug saßen. Dann zog ich den Gurt meines Helms enger. Eigentlich nur, um Zeit zu schinden. Und dann brachte ich die letzten paar Schritte hinter mich und bahnte mir einen Weg an den sich prügelnden СКАЧАТЬ