Christmas Bloody Christmas 2. Thomas Williams
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Название: Christmas Bloody Christmas 2

Автор: Thomas Williams

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

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isbn: 9783948168186

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СКАЧАТЬ den Erbsen und griff erschrocken an den Hals. Vater blickte mich wütend an, als ob er noch immer nicht begriffen hatte, was geschah. Langsam weiteten sich seine Augen und er erhob sich. Jetzt schien er das Blut auf meinem Kleid zu sehen. Stammte es aus den Schnittwunden meiner Hand oder aus Onkel Eduards Halsschlagader? Ich wusste es nicht zu sagen und es war mir in diesem Moment auch egal, da ich keine Schmerzen fühlte. Wortlos trat ich zu dem Mann, der mich und meinen Körper verkauft hatte. Zeitgleich griff ich nach der Geflügelschere. Sie fühlte sich fettig an. Meine Augen fixierten meinen Vater, dem jegliches Blut aus dem Gesicht gewichen war.

      »Weißt du, wie es ist, wenn jemand in dich eindringt, obwohl du es nicht willst?!«

      Schon rammte ich ihm die Geflügelschere in den Bauch. Ich zog sie heraus und stach erneut zu. Wieder und wieder, bis Mutter plötzlich neben mir stand.

      »Kind!«, stammelte sie. Als ich mich zu ihr drehte, sackte Vater wie ein nasser Sack zusammen. Ich blickte jene Frau an, die mein Leid kannte. Wie oft hatte ich versucht, es ihr zu erzählen. Aber sie tat immer so, als verstünde sie nicht, was ich meinte. Abermals ergriff mich das Gefühl der Hilflosigkeit. Meine Augen brannten. Normalerweise war das der Moment, an dem ich einfach schnell das Thema wechselte oder in mein Zimmer lief. Aber diesmal nicht. Meine Venen pulsierten vor glühender Wut. Mit einer ungeahnten Kraft, die ich aus dieser Verzweiflung erntete, zog ich mein Bein an und trat ihr so heftig gegen den Bauch, dass sie zurücktaumelte und gegen die Vitrine am anderen Ende des Raumes stieß. Ihr Hinterkopf durchschlug das Glas. Sie blickte mit ungläubigen Augen auf die Reste der Scheibe, die über ihrem Hals hing. Das, was dann geschah, nahm ich wie in Zeitlupe wahr und konnte mir das Lachen kaum verkneifen. Ruckartig und präzise wie das Messer einer Guillotine durchtrennte die herabfallende Scheibe ihren Hals. Blut spritzte wie ein Fächer aus ihrer Kehle und sprudelte kraftvoll bis zu Decke. Ein schrilles Kreischen erreichte mein Ohr. Tante Rosemarie saß auf ihrem Stuhl und klang wie eine Sirene. Ihre dicken Arme wackelten wie zwei wulstige Würmer in der Luft. Sie verstummte nicht, als ich langsam auf sie zutrat.

      »Du wusstest, was er tat! Aber anstatt mir zu helfen, hast du mich dafür verurteilt, dass er mich anziehender fand als dich!« Meine Stimme klang mir selbst fremd, als wäre sie tiefer und ruhiger als je zuvor.

      Noch immer kreischte Rosemarie, nur eine Oktave höher als vorher. Ich packte ihren Kopf und schlug ihn auf die Tischplatte. Das wiederholte ich, bis das Kreischen durch ein matschiges Floppen abgelöst wurde. So unerwartet wie ein Geist stand Oma plötzlich neben mir und ich zuckte regelrecht zusammen. In ihrer Hand hielt sie die Suppenkelle, holte aus und schlug mir damit ins Gesicht.

      Wie oft war ihr in der Vergangenheit die Hand ausgerutscht. Immer wieder hatte sie gekeift, ich brauchte eben mal eine ordentliche Tracht Prügel, um etwas zu kapieren. Aber mit einer Suppenkelle?

      Verdutzt fühlte ich die Kälte und die Wucht auf meiner Schläfe, die von diesem Angriff ausging. Als Oma realisierte, dass sie mich damit nicht aufhalten konnte, holte sie erneut aus. Diesmal war ich jedoch vorbereitet und riss ihr die Kelle aus der Hand. Gerade als ich sie ihr im Gegenzug über den Schädel ziehen wollte, war Opa wieder da. Sein Kopf hing eigenartig abgewinkelt zur Seite gewandt, Blut rann aus Nase und Mund. Er sah aus wie ein Zombie. Seine Faust landete in meinem Gesicht. Sterne blitzten aus einem roten Nebel, der sich vor meinen Augen auftat. Jemand hatte etwas nach mir geworfen, mich aber nicht getroffen.

      Plötzlich bemerkte ich die Hitze hinter mir. Die Vorhänge hatten Feuer gefangen. Flammenzungen fraßen sich gierig hinauf und verteilten sich über die anderen Gardinen. Oma hatte tatsächlich die Öllampe als Wurfgeschoss gewählt. Wollte sie mich damit lebendig verbrennen?

      Mit torkelnden Schritten kam Großvater auf mich zu und drängte mich immer weiter zur Feuersbrunst, die hinter mir tobte. Vor sich hielt er einen Stuhl, als wollte er einen tollwütigen Hund von einem Angriff abhalten. Er kam immer näher und drängte mich zurück, bis ich gegen die Fensterbank stieß.

      Die Feuerzungen leckten bereits an der Zimmerdecke und schwefeliger Geruch machte sich breit. Wieder flog etwas knapp an mir vorbei. Oma hatte die zweite Öllampe nach mir geworfen. Sie erwischte die Vorhänge auf der anderen Seite des Zimmers. So blieb mir kein Platz mehr, dem Feuer auszuweichen. Großvater stieß mit den Stuhlbeinen zu.

      Mir blieb kein anderer Ausweg, als mich auf die Fensterbank zu retten. Ein Sturz aus dem dritten Stock wäre mein Todesurteil, doch das störte meinen Großvater nicht. Er holte mit dem Stuhl erneut aus und wollte mich damit angreifen. Geistesgegenwärtig trat ich ihm ins Gesicht. Sein schiefer Kopf knackte nach hinten wie der Verschluss einer Bügelflasche. Er taumelte, ließ den Stuhl fallen und fiel zuckend zu Boden. Die Verkleidung der Zimmerdecke brannte lichterloh und tropfte zäh wie Honig herab. In den wenigen Sekunden hatte sich das Esszimmer in einen Glutofen verwandelt. Erschrocken blickte ich hinter mir aus dem Fenster. Ich musste fliehen. Unter mir befand sich ein Radweg. Ich würde geradewegs auf Asphalt krachen.

      Wie eine Schlange hatte Oma meine Ablenkung genutzt und den Stuhl aufgestellt, um ebenfalls auf die Fensterbank zu klettern. Plötzlich stand sie neben mir mit einem Messer in der Hand. In letzter Sekunde konnte ich es ihr aus der Hand schlagen. Aber sie versetzte mir einen Stoß, dass ich nach hinten stolperte und gegen die Fensterscheibe krachte. Panisch hielt ich mich an ihr fest. Vielleicht lag es an der Hitze oder der Wucht, etwas ließ das Glas bersten und wir stürzten hinaus. Es gelang mir, mich im Flug zu drehen und auf ihr zu landen. Ihr Schädel knallte auf den Asphalt und glich einer heruntergefallenen Pampelmuse.

      Ich hingegen hatte lediglich eine Gehirnerschütterung und litt an einer Amnesie.

      ß3V

      Ich konnte nur wenige Begebenheiten meiner Kindheit ins Gedächtnis rufen, jetzt jedoch traf mich die komplette Erinnerung mit einem Schlag. Als man mich fand, eng umschlungen mit meiner Großmutter, dachte jeder, es wäre ein verzweifelter Sprung gewesen, um dem Feuer zu entkommen. Niemand hatte geahnt, was vorgefallen war. Laut Pressebericht war das Haus niedergebrannt und mit ihm sämtliche Bewohner – bis auf mich und Oma, aber die war jetzt ebenfalls tot.

      Trotz der Tatsache, dass alle in meiner Familie Monster waren, erfüllte mich die Erkenntnis mit Trauer. Unablässig rannen mir Tränen aus den Augen.

      Unbemerkt war Schwester Bettina, die Nonne, die mich am meisten hasste, zu mir getreten.

      »Hör auf zu heulen! Brauchst dich nicht wichtigmachen!«

      Was sagte sie da? Als Leiterin der Gruppe kannte sie unsere Geschichten. Sollte sie nicht wissen, dass ich an Weihnachten meine Familie verloren hatte? Auch wenn sie den Tod verdient hatten und ich daran nicht ganz unschuldig gewesen war, stimmte mich Weihnachten traurig. Kein Wunder, oder?

      Die bronzefarbene Nonne indischen Ursprungs hatte trotz der Feierlichkeit schlechte Laune. Schon den ganzen Tag hatte sie uns putzen lassen und mit Spitzfindigkeiten drangsaliert. Anschließend mussten wir zur Kirche und jetzt zog sich das Brimborium auch noch unnötig in die Länge. Glaubte sie wirklich, dass sich irgendwer von uns auf die Geschenke freuen würde? Es waren in buntes Papier verpackte Zuteilungen vom Jugendamt – meist bestehend aus Kleidern, Taschen und Gegenständen, die eigentlich jeder normale Mensch besaß.

      Das fiese Lächeln von Sabine, ihrem Lieblingszögling und Tochter aus gutem Hause, streifte mich. Ich hasste dieses Mädchen. Wie oft verpetzte sie eine von uns und stellte selbst jede Menge Dummheiten an. Aber sie hatte ja alle Rechte.

      »Scheißkuh!«, fauchte ich ihr entgegen.

      Jetzt nahm das Drama seinen Lauf.

      »Wie kann man so undankbar an Heiligabend sein?«, schluchzte Sabine theatralisch und hielt sich die Hand an den Mund. Theresa, eine der beiden Erzieherinnen, hantierte erfolglos am Plattenspieler. Ja, ein antiquiertes СКАЧАТЬ