Christmas Bloody Christmas 2. Thomas Williams
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Название: Christmas Bloody Christmas 2

Автор: Thomas Williams

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

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isbn: 9783948168186

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СКАЧАТЬ oder einer Safe-Zone Ausschau hielt. Aber dann war ich schon auf ihm drauf, klammerte mich an ihm fest und biss in sein Ohr. Schreiend drehte er sich im Kreis und wollte mich abwerfen, da riss ich ihm ein Stück von seinem Ohr ab und spuckte es angewidert aus.

      Als er brüllend vor Schmerz nach der Wunde tastete, stach ich ihm meine Daumen in die Augen und trieb sie mit aller Kraft tiefer in die Höhlen, aber da erwischte mich seine Faust auf dem Mund. Meine Lippen platzten auf. Blut und Speichel spuckend, stolperte ich in einen Kleiderständer. Zwei Frauen mussten glauben, dass ich ihnen etwas wegkaufen wollte und begannen, nun auf mich einzuprügeln. Ganz wie mein Vater entschloss ich mich, ihnen nicht wehzutun und ertrug die Prügel. Sie war ohnehin nur von kurzer Dauer, da die Frauen sich wieder den Artikeln zuwandten.

      Ich blieb noch einen Moment liegen, schnappte nach Luft und lachte schließlich. All das wegen einer beschissenen Halskette? Aber es hatte tatsächlich Spaß gemacht. Ich glaubte, meinen Vater zu verstehen, freute mich darauf, ihm von dem Kerl zu erzählen, der wegen mir jetzt bei jedem Blick in den Spiegel und auf seine Ohren an mich denken würde.

      »Chriftmaf Prawl ift fuper!«, sagte ich zu mir selber und lachte über meine komische Aussprache.

      Unter Schmerzen aber äußerst zufrieden stand ich auf, sah mich nach links und rechts um, wo das Chaos tobte. Blutend und erschöpft standen Menschen in Warteschlangen vor den Kassen, ruhten sich aus, bevor sie weitermachen mussten. Nur, damit ihre Liebsten am nächsten Tag etwas Schönes auspacken konnten. Man sollte meinen, dass es an Weihnachten Wichtigeres gab als das. Irgendwann musste es mal eine Bedeutung für dieses Fest gegeben haben, aber die hatten wir wohl vergessen. Fürs Erste war es mir auch egal. Ich hatte bekommen, was ich wollte, und würde meinen Vater stolz machen, wenn er nach Hause kam.

      Also machte ich mich auf den Heimweg. Da mir offenbar niemand ansah, was sich Wertvolles unter meiner Kleidung befand, ließ man mich in Ruhe. Lediglich zwei gleichaltrige Jungs aus der Nebenklasse musste ich verprügeln, und das auch nur, weil ich sie nicht mochte.

      Mein erstes richtiges Weihnachten war ein voller Erfolg.

      ßXV

      Zwanzig Jahre später:

      »Und hier hat einer versucht, mich mit einem Kleiderhaken aufzuschlitzen«, sagte ich stolz und zeigte auf die zehn Zentimeter lange Narbe an meinem Bauch. Meine Freunde und Kollegen nickten anerkennend. Olaf wollte gerade etwas zu einer Brandnarbe in seinem Gesicht sagen, als die jährliche Ansage vorm Christmas Brawl aus den Lautsprechern begann.

      Andächtig hörten wir zu. Mein Vater wäre stolz auf mich gewesen, hätte er all die Narben an meinem Körper und den Stumpf gesehen, der einmal mein rechter Daumen gewesen war. Links war ich fast blind und taub, aber das störte mich kaum. Es war ein wundervolles Andenken an den Christmas Brawl vor elf Jahren. Mein Vater war während des Brawls vor sechs Jahren gestorben, aber ich hatte nie um ihn getrauert, denn das hätte er nicht gewollt. Er war bei seiner Lieblingsbeschäftigung gestorben. Mit einer Grillgabel in der Luftröhre.

      Während sich das Tor öffnete und die Menge ins Innere des Einkaufzentrums stürmte, blickte ich für eine Sekunde zum Himmel, klopfte mit dem Quarzhandschuh gegen meine nackte Brust und sagte:

      »Dieser Brawl ist für dich, Papa. Wie auch alle anderen.«

      Irgendwo in der Menschenmasse mussten Monika und meine Mutter sein. Vielleicht würde ich sie zwischendurch sehen. So kämen wir an Weihnachten mal wieder zusammen.

      Eine schöne Tradition.

      Finden Sie nicht auch?

      Caroline Simanek

      Oh du fröhliche, o du selige …«, erklang es aus unseren Mündern, doch von den Anwesenden war niemand fröhlich. Auch aus mir drang emotionslos das Lied, welches so lange geübt worden war. Während des Singens streiften meine Augen durch das riesige Wohnzimmer. Der Raum strahlte so golden, wie er es nur an Weihnachten vermochte. Es war, als wären jene Kälte und Lieblosigkeit, die sonst das ganze Jahr über diesen Ort dominierten, vertrieben. Ein lieblicher Duft nach Lebkuchen und Punsch hing in der Luft. Auf dem klassisch mit Strohsternen und gold lackierten Äpfeln geschmückten Weihnachtsbaum, der bis zur hohen Zimmerdecke reichte, brannten echte Kerzen.

      Die flackernden Flammen zogen mich in ihren Bann. Sie bewegten sich bedrohlich, als wollten ihre kleinen Zungen an den trockenen Zweigen lecken. Mich ergriff dabei lediglich ein Gefühl der Besorgnis, nicht einmal Angst. Sollte ich bei diesem Anblick nicht in Panik verfallen? Schließlich hatte ein Feuer mein Leben zerstört. Genau ein Jahr war es her, als meine ganze Familie bei einem Wohnungsbrand ums Leben kam. Auch Oma, die mich gerettet hatte. Sie starb bei dem Sturz aus dem dritten Stock. Ich hatte nur überlebt, weil ich auf sie gefallen war. Bis auf ein paar Prellungen und einer mächtigen Gehirnerschütterung, welche mir das Gedächtnis geraubt hatte, blieb ich unversehrt. Mein Leben, wie ich es jetzt kannte, begann für mich mit dem Aufenthalt in der Klinik. Da ich noch nicht volljährig war und es niemanden mehr gab, der mich aufnehmen konnte, wurde ich hier in diesem Mädchenheim untergebracht.

      Schlechte Laune stieg in mir empor, als ich den scheinheiligen Haufen neben mir sah. Keines der Mädchen wollte hier sein, trotzdem taten sie so, als würden sie sich über dieses gezwungene Fest freuen. Aber ich wusste es besser: Sie hassten dieses Heim genauso wie ich. Abgesehen von der Gemeinsamkeit, dass wir alle die Nonnen, Erzieherinnen und sogar die Hausmeisterin verabscheuten, verachteten die Mädchen mich. Etwas an mir war anders. Lag es daran, dass ich kaum sprach? Oder weil ich, wie die Nonnen sagten, so eine düstere Aura ausstrahlte?

      Punkt um, ich war einfach anders.

      Für mich gab es nur ein Ziel, die Zeit hier abzusitzen.

      Noch zwei Jahre, dann war ich achtzehn und durfte gehen.

      Unser Gesang verstummte und eine der Erzieherinnen begann, eine moderne Weihnachtsgeschichte vorzulesen. Sie legte so viel Betonung in die Sätze und blickte dabei so bedächtig, dass mir übel wurde. Einigen Mädchen liefen scheinheiligerweise Tränen über die Wangen, weil sie ja so gerührt waren. Solche verlogenen Tussen! Ich wünschte mir, der Baum würde endlich brennen, damit der zähe Abend ein Ende hatte.

      Nach der Geschichte stimmte die Nonne das Lied O Tannenbaum an.

      Ohne Vorwarnung tat sich in meinem Bewusstsein eine Tür auf. Meine Erinnerung, die verborgen lag, brach heraus. Meine Gedanken beförderten mich nach Hause ins Esszimmer.

      ßZV

      Aus dem alten Plattenspieler, der nur noch an Weihnachten in Betrieb genommen wurde, erschallte das Lied: O Tannenbaum, o Tannenbaum. Ich sah mich am Tisch sitzen. Der Raum zeigte sich für unsere Verhältnisse gut aufgeräumt. Auf der gedeckten Tafel lag eine weiße Tischdecke, orientalisch anmutende Öllämpchen dienten als Kerzen. Die Großeltern und auch Onkel Eduard mit seiner Frau Rosemarie waren da. Vater, auf dessen Stirn sich bereits zwei vertikale Falten gebildet hatten, die er immer bekam, wenn er zornig wurde oder zu viel gebechert hatte, griff nach der Geflügelschere. Ungeschickt versuchte er, den Truthahn in gerechte Teile zu zerlegen.

      »Sei nicht so knauserig mit dem Fleisch!«, stichelte Großvater, als er sich den Kartoffelbrei auf den Teller schaufelte. Ich wusste, dass Opa uns hasste. Er verachtete seine Tochter, weil sie einen arbeitslosen Versager geheiratet hatte, und auch mich, die unerwünschte Brut daraus. Trotzdem kam er einmal im Jahr an Weihnachten vorbei, um mit der Familie zu feiern. In seine Wohnung wollte er unsere Sippe nicht einladen, betonte er oft. Wer weiß, was wir alles mitgehen lassen würden.

      Als СКАЧАТЬ