Magisch geheimnisvoll wie Staub. Caroline Opatz
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Название: Magisch geheimnisvoll wie Staub

Автор: Caroline Opatz

Издательство: Автор

Жанр: Учебная литература

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isbn: 9783940877338

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СКАЧАТЬ ich weiterging, sah ich zwei weitere Kobolde und Amaliel beim Arbeiten in einem roten Fachwerkhaus. Auch sie bemerkten mich nicht. In der dritten und letzten Werkstatt vor dem Haupthaus waren die anderen beiden Kobolde und der Weihnachtsmann. Es war ein unbeschreiblich schöner Anblick, alle so friedlich arbeiten zu sehen. Ich beschloss, als Überraschung schon ins Haupthaus zu gehen und etwas zu essen vorzubereiten. Bei der Gelegenheit konnte ich mich außerdem ein wenig umgucken.

      Ich ging also ins Haupthaus und hing meinen roten Mantel wieder über die Stuhllehne. Ich fand es irgendwie komisch, dass der Weihnachtsmann einen Kühlschrank besaß und Essen auf einem Herd kochte. Aber diese Sachen brauchte ja schließlich auch ein Weihnachtsmann, weshalb ich direkt davon Gebrauch machte und Kakao kochte.

      Mein Blick fiel auf die Tür, die zum Dachboden führte. War es wohl unhöflich, wenn ich ohne zu fragen hinaufging? Von der Neugier überzeugt stieg ich die steile Holztreppe hinauf. Sie knarzte leise und sehr stabil schien sie auch nicht, aber es war nicht weit.

      Es war kalt auf dem Dachboden und ein frischer Wind blies durch das leicht gekippte Giebelfenster. Draußen waren schneebedeckte Berge zu sehen und über ihnen funkelten bereits die Sterne, obwohl es erst leicht dämmerte. Wurde es hier wohl schneller dunkel, wenn doch die Zeit eigentlich langsamer verging und es noch gar nicht so spät sein konnte? Die Sicht auf die Weiten der Landschaft zusammen mit dem Wind weckten in mir den Eindruck, als würde ich fliegen. Widerwillig wandte ich mich von dem Fenster ab und ging weiter. Am Ende des länglichen Raumes entdeckte ich etwas Großes, das mit einer silbernen Decke zugedeckt war, weshalb es unmöglich war, zu erkennen, was sich darunter verbarg. Etwas zögernd hob ich die Decke an, doch dann schlug ich sie ganz weg und hielt vor Erstaunen die Luft an. Ein riesengroßer, brauner Holzschlitten stand vor mir. Ein Gespann für bestimmt vier Rentiere war vorne angebracht. Ich stellte mir vor, wie der Weihnachtsmann mit Amaliel und Michi, Mick, Muffel, Mattis, Maxi und Mups in dem großen Schlitten saß und sie sich von Rentieren durch die Luft ziehen ließen. Bei dem Gedanken fuhr ein Schauder über meinen Rücken.

      Ich wurde von einem Klappern aus meinem Tagtraum geweckt. Unter mir ertönten die Stimmen der Kobolde. Jemand stapfte mit schweren Schritten über den Holzboden und ich hörte auch die leise Stimme von Amaliel.

      »Habt ihr den Tisch gedeckt?«, fragte die tiefe Stimme des Weihnachtsmannes.

      »Nein«, erwiderten die Kobolde. »Aber Linea scheint es gewesen zu sein. Da hängt ihre rote Jacke.« Um den peinlichen Moment des Erwischtwerdens zu vermeiden, ging ich zur Treppe und kletterte sie rückwärts hinunter.

      »Hallo«, begrüßte ich die ganze Truppe und sprang die letzten Stufen herunter.

      »Hallo Linea! Schön, dass du gekommen bist und den Tisch gedeckt hast. Wie lieb von dir!« Amaliel holte die Kanne mit dem Kakao, die ich auf das Stövchen gestellt hatte, und stellte sie auf den Tisch. Sie holte noch einen großen Rosinenstollen und Butter aus dem Schrank.

      »Setzt euch und lasst es euch schmecken!« Amaliel klatschte in die Hände und flog auf ihren Stuhl. Michi holte noch eilig ein paar Kerzen und zündete sie auf dem Tisch an, was ein adventliches Licht auf die Süßigkeiten warf.

      »Ich habe euch alle so konzentriert in der Werkstatt arbeiten sehen, da wollte ich euch nicht stören und ich dachte, dass ihr vielleicht Hunger habt«, erklärte ich.

      »Das ist wirklich sehr nett von dir«, sagte der Weihnachtsmann. »Gerade jetzt so kurz vor Weihnachten gibt es allerhand zu tun.«

      »Ja, manchmal müssen wir sogar Nachtschichten einlegen«, sagte Mups und schob seine rote Zipfelmütze zurecht.

      Ich nickte verständnisvoll, obwohl ich mich gleichzeitig fragte, warum sie denn noch zusätzlich Nachtschichten einlegen mussten, wenn sie doch hier im Jahr viermal so viel Zeit hatten.

      »Das nächste Mal kannst du uns auch gerne in der Werkstatt besuchen kommen«, schlug Amaliel vor.

      »Aber nicht zu viel schnüffeln, sonst bekommst du noch mit, was alle anderen Kinder zu Weihnachten kriegen oder sogar was du bekommst!«, fuhr Mattis, der eine grüne Mütze trug und große Zähne hatte, dazwischen. Ich grinste und stellte einmal mehr fest, wie wohl ich mich hier fühlte.

      »Wir zeigen dir auch noch alles andere hier, du wirst begeistert sein. Das kannst du uns glauben!«, sagte ein Kobold mit einer blauen Mütze und riesigen Ohren stolz, doch ich kam nicht dazu, etwas darauf zu erwidern, denn ein anderer Kobold sprach schon wieder weiter:

      »Was hast denn du neugieriges Mädchen eigentlich auf unserem Dachboden gemacht? Hast du etwas Schönes gefunden?«

      »Oh«, machte ich etwas überrascht und fühlte mich sofort ertappt. Alle sahen mich plötzlich erwartungsvoll an und ich war mir nicht ganz sicher, ob das, was ich getan hatte, vielleicht doch schlimm gewesen ist. »Ich finde es total schön da oben. Man kann aus dem Giebelfenster so weit schauen und der Sternenhimmel war einfach unglaublich. Und der große Weihnachtsschlitten erst, das der überhaupt fliegt...« Den letzten Satz fügte ich nur leise an, in der naiven Hoffnung, dass die anderen ihn nicht bemerkten oder ihn ignorierten. Doch sie ignorierten ihn nicht. Die Gesichter aller wurden plötzlich so traurig wie ich es mir bei keinem von ihnen hätte vorstellen können. Der Weihnachtsmann sah mich mit merkwürdig funkelnden Augen an und das adventliche Licht wirkte auf einmal bedrohlich und düster.

      In diesem Moment wusste ich, dass ich etwas Falsches gesagt hatte.

      Unsicher wich ich dem harten Blick des Weihnachtsmanns aus und fühlte mich so schlecht wie noch nie in meinem ganzen Leben. Die familiäre Selbstverständlichkeit war völlig verschwunden und stattdessen wurde mir plötzlich klar, dass ich hier fremd war, es immer sein würde und hier nicht hingehörte. Was hatte ich hier überhaupt verloren?

      »Dieses Jahr ist alles anders«, sagte Amaliel schließlich nach einigen Sekunden stiller Anspannung. Ihr Gesicht sah müde und erschöpft aus, ganz anders als vor wenigen Sekunden noch. »Der Schlitten fliegt nicht.«

      »Wir benötigen zum Fliegen einen bestimmten Staub. Es ist der Staub der Polarfelder. Er bringt uns an einem Abend um die ganze Erde. Du kannst dir ja wahrscheinlich vorstellen, was passiert, wenn wir diesen Polarstaub nicht haben, oder?«, sagte einer der Weihnachtskobolde und ihre fehlende gute Laune ließ sie mir völlig fremd erscheinen. Dennoch fiel ein wesentlicher Teil meiner Anspannung von mir ab. Sie waren nicht sauer auf mich, hier ist etwas völlig anderes schiefgegangen.

      »Dann könnt ihr nicht an einem Abend einmal um die Welt, richtig?«

      Ich sprach das mit höchster Vorsicht aus, denn der Blick des Weihnachtsmanns eben war wirklich schlimm gewesen.

      »Wir bezweifeln sogar, dass wir überhaupt nur ein Stück weit kommen«, sagte Muffel, der ein wenig nuschelte und eine rote Mütze trug.

      »Aber ihr seid doch schon so fleißig bei euren Vorbereitungen! Ihr könnt doch nicht so tun, als würde alles funktionieren und eurem Polarstaub einfach nur hinterher trauern! Wo bekommt ihr denn her?« Mir war klar, dass meine Worte sehr gewagt waren, aber die Fassungslosigkeit platzte einfach aus mir heraus.

      »Du bist wahrscheinlich diejenige, die wissen könnte, wo sich der Polarstaub befindet«, meldete sich nun der Weihnachtsmann zu Wort. Seine eben noch warmen Gesichtszüge wirkten in dem flackernden Kerzenschein nun dunkel und zornig, doch vor allem blitzten seine Augen voller Angst.

      »Ich? Aber das ist doch Quatsch. Woher soll ich denn wissen wo der Polarstaub ist?«

      »Naja, vielleicht weißt du nicht direkt, wo sich der Polarstaub befindet. СКАЧАТЬ