Der Kaiser. Geoffrey Parker
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Kaiser - Geoffrey Parker страница 55

Название: Der Kaiser

Автор: Geoffrey Parker

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783806240108

isbn:

СКАЧАТЬ sich ergehen lassen mussten, dass man die Wappen von ihren Häusern abschlug (wie man bei einem Besuch der Stadt noch heute sehen kann). Gänzlich sollte Karl seinen Groll gegen die Aufständischen nie überwinden. Lange noch drängte er sowohl den König von Portugal als auch den Papst, flüchtige Anführer der Comuneros an ihn auszuliefern – so lange, bis auch der Letzte von ihnen im Exil gestorben war. Als er 1532 erfuhr, dass seine Regentschaftsregierung das gegen einen exceptuado verhängte Verbannungsurteil widerrufen hatte, ordnete Karl an, dass »in Zukunft kein Comunero begnadigt werden darf, ohne mich zuvor persönlich zu konsultieren«. Vier Jahre später befahl er die Festnahme eines Boten, der Spanien in portugiesischem Auftrag durchquerte, »weil er früher einmal ein Comunero gewesen war«. Noch 1552, als er unter so großer Geldnot litt, dass er nach langem Zögern sogar bereit war, die Ritterwürde des Königreichs Kastilien gegen klingende Münze feilzubieten, legte Karl ausdrücklich fest, dass eine solche Würde »keinesfalls an einen Sohn oder Enkelsohn irgendeines Comuneros gegeben werden darf«.33

      Eine derartige Rachsucht erwies sich jedoch als kontraproduktiv. Als »einige der Priester, die die Comuneros unterstützt hatten«, im Juni 1522 bei Hadrian VI. vorsprachen, um »Gerechtigkeit zu fordern«, zögerte der neue Papst, weil er fürchtete, dass sie, sollte er ihnen nicht Gehör schenken, »nach Frankreich gehen und unsere Feinde unterstützen werden«; aber Karl blieb unerbittlich und schuf sich damit – wie Hadrian vorhergesehen hatte – eine Heerschar von ebenfalls unerbittlichen Feinden im Ausland.34 Zu ihnen gehörte auch »ein gewisser Cárdenas«, der 1542 die aufständischen Kolonisten in Chile anführen sollte und »sich seiner Majestät bereits früher zur Zeit der Comuneros widersetzt hatte und danach mit Rincón« – demselben Antonio Rincón, der »einer von den Comuneros aus Medina del Campo« gewesen war, bevor er in französische Dienste trat und zu einem zuverlässigen Mittelsmann zwischen König Franz und seinen antihabsburgischen Verbündeten wurde. Cárdenas, Rincón und die anderen teilten das Schicksal der zahlreichen italienischen Exilanten, die aus ihrer Heimat flohen, als die kaiserlichen Truppen und ihre Verbündeten Stadt um Stadt aus der Hand der Franzosen und deren Verbündeter entrissen. Wie Franz I. einmal bemerkte, konnte der osmanische Sultan »die vielen Exilanten aus dem Königreich Neapel, die vom Krieg gezwungen wurden, Heimat, Hab und Gut zurückzulassen«, nur zu gut gebrauchen. Karl konnte sich nur glücklich schätzen, dass auch Franz ein Meister darin war, sich einflussreiche Untertanen zu erbitterten Feinden zu machen.35

      Das »Große Vorhaben«

      Im Sommer 1522 gingen am spanischen Hof geheime Berichte ein, denen zufolge Herzog Charles III. de Bourbon, der Connétable von Frankreich, eine Rebellion gegen seinen König vorbereitete. Auf den ersten Blick schien diese Nachricht zu schön, um wahr zu sein. Der Herzog von Bourbon war ein »Prinz von Geblüt«, Neffe Ludwigs XII. sowie Cousin Franz’ I., für den er bei Marignano die Vorhut kommandiert hatte und auf dem »Feld des goldenen Tuches« im Turnierkampf angetreten war. Ende 1521 noch hatte der Herzog im Namen des Königs Hesdin erobert – einer der wenigen französischen Erfolge jenes Jahres –, aber schon wenige Monate später sollte der Tod seiner Gemahlin Suzanne, die der älteren Linie des Hauses Bourbon entstammte, alles verändern. Sobald sie vom Tod Suzannes erfahren hatte, reichte Luise von Savoyen, die Mutter des Königs, beim Parlement von Paris, dem obersten Gericht des Königreiches, ihren Anspruch ein: Sie sei es nun, der das bourbonische Erbe mit dem größten Recht zustehe. Franz seinerseits vertrat die Auffassung, dass der gesamte Besitz der Bourbonen – als ein Lehen der französischen Könige an ihre Gefolgsleute – nun an die Krone »heimgefallen« sei.

      Vielleicht griffen der König und seine Mutter zu derart verzweifelten Mitteln, weil sie beide so gut wie bankrott waren. Franz hatte für seine Krönungsfeierlichkeiten, den Marignano-Feldzug sowie für das Spektakel auf dem Camp du Drap d’Or Unsummen ausgegeben; der ein ganzes Jahr andauernde Mehrfrontenkrieg, der darauf folgte, war ebenfalls nicht billig gewesen. Infolgedessen hatte der König Schulden angehäuft, die seine Jahreseinkünfte weit überstiegen. Dennoch: Franz’ Versuch, sich nun den Besitz seines mächtigsten Gefolgsmannes und wichtigsten Heerführers unter den Nagel zu reißen – in Kriegszeiten zumal –, war ein äußerst leichtsinniger Schritt. Der Herzog, der sich um das Erbe seiner verstorbenen Frau betrogen sah, wandte sich umgehend mit einem Hilfegesuch an den Kaiser. Im August 1522 schickte Karl einen Sondergesandten, der »mit dem Herzog von Bourbon sprechen und das Vorhaben zur Reife bringen soll, das dieser begonnen hat«.36 Der Herzog schlug vor, »das Bündnis mit dem Kaiser durch [dessen] Heirat mit einer seiner Schwestern zu besiegeln«. Er nahm auch direkten Kontakt mit König Heinrich VIII. auf und bot diesem an, »sich dem König und dem Kaiser mit seiner eigenen Macht und Stärke anzuschließen, sobald diese zu einem Feldzug nach Frankreich kämen«. Die Bündnispartner einigten sich schließlich darauf, ihr »Großes Vorhaben« – die Invasion Frankreichs – bereits 1523 stattfinden zu lassen (ein Jahr früher als ursprünglich geplant) und mit einem zusätzlichen Beteiligten: Während Heinrich von Calais aus angreifen wollte und Karl aus dem Süden nach Frankreich hinein vorstoßen würde, sollte der Herzog von Bourbon auf seinen im Herzen des Landes gelegenen Besitzungen 500 Reiter und 10 000 Fußsoldaten aufstellen und geradewegs nach Paris marschieren.37

      Zur Finanzierung dieser Initiative berief Karl die Cortes von Kastilien ein, deren Sitzung im Juli 1523 mit einem prahlerischen Resümee Gattinaras über Karls Errungenschaften seit dem letzten Zusammentreten der Delegierten eröffnet wurde – schließlich sei »die Hand Gottes stets bei Eurer Majestät« gewesen (Gott kam in Gattinaras Ansprache nicht weniger als neunzehnmal vor). Eine gewisse Passage im Entwurf der Rede war offenbar auf Karls Veto hin entfallen: Darin hatte der Kanzler einräumen wollen, dass beim letzten Aufenthalt des Königs im Land Fehler gemacht worden waren. Die Schuld für die Unannehmlichkeiten hatte er »fremden Ministern, die nicht hier geboren sind« und die deshalb »die Gesetze, Verordnungen und die Gebräuche [Kastiliens] nicht kannten«, geben wollen. Da diese Entschuldigung unausgesprochen blieb, zeigten die Delegierten sich nur wenig begeistert. Zwar erkannten sie an, dass ihr König in einem ganz besonderen Verhältnis zu Gott stand – »das Wort aus dem Mund Eurer Majestät ist zugleich das Wort Gottes, der Euch an Seiner statt hier eingesetzt hat« –, aber sie riefen Karl doch auch in Erinnerung, dass bei dem letzten Zusammentreten der Cortes »die Delegierten nicht so angehört wurden, wie sie es gewünscht hatten«, und verlangten, dass der König diesmal zuerst ihre Beschwerden anhören und ihnen Abhilfe schaffen sollte, bevor sie ihm weitere Gelder bewilligten. Dem offiziellen Sitzungsprotokoll zufolge antwortete Karl darauf sogleich und in fließendem Kastilisch:

      »Was scheint euch besser: dass ihr mir dieses Geld nun gleich bewilligt (da ich euch schon gestern versprochen habe und heute gleich noch einmal verspreche, dass ich die Cortes nicht auflösen werde, bevor ich auf alles, was ihr von mir verlangt, gebührend eingegangen bin und entsprechend gehandelt habe) … sodass es aussehen wird, als ob sich meine Zugeständnisse und Belohnungen an euch allein meinem Wohlwollen verdanken? Oder hättet ihr es lieber, dass ich mich zuerst den Beschwerden zuwende, die ihr vorbringt, sodass alle sagen werden, ich hätte es nur getan, damit ihr mir das Geld bewilligt?«

      Er erinnerte die Delegierten daran, dass »bislang noch immer zuerst die Subsidien bewilligt wurden«, und wollte gern wissen: »Warum zwingt ihr mir eine solch tief greifende Neuerung auf?« »Nichts bleibt ewig geheim«, fuhr er dann fort, »und wenn die Nachricht von diesem Vorgang anderen Herrschern zu Ohren kommt, osmanischen wie christlichen, so wird die Tatsache, dass ihr mich nicht behandelt wie die anderen Könige, meine Vorgänger, für mein Ansehen überaus nachteilig sein, und die Bösen werden frohlocken.«38

      Nach einem ganzen Monat Streiterei konnte Karl sich schließlich durchsetzen: Die Cortes bewilligten ihm ein hübsches Sümmchen; im Gegenzug befasste der Kaiser sich mit mehr als einhundert unterschiedlichen Beschwerden und Forderungen: Er solle seinen Hofstaat mit Kastiliern besetzen, jede Woche eine öffentliche Audienz halten, alle Naturalisierungsbriefe an Fremde widerrufen (und keine neuen mehr gewähren) und ausschließlich »solche, die in diesem Königreich geboren sind«, auf jede Art von weltlichen, kirchlichen und diplomatischen Posten berufen. Außerdem versprach СКАЧАТЬ