Begegnungen mit Bismarck. Robert von Keudell
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Название: Begegnungen mit Bismarck

Автор: Robert von Keudell

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783806242683

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СКАЧАТЬ Bekannter drängte sich mit der Frage heran: „Nun, was bringen Sie uns aus Warschau?“ Er antwortete: „Schlechte Nachrichten. Das Befinden der Kaiserin Mutter hat sich in bedenklicher Weise verschlimmert.“

      Am 24. November schrieb Frau von Bismarck aus Petersburg:

      … „Der Tod der Kaiserin Mutter ist uns recht nahegegangen, weil sie Bismarcks große Gönnerin, ich möchte sagen, Freundin gewesen. Wir gehen nun 6 Monate wie die. kohlschwarzen Raben einher, bis an die Zähne verhüllt, leben still wie die Einsiedler und ich hoffe, Bismarcks Nerven sollen sich recht stärken in der stillen Zeit und unser häusliches Leben soll recht angenehm werden …“

      2. Februar 1861.

      … „Am Heiligen Abend kam ein intimster Universitätsfreund, Graf Alexander Keyserling (Bruder des Rautenburger), den eine 23-jährige Trennung ohne briefliche Brücken kein Haar breit von Bismarck entfremdet, was mir viele Freude gemacht. Sie klinkten in die alten Verhältnisse mit einer harmlosen Heiterkeit und warmen Herzlichkeit ein, wie wenn sie nie getrennt gewesen. Er lebt auf dem Lande in Esthland …

      … „Vor einigen Tagen wurde ich zu der wundervollen Großfürstin Helene befohlen. Das Palais ist einzig behaglich, so wie keins wieder – schon auf der prächtigen Treppe weht’s einen wohlthuend an, in dem Hauptsalon aber ist’s so schön, daß man nie fort möchte. Und Helene, die Herrliche, in Liebenswürdigkeit strahlend, reißt mich immer wieder ganz hin, so daß ich zum ersten Mal in meinem Leben gedacht habe, es könnte hübsch sein, Hofdame zu werden, nämlich bei ihr der schönen Lieblichen! – So grundvornehm ist alles und doch fern von aller erkältenden, glatten Hofatmosphäre – kurz: reizend von Anfang bis zu Ende. Man spielte ein entzückendes Trio von Mendelssohn, das ich noch nicht kannte (Rubinstein, Wieniawski und ein Namenloser). Darin kam ein Scherzo vor, so einschmeichelnd und übermüthig zugleich, daß ich ganz verging in stiller Wonne. Und die großfürstliche Helene in demselben Freudenrausch wie ich ließ das Scherzo wiederholen“ …

      Den 21. April 1861.

      … „Bismarck hat mehrmals kleine rheumatische Anfälle gehabt, die mich vielleicht mehr alterierten wie ihn. Außerdem sind seine Nerven immer in einem so erbärmlichen Zustande, daß man ihn nur mit Bangigkeit ansehen kann“ …

      1. Juni 1861.

      … „So Gott will, ziehe ich den 5ten in das Heimathland ab mit Kindern, Lehrer, Französin und Dienstboten, leider noch ohne Bismarck, der mir in drei bis vier Wochen zu folgen hofft … Mir wird die Trennung von ihm zum Weinen schwer – und wenn er ein Wort vom Bleiben sagte, rührte ich mich trotz aller Heimathssehnsucht nicht von der Stelle – aber er treibt mich mit aller Macht fort um Billchens willen, damit die Hitze uns nicht Schaden bringend überfällt wie im vorigen Jahre“ …

      Reinfeld, den 20. Juli 1861.

      … „Er ist gekommen! – Nicht ‚in Sturm und Regen‘7, sondern im herrlichsten Sonnenschein – gestern, ohne jegliche Anmeldung, ganz überraschend – umso schöner! … Er soll Kissinger hier trinken und Soole baden, auch hier, zu gleicher Zeit, drei bis vier Wochen lang – dann noch eine drei bis vier Wochen lange Ostseeabkühlung in Stolpmünde.“ …

      8. August.

      … „Unsere Reinfelder Existenz ist unbeschreiblich angenehm, so ruhig, wie ich sie nur irgend zu wünschen vermag. Bismarck hat nun 16 Kissinger Flaschen und 7 Soolbäder überwunden und trinkt und badet fröhlich fort. Die Reinfelder Stille behagt ihm herrlich. Niemand stört ihn hier. Diplomaten sind in weiter Welt, Vettern tief in Erntefreuden vergraben und die alten und jungen Dämchen, die sich manchmal, aber selten blicken lassen, derangieren ihn nicht in seinen Spaziergängen, seiner ‚Hausblätter‘-Lektüre und dergleichen harmlosen Vergnügungen, die er hier treibt. Ich hoffe, er soll durch solch’ sanftes beschauliches Leben recht gesund werden, und bitte Gott innig, daß Er’s ihm segnen möge an Leib und Seele.“ …

      Reinfeld, 15. Oktober.

      … „Als wir von Stolpmünde auseinanderflogen, wähnte Bismarck in acht Tagen spätestens wieder da zu sein. Es sind aber drei Wochen geworden, die er in Coblenz und Berlin, dann in Schönhausen, Kröchlendorf, Külz und Zimmerhausen zugebracht. Von Letzterem hatte er Blanckenburg gleich mitgenommen, mit dem er zwei Tage hier war. Gottlob sehr munter. Vorgestern eilte er weiter nach Königsberg, wo, wenn die Krönung vorüber, unser Schicksal sich entscheiden soll, über welches noch immer so viel Möglichkeiten auf und nieder schwanken, daß man schwindlich davon wird. Denken Sie, man hat ihm plötzlich London angedeutet, aber nur interimistisch für einige Monate, was mich in verbissene Wuth bringt, weil wir natürlich für die Zeit getrennt bleiben müßten, und wie weit getrennt! – Dann ist’s mit der Wilhelmstraße auch wieder ’mal nicht geheuer, dann tänzelt Paris vor uns auf und nieder und dann ist auch Petersburg wieder ziemlich sicher! So geht’s her und hin den ganzen Sommer und ich möchte mitunter vor innerer Ungeduld in alle Tische beißen …“

      Reinfeld, 26. Oktober.

      … „In Königsberg, als am 20. die Festlichkeiten ausläuteten, hieß es plötzlich: schleunigst nach Petersburg. Dieselbe Weisung sandte er mir.“ …

      Petersburg, 25. November.

      … „Es gab wohl im Sommer oft Momente, in denen mir Paris mit Klima und allerlei andern herrlichen südlichen Vorzügen besonders verlockend erschien, sodaß der Wunsch nach „Veränderung unserer Lage“ sich ziemlich fest in meine alte Seele eingenistet; aber jetzt fühle ich mich hier wieder ganz behaglich und das völlige sans-gêne, in dem ich hier, fast wie in Frankfurt, leben kann, möchte ich drüben, jenseits des Rheins, wohl sehr vermißt haben, da es mir nach 37-jähriger Gewohnheit so zur andern Natur geworden, daß ich mich in förmlichen Verhältnissen, wie sie in Paris sein sollen, gewiß nicht leicht zurechtfinden würde. Und wer hätte mir dort die Zimmer zum fröhlichen Willkommen mit Blumen und Früchten ausgeschmückt, wer hätte mich liebreich in den Arm genommen und mit lautem Jubel begrüßt wie hier meine lieben Freundinnen Bertheau und Schrenck?8 Kein Mensch weit und breit. Darum kein Wort mehr von seufzender Unzufriedenheit, nur tiefe Beschämung über alle mögliche Undankbarkeit und herzinniger Dank gegen Gott für alle gnädige Fügung und Führung.“…

      4. Januar 1862.

      … „Heute hatte ich einen fröhlichen Brief von Bismarck, der die Erlegung eines Elch’s meldet, welches 2 ½ Elle hoch und 3 ½ Elle lang, „also nur klein“ gewesen wäre. Er scheint zufrieden, obgleich 11 Wölfe (elf!) furchtbar aufgeregt, mitten durch’s Treiben gerannt.“ …

      7. Januar.

      … „Nach mehreren Jagdtagen ist er gestern sehr froh heimgekehrt mit einem Bären und einem riesengroßen Elch und gottlob recht munter trotz aller Strapazen. Den Kindern geht’s auch gut, gottlob, und sie waren gestern überglücklich durch die Bekanntschaft mit den Eisrutschbergen, auf die Baron Stieglitz uns eingeladen.“ …

      29. Januar.

      … „Wir husten allesamt und ich so, daß ich nächstens die Stumme von Portici spielen könnte – „italiansky banditzky“ heißt es hier –, sonst aber geht es uns leidlich gut. Fest auf Fest folgt sich, private und kaiserliche; letztere sind so brillant gewesen, zweimal, wie meine unwissenden Augen sich dergleichen nimmer vorstellen konnten. Die Diamanten, mit denen Ihre Majestät die Kaiserin geschmückt war, wurden von Sachverständigen auf 15 Millionen geschätzt.“ …

      * * *

      Mitte März 1862 kam ich zum zweiten Mal als Gast des Gesandten nach Petersburg. Bei meiner Ankunft war der Hausherr nicht anwesend. Wenige Tage vorher СКАЧАТЬ