Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015 - A. F. Morland страница 78

СКАЧАТЬ Bount eintrat.

      Der Geruch verstärkte sich. Bount empfand ihn als unangenehm. Aber er hätte auch für die acht Porzellanfiguren nicht fünfhunderttausend Dollar bezahlt, selbst wenn er sich das hätte leisten können. Die chinesische Kunstfertigkeit der Zeit des 7. bis zum beginnenden 10. Jahrhundert entsprach genauso wenig seinem Geschmack wie dieser süßlich betäubende Duft.

      „Monsieur Giraque?“, rief er, weil sich niemand im Laden befand und durch das Glockenspiel auch nicht auf den möglichen Kunden aufmerksam geworden war.

      Bount wartete eine Minute, während der er seinen Ruf zweimal wiederholte. Dann schob er den bestickten seidenen Vorhang zur Seite, der den Verkaufsraum von dem dahinter befindlichen Büro trennte.

      Es war ebenfalls leer.

      Bount sah sich ein wenig ratlos um. Hätte Adolphe Giraque das Haus verlassen, hätte er sein Geschäft zweifellos abgeschlossen.

      Bount entschied sich dafür, auch noch durch die nächste Tür zu gehen, die die Privaträume des Antiquitätenhändlers erschloss.

      In der Küche fand er den alten Mann. Sein Gesicht war blau. Am Hinterkopf hatte er aus einer Wunde geblutet, die aber inzwischen überschorft war.

      Der Gasherd zischte. Eine Flamme brannte nicht.

      Bount drehte schleunigst sämtliche Hähne zu und riss das schmale Fenster auf. Jetzt wusste er, dass die Räucherkerzen nur deshalb so streng gerochen hatten, weil sie sich mit dem Gas vermischt hatten.

      Wie er das abschätzte, war der Mann tot. Doch diese Feststellung wollte er einem Arzt überlassen.

      Er eilte zurück und informierte den Commissaire über den entsetzlichen Fund.

      Myang schrie auf.

      „Wurde er ermordet?“, fragte sie mit schriller Stimme.

      „Das werden Ihre Leute feststellen müssen, Commissaire“, sagte Bount. „Ein Unfall ist zumindest auf den ersten Blick nicht auszuschließen. Adolphe Giraque könnte ausgerutscht und mit dem Hinterkopf auf eine Tischecke gefallen sein, als er gerade seinen Herd in Betrieb nehmen wollte. Er verlor das Bewusstsein und atmete das ausströmende Gas ein.“

      Der Fahrer des Streifenwagens forderte über Funk die Ambulanz und die Kollegen von der Mordkommission an.

      Der Arzt konnte nur noch den Tod des alten Mannes feststellen.

      „Todesursache?“, fragte der Commissaire knapp.

      „Augenscheinlich Gasvergiftung. Die Kopfverletzung ist zwar ziemlich stark, aber sie dürfte kaum zum Tode geführt haben. Allerdings wurde sie dem Mann zweifellos zum Verhängnis.“

      Er schätzte, dass der Tod vor mindestens einer Stunde eingetreten war.

      „Da sind Sie ja fein heraus, Monsieur Reiniger“, stellte der Commissaire mit mühsamem Grinsen fest. „Wäre der arme Kerl erschossen oder erschlagen worden, hätte ich Sie nicht nach New York weiterfliegen lassen können.“

      „Na, Sie sind vielleicht ein Herzchen“, wehrte sich Bount, obwohl er wusste, dass der Polizist seinen Einwand nur theoretisch gemeint hatte. „Giraques Tod bringt mich doch selbst in Schwierigkeiten. Wo finde ich so schnell einen anderen Experten?“

      „Ich fürchte, diese Frage müssen Sie vorläufig zurückstellen. Meine Kollegen von der Mordkommission, die gerade eintreffen, haben bestimmt eine Menge Fragen an Sie. Immerhin haben Sie den Toten gefunden. Außerdem sind Sie extra aus Bangkok hergekommen, um ihn zu sprechen.“

      „Nun, ganz so ist es nicht“, widersprach Bount energisch. „Sehen Sie etwa einen Zusammenhang zwischen meinem Besuch und dem Ableben Giraques?“

      „Zumindest ist es ein eigenartiges Zusammentreffen.“

      Bount wies diesen Verdacht von sich. Er sah keinen Sinn darin.

      Oder doch? Waren die Killer, vor denen Myang sich gefürchtet hatte, hergekommen, um ihm aufzulauern und ihm die Elefanten abzunehmen?

      Dann hätten sie sich bestimmt einer anderen Tötungsart bedient. Vor allem aber, woher sollten sie wissen, dass er ausgerechnet zu Adolphe Giraque fahren würde? In Paris gab es auch noch andere Sachverständige. Außer Phra Kwan Ho hatte er keinem Menschen davon erzählt.

      Phra Kwan Ho?

      Das Bild des schmächtigen Notars erschien vor Bounts geistigem Auge. Er konnte sich nicht gut vorstellen, dass dieser Mann, dem Shao Ch’eng vertraut hatte, ein falsches Spiel trieb.

      Tatsache war, dass kein Killer versucht hatte, ihm die Elefanten abzunehmen. Die Möglichkeit hätte zum Beispiel in dem düsteren Hausflur oder in der Wohnung des Händlers bestanden.

      Wenn es sich um ein Verbrechen handelte, dann galt es ohne Frage den Kunstschätzen, die Giraque in seinen Räumen gehortet hatte. Vielleicht auch der Ladenkasse. Die Polizei würde das herausfinden.

      12

      Blitzlichter flammten auf. Polizisten krochen auf dem Boden herum und suchten nach verräterischen Spuren. Andere stellten beharrlich immer dieselben Fragen.

      Bount kannte dieses Spielchen zur Genüge. Er wusste, dass es bei einem Todesfall, dessen nähere Umstände noch nicht geklärt waren, erforderlich war. Diesmal aber lief ihm dadurch die Zeit davon.

      „Wir schaffen es nicht mehr“, sagte er zu Myang. „Aber ich denke auch, dass uns in Paris nicht mehr viel passieren kann. Der Commissaire hält sein waches Auge über uns und die Elefanten, bis wir wieder in der Maschine sitzen. Eine Versicherung wird sich erübrigen.“

      Myang teilte seine Ansicht. Sie hatte nur noch einen Wunsch: Sie wollte so schnell wie möglich zum Flughafen zurück.

      Die Fahrt nach Orly klappte problemlos. Bount hatte zwar den Eindruck, dass ihnen die ganze Zeit ein protziger Citroen folgte, doch falls es sich bei dessen Insassen tatsächlich um Gangster handelte, die hinter den antiken Porzellanelefanten her waren, wagten sie es nicht, einen Polizeiwagen anzugreifen.

      Und das war gut so.

      Der Commissaire blieb mit zweien seiner Leute in der Nähe, bis Bount und die Chinesin den Jet bestiegen hatten, der sie über den Atlantik bringen sollte. Erst dann betrachtete er seine Aufgabe als erledigt.

      Myang atmete erleichtert auf. Sie hatte einen Fensterplatz und starrte nach draußen. Schreckliche Erlebnisse lagen hinter ihr. Bount ahnte ihre Empfindungen.

      Seine СКАЧАТЬ