Название: Banditen und Revolver-Docs: Super Western Sammelband 9 Romane
Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745213430
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Der Stern an seiner Brust gab Hattkinson keine Kraft. Schon der Blick aus Scotts Augen schien ihn förmlich zu hypnotisieren. Wie der Blick eines Tigers, der sein Opfer in die Knie zwingt, bevor der entscheidende Sprung kommt.
Hattkinson nickte beklommen. Doch damit schien Harry Scott nicht zufrieden. Er hob ostentativ die Hand ans Ohr, als habe er nichts gehört.
„Ich kann nichts verstehen, Marshal. Ich möchte es hören. Lauter, Marshal! Kann ein Mann in dieser Stadt ungestraft eine Lady beleidigen?“
„Nein“, krächzte Hattkinson.
Die vier Begleiter Harry Scotts lachten schallend, doch Scott selbst nickte nur, als habe er eine andere Antwort nicht erwartet.
Glenn schaute seinen Vater bewundernd an. Meine Güte, dachte er, ich bin immer ein Würstchen gewesen, ein getretener Wurm, und er kommt hier an, ist im Handumdrehen mittendrin und macht aus Hattkinson einen Popanz; während ich Hattkinson jahrelang gefürchtet habe wie eine unbesiegbare Gefahr.
Noch etwas bewunderte Glenn im Stillen. Er wusste, dass die ganze Stadt seit seiner eigenen Anwesenheit auf seinen Vater geschimpft hatte. Dass sie — und auch Mrs. Howard — allesamt immer gesagt hatten, sie würden diesen „Banditen“ zur Hölle jagen, käme er jemals nach Wendover. An den Füßen wollten sie ihn mit einem Pferd aus der Stadt schleifen.
Nun war er hier. Mitten in ihrer Stadt. Aber drüben auf der anderen Straßenseite standen sie nur und gafften. Nichts weiter. Sie würden nicht um eine Million eine Hand rühren gegen ihn.
Harry Scott schien auch das nicht anders erwartet zu haben. Und nun trieb er es noch weiter. Er wandte sich den Leuten drüben zu.
„He, seid ihr auch der Meinung von eurem Marshal?“ Viele nickten, manche stimmten lauthals zu. „Bravo“, rief Harry Scott, und über sein hageres, von Falten durchfurchtes Gesicht glitt ein Lächeln. „Ich wusste, und ich habe prophezeit, dass es hier massenhaft wahre Gentlemen gibt. Also, Marshal, dann belegst du diesen Hundesohn hier mit einer Geldstrafe. Sagen wir hundert Dollar. Die soll er gleich an Mrs. Howard auszahlen. Ist das richtig?“
„Ich habe keinen Cent!“, schrie Roy entsetzt auf. Und von seiner selbstbewussten Art war nichts mehr geblieben als das, was er jetzt zeigte, und was auch Hattkinson anzusehen war: Angst.
„Bist du dieser Meinung, Marshal?“, wiederholte Harry Scott.
Hattkinson brummelte ein gequältes Ja. Man sah ihm an, dass er jetzt allem zustimmen würde, was Harry Scott verlangte. Seine Frucht vor Ionu schien vergessen oder zumindest in den Hintergrund getreten zu sein.
„Gut, ihr Männer dort drüben, was meint ihr: ist dieses Pferd den Betrag von hundert Dollar wert?“ Harry Scott wies auf Roys Wallach.
„Ja, es geht so“, rief ein pausbäckiger junger Bursche.
„Wir sind nicht kleinlich. So werden wir das Pferd nehmen. Marshal, das ist Ihre Sache.“
Nun begann sich Hattkinson die Gefahr seitens der Straight I auszumalen.
„Es wird Schwierigkeiten mit Mr. Ionu geben“, sagte er leise.
„Ja, die wird es bestimmt geben“, meinte Roy trotzig.
Harry Scott machte eine abwehrende Handbewegung.
„Wir wollen uns davon nicht weiter beeindrucken lassen, Cowboy. — Aber nun weiter. Du hast eine Schlägerei in einer friedlichen Stadt ausgetragen, Cowboy. — Eh, Marshal, wie hörte ich vorhin? Du wolltest ihn drei Tage einsperren. Da habe ich doch richtig gehört, wie?“
Die Männer auf der anderen Straßenseite lachten, auch die vier Begleiter Harry Scotts brachen wieder in schallendes Gelächter aus. Nur Harry Scott blieb gelassen.
Hattkinson verzog das Gesicht. Nochmals nahm er Anlauf zu einer Widerrede, aber schon der Blick Harry Scotts stoppte ihn, bevor er überhaupt angefangen hatte. So meinte er nur flau: „Eigentlich sind beide schuld.“
„Dafür hängt euch Ionu an einen Strick“, behauptete Roy.
Harry Scott sah ihn scharf an.
„Wenn du noch einmal ungefragt etwas von dir gibst, wirst du Zahnschmerzen bekommen. — Weiter, Marshal, vorhin warst du doch gar nicht der Meinung, dass beide ...“
Drüben auf der anderen Straßenseite rief ein krausköpfiger Hüne: „Er steckt immer die ins Loch, die übrigbleiben. Gib es ihm, Fremder!“
Harry Scott zuckte herum, als habe ihn eine Natter gebissen. Er blickte zu dem Krauskopf hinüber und meinte verständnislos: „Fremder? Ich bin Harry Scott, wenn euch der Name etwas sagt.“ Er sagte ihnen schon etwas, aber sie wussten es ja längst. Der Krauskopf, übrigens der Mietstallbesitzer, wagte nur nicht, es auszusprechen.
„Da ihr alle sehr nette Menschen seid“, fügte Harry Scott noch hinzu, „so dürft ihr mich Harry nennen. — Nun wieder zu dir“, sagte er zu Roy gewandt. „Der Marshal steckt dich also nicht für drei Tage ins Loch. Nun gut, wir wollen einen so tüchtigen Marshall zu nichts überreden. — Zieh deine Stiefel aus!“ Die letzten Worte waren messerscharf gesprochen, und der zwingende Blick des Revolvermannes ließ nichts mehr an Widerreden offen.
Roy zögerte dennoch. Und Hattkinson wollte noch einmal Einspruch erheben, doch das tosende Gebrüll der Leute drüben ließ untergehen, was er gerade sagte. Harry Scott zeigte die Verachtung nicht, die er für die Männer drüben empfand. Sie waren feige. Wollten sie ihn vorher am liebsten zerstückeln, als sie ihn meilenweit wussten, so hielten sie jetzt zu ihm und hatten wie Zuschauer bei einem Stierkampf ihre helle Freude daran, wie Roy „verarztet“ wurde. Keiner machte sich wohl Gedanken darüber, wie Ionu darauf reagieren könnte. Ionu, der immerhin eine starke, ja die stärkste Mannschaft im weiten Umkreis im Sattel hatte.
Roy war kein Feigling, wenn er sich bisher auf Grund seiner Körperkraft immer sehr überlegen vorgekommen war. Doch er war auch nicht lebensmüde. Dieser Harry Scott, das begriff er vollkommen, würde andere Saiten aufziehen. Offenbar wollte der ja überhaupt nur das ganze Geschehen auf ein Duell zutreiben, in dem er immer überlegen sein würde. Roy hatte hornige, vernarbte Hände, die nicht geeignet waren, geschmeidig einen Colt zu ziehen.
Vielleicht war auch das der Grund, warum Glenn in diesem Augenblick so etwas wie Mitleid mit Roy empfand, obwohl er gerade von dem Vormann immer schikaniert worden war.
„Verlang es nicht von ihm!“, sagte Glenn leise, dass nur sein Vater es hören konnte.
Harry Scott sah seinen Sohn spöttisch an.
„Überlass das mir, mein Junge! Ich kenne diese Sorte besser, als du denkst.“ Er ging auf Roy zu. „Nun? Willst du nicht, oder muss ich dir erst noch ein paar Komplimente machen?“
Roy begriff. Scott würde ihn beleidigen, herausfordern, und der Griff zum Revolver würde geradezu selbstverständlich. Einer von Harry Scotts Begleitern hob Roys Waffengurt auf und gab ihn dem Vormann. „Hier, du kannst ihn wiederhaben.“
Nun gab СКАЧАТЬ