Название: Banditen und Revolver-Docs: Super Western Sammelband 9 Romane
Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745213430
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Glenn wandte sich rasch um und konnte Mrs. Howard auffangen, bevor sie ohnmächtig umkippte. Er hielt noch die schwere Last in den Armen und wollte Mrs. Howard vorsichtig zu Boden lassen, als der vorderste der fünf Reiter einem seiner Begleiter zurief: „Achtet auf diesen Sternträger, ich kümmere mich um die Lady!“
Indessen war Roy aus seinem Tiefschlaf erwacht und glotzte verständnislos um sich. Er wollte sich erheben, aber es ging wohl noch nicht, und er tastete ächzend nach seinem Gesicht.
Hattkinson stand wie gelähmt. Der Gewehrlauf war herabgesunken, und der Mann starrte wie gebannt auf den großen, hageren Mann, der nun aus dem Sattel geglitten war und mit federnden Schritten auf Glenn und Mrs. Howard zuging.
Er hatte ihn noch nie gesehen, und es gab auch keine Steckbriefe von ihm, dennoch begriff Marshal Hattkinson in diesem Augenblick alles. Er wusste, wer dieser etwa achtundvierzigjährige Mann sein musste.
Auch Glenn wusste es, denn so, wie er den Mann vor sich sah, so hatte er ihn auch in Erinnerung. Nur noch hagerer, noch faltiger im Gesicht und noch kantiger war er geworden. Sein Vater Harry Scott. Den Mrs. Howard einen Lumpen genannt hatte. Von dem Ionu behauptet hatte, er sei ein Mörder.
Er sah nicht wie ein Mörder aus, auch nicht wie ein Lump. Glenn, der noch immer das ganze Gewicht von Mrs. Howard in den Armen hielt, ahnte in diesem Augenblick, dass sein ganzes Leben auf einem Scheitelpunkt stand. Vor seiner hundertachtziggradigen Wende.
Er blickte Harry Scott an, und der Name Vater war in diesem Moment das Letzte, das ihm über die Lippen gekommen wäre. Obgleich er ihn genau wiedererkannte, war sein Vater für ihn wie ein Fremder. Wie ein Mensch, den man irgendwann einmal gut gekannt und lange nicht mehr gesehen hatte.
Harry Scott griff der Frau unter die Arme und hob sie wie ein Leichtgewicht auf, schleppte sie bis zu der verwitterten Bank auf der Veranda und setzte sie dort nieder. Das war der Augenblick, in dem sie zu sich kam.
„Harry!“, lispelte sie, und in ihrem breiten Gesicht stand alles geschrieben: die offenbar unvergängliche Zuneigung zu diesem Manne, die Furcht vor ihm und ihre noch immer nicht überwundene Überraschung.
„Nur keine falschen Bewegungen, Mister!“, rief einer der Männer, die mit Harry Scott gekommen waren. Und dies galt Marshal Hattkinson, der gerade den matten Versuch machte, in dieser Szene doch noch eine annehmbare Rolle zu spielen.
„Kümmere dich um Mrs. Howard!“, sagte Harry Scott zu seinem etwas ratlos dreinblickenden Sohn. „Hol ihr einen Schluck Wasser!“
Von Kind an war Glenn geschickt worden, hatte er Befehle und Weisungen empfangen. Er schien richtig froh, jetzt etwas tun zu können, irgendeinen Befehl zu erhalten. Er hastete ins Haus, holte ein Glas und kam mit dem Wasser zurück. Doch in diesen wenigen Sekunden hatte sich draußen das Bild verändert.
Roy war aufgestanden. Ein wenig unsicher lehnte er an der Hauswand. Vor ihm lag sein Waffengürtel, und nicht weit davon stand einer der Männer, die mit Harry Scott kamen.
Hattkinson hielt kein Gewehr mehr. Glenn sah es in den Händen von Harry Scott. — Eigenartig, er selbst nannte seinen Vater auch insgeheim beim vollen Namen und nicht etwa Vater.
Harry Scott lächelte noch immer, aber aus Hattkinsons Gesicht war jede Spur von spöttischer Überheblichkeit der nackten Angst gewichen. Der sonst so selbstbewusste Marshal machte gar keine gute Figur in diesen Augenblicken, und gerade Glenn stellte das vielleicht mehr als jeder andere fest.
Drüben auf der anderen Straßenseite waren ein paar Neugierige zusammengekommen. Überwiegend Männer aus der Stadt. Keiner rührte eine Hand für Hattkinson. Sie standen wie vor einer Bühne, wo sich ein interessantes Geschehen ganz zu ihrer Unterhaltung abspielte.
Mrs. Howard trank das Wasser, als Glenn es ihr reichte. Mit jedem Schluck, den sie trank, kehrte wieder die alte Gesichtsfarbe zurück. Sie sah beunruhigt auf Glenn und flüsterte ihm zu: „Was soll jetzt bloß werden?“
„Nichts Schlimmes“, tröstete Glenn, obwohl er gar nicht so empfand. Das plötzliche Erscheinen seines Vaters mochte wohl im Moment für ihn befreiend gewirkt haben, was Hattkinson anging. Sonst aber fürchtete Glenn das Unbekannte, das wie drohend auf ihn zuzukommen schien. Er ahnte mehr als zuvor, dass alles fortan anders verlaufen würde. Einesteils lockte es ihn, andererseits hatte er vorhin zum ersten Mal eine starke Zuneigung zu Mrs. Howard gefühlt, die in ihm wohl doch so etwas wie einen Sohn sah.
Er kam nicht dazu, weitere Probleme zu verarbeiten.
Hattkinson machte einen schwachen Versuch, sich aus der Affäre zu ziehen.
„Das kostet Sie eine Menge, Scott“, sagte er drohend.
Harry Scott schüttelte ungläubig den Kopf und spottete: „Davor habe ich aber tatsächlich große Angst, du Held! Jetzt hast du wohl nicht mehr den unerfahrenen, verängstigten Burschen vor dir wie eben. Aber lass nur, Marshal, wir tun dir nichts! Ich möchte dich nur noch fragen, was mein Junge bei den Ionus gemacht hat, dass man ihn zum Teufel jagte. Na?“
Hattkinson blickte auf Roy, der verbissen vor sich hinstarrte.
„Ach so“, meinte Harry Scott, „der weiß es wohl besser? Was ist das überhaupt für ein Vogel?“
„Der Vormann von Ionu.“ Hattkinson schluckte nach dieser Auskunft, als fürchte er die Rache Ionus, weil er es gesagt hatte.
Roy reagierte nicht.
„Na, Cowboy, und was wolltest du hier, dass mein Junge dich kurz mit der Handschrift der Scotts bekannt machen musste?“
Roy blickte hasserfüllt auf Harry Scott.
„Sollen wir den etwas zur Höflichkeit erziehen, Harry?“, rief einer der drei, die noch zu Pferde saßen und ihre Hände an den Coltkolben hatten.
Mit einer Handbewegung wehrte Harry Scott dieses Ansinnen ab.
„Er redet freiwillig. Er sieht nicht dumm aus. Deshalb wird er uns schön alles haarklein berichten. — Nun, Cowboy?“
Doch dazu kam es zunächst nicht. Denn plötzlich begann Mrs. Howard zu erzählen. Sie sprudelte die Worte wie ein Wasserfall hervor und schilderte die Gründe von Roys Auftauchen an der Haustür.
Harry Scott hörte es, ohne mit der Wimper zu zucken; nur sein Lächeln machte einem grimmigen Gesichtsausdruck Platz. Und als Mrs. Howard fertig war, sagte er schroff: „Es ist ein gutes Gefühl, den richtigen Sohn zu haben. Glenn, mein Junge, diesen Skunk brauchen wir gar nicht mehr zu fragen. Wir werden ihn mitnehmen zu seiner Ranch. Ich bin der Meinung, dass du dort noch etwas vergessen hast.“
„Vergessen?“, fragte Glenn etwas betroffen. Er wollte nie wieder zu der Straight I hinaus. Nie wieder!
„Ja“, wiederholte Harry Scott, „du hast etwas vergessen. Nämlich die Rechnung einzukassieren.“ Er wandte sich dem Marshal zu. „Diese Stadt hat sich meinem Jungen gegenüber sehr schlecht benommen, wie ich hören musste. Auch Mrs. Howard hättet ihr besser behandeln können. Das soll sich etwas ändern, Marshal. Meine Freunde und ich sind der Überzeugung, dass hier in dieser Stadt viele Gentlemen herumlaufen, die sich freuen, wenn sie bald Gelegenheit haben zu beweisen, СКАЧАТЬ