Название: Das Geheimnis des wahren Evangeliums - Band 1
Автор: Johanne T. G. Joan
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Контркультура
Серия: Das Geheimnis des Evangeliums der Essener
isbn: 9783347094482
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Demgegenüber offenbart uns der Held des Neuen Testaments, Paulus, das Geheimnis Gottes über den Geist Jesu, dass die Nahrung nichts mit unserem Heil zu tun hat:
Die Speisen „sind“ für den Bauch und der Bauch für die Speisen; Gott aber wird sowohl diesen als auch jene zunichtemachen.
(1 Kor 6,13)
Hingegen lehrt uns Paulus, dass allein der Glauben an das Opfer Jesus Christus am Kreuz, der Sohn Gottes, die Seele reinigt und rettet; dass der Leib ganz und gar nicht mit der Seele zusammenhängt, dass nicht einmal die guten Werke uns vor der Hölle retten können.
Andererseits spricht der Essener Jesus von dem menschlichen Körper, der nach der Wiedergeburt, nach der Reinigung auferstehen und zum Tempel des Geistes wird; …
Darum reinigt den Tempel, damit der Herr des Tempels darin wohnt und einen Platz einnehmen kann, der seiner wert ist.Und von allen Versuchungen eures Körpers und Geistes, die von Satan kommen, zieht euch zurück unter den Schatten von Gottes Himmel.
Erneuert euch und fastet. Denn ich sage euch wirklich, dass der Satan und seine Plagen nur durch Fasten und Beten ausgetrieben werden können. Bleibt allein und fastet und zeigt euer Fasten keinem Menschen. Der lebendige Gott wird es sehen und groß wird die Belohnung sein. Und fastet bis Beelzebub und alle seine Übel euch verlassen und all die Engel eurer Erdenmutter kommen und euch dienen.8
… Paulus aber unterteilt diesen menschlichen Körper in Bauch und Leib.
Der Essener Jesus spricht von Unzucht der Seele, die die Abhängigkeit zum Weltlichen bedeutet, wovon die Hurerei des Körpers mit sexuellen Ausschweifungen nur einen Teil der Unzucht darstellt. Paulus aber setzt beide Begriffe, Hurerei und Unzucht, auf eine Stufe.
Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe. {O. hat sich genaht} Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen und die Waffen des Lichts anziehen.
Laßt uns anständig wandeln wie am Tage; nicht in Schwelgereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifungen, nicht in Streit und Neid; {O. Eifersucht} sondern ziehet den Herrn Jesus Christus an, und treibet nicht Vorsorge für das Fleisch zur Erfüllung seiner Lüste. {O. zur Erregung seiner Lüste; w. zu Lüsten}
Den Schwachen im Glauben aber nehmet auf, doch nicht zur Entscheidung zweifelhafter Fragen. {Eig. Von Überlegungen} Einer glaubt, er dürfe alles essen; der Schwache aber ißt Gemüse. Wer ißt, verachte den nicht, der nicht ißt; und wer nicht ißt, richte den nicht, der ißt; denn Gott hat ihn aufgenommen. (Röm 13,12–14,3)
daß, wenn ich wiederkomme, mein Gott mich eurethalben {O. vor od. bei euch} demütige, und ich über viele trauern müsse, die zuvor gesündigt und nicht Buße getan haben über die Unreinigkeit und Hurerei und Unzucht, die sie getrieben haben. (2 Kor 12,219)
Während Carlucci die Texte untersuchte, wurde er immer wieder darin bestätigt, dass beide Lehren einander gegensätzlich sind und wie Wasser und Feuer, Licht und Finsternis, Gerechte und Ungerechte, einander ja sogar abstoßen und egal wie er es drehte und wendete, konnte keinen gemeinsamen Nenner entdecken.
Der Essener Jesus muntert uns auf, die Vollkommenheit anzustreben, die natürliche Reinheit neu zu erlangen und das göttliche Geschenk des Lebens wertzuschätzen. Nicht Resignation und Aussichtlosigkeit jemals etwas Gutes zustande zu bringen, ist sein Grundsatz, sondern der Glaube an die Fähigkeit, das Niedere selbst kreuzigen zu können, der Glaube an die Wiedergeburt des Leibes und dessen Verwandlung durch ein Leben in Reinheit, in einen Tempel Gottes, der Grad der Vollkommenheit, die Gott für seine Kinder vorgesehen hat: Gott im Menschen.
Während in den Evangelien des Neuen Testaments alles darauf hindeutet, dass der Mensch sein Leben geringschätzen sollte und das Martyrium buchstäblich für die Verbreitung des Evangeliums verherrlicht, lehrt uns der Apostel Paulus, dass wir nicht in der Lage sind, die Gebote zu halten, dass wir alle miteinander „Versager“ sind und auf die Gnade Gottes angewiesen sind, deshalb sei auch Jesus am Kreuz gestorben, als Opfer für unsere Sünden – jene, die wir getan haben und weiterhin tun werden:
Denn wir wissen, daß das Gesetz geistlich ist, ich aber bin fleischlich, {Eig. fleischern} unter die Sünde verkauft; denn was ich vollbringe, erkenne ich nicht; {O. billige ich nicht} denn nicht, was ich will, das tue ich, sondern was ich hasse, das übe ich aus. Wenn ich aber das, was ich nicht will, ausübe, so stimme ich dem Gesetz bei, daß es recht {Eig. schön, trefflich;} ist.
Nun aber vollbringe nicht mehr ich dasselbe, sondern die in mir wohnende Sünde. Denn ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleische, nichts Gutes wohnt; {Eig. Gutes nicht wohnt} denn das Wollen ist bei mir vorhanden, aber das Vollbringen dessen, was recht ist, [finde ich] nicht. Denn das Gute, das ich will, übe ich nicht aus, sondern das Böse, das ich nicht will, dieses tue ich. Wenn ich aber dieses, was ich nicht will, ausübe, so vollbringe nicht mehr ich dasselbe, sondern die in mir wohnende Sünde. Also finde ich das Gesetz für mich, der ich das Rechte ausüben will, daß das Böse bei mir vorhanden ist. Denn ich habe Wohlgefallen an dem Gesetz Gottes nach dem inneren Menschen; aber ich sehe ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das dem Gesetz meines Sinnes widerstreitet und mich in Gefangenschaft bringt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist. Ich elender Mensch! wer wird mich retten von {W. aus} diesem Leibe des Todes? (Röm 7,14-24)
Sein Leben lang hatte er an die Paulus-Botschaft der Gnade geglaubt, die der Apostel, nach eigenen Angaben, vom Geist Christus persönlich offenbart bekam.
Carlucci war verwirrt. Ein Evangelium sagte mit nahezu den gleichen Worten, das Gegenteil des anderen.
Wer hätte Interesse daran, mit einem derartigen Aufwand, die Aussage der Evangelisten für eine Reinheitslehre zu fälschen? Und warum? Hatte sein Vorgänger Msgr. Mondeo Recht? Handelte es sich bei diesen Schriften, um eine gnostische Fälschung?“
Er musste sich zu seiner Schande dennoch ehrlich eingestehen, dass der Essener Jesus, dessen Worte wie reines Quellwasser zu sprudeln scheinen, ihn wahrhaftig erquickten und seinen Seelendurst zu löschen vermochten, sympathischer war, als Jesus aus den kanonisierten Evangelien.
„Was heißt ‚gnostische Fälschungen‘?“, überlegte er. „Diese Worte, die das Geheimnis der Schöpfung beinhalten, wie können sie gefälscht sein?“, fragte er sich.
„Auf einen Punkt gebracht: ich habe zwei Evangelien, die einander sehr ähnlich und dennoch völlig gegensätzlich sind. Da beide nicht richtig sein können, handelt es sich also um ein echtes Evangelium und um eine Fälschung. Nun was ist das Richtige und was die Fälschung. Warum sollte man entweder ein Evangelium zugunsten der Gnadenlehre oder zugunsten der Reinheitslehre fälschen?“ Das waren die Fragen, die sich in seinem Kopf im Kreis drehten. Die Gegensätze zwischen diesen beiden Evangelien nahmen immer deutlichere Konturen an:
In den Essener Schriften vermisste er den widerspenstigen und renitenten Jesus, der seine eigenen Jünger notgedrungen, wie ein Klotz am Bein mit sich herumzuschleppen schien, der mit seinem Volk ins Gericht ging und von der jüdischen Obrigkeit verfolgt wurde. In den Essener Schriften gab es, im Gegensatz zu den Evangelien aus dem Neuen Testament, keine Wunder, keine Auferweckung von Toten, keinen Jesus, der auf dem Wasser geht oder Brote und Fisch vermehrt. Es gab nur die göttliche Botschaft, die Reinigung durch die Taufe und die Hoffnung auf das ewige Leben. Alles war auf natürlichem Weg nachvollziehbar. In den aramäischen Schriften vermisste er zudem die СКАЧАТЬ