John erreichte das Ende des Schuppens, als der drahtige Texaner als Erster am anderen Ende auftauchte und feuerte. Er rannte um die Ecke herum, blieb keuchend stehen und zog das Messer aus dem Stiefelschaft. Er hörte Joe kommen und nach den anderen rufen. Dann war der junge Bursche an der Ecke.
John sprang vorwärts und stieß mit dem Messer zu. Aber Joe war so schnell, dass er der Klinge um Haaresbreite entging und mit dem Revolver nach Johns Kopf schlagen konnte, bevor der ein zweites Mal ausholen konnte.
Der wilde Schlag auf den Kopf ließ John Slade zurücktaumeln. Er verlor das Messer, spürte einen zweiten Schlag und brach bewusstlos zusammen.
*
Als er wieder richtig bei sich war, hatten sie ihn an den Korralzaun gefesselt. Ein paar Lampen wurden von Cass in den Hof gestellt. Das grelle Licht blendete John. Er zerrte an den Fesseln, die ihm das Blut abzuschnüren drohten, aber seine Mühe war zwecklos.
Bronson schaute ihn mit nach unten gezogenen Mundwinkeln an. Er hatte seine Überheblichkeit verloren, aber Wut und Hass waren geblieben. Er kam auf John zu und donnerte ihm die Faust in den Leib.
John stöhnte und krümmte sich zusammen, soweit es die Fesseln gestatteten.
„Hast du verdammter Idiot mich denn in solche Schwierigkeiten bringen müssen?“, schrie der Rancher bellend.
John richtete sich ächzend auf.
Da traf ihn der nächste Schlag in den Leib. Er schrie auf und rutschte wieder zusammen.
„Dummer Idiot!“, zischte Bronson.
John hob den Kopf, bekam einen Schlag ins Gesicht und knallte mit dem Rücken gegen die Latten, den Kopf nach hinten in den Korral gebogen.
„Es ist doch egal, ob ich ihn hinter dem Schuppen umgelegt hätte oder ob wir es hier tun!“, stieß der junge Texaner hervor.
„Sie muss es doch nicht sehen“, knurrte der Rancher.
„Wenn wir ihn fortschaffen, weiß sie es auch!“, widersprach Joe. „Oder etwa nicht?“
„Man weiß immer nur das, was man gesehen hat“, gab der Rancher zurück. „Alles andere sind Vermutungen. Es ist gut, dass du ihn hinter dem Schuppen nicht erschossen hast, Joe.“
John Slade bekam den Kopf langsam wieder nach vorn. Er hatte am ganzen Körper Schmerzen. Der Schweiß hatte ihm das schmutzige Hemd auf die Haut geklebt.
„Holt drei Pferde“, befahl der Rancher. „Joe und Cass, ihr zwei erledigt das. Und nehmt seinen Rappen mit. Und noch etwas: Nicht von hinten erschießen! Das wirbelt unnötig viel Staub auf.“
Der junge Texaner grinste triebhaft.
„Ich erschieße ihn von vorn“', sagte Cass schleppend. „So, wie ich es schon mal vorhatte.“
„Da warst du aber nicht schnell genug!“, stieß John krächzend hervor.
Cass grinste ihn wie ein Teufel an. „Diesmal bin ich schnell genug, Marshal, darauf kannst du Gift nehmen!“
„Und reitet weit genug weg“, sagte der Rancher. „Denkt auch an die Fesseln. Die darf natürlich keiner finden.“
„Wir denken sicher an alles“, versprach der junge Texaner.
„Es ist für keinen umsonst“, fuhr Bronson fort. „Jeder von euch bekommt seinen Lohn dafür, auch die, die nicht mitreiten können. Reitet bei Melvin und Jed vorbei. Sie sollen zur Ranch kommen!“
Der junge Texaner und Cass gingen nach rechts, hängten die Fenz aus und verschwanden im Korral.
Ein Pferd wieherte und galoppierte durch die Umzäunung.
„Tut mir leid, Marshal“, brummte der Rancher. „Du hättest dich aus der ganzen Geschichte von Anfang an heraushalten sollen. Ich hab’ mich um meine Angelegenheiten immer selbst gekümmert.“
„Ich hab’ eben nicht gewusst, dass Sie nicht das sind, was man unter einem rechtschaffenen Mann versteht, Bronson.“
Im Korral wieherte abermals ein Pferd. Joe rief: „Komm, mach nicht solche Umstände, verrückter Gaul!“
Cass führte ein Pferd am Lasso aus dem Korral und band es an den Zaun.
John Slade richtete sich keuchend auf. Bronson trat so dicht an ihn heran, dass sein Atem Johns Gesicht streifte. Er löste ihm den silbernen Stern von der Jacke und sagte: „Vielleicht finden sie dich erst, wenn Geier und Wölfe dafür gesorgt haben, sodass dich keiner mehr erkennt.“
Cass ging an den Corral zurück. Joe kam mit dem Rappen heraus und band ihn an den Zaun.
„Los!“, sagte der Rancher, steckte den Stern in die Jackentasche und trat grinsend zurück.
Brad hob den Revolver und schlug John Slade die Waffe über den Kopf.
John brach sofort in den Fesseln zusammen. Sie schnitten ihn vom Korralzaun los, ließen ihn zu Boden fallen und traten nach ihm.
*
„Ihr sollt sofort zur Ranch kommen“, sagte Joe zu den beiden Cowboys, die am Korral entlanggeritten kamen und anhielten.
„Das ist der Marshal“, meinte Melvin.
„Du merkst aber auch alles“, brummte Cass. „Der Boss wird euch schon sagen, was gelaufen ist. Und noch was: Grinst nicht blöd, wenn ihr es hört. Bronson hat es einen ziemlichen Schlag versetzt.“
„Was denn nur?“, fragte Jed drängend.
Cass spuckte auf den Boden. „Das will er euch sicher selbst sagen. Also los, haut ab!“
John blickte in den großen Korral, der sich zwischen ein paar flachen Hügeln in einem Tal befand. Ein weiß-gesichtiger Herefordstier stand in der Nähe der Umzäunung und blickte herüber. Verschwommen waren die Rinder in der Dunkelheit zu sehen.
Die beiden Cowboys ritten vorbei und entfernten sich.
Cass spuckte wieder auf den Boden. „Also los, weiter!“
Sie trieben die Pferde an und nahmen den Rappen mit, auf den John gebunden war. Er saß in seinem Sattel, die Hände an das geschwungene Horn gebunden und die Beine an die Steigbügel. Sie hatten ihm sogar das Gewehr in den Sattelschuh geschoben, und Joe hatte seinen Patronengurt und den Revolver dabei. Sie wollten ihn sicher so hinterlassen, als sei er von irgendeinem Wegelagerer angefallen und niedergeschossen worden.
Das Mondlicht beleuchtete die Prärie nur noch schwach, sodass der Blick nicht weit reichte. Plötzlich heulte ein Wolf in der Ferne.
„Hörst du es?“, Joe lachte wild. „Die riechen dich schon!“
„Warum hasst du mich eigentlich, Joe?“, fragte John.
„Ich dich СКАЧАТЬ