Название: Spieler, Pistoleros, Coltschwinger: Western Sammelband
Автор: Kirby Jonas
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745213119
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John stieg die Treppe hinunter und lehnte sich an die Theke. „Wer hat mich denn zu Ina gebracht?“, fragte er.
„Der Wirt und ich.“ Der Richter hustete dünn. „Wie kann man denn nur als US-Marshal so die Nerven verlieren.“
„Ich habe doch nicht die Nerven verloren.“ John lächelte. „Ich habe Sie davor bewahrt, Ihr Gewissen mit Mord zu belasten, Euer Ehren.“
„Jetzt bin ich Josuah Baile!“, schimpfte der Richter. „Wir haben keine Verhandlung mehr!“
„Wie Sie wollen.“
„Ich hätte mein Gewissen schon nicht übermäßig belastet“, sagte Baile, während er an die Theke kam.
Der Keeper war nicht zu sehen.
„Die Geschworenen hätten die drei schuldig gesprochen.“
„Das weiß ich selbst.“
„Na also.“ John griff nach einer Flasche und schenkte zwei Gläser voll. Er schob das eine dem Richter zu.
Baile schob das Glas mit verzogenem Gesicht ins Spülbecken weiter.
„Wenn die Geschworenen schuldig sagen, müssen Sie die Männer verurteilen. Dafür sind doch die Geschworenen da.“
„Verurteilen ja“, gab Josuah Baile zu. „Aber das Strafmaß bestimme ich!“
„Ach?“ John trank den Whisky, stellte das Glas auf die Theke und legte ein paar Cent daneben. „Und zu was hätten Sie die drei Männer verurteilt?“
„Zu einer Strafe von einem Dollar, der durch die erlittene Haft bereits abgegolten ist.“
John blickte den Mann scharf an und erkannte in dessen Augen, dass Baile die Wahrheit sagte.
„Daran hätte niemand etwas ändern können“, fuhr Baile fort.
„Es wäre trotzdem ein ungerechtfertigtes Urteil geblieben“, erwiderte John Slade. „Und es hätte den drei Männern auch nicht viel genützt. Bronson hätte dafür gesorgt, dass sie die Stadt nicht lebend verlassen. Er ging um Baile herum und hob sein Schrotgewehr auf, das noch auf dem Boden lag.
„Dann hätte er sich eindeutig ins Unrecht gesetzt!“, schimpfte der Richter.
John klemmte das Gewehr unter den Arm. „Und wie sehr hätte das Bronson interessiert?“
„Das hätte ihn interessieren müssen!“
„Reden Sie doch nicht solchen Unsinn!“, sagte John schroff. „Sie kennen den Kerl doch viel länger als ich.“ Er wandte sich ab, verließ den Saloon und blieb am Rande des Bretterweges stehen.
Ein paar Frauen standen mit dem alten Stallmann drüben vor dem Store und blickten finster zu ihm herüber. Sie dachten alle das Gleiche, und was sie dachten, das konnte John in ihren Augen lesen.
Er überquerte die Straße und betrat das Office. Neben dem Tisch lag noch eine Schachtel mit Patronen, die John zu den Waffen gelegt und Ina in der Eile verloren haben musste. Er hob sie auf, steckte sie in die Schublade des Tisches und setzte sich in den lädierten Sessel, während er das Schrotgewehr vor sich legte.
*
Die Dämmerung kroch langsam bis in den letzten Winkel des Raumes und hüllte alles ein.
John saß noch immer hinter seinem rohen Brettertisch und blickte auf das abgefeuerte Schrotgewehr. Er hörte draußen Schritte, die Tür öffnete sich, und Ina kam herein.
„Willst du denn gar nichts essen?“, fragte sie. „Du musst doch Hunger haben, John!“
„Ich hab keinen Hunger, Ina.“
Sie kam langsam näher, blickte zu leeren Zelle hinüber und setzte sich auf den Stuhl vor dem Brettertisch. „Was willst du denn nun tun?“
„Wenn ich das nur wüsste.“
Ina stand wieder auf und lief hin und her. „Die sind immer noch nicht zurück.“
„Ich weiß.“
„Und die Weiber reden sich die Köpfe heiß. Die würden jetzt am liebsten dich verurteilen und hängen.“
„Dumm genug dazu sind sie offenbar. Aber sie haben ja auch nie etwas anderes gelernt, als die Phrasen zu wiederholen, die ihre Männer in ihrem blindwütigem Hass und ihrer Gier nach Geld und Einfluss von sich geben.“
„Ich wollte noch mal mit dir darüber reden, John.“
„Worüber?“
„Wir können jetzt immer noch wegreiten. Morgen früh sind wir schon viele Meilen weiter. – Zumindest sollten wir nach Cheyenne reiten! Du hast doch nicht die geringste Chance, wenn Bronson zurückkommt.“
„Ja, ich weiß.“ John stand auf.
„Das ist auch keine Flucht in dem Sinne, John!“, sagte das Mädchen drängend. „Das wird dein Vorgesetzter bestimmt verstehen!“
„Natürlich würde er das verstehen. Er hat überhaupt etwas dagegen, dass einer seiner Männer sinnlos Kopf und Kragen riskiert.“
„Na also!“
Er ging um den Tisch herum, griff nach ihrem Arm und zog sie an sich. Es fiel ihm erst jetzt auf, dass sie Angst um ihn hatte.
„Das mit dem Stern ist doch auch nichts für dich“, sagte Ina verächtlich. „Die Männer sind doch überall in den Städten gleich. Das, was Josuah Baile unter Gerechtigkeit versteht und in seinem schlauen Buch stehen hat, das gibt es nirgendwo. Als Marshal kann nur einer überleben, der das einkalkuliert und sich entsprechend verhält.“
„Der korrupt ist, meinst du.“ John schob sie zurück und rieb sich die Stirn. „Ich müsste in Bronsons Haus einmal nachsehen.“
„Was?“
„Na ja, ich müsste mal nachsehen, ob ich nicht doch noch einen Hinweis auf die Bande finden kann.“
„Wie soll das denn aussehen, John? Selbst wenn die Banditen etwas verloren hätten, woher willst du wissen, wem es gehört? Das waren doch Fremde.“
„Fremde, die genau wissen, dass Bronson mit dem größten Teil seiner Mannschaft in der Stadt ist, und dass sie in seinem Haus einen Haufen Geld finden können. Das müssen verdammt komische Fremde sein, Ina!“
„Du denkst …“ Ina Gillam brach ab und starrte ihn durch das immer schwärzer werdende Dunkel an.
„Ich denke gar nichts. Ich will einfach mal sehen, was gewesen sein könnte. – Da ist auch noch etwas anderes, das geht mir nicht mehr aus dem Kopf.“
Ina kam wieder näher und starrte ihn an. „Was?“
„Als СКАЧАТЬ