„Das kann mich völlig ruinieren, Kommissar“, sagte sie zu dem weißhaarigen Mann hinter dem Schreibtisch. „Für Außenstehende könnte es so aussehen, als ob ...“
Kießling zuckte mit den Schultern „Lars Steinert hat schließlich für Sie gearbeitet, Frau Köster. Und es besteht kein Zweifel, dass viele der Mädchen, die sich mit dieser Bande einließen, in Ihrer Schule rekrutiert wurden.“
„Aber ohne mein Wissen. Wie sollte ich denn je auf den Gedanken kommen, dass Steinert Mädchen köderte, indem er ihnen rasche Film- und Modelkarrieren versprach?“
Es klopfte, und eine Polizistin führte Petra Crone ins Zimmer. Sie schaute sich um und senkte den Kopf, als sie die platinblonde Frau auf dem Stuhl bemerkte.
„Sie kennen Frau Köster?“, fragte Kommissar Kießling.
Petra zögerte einen Moment und nickte dann. „Ja, ich kenne sie.“
„Lars Steinert arbeitete für Frau Köster. Wussten Sie das?“
„Bei ihr habe ich ihn kennengelernt. Als ich in diesem Kurs mitmachte.“ Trotzig blickte sie die Platinblonde an. „Er war von Anfang an verrückt nach mir. Wir wollten eine Stange Geld verdienen, damit wir uns weit weg von ihr niederlassen und neu anfangen konnten. Sie hat ihn nie aus den Augen gelassen, ihn bewacht wie eine eifersüchtige Hyäne ...“
„Das ist eine Lüge.“ Frau Köster sprang auf und versuchte sich aus Katharinas Griff zu lösen, als die Detektivin sie zurückhielt. „Dieses kleine Miststück hat ihm doch erst den Floh ins Ohr gesetzt.“
„Er konnte Sie nicht ausstehen“, höhnte Petra. „Er blieb nur bei Ihnen, weil er das Geld brauchte. Noch ein paar Monate länger und er hätte mit Kusshand auf Sie verzichtet. Auf Sie und Ihr Scheißgeld.“
Katharina drückte die Platinblonde mit Gewalt wieder auf ihren Stuhl. „Was war mit Melissa?“
Petra zuckte mit den Schultern. „Dumme Geschichte. Hat mit Heroin angefangen. Ist dann immer schlimmer mit ihr geworden. Lars hat sie für uns geködert, indem er ihr erzählte, er würde einige Liebes- und Sexszenen mit ihr drehen, die für den Export nach Asien und Amerika bestimmt seien. Als sie dann herausfand, auf was sie sich eingelassen hatte, machte sie zuerst Theater ...“ Petra zog die Schultern hoch. „Aber dann machte sie eben mit.“
Kommissar Kießling zog eine Grimasse, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Aus seiner Schublade holte er einen Umschlag mit Pornofotos und zeigte sie Petra. „Vielleicht hat man sie damit gefügig gemacht.“
„Sie können mir überhaupt nichts anhängen.“
„Möglich. Aber immerhin können wir Ihnen ein paar Monate den Knast von innen zeigen. Und dabei haben Sie noch Glück.“
„Und was ist mit Lars?“, wollte sie wissen.
Kommissar Kießling zuckte mit den Schultern. „Tja, der hat sich aus dem Staub gemacht und lässt Sie die Suppe allein auslöffeln.“
Petra versuchte, seinem Blick standzuhalten, schlug dann aber als erste die Augen nieder.
„Schaffen Sie das Flittchen raus“, sagte er zu der Polizistin. „Sie wird wegen versuchter Nötigung angeklagt.“
Er wartete, bis die Polizistin Petra aus dem Büro geführt hatte, und wandte sich wieder Anneliese Köster zu. „Ich glaube nicht, dass wir Sie hier noch brauchen.“
„Mein Name wird in dieser Angelegenheit nicht erwähnt?“
Kommissar Kießling überlegte einen Moment und schüttelte dann den Kopf. „Diesmal nicht. Aber lassen Sie sich von einem alten Polizisten einen guten Rat geben. Seien Sie in Zukunft etwas vorsichtiger – vorsichtiger bei der Auswahl Ihrer Geschäftspartner, und vorsichtiger mit Ihren Sorgfaltspflichten den jungen Mädchen gegenüber, die bei Ihnen eine Ausbildung bekommen sollen.“
Mit zornesrotem Gesicht setzte sie zu einer Antwort an, überlegte es sich dann anders und verließ das Büro, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
Katharina Ledermacher hatte die ganze Zeit schweigend zugehört.
„Glauben Sie, dass Sie Steinert noch erwischen werden?“, wollte sie wissen.
„Die Fahndung läuft bereits auf Hochtouren“, sagte Kießling. „Möglich, dass wir ihn bald kriegen. Aber vielleicht hat er sich auch schon ins Ausland abgesetzt.“
„Sagen Sie mir Bescheid, falls sich etwas Neues ergibt?“
„Mache ich, Frau Ledermacher.“
ENDE
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