Название: Duftapotheke Bundle. Bände 1-3
Автор: Anna Ruhe
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Детские приключения
isbn: 9783401809168
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Falls Willem von der Duftapotheke wusste, hatte er uns bestimmt bereits in Verdacht.
Doch da war es schon zu spät. Schwere Stiefel polterten im Inneren auf dem Steinboden und im nächsten Augenblick stieß Willem die Tür auf. Seine Augen zogen sich sofort zu Schlitzen zusammen.
»Verschwindet! Ich habe es euch bereits einmal gesagt: Wenn ihr auch nur einen einzigen Schritt in mein Gewächshaus wagt, dann werdet ihr mich kennenlernen.« Willems Stimme knurrte bedrohlich. »Glaubt mir, das Ausmaß meines Ärgers vermögt ihr euch in euren kleinen Hirnen nicht im Entferntesten auszumalen!«
Ich ging instinktiv einen Schritt rückwärts.
»Habt ihr das verstanden?« Willem warf mir einen letzten scharfen Blick zu, dann drehte er sich um, verriegelte das Gewächshaus und ging. Ich sah ihm hinterher, bis er verschwunden war. Meine Handflächen schwitzten.
Was redete der denn immer so komisch? Das war ja fast unheimlich.
Mats zeigte auf das Fenster, durch das wir das letzte Mal geklettert waren. Es war geschlossen.
»Was machen wir jetzt bloß?«, überlegte ich laut vor mich hin.
»Nichts. Außer du willst eine Fensterscheibe einschlagen.«
Ich hob meine Augenbrauen. »Mitten am Tag? Was, wenn unsere Eltern das mitkriegen? Wenn Ma hört, dass ich eine historische Glasscheibe kaputt gemacht habe, kriege ich wahrscheinlich für den Rest meines Lebens Hausarrest.«
Mats seufzte. »Dann können wir nichts machen außer warten.«
Genervt zwirbelte ich an einer Haarsträhne. Im Warten war ich nicht sonderlich gut, und je länger der Flakon verschwunden blieb, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit, dass etwas Schlimmes damit passieren konnte.
Meine Augen suchten die Wand des Glashauses ab, aber es änderte nichts. Die Fenster waren geschlossen. Und irgendwo, nur ein paar Meter unter uns, wartete die Duftapotheke mit all ihren Geheimnissen.
Frustriert blickte ich den weiten Weg bis zur Villa Evie hinüber.
Da fiel mir plötzlich etwas auf.
Aufgeregt drehte ich mich zu Mats. »Sag mal, kam dir der Flur, der zur Duftapotheke führt, nicht auch viel zu lang vor?«
»Was?«, fragte Mats perplex.
»Na, ich meine, wozu hat jemand überhaupt diesen Flur gebaut? Es wäre doch viel einfacher gewesen, die Duftapotheke direkt unter das Geheimversteck zu bauen.«
In Mats’ Augen wackelten immer noch Fragezeichen. Er verstand überhaupt nicht, worauf ich hinauswollte.
»Überleg mal!« Ich versuchte es noch mal anders und winkte ihn zurück Richtung Villa Evie. »Da geht eine Treppe runter in einen Flur, der dann in die Duftapotheke führt. Und der Flur ist wahnsinnig lang. Ganz sicher ist der nicht gebaut worden, damit jemand nur seine alten Fotos irgendwo aufhängen kann, meinst du nicht auch?«
Jetzt begriff er langsam, was ich meinte. Zumindest bekam er wieder diesen fieberhaften Ausdruck im Gesicht. »Du glaubst, der Flur ist so eine Art Geheimgang? Aber wohin sollte der Gang denn führen außer in die Duftapotheke? Eine zweite Tür hab ich da unten nicht entdeckt. Du?«
»Ne. Ich könnte mir aber vorstellen, dass der Gang so lang ist, weil die Duftapotheke gar nicht unter dem Gewächshaus liegt, sondern unter der Villa Evie!«
Mats’ Blick schnellte zum Haus hinüber. »Das würde ja bedeuten, dass es vielleicht einen zweiten Zugang gibt?«
»Genau! Das müssen wir herausfinden!«
Sobald Mats und ich die Haustür der Villa Evie aufdrückten, hopste Benno uns auch schon entgegen. Wie nicht anders zu erwarten, hängte er sich sofort an Mats’ Fersen. Wir würden meinen Bruder für heute nicht mehr loswerden, so viel stand fest. Ich musste also einen Weg finden, wie wir Benno mit in die Duftapotheke nehmen konnten, ohne dass wieder eine Katastrophe passierte.
Pa lag auf dem Sofa im Salon, las Zeitung und hörte Musik. Also hatte er Hannes Problem entweder schon gelöst oder es noch schlimmer gemacht, bis sie freiwillig einen Handwerker gerufen hatte. Und Ma war offensichtlich noch am »Zeitreisen«.
Ein bisschen komisch kam es mir ja vor, dass sich keiner der beiden so richtig um Benno kümmerte. Aber bestimmt lag Pa erst seit einer Minute da auf dem Sofa und es sah jetzt nur so aus.
Ich rief ein fröhliches »Bin wieder da!« und winkte Mats und Benno in die Bibliothek, während Pa nur ein müdes »Hallo« zurückbrummte.
Hinter uns schloss ich vorsichtshalber die Flügeltür zur Bibliothek und sog den Duft nach Papier, Druckerschwärze und Holz ein.
»Okay, Benno!« Ich schlug den strengsten Tonfall an, den ich hinbekam. »Wenn du unbedingt dabei sein willst, gibt es ab jetzt eine superwichtige Regel für dich. An die musst du dich halten, egal, was passiert! Klar?«
Benno sah zu mir hoch, klimperte mit seinen blauen Augen und sagte keinen Ton. Diesen Blick hatte er echt gut drauf, damit bekam er Ma und Pa immer rum. Allerdings hatte er vergessen, dass ich seine große Schwester war und ihn längst durchschaut hatte.
»Also, wenn du noch mal mit uns in die Duftapotheke willst, dann darfst du KEINEN Flakon, KEIN Fläschchen, nicht mal die Notizbücher, also nichts, GAR NICHTS in der Duftapotheke anfassen! Klaro?«
Benno sah weiter zu mir hoch und nickte so ehrfürchtig, als würde er einen heiligen Schwur ablegen.
Ich drückte streng meinen Rücken durch. »Und das gilt für jeden Tag, nicht bloß heute! Immer eine Armlänge Abstand zu allem. Versprochen?«
»Versprochen!«, sagte Benno.
Mats stupste ihn an und lächelte. »Wir verlassen uns auf dich, Kumpel.«
Benno strahlte, als wäre gleichzeitig Weihnachten und Ostern, und ich ging halbwegs beruhigt zum Globus hinüber.
Hiermit hatten wir den Geheimzugang im Gewächshaus gefunden. Vielleicht waren darauf ja noch mehr Hinweise zur Duftapotheke versteckt? Ich drehte den Globus hin und her und las die eigenartigsten lateinischen Pflanzennamen. Nur leider fand ich absolut nichts, was in irgendeiner Form auf die Villa Evie hinwies.
Wir mussten also weitersuchen.
Mats streifte an den Bücherregalen entlang und überflog die Titel auf den Einbänden. Benno untersuchte weiter den Globus und ich zog eine der zusammengerollten Landkarten aus einem Ständer. Sie waren auf grobe Stoffbahnen gedruckt und so groß, dass man sie aufhängen musste, um sie ansehen zu können. Ich las die welligen Aufkleber auf den Leinenrücken: Amazonas, Atlantik, Tundra, Neuseeland, Papua-Neuguinea, Arktis und so weiter. Aber das hatte alles nichts mit der Villa Evie zu tun.
Mir fielen wieder die Schnitzereien unserer Holztreppe im Flur ein, die den Schlüssel zur Duftapotheke versteckt gehalten hatten. Jetzt wunderte ich mich über mich selbst, dass ich darauf nicht schon früher gekommen war: Bestimmt war in der СКАЧАТЬ