Wild. Ella Blix
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Название: Wild

Автор: Ella Blix

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Детские приключения

Серия:

isbn: 9783401808857

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СКАЧАТЬ Juwelierladens gelegen hatten, dessen Scheibe sie eingeschlagen hatte. Sie wirkte gleichzeitig geerdet und abgehoben, arrogant und freundlich. Noomi konnte sich keinen Reim auf sie machen.

      Neben Frau Jorek hockte ein Mann auf dem Stumpf, dessen gesamtes Gesicht aus Lachfalten zu bestehen schien. Eine wilde lichtbraune Mähne. Und als Letztes lümmelte ein Mädchen in ihrem Kreis, das wie eine Klischee-Schwedin aussah: so blondes Haar, dass es fast weiß schien. Außerdem wirkte sie, als würde sie jedes Wochenende hier im Elbsandsteingebirge verbringen – an einer Steilwand hängend. Braun gebrannt, drahtig, stark. Die hatte vor nichts Angst, da war sie sich sicher. Was sie wohl angestellt hatte?

      Noomi, konzentrier dich, schalt sie sich. Hör zu. Oder tu zumindest so.

      »… habt eure Sachen schon ausgepackt und die Papiere gelesen, die ich euch gegeben habe …«

      Die Rede spülte um sie herum, ihre Gedanken schweiften zurück zum Auspackmoment, dann zu dem, als die dauerplappernde Olympe auf dem Klo verschwunden und sie selbst aus der Hütte gehuscht war. Da hatte sie den ersten Fehler in ihrem ansonsten perfekten Plan gemacht. Sie hatte nämlich ausgerechnet eine Stelle zwischen den Baumstümpfen gewählt, auf denen sie gerade saßen, um ein Loch zu graben und ihren wichtigsten Besitz darin zu versenken.

      Argwöhnisch beobachtete sie Frau Joreks Füße, die diese Stelle berührten. Fast berührten.

      »… werden ab zehn Uhr die Hütten nicht mehr verlassen. Wenn doch, gibt es Strafpunkte. Fünf Strafpunkte bedeuten, dass ihr aus der Maßnahme fliegt. Die Mahlzeiten bereitet ihr abwechselnd in Zweierteams vor. Es geht, wie bei allem hier, um Teamarbeit. Diese Gruppe …« Ihre ausgreifende Geste beschrieb einen Kreis um sämtliche Baumstumpfsitzer. »… wird die nächsten Wochen miteinander verbringen. Wir arbeiten zusammen, kochen und putzen zusammen und treffen uns jeden Tag um halb fünf zu einer Dialogrunde, bei gutem Wetter hier, bei schlechtem drinnen.« Sie deutete mit dem linken Daumen über ihre Schulter zur Cabin in the Woods.

      Immerhin duschen und aufs Klo gehen dürfen wir offenbar alleine, dachte Noomi und starrte weiter auf Frau Joreks Füße.

      »Was die Duschen angeht …« Konnte die Gedanken lesen? »Die Waschräume im Haupthaus sind nach Jungs und Mädchen getrennt. Haltet euch dran. Ja, was noch? Abends um halb neun schalten wir den Generator an, dann habt ihr in den Hütten Licht zum Lesen, Briefeschreiben und so. Um zehn geht das Licht aus und es herrscht Bettruhe. Alles klar so weit?«

      Keiner von ihnen reagierte.

      »Okay.« Die Sozialarbeiterin klatschte in die Hände und der allzu attraktive Junge zuckte zusammen, als wäre er mit den Gedanken ganz weit weg gewesen. Selbst mit aufgeschrecktem Blick sah er noch aus, als würden sich Joop, Adidas und Gucci bekriegen, damit er für sie modeln würde.

      »Kurze Vorstellungsrunde«, befahl Frau Jorek und wies auf sich. »Mich kennt ihr schon, ich bin Sophia Jorek und ich leite das Camp. Ihr könnt mich Jorek nennen.«

      »Nicht Frau Jorek?«, erkundigte sich Ryan leise. Er war eindeutig der Jüngste von ihnen und Noomi fiel auf, dass sie seine Stimme zum ersten Mal bewusst hörte.

      Die Campleiterin schüttelte den Kopf. »Einfach Jorek.«

      Olympe kicherte. »Sophia?«, schlug sie vor.

      Jorek zog eine Braue hoch. Das reichte, um Olympe verstummen zu lassen.

      »Ich bin für alles Pädagogische hier zuständig, leite die Gruppensitzungen und trage die Verantwortung für euch und das Gelingen des Projekts. Wenn ihr Fragen habt oder es irgendwelche Probleme gibt, wendet euch bitte an mich oder an meinen Kollegen …« Sie nickte zu dem Faltenmann. »… Gunnar Wildner.«

      »Zu mir könnt ihr Gunnar sagen«, übernahm der Mann. »Ihr seid alle hier, um aus einem belastenden Umfeld rauszukommen. Wir helfen euch, gemeinsam stärker zu werden, den Blick zu ändern und das, was ihr getan habt, reflektieren zu lernen.«

      Noomi beäugte die anderen kritisch: Was bitte schön war ein belastendes Umfeld?

      Als hätte er ihren Gedanken gehört, fuhr Gunnar fort: »Manchen tut ihre Familie nicht gut oder die Schule …« Lag sein Blick absichtlich länger auf Ryan oder bildete sie sich das ein? Ryan schien es auch aufzufallen, er duckte sich unter den Worten weg. Gunnar sprach unbeirrt weiter: »… manche verlieren sich in Computerwelten …« Olympe? Ehe sie eine Reaktion ausmachen konnte, glitt Gunnars Aufmerksamkeit schon weiter zu dem schönen Jungen. »Und manche bewegen sich in schlechter Gesellschaft.« Der Junge wurde eine Nuance blasser.

      Gunnar mochte väterlich rüberkommen, aber was er gerade abzog, war gemein. Er sagte zwar »manche, manche, manche«, aber er meinte »du, du, du«. Und gleich war sie selbst dran.

      »Andere wiederum … « Jetzt lag sein Blick auf ihr und wie jeder, der zum ersten Mal ihre Augen sah, zuckte auch er kurz zurück. »Andere … « Er verhaspelte sich, fing sich wieder. »… hatten wohl einen Kurzschluss.«

      Einen Kurzschluss? Fast wäre sie wütend geworden, stattdessen lächelte sie, wie immer, und atmete erst aus, als er weitersprach.

      »Aber warum ihr hier seid, ist für mich zweitrangig. Bei mir zählt, was ihr tut, nicht, was ihr getan habt.« Er lachte bassig und ein bisschen zu laut. »Ich bin für alles zuständig, was mit der Projektarbeit verbunden ist. Mit mir werdet ihr die zwei letzten Blockhäuser wieder herrichten.« Er deutete auf die zwei Ruinen, in denen die Natur es sich gemütlich gemacht hatte. »In sechs Wochen, wenn ihr als gestärkte Menschen das Camp verlasst, sollen die so aussehen, wie die, in denen ihr jetzt wohnt.«

      Haha. Gunnar schien ein ausgemachter Optimist zu sein. Hatte er sich ihre Gruppe mal angeschaut? Ein Schönling, ein Schweiger, ein wandelnder Schmuckladen und … na ja, sie selbst.

      »Ich weiß! Sieht nach viel Arbeit aus, ist es auch, aber die Gruppe vom letzten Sommer hat sogar drei Hütten restauriert. Und das, obwohl die Umstände viel weniger komfortabel waren als heute.«

      Komfortabel? Kompostklos, kein Strom und Gruppenduschen. Nicht dass es eine Rolle spielen würde. Anders als die anderen musste sie nicht stärker werden oder ihren Blick ändern. Ihr Blick war bereits klar.

      »Letztes Jahr hat die Gruppe im Haupthaus schlafen müssen.« Er lächelte und alle Falten in seinem Gesicht lächelten mit. »Geschafft haben sie es trotzdem. Es ist machbar und wir werden dabei Spaß haben, versprochen. Außerdem habt ihr einen Joker! Lara hilft nämlich mit. Und Lara ist eine Maschine.«

      »Vati!« Das schwedenblonde Klettermädchen verdrehte die Augen.

      Vati? Sie war keine von ihnen?

      »Voll der Familienbetrieb!«, frotzelte der Modeljunge.

      »Leider nicht«, antwortete Gunnar. »Lara weigert sich hartnäckig, in meine Fußstapfen zu treten und Zimmerin zu werden. Stattdessen studiert sie Medi…«

      Noomi bemerkte aus dem Augenwinkel eine hüpfende Bewegung links von Ryans Fuß und dann ging alles ganz schnell.

      »Hal-lo?« Joreks Stimme, Joreks scharfer Blick. Beides auf sie, Noomi, gerichtet.

      »Alter, von dir können wir noch was lernen!« Der schöne Junge lachte trocken. »Zeigst du mir später den Trick?«

      »Mir auch!«, bat Olympe. »Solche Reaktionen СКАЧАТЬ