Wild. Ella Blix
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Название: Wild

Автор: Ella Blix

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Детские приключения

Серия:

isbn: 9783401808857

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СКАЧАТЬ wand.

      »Eine Kreuzotter«, erklärte Frau Jorek. »Sehr scheu. Man begegnet ihnen viel seltener als Ringelnattern. Nattern werdet ihr hier jedenfalls öfter sehen. Die liegen oft im Gras und sonnen sich.«

      »Sie sonnen sich?«, echote Olympes Stimme aus dem Gebüsch. »Nicht Ihr verdammter Ernst!«

      »Wow, voll wild hier.« Noomi hatte aufgehört zu summen.

      Frau Jorek sagte: »Gewöhnt euch dran. Die Wildnis ist Teil des Projekts.« Sie drehte sich um und stapfte weiter. »Los jetzt. Ein Viertelstündchen noch.«

      »Giftschlangen!«, knurrte Olympe, als sie sich aus dem Schutz der Bäume herauswagte. »Großartig.« Dann hievte sie die Tasche wieder hoch und folgte Noomi.

      Er bog die Zweige des Gebüschs auseinander, unter dem die Schlange verschwunden war, aber sie war weg. Schade. Er ruckelte seinen Rucksack zurecht, sog den warmen Waldgeruch ein und schloss zu den anderen auf.

      Nach einer Ewigkeit lichteten sich die Bäume, die Büsche rechts und links des Weges wichen zurück und endlich traten sie auf eine Lichtung.

      Sonne. Eine Wiese, mindestens hundert Meter Weite.

      »Da sind wir.« Frau Jorek drehte sich zu ihnen um. »Willkommen bei Feel Nature!«

      Sie breitete die Arme aus und auf ihrem Gesicht lag ein Strahlen. Kurz nur, ganz kurz, dann erinnerte sie sich offensichtlich an ihre Aufpasserrolle. »Das ist für die nächsten sechs Wochen euer Zuhause.«

      Zuhause, dachte er. Nun ja.

      Olympe

      Ungläubig blieb sie stehen und ließ ihre tonnenschwere Tasche auf den Boden plumpsen. »Das ist ein Scherz, oder?«

      Noomi hörte endlich auf zu summen, drehte sich zu ihr um und fragte grinsend: »Haste die Website nicht gecheckt?«

      Noomi schien das witzig zu finden, aber Olympe hatte sie längst durchschaut. Leute, die permanent gute Laune verbreiteten, hatten etwas zu verbergen, irgendeine finstere Seite.

      »Klar hab ich die gecheckt«, erwiderte sie spitz. »Aber du musst ja wohl zugeben, dass da alles schicker ausgesehen hat, moderner, nicht so …«, sie stockte kurz, »… abgeranzt.« Olympe hasste Photoshop fast genauso wie unechte Menschen. Unecht wie Noomi mit ihrem aufgesetzten Summen und Dauergrinsen. Dann lieber eine gepflegte schlechte Laune, wie Frau Jorek sie zeigte, fand sie. Da wusste man wenigstens, woran man war.

      Noomi ließ sich nicht verunsichern. »Wenn du mich fragst …« Sie ließ den Blick demonstrativ schweifen. »… ist das der ideale Drehplatz für den zweiten Teil von Cabin in the Woods.«

      Noomi kannte Cabin in the Woods? Interessant. Wer Horrorfilme liebte und Humor hatte, konnte nicht komplett bescheuert sein. Olympe knetete ihre schmerzenden Hände und nahm das andere Mädchen näher in Augenschein.

      Eine Riesenwolke dunkler Locken reichte Noomi bis zur Taille. Sie mussten beide ungefähr gleichaltrig sein, aber die andere war einen guten Kopf kleiner und etwas runder. Niemals hätte sie Noomi zur Fraktion Horrorfilm gepackt, sie wirkte eher wie … Liebesfilm. Oder Musical. Nein – eine Mischung aus beidem. Bollywood. Ja, das war’s: Bollywood. Das ganze Gesinge und Gegrinse.

      Als ob Noomi ihre Analyse beenden wollte, begegnete sie ihrem Blick. Fassungslos starrte Olympe zurück. Noomi hatte die krassesten Augen, die sie je gesehen hatte. Orangefarben. Ein extremes Orange. Das mussten Kontaktlinsen sein!

      Also doch: unecht durch und durch. Ihre innere Abwehr verfestigte sich wieder. Wortlos wandte sie sich ab und dem Anblick des architektonischen Grauens zu.

      Fünf Holzhäuschen in unterschiedlichen Graden der Verwahrlosung und ein kleiner Betonquader gruppierten sich im Halbkreis um ein massives, eingeschossiges Steingebäude von unfassbarer Hässlichkeit.

      Es war extrem schmal, schien aber seinen Mangel an Breite durch Länge wettmachen zu wollen. Es lag auf der Wiese wie eine riesige, eckige … Kreuzotter. Selbst die Farbe stimmte: Grau und schmutzfleckig, als schämte es sich so für seine Abscheulichkeit, dass es versuchte, sich zu tarnen. Es war das mit Abstand abstoßendste Bauwerk, das sie je gesehen hatte.

      Dagegen waren die Holzhäuschen zumindest aus ästhetischen Gesichtspunkten erträglich – wenn man davon absah, dass zwei der fünf wirkten, als hätte der Zahn der Zeit nicht nur an ihnen genagt, sondern sie halb aufgefressen. Zwischen den Holzbohlen wucherte Grünzeug, das sich in allen Vegetationsstadien befand: Blüten, Blätter, Früchte. Sogar die Dächer waren voller Gestrüpp! An den Treppen, die zu den kleinen, überdachten Veranden führten, fehlten bei den beiden Ruinenhütten die Stufen. Durch die Tür- und Fensterlöcher konnte man geradewegs ins Innere der Hütten sehen und durch ein Fensterloch an der Rückwand wieder hinaus in den Wald. In den Ruinen selbst drückten sich blühende Disteln durch den kaputten Boden.

      Sechs Wochen? Hier? Ohne jegliche technische Ausrüstung, die ihr digitales Ich ausmachte?

      Sie ließ den Blick weiterwandern, über die drei anderen Hütten, die intakt schienen, zu dem Betonquader, der den Gebäudehalbkreis auf der linken Seite abschloss und wie die kleine Schwester des Kreuzottern-Hauses wirkte.

      Mit etwas Mühe konnte man sich diesen Babyquader sogar schönreden – und sei es nur wegen des liebevoll handgemalten Schildes mit der gigantischen Schnörkelaufschrift Werkstatt, das über der Tür hing und so etwas wie Menschlichkeit ausstrahlte. Das Problem lag in der Mitte: die Cabin in the Woods.

      »Unser Haupthaus.« Frau Jorek wies mit dem Kinn darauf.

      »Ein Atombunker?«, entfuhr es ihr.

      Noomi machte ein komisches Geräusch, halb Lachen, halb Husten. Ryan tat nichts. Überhaupt war der ganz schön still. Trotzdem schaute Frau Jorek sie alle drei strafend an, aber im Ernst: Das Teil sah wirklich aus wie ein Bunker. Fettmaurig, düster und geduckt, strahlte es so viel Lebensfreude aus wie ein Gullyloch.

      »Ich hoffe, die haben den Architekten auch hier eingebuchtet. Das da ist jedenfalls eine Straftat«, höhnte sie.

      Noomi sah aus, als würde sie gleich losprusten, und Ryan, der unsichtbare Dritte in ihrem Bunde der Kriminellen, drängte sich an einen Baumstamm und schwieg weiterhin.

      »Das Haupthaus ist tatsächlich ein Prunkstück der DDR-Architektur«, erwiderte Frau Jorek kalt. Olympe hoffte, dass sie es ironisch meinte. »Es ist ein ehemaliges FDGB-Ferienheim.« Bevor sie nachfragen konnte, wofür die Abkürzung FDGB stand, ging der Vortrag schon weiter. »Dadrin sind der Gruppenraum mit Küche, mein Büro, mein Zimmer, die Waschräume und unser Lebensmittellager. Überhaupt ist das unser Aufenthaltsbereich, wenn die Witterung mal nicht mitspielt.«

      »Gemütlich.« Sie konnte sich den Kommentar nicht verkneifen.

      »Ihr seid nicht hier, um Urlaub zu machen«, gab Frau Jorek zurück.

      »Und wo wohnen wir?«, fragte Noomi.

      Wenn die nicht bald aufhörte zu lächeln, würde sie einen Anfall bekommen.

      »Ihr beide teilt euch Hütte 5.« Frau Jorek deutete auf das Holzhäuschen ganz rechts. »Und du …« Sie nickte Ryan zu, »wohnst gemeinsam mit dem vierten СКАЧАТЬ