Bis ihr sie findet. Gytha Lodge
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СКАЧАТЬ die sie entweder umgebracht oder ihren Tod vertuscht haben.«

      »Auf jeden Fall eine naheliegende Möglichkeit.«

      »Verdammte Kacke.«

      Detective Sergeant O’Malley, der Älteste in Jonahs Team, war hörbar ungehalten, als zwei Beamte vier Kartons mit Fallakten auf den Tisch im Besprechungszimmer stellten. In seinen leicht geröteten Gesichtszügen stand die bare Überraschung.

      »Ich würde mir noch ein paar Flüche aufsparen«, sagte Jonah trocken. »Das ist nur der lokal gelagerte Kram.«

      »Nein, dies ist die erste Ladung des lokal gelagerten Krams«, korrigierte Amir, einer der beiden linkischen Archiv-Kollegen, und zupfte an seiner Krawatte. »Das sind die Unterlagen von neunzehnhundertdreiundachtzig. Es gibt fünf weitere Kartons mit Material aus den Jahren vierundachtzig bis achtundneunzig, als die Akte endgültig geschlossen wurde. Dazu noch aktuelleres Material, aber nach dem, was im System erfasst ist, handelt es sich dabei hauptsächlich um unbestätigte Sichtungen und Anrufe der Eltern – es ist in der Datenbank.«

      Lightman hob die Hand. »Sorry, aber … 83. Das ist …«

      »Aurora Jackson, Ben. Ein Vermisstenfall. Domnall ist wahrscheinlich der Einzige, der alt genug ist, von ihr gehört zu haben.«

      Amir verabschiedete sich, und Jonah sah sein Team an. Lightman, auch angesichts der neuesten Entwicklungen absolut ruhig wie immer; Hanson, die vor Eifer auf ihrem Stuhl hin und her rutschte, und O’Malley, dessen Miene nachdenklich wirkte.

      Jonah zog einen Plastikordner aus einer der Kisten und schlug ihn auf. Ganz oben lag eine Hochglanzfotografie, die seltsam neu wirkte. Aurora blickte mit einem schiefen Lächeln in die Kamera, eine auffallende Schönheit auf diesem Schulfoto, obwohl Jonah sich noch an sie erinnerte, bevor sie aus dem Kokon der Kindheit geschlüpft war: ein Pummel mit krausen Haaren und immer unordentlicher Kleidung. Die hässliche kleine Schwester des Mädchens, das alle begehrten.

      Er heftete das Foto an ein weißes Brett.

      »Im Ernst?« O’Malley sah sich zu Lightman und Hanson um. Hanson wirkte ein bisschen selbstzufrieden. Sie kannte die Pointe. »Das ist … der größte Vermisstenfall, an den ich mich erinnern kann.«

      »Jetzt ist es kein Vermisstenfall mehr.«

      Jonah heftete ein Foto der Überreste, die McCullough ausgegraben hatte, neben das Schulfoto.

      »Auroras Leiche wurde unter einem Baum am Flussufer gefunden, keine fünfhundert Meter von dem Zeltplatz entfernt. Zusammen mit ihr waren einige Silberfolienpäckchen mit Dexedrin vergraben, und so wie es aussieht, könnten es noch mehr gewesen sein.«

      Er sah, wie Lightman auf einem A4-Block Notizen machte. Seiner emotionalen Reaktion nach hätte er auch eine Weihnachtskarte schreiben können. O’Malley lehnte sich zurück, blickte von Jonah zu den Fotos, und die Falten seiner zerfurchten Stirn vertieften sich. Jonah verstand, dass O’Malley damit rang, seine Erinnerungsfetzen mit der Realität des Fundes in Einklang zu bringen. Eine zum Leben erwachte Legende. Nur dass sie in keiner Weise lebendig war.

      »Ich möchte, dass wir uns mit der kompletten ursprünglichen Ermittlung vertraut machen. Ich möchte, dass Sie eine Zusammenfassung der damaligen Vernehmungen erstellen. Wenn Sie den Eindruck haben, dass etwas übersehen wurde, oder denken, es gibt eine Spur, der nicht nachgegangen wurde, schreiben Sie es auf. Wenn Sie das Gefühl haben, dass an einer Stelle schlampig ermittelt wurde, notieren Sie auch das.«

      Nur Lightman gelang es, sein Missbehagen über diesen Plan zu unterdrücken. Vielleicht gefiel er ihm auch. Er mochte Zahlen und Daten.

      »Gleichzeitig«, fuhr Jonah fort, »führen wir eine vollständig neue eigene Ermittlung durch, befragen alle Beteiligten noch einmal und konzentrieren uns diesmal auf die Drogen. Wer hat sie dorthin gebracht? Und wie konnte es passieren, dass das Mädchen übersehen wurde, obwohl es nur ein paar hundert Meter von dem Zeltlager entfernt lag?«

      Er sah O’Malley lächeln. Das war mehr nach seinem Geschmack. Er vernahm gern Zeugen und Verdächtige, der ehemalige Captain O’Malley.

      »Heute kommt Juliette mit zu den Befragungen. Ich möchte die Mitglieder der Gruppe treffen, die damals dort gezeltet hat. Sie können eine Adressenliste zusammenstellen, Juliette, während ich mir das Archiv-Dossier anschaue. Und ich möchte, dass Domnall und Ben anfangen, die ursprünglichen Fallnotizen durchzugehen.«

      O’Malley seufzte vernehmlich. »Vielen Dank, Chief. Mir war schon, als würde es in meinem Leben an Papierkram fehlen.«

      Jonah lächelte, entschuldigte sich jedoch nicht.

      »Haben Sie an den damaligen Ermittlungen teilgenommen?«, fragte Hanson und blickte knapp an Jonah und der Tafel vorbei.

      »So eben«, antwortete Jonah. »Ich war damals gerade ein frischgebackener Constable. Aber ich wollte an dem Fall mitarbeiten. Sie war auf meiner Schule, auch wenn ich sie eigentlich nicht gekannt habe.«

      Er sah wieder zu ihrem Foto. Der Anblick ihrer strahlenden Schönheit rief ein unbehagliches Gefühl in ihm wach, die Erinnerung an einen ganz bestimmten Abend, an eine verwirrte Folge von Handlungen, die er seit dreißig Jahren verzweifelt zu vergessen suchte.

      Er wandte den Blick ab. Wenn er jetzt darüber nachgrübelte, würde das weder ihm noch den anderen helfen.

      Lightman steckte seinen Stift ein und machte Anstalten aufzustehen. »Und das hat Priorität vor der Ermittlung im Hafen?«

      »Für die nächsten achtundvierzig Stunden auf jeden Fall«, antwortete Jonah. »Danach sehen wir weiter. Achten Sie auf Hinweise auf Drogenkonsum und alles, was damit zu tun hat«, fügte er an Lightman gewandt hinzu. »Wenn einer von ihnen von dem Drogendepot wusste, will ich das wissen. Und dann will ich sie alle noch einmal in die Mangel nehmen und gründlich dazu befragen, was sie gesehen und gehört haben. Denn wenn Aurora nur gut hundert Meter von ihnen entfernt gestorben ist, wirken all ihre öffentlichen Appelle und Suchaktionen wie eine dreißigjährige Scharade.«

      6. Aurora

      Freitag, 22. Juli 1983, 18:35 Uhr

      Sie hatten Benners, Jojo und Connor getroffen, als sie von der Buche zurückgekommen waren. Die drei wirkten angespannt und reizbar, und das umso mehr, als ihnen klar wurde, wohin Topaz die anderen geführt hatte.

      Vor allem Benners, was Aurora überraschte. Sie hatte ihn noch nie so wütend gesehen. Topaz war sowieso immer gereizt und Connor nicht selten aggressiv. Aber Benners war im Frieden milder Wohlstandsvernachlässigung aufgewachsen. Er war Titus Groan oder Sebastian Flyte, nur ein bisschen selbstreflektierter.

      Er hatte Jojo und Brett Brennholz sammeln geschickt und sich dann Topaz zugewandt.

      »Du hättest es ihm nicht erzählen dürfen.« Er bemühte sich, leise zu sprechen, was ihm aber nicht recht gelang. »Es geht um mehr als dich und den neuesten Schwarm, den du beeindrucken willst.«

      »Das war es nicht.« Topaz wurde rot.

      Benners ignorierte ihre Erwiderung. Er blickte von der ganzen Höhe seiner 1,83 Meter auf sie herab. »Wir kennen ihn nicht, Topaz. Nicht so, wie wir jeden anderen hier kennen.«

      »Ich kenne ihn seit Jahren!«, erwiderte Topaz. »Ich vertraue ihm.«

      »Es СКАЧАТЬ