Siebenkampf. Mathias J. Kürschner
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Название: Siebenkampf

Автор: Mathias J. Kürschner

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783347053915

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СКАЧАТЬ in dem der Glaube erwacht, als ein Überwältigt werden durch die Zuwendung Gottes erfahren wird. Gott wendet sich mir zu, er sieht mich an, berührt mich in meinem innersten Kern und mir erschließt sich dabei eine neue Wirklichkeit. Ich, der ich mich von Gott angesehen weiß, der ich nun Ansehen bei Gott habe, sehe nun meinerseits die Welt mit neuen Augen. Ich sehe sie wie in neues Licht getaucht, so als wenn nach einem trüben Winter die schon vergessene Sonne endlich wieder scheint.

      3. Die Heilung des Blinden geschieht nun in einem Dreischritt, der verschiedene Aspekte der neuen Sicht auf die Wirklichkeit beschreibt. Zunächst ist von einem Aufblicken die Rede. Die Perspektive wendet sich nach oben. Die Dimension des Himmels bricht in das eigene Leben hinein. Es verdeutlichen sich auf einmal bisher nicht erkannte, sinnhafte, vertikale Strukturen, die in unsere Welt des Horizontal-immanenten Denkens hineinreichen und unsere Lebensentscheidungen daran neu ausrichten lassen. Das Aufblicken beinhaltet aber auch die Erfahrung überwundener Scham: Ich lasse mein Minderwertigkeitsgefühl zurück. Ich bin keine Laune der Natur, sondern ein von Gott geliebter Mensch, habe Ansehen bei ihm. Und alles schuldhafte Verhalten muss weichen unter seinem liebenden Blick. Es hat nicht die Macht, mich länger in der Dunkelheit zu halten. Fortan leiten mich seine Augen.

      4. Es gehört zu den eigentümlichen Erfahrungen des Glaubens, dass der Weg zum wirklichen Sehen mit Nachbesserungen verbunden ist. Wir müssen uns von Gott immer mal wieder die Optik zurecht rücken lassen, müssen im Grunde lebenslang in seine Sehschule des Glaubens gehen, damit wir durchblicken, wie es dann auch bei dem Augenpatient von Jesus heißt. Überhaupt scheint die Schule des Glaubens dazu beizutragen, dass wir wieder zu Sinnen kommen. Paulus spricht davon, dass der Glaube aus dem Hören kommt und er fügt an, dass dieses Hören durch das Wort Gottes initiiert wird, das zu hören und zu lesen zu einer erheblichen Schärfung der Optik verhilft (vgl. Röm 10,17).

       Die Heilung erweist sich dabei als ein umfassenderes Geschehen als die bloße Beseitigung von körperlichen bzw. psychischen Leiden.

      5. Am Ende der glücklichen Heilung steht das Einsehen, die Einsicht. Das ist die Fähigkeit, die Wirklichkeit Gottes hinter den vordergründigen Geschehnissen unseres Alltags zu erkennen. Der Heilige Geist, der solche Einsicht ermöglicht, wirkt dabei also als eine Art Freischaltungsschlüssel, um die Handschrift des Schöpfers in allen Dingen wahrzunehmen. Die Heilung erweist sich dabei als ein umfassenderes Geschehen als die bloße Beseitigung von körperlichen bzw. psychischen Leiden. Beziehungen werden heil: Der Sehende erkennt nun seine Mitmenschen und kann mit ihnen in ganz neuer Weise in Kontakt treten und am Leben teilnehmen. Und die Heilung eröffnet darüber hinaus eine Perspektive auf die größere Wirklichkeit Gottes und eröffnet so die Möglichkeit zur Neuaufnahme der Beziehung zum Schöpfer dieses Universums. So leuchtet in dieser Heilung das Heil Gottes auf. Die Strukturen des Reiches Gottes verdeutlichen sich bei ihm, auch wenn er später wieder in seinem ganz normalen Dorf wohnen wird.

       5. Glaube folgt einem speziellen Erkenntnisweg (Joh 7,14-16; 8,32-36)

      Wie kommt eigentlich ein Mensch zu gesicherter Erkenntnis über Fragen des Glaubens? Wie können wir von Gott sprechen, ohne der Unsicherheit zu erliegen, dass alles vielleicht doch ganz anders ist? Oder ist es sogar so, wie viele heute sagen: „Das mit Gott muss jeder für sich selber wissen. Das ist hochgradig subjektiv. Nichts genaues weiß man nicht. Wir verlassen hier das Feld objektiv-belastbarer Rede. Und vermutlich werden alle Religionen sparsam gucken, wenn einmal der Vorhang fällt. Denn wer Gott, wenn es ihn denn gibt, dann wirklich ist, das gibt eine große Überraschung…“

      Und wenn man das ganze nicht ohnehin für finstersten Aberglauben hält, dann traut man allenfalls der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der religiösen Überlieferung zu, hier Licht ins Dunkel zu bringen. So wird Jesus auch kritisch angefragt, mit welchem Recht er denn überhaupt meint, im Reden über Gott eine Lippe riskieren zu können, wo er doch nicht einmal eine anständige theologische Ausbildung hatte. Denn Wahrheitserkenntnis, so seine Gesprächspartner, stellt sich doch nur im wissenschaftlichen Diskurs mit der Überlieferung ein. „Erst einmal muss man eine ganze Menge Wissen erwerben, um dann, nach reiflicher Überlegung und Abwägung, dieser Lehre vielleicht etwas abzugewinnen.“

      „So funktioniert das nicht“, sagt Jesus. Um die Heilige Schrift zu verstehen, ist eine intellektuelle Auseinandersetzung mit ihren Inhalten niemals hinreichend. Wirklich ver-standen hat sie nur, wer beim Vater steht. Das heißt: Zum Glauben kommt nicht der, der sich durch regelmäßige Zeitungs-Lektüre in den Dschungel der tausend Erwägungen, Thesen und (Verschwörungs-)Theorien begibt. Er kommt in der Gottesfrage nicht weiter. Nach Jesus ist es dagegen vielmehr das Hören und Tun, das jene Erkenntnis schenkt, die wirklich hilfreich ist. Ein Millimeter Gehorsam ist, pointiert gesprochen, erkenntnisreicher als tausend Kilometer Diskussion. Lernen und Verstehen wird dabei als ein ganzheitliches Geschehen verstanden, das dem nachahmenden Lernen der Kinder ähnelt, die ihre Eltern beobachten, sie kopieren und in diesem Kopieren als einem Verinnerlichungsprozess auch kapieren. Es reicht nicht, dass man sich kognitiv Inhalte aneignet, sich religiöse Texte quasi „in die Birne zieht“. Erkenntnis muss ganz andere Tiefenschichten im Menschen erreichen, muss aus dem Intellekt durch handelnde Aneignung zur Haltung werden, die unsere Überzeugungen durchwirkt. Erst dann kann sie als Glauben, als tiefes Vertrauen, den Grund unseres Herzens erreichen.

      Das ist vielleicht die psychologische Dimension im Ansinnen des Didaktikers Jesus. Dazu kommt aber ein noch gewichtigerer Aspekt: Es ist das Wesen des Erkenntnisgegenstandes, das diesen Erkenntnisweg nötig macht! Es geht um die Natur, das Wesen des Wortes Gottes. Das ist von allem Anfang an Schöpferwort, kreatives Geschehen. Nicht Information über religiöse Phänomene, die wir zusammensetzen, damit ein Wissen über Gott entsteht. Sondern kreatives Geschehen, das sagt, was es tut und tut, was es sagt. Es bringt Dinge zur Existenz, die vorher nicht da waren. Es gehen Kraftwirkungen von ihm aus. Das wird im Schöpfungsgeschehen der Genesis deutlich. Aber auch bei den Jüngerberufungen und Heilungen Jesu. Jesus sagt etwas und es geschieht. Es wird in dem Moment Wirklichkeit. Menschen folgen nach. Sie werden geheilt. Der Sturm wird gestillt.

       Hören und Tun gehören in der Bibel immer zusammen.

      Dem Wort Gottes wird also anders entsprochen als der (akademischen) Lehre. Im universitären Denken stellt sich Wahrheit dadurch ein, dass Wissende im Diskurs ihren gemeinsamen Kenntnisraum erweitern. In der Begegnung mit Gottes Wort ist es hingegen so, dass im schöpferischen Wort Gott selbst als der Schöpfer hervortritt und an dem Angeredeten handelt. Er versetzt den, der wirklich hört, ins Tun. Der Hörer entspricht dem zu ihm sprechenden Gott durch hörenden Ge-hor-sam, durch hörendes Tun. Hier vollzieht sich (Neu-)schöpfung! Darum gehören Hören und Tun biblisch immer zusammen. Diese Verbindung nennt der Evangelist Johannes das „Bleiben“ in Jesu Wort. Es ist sozusagen die Inkubation des schöpferischen Geschehens, in das der Hörende wie in ein Kraftfeld hineingerät.

      Das Innewerden, von dem Johannes spricht, das Gewinnen der inneren Überzeugung, dass in diesem Wort der Bibel sich nicht nur religiöse Überzeugungen niederschlagen, sondern Gott selbst sich verdeutlicht, geschieht dann nicht objektiv-distanziert, wie in einem naturwissenschaftlichen Versuchsaufbau. Sondern im „Hören und Tun“ werde ich selbst Teil eines lichtvollen Wahrheitsraumes, in dem sich die Wahrheit als Begegnung mit dem Ewigen ereignet. Nicht ich, der religiös Suchende, lege dann die Bibel objektiv aus, um etwas von Gott „zu wissen“ zu bekommen. Sondern ER selbst tritt mir entgegen, tritt sozusagen aus dem Wort heraus, wie der Schauspieler in dem Woody-Allen Film „Purple Rose of Cairo“ plötzlich eine Zuschauerin im Kino anredet und dann gar die Dimensionen von Film und Wirklichkeit durchbricht, in dem er aus der Leinwand in den Zuschauerraum tritt. So ist auch die metaphorische Wirkung der Bibel. Gott überschreitet durch ihre Metaphern (von griech. metaphorein = hindurchleuchten, überschreiten) die Schwelle hin in unsere Welt. Plötzlich leuchtet eine andere Wirklichkeit durch die unsrige hindurch wie ein Hologramm. Gott verdeutlicht sich. Er zeigt sich. „Offenbarung“ nennt das die Bibel. Im Wort Jesu redet der ewige Gott selbst, durchbricht Zeit und Ewigkeit, СКАЧАТЬ