Siebenkampf. Mathias J. Kürschner
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Название: Siebenkampf

Автор: Mathias J. Kürschner

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783347053915

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СКАЧАТЬ er persönlich in seinen Freunden ein „Sozialsystem“, das trug. Das ist Glauben: Wissen, dass mich einer trägt. Das ich gehalten bin und trotz allem Leid nicht ins Bodenlose falle. In solchen Situationen merken wir: Niemand lebt für sich allein. Menschsein bedeutet immer auch, von anderen abhängig zu sein, bedürftig zu sein. Individualismus ist eine Schönwetter-Erscheinung. In der Krise trägt nur die Beziehung. Und dann brauchen wir Menschen, deren Hand wir ergreifen können und die uns, wenn nötig, sogar tragen. Und wir „glauben“ an diejenigen, die unserem Leben merklich Stabilität verleihen, die uns halten, wenn wir fallen oder das Leben uns gar so gelähmt hat, dass wir es aus eigener Kraft nicht mehr schaffen.

      Der Gelähmte glaubt an seine Freunde. Die Freunde wiederum glauben an Jesus. Er kann helfen, sagen sie. Er kann heilen. Er bringt Dinge wieder zurecht. Ob man das glauben kann? - Der erste Eindruck spricht nicht dafür. Die Leute um ihn herum versperren den Weg. Die Gemeinde zeigt sich oft nicht als hilfreich, ja steht im Weg, wo Menschen den Weg zu Jesus suchen. „Wenn das Christsein ist, hoffe ich, es ist nicht ansteckend!“, hörte ich mal einen im Bezug auf eine Gemeindesituation sagen. Bitter, aber manchmal wahr. Zum Glauben einladende Gemeinden sind selten. Drängelnde Interessengemeinschaften im religiösen Postamt Kirche bestimmen leider allzuoft das Bild. Aber was soll’s! Um den Star des Abends zu sehen, muss es halt manchmal Backstage sein. Die Freunde sind zu allem entschlossen. Sie steigen Jesus aufs Dach. Viele Glaubensbiografien wissen von diesen entschlossenen, geradezu penetranten Freunden zu berichten. Und sie werden belohnt: Als sie das Dach aufreißen, öffnet sich auch über der Menge der Himmel. „Liebster Jesus, wir sind vier…“ Die wirkliche Gemeinde ist oft klein. Aber wirksam.

      Sie lassen ihren Freund zu Jesus hinab. Es gibt Dinge, die überfordern den Menschen. Wir können eine Wegstrecke lang Begleiter sein und das Schicksal anderer mittragen. Aber Heilung, das Heil, sollte man nicht von uns erwarten: „Ich habe dich geheiratet, damit du mich glücklich machst.“ Ein fataler Satz. Wer so etwas von Menschen erwartet, überlastet sie, ja, macht sie zum Götzen. Man erwartet Gottgleiches von ihnen. Damit hat man die Lizenz zum Unglücklichsein schon in der Tasche. Die vier Jungs sind weiser. Sie kennen ihre Grenzen. Und sie vertrauen auf die grenzenlose Macht des Mannes, zu dessen Füßen die Bahre inzwischen angekommen ist: „Kobra, übernehmen Sie!“

       Was lähmt unser Leben? Der Mangel an Mobilität? Der Mangel an Gesundheit? Der Mangel an sonstigen Ressourcen? Jesus sagt: „Nein. Eure Schuld lähmt Euch.“

      Jetzt muss Jesus den Gelähmten tragen. Jetzt wird sich erweisen, ob man an ihn glauben kann. Wie das? - Ganz klar: Indem er geheilt wird! Aber was ist Heilung? Wie wird ein Mensch wieder ganz? „Hauptsache gesund?“ - Jesus votiert anders: Deine Sünden sind dir vergeben. First things first! Zuerst müssen die Dinge angegangen werden, die den Kern der Lähmung ausmachen. Was lähmt unser Leben? Der Mangel an Mobilität? Der Mangel an Gesundheit? Der Mangel an sonstigen Ressourcen? Jesus sagt: „Nein. Eure Schuld lähmt Euch, die wie Mehltau auf euren Beziehungen lastet.“ Jeder denkt nur an sich und sein Fortkommen. Und so stehen alle im Stau. Das Leben ist nicht mehr wie es ursprünglich gedacht ist. Die Umwelt-, Ehe- und Schuldenkrisen sind in Wahrheit Beziehungskrisen des Menschen, der - und das ist der Kern der Sünde - beziehungsunfähig geworden ist. Der Mensch hat seine Bestimmung zum Lieben verloren. Stattdessen ge- und missbraucht er alles, was ihm unter die Finger kommt. Und im persönlichen Bereich greift diese Beziehungslähmung auch um sich. Wieviel gelähmtes, ungelebtes Leben haben wir zu beklagen, weil wir aus Angst, zu kurz zu kommen, ständig mit Dingen beschäftigt sind, die uns daran hindern, uns auf den Weg zu unserer ureigenen Identität und Einmaligkeit aufzumachen und der zu werden, als der wir von Gott erdacht und erschaffen wurden? Nach dem Motto: „Ich bin eigentlich ganz anders. Ich komm nur so selten dazu…“

      Kind, deine Sünden sind dir vergeben. Kind? Da liegt doch ein Erwachsener! Ja, aber einer, bei dem das Leben noch einmal neu beginnen kann, wie bei einem Kind. Wer bei Jesus in die Gegenwart Gottes tritt, dem wird die Last der Vergangenheit abgenommen. Die Last, das Leben alleine tragen zu müssen. Die Last, das Leben aus sich selbst hervorzubringen. Die Last auf sich genommener Schuld. Die Beziehung zu Gott, der Glaube, bringt Leichtigkeit ins Leben, auch dort, wo es eigentlich schwer ist, wo Krankheit und andere Bürden durchaus noch das Leben belasten. Glaube bedeutet: „Auch wenn es schwer ist: Ich bin gehalten. Ich muss mich nicht um alles sorgen. Es ist für mich gesorgt.“

      Das ist so, wie wenn nach einer Flaute endlich wieder Wind das Segel füllt. Nach einer Zeit des Stillstandes nimmt das Boot wieder Fahrt auf und man ist stets aufs Neue überrascht, wie durch einen leichten Hauch ein tonnenschweres Boot in Bewegung gerät. - So überrascht, und noch dazu voller Freude wird der Gelähmte auch gewesen sein, als Jesus ihm sagt, dass es jetzt Zeit ist „zu gehen.“ Und zwar wörtlich! Wenn wir das Gelähmte in unserer Mitte durch alle menschliche Ohnmacht zu Jesus, in die Gegenwart Gottes bringen, dann macht er unserem Leben Beine. Dann kommen Dinge in Bewegung, die wir nicht für möglich gehalten hätten. Aber wir müssen sie Jesus zu Füßen legen. Sonst bleiben wir gelähmt zurück wie die Schriftgelehrten. Sie glauben ihm nicht. Sie halten ihr Herz nicht der heilenden Kraft der Vergebung hin. Die Menge dagegen erkennt die Wirkmacht Gottes in diesem Geschehen und wird erfasst von der Freude und Leichtigkeit, die dem Glauben innewohnt.

       Wenn wir das Gelähmte in unserer Mitte durch alle menschliche Ohnmacht zu Jesus, in die Gegenwart Gottes bringen, dann macht er unserem Leben Beine.

       4. Glaube erschließt eine neue Sicht der Dinge (Mk 8,22-26)

      Mit Blindheit geschlagen zu sein, ist kein Spaß. Eingeschränkte Teilhabe am Leben. Ständig ist es dunkel um einen. Der Gang bleibt unsicher. Wenn ein wesentlicher Wahrnehmungsaspekt von Wirklichkeit fehlt, ist das ein großer Verlust. Diese Einsicht hat Jesus bereits in der Geschichte zuvor seinen Jüngern zu vermitteln versucht. Denn sie traf der Urteilsspruch der Blindheit: Augen habt ihr und seht nicht, Ohren habt ihr und hört nicht. „Eure Sinne versagen gegenüber der Wirklichkeit Gottes! Ihr seid schon so lange mit mir unterwegs, aber nehmt Gott, der jederzeit durch mich wirkt, einfach nicht wahr.“ Wenn ihr glaubtet, wäre das anders. Der Glaube öffnet die Augen für die Wirklichkeit Gottes. Die Natur wird als Schöpfung erkennbar. Das Schicksal als Schickung eines mich liebenden Gottes. Die weglose Wüste des Alltags zu einem gangbaren Weg mit sich mehr und mehr abzeichnenden konkreten Zielen. Der Heilungsprozess hin zum sehenden Herzen – „Denn man sieht nur mit dem Herzen gut“, wie Antoine de Saint-Exupéry mit Recht sagt – braucht dabei erfahrungsgemäß Zeit. Die Schärfung der Optik für die Welt Gottes ist ein lebenslanger Lernweg, wie diese Heilungsgeschichte in ihren unterschiedlichen Stationen verdeutlicht.

       Der Glaube öffnet die Augen für die Wirklichkeit Gottes.

      1. Am Anfang des neuen Erkennens steht erst einmal das Verlassen des alten Standortes, des bisherigen Lebenszusammenhanges, um neues Sehen, Sehen in einem neuen Geist zu ermöglichen. Am Anfang eines Glaubenslebens stehen biographisch häufig Lebenskrisen, die neben all dem Tragischen aber eben auch das Gute an sich haben, dass sie Leben neu in Bewegung setzen. Nach dem Zerbruch des Alten müssen sich Dinge neu organisieren, neu finden. Im Bild gesprochen, zerbricht der alte Rahmen, der ja einen bestimmten Blick auf das Bild vorgegeben hat. Der ist nun weg, so dass die Möglichkeit zu neuen Perspektiven und einer neuen Sicht eröffnet ist. Wahrnehmung kann dann auch gedanklich mit neuer Freiheit verarbeitet werden, anstatt weiter den alten Begründungsmustern zugeordnet oder gar durch die Denkfiguren überkommener Ideologien vergewaltigt zu werden. So konnte beispielsweise Luther vom Windelnwaschen und den dabei auftretenden Gerüchen als „köstlichstes Gold und Edelsteine“ geradezu schwärmen, weil er darin etwas Gottgewolltes zu tun gewiss war, wogegen seine Zeitgenossen überzeugt waren, dass so etwas einem Mann zu verrichten unwürdig sei.

      2. In einem zweiten Schritt wendet sich Jesus diesem Menschen ganz zu, was im Grunde gar kein zweiter Schritt ist, sondern die innere Sicht, die sich einem auftut, wenn man den äußeren Schritt raus aus dem Alten vollzogen hat! Es gehört nämlich zum Eigentümlichen geistlicher СКАЧАТЬ