Mordnacht. Dieter Weißbach
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Mordnacht - Dieter Weißbach страница 8

Название: Mordnacht

Автор: Dieter Weißbach

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783869066455

isbn:

СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      »Nein, der ist nicht mehr da.«

      Der Mann schien regelrecht weggetreten zu sein.

      »Sie waren wohl gute Freunde, Sie und der Tote?«, fasste Paulig behutsam nach.

      »Ja. Erst gestern sind wir hier oben zusammengestanden. Also da unten, beim Kreuz … Mein Gott, der Wolfi … Aber wer macht denn so was? Wolfi … Wolfram …«

      »Wir wissen es noch nicht.« Paulig blieb bei ihrem freundlichen Ton. »Wir stehen erst am Anfang. Es wäre schön, wenn Sie uns helfen könnten … Geht’s wieder einigermaßen? Können wir?«

      Der erste Eindruck. Alles, was danach kam, war verändert, mit Wertungen versehen, Urteilen unterworfen, Einflüssen ausgesetzt, relativiert. Es war immer eine Heidenarbeit, ihn wieder freizulegen. Sie neigte zu Überraschungsangriffen. Kollege Tilman Würfel setzte auf Beharrlichkeit. Eigentlich hätte es umgekehrt sein müssen, Paulig war schließlich die Ältere von beiden. Eine große Frau, Anfang fünfzig, sportbegeistert, ihre schwarzen Haare und die scharf geschnittenen Gesichtszüge erinnerten an Cher, eine amerikanische Schauspielerin und Sängerin, der sie auch in anderer Hinsicht nachzueifern begann. Unbemerkt von ihrer Umwelt hatte sie sich im Urlaub eine kleine Korrektur der Augenlider gegönnt. Würfel, Mitte dreißig, Oberkommissar, zu mehr fehlte der Ehrgeiz, war das glatte Gegenteil. Einen Kopf kleiner und nur schwer dazu zu bewegen, freiwillig das Büro zu verlassen, mit einer Veranlagung zum Dickwerden. Das eine nährte das andere. Dafür war er der geborene Familienmensch. Seit seine zweite Tochter auf der Welt war, arbeiteten er und seine Frau schon wieder am nächsten Kind. Sollte es diesmal ein Junge werden, wollten sie aufhören.

      Es folgte die Aufnahme der Personalien und eine erste Einvernahme. Mit der Bitte, wenn möglich noch heute in die Dienststelle zu kommen, wurde Karl-Friedrich Häusler nach Hause geschickt. Sichtlich erschüttert, wie Würfel notierte.

      Währenddessen hatte Christine Paulig begonnen, den Weg zu untersuchen. Aber die einzigen Spuren waren die der Joggerin, die den Toten gefunden hatte. Unglaublich, dachte sie, wie man bei dem Schnee überhaupt laufen kann, sie muss verdammt fit sein. Alles andere hatte der Schnee unter sich begraben, den Tatort selbst hatten die Kollegen vor Ort von brauchbaren Spuren befreit.

      »Christine, kommst du wieder? Ich glaub, ich bin so weit.«

      Langsam näherte sie sich erneut der Leiche. Der Mann hieß Wolfram Summer, war siebenundsechzig Jahre alt, verheiratet, wohnhaft in Garmisch-Partenkirchen, Facharzt für Orthopädie, schlank, mittelgroß, kurze grau melierte Haare, braune Augen, kein sichtbares Blut. Die Druckstellen auf der Nasenwurzel wiesen ihn als Brillenträger aus.

      »Hat wer eine Brille gesehen?«

      »Hier«, antwortete Özokan und hielt einen Frischhaltebeutel in die Luft. »Kenn ich. Coole Marke.«

      »Okay.« Paulig wandte sich an Sabine Englmacher. »Und? Schon eine Idee?«

      »Genickbruch.« Ihre Kollegin schob den Mundschutz nach unten und stellte sich in Positur. »Ich denke, der Täter hat ihn hier abgepasst. Also, ich stell mir das so vor, er hat hinter dem Baum auf ihn gewartet, dann ein Schlag in den Bauch.« Sie vollführte eine Bewegung, die an Golf erinnerte. »Er geht in die Knie, und dann von oben nach unten mit voller Wucht. Der zweite Schlag hat ihm definitiv das Genick gebrochen. Deshalb hängt sein Kopf auch so schief. Die Halswirbelsäule ist komplett durch. Dafür muss man schon ordentlich hinlangen. Ich weiß noch nicht, mit was. Eisen, Hartholz oder etwas in der Art. Aber eher Eisen. Ein Stahlrohr vielleicht. So etwas wie ein Golfschläger. Wir haben einen perfekten Abdruck am Bauch. Also, wenn du mich fragst, war da jemand ernsthaft sauer, oder er wollte auf Nummer sicher gehen. Auf jeden Fall eine saubere Arbeit, kein unnötiges Gemetzel. Tja, und dann hat er ihn hierhin geschleppt und von hinten an den Baum gelehnt. Siehst du die Kuhle zwischen den Wurzeln? Schau, wie schön er ihn hingesetzt hat. Da hat sich jemand wirklich Mühe gegeben. Würd mich also nicht wundern, wenn der sich hier ausgekannt hat.«

      »Ja, ein wirklich gutes Versteck, zumindest im Winter, wenn keiner den Weg verlassen kann, ohne dass er im Schnee ersäuft.«

      »Und solange keiner eine Stelle zum Pinkeln sucht.«

      »Irgendwelche Anhaftungen an der Rinde?«

      »Nein.«

      »Erich, hast du noch was?«

      »Nein, nichts. Alles da. Schlüssel. Geldbeutel. Mit Papieren, Geld und Kreditkarten.«

      »Handy?«

      »Nein.«

      »Kein Handy?«

      »Naja, er hat Sportklamotten an. Vielleicht hatte er keine Lust, eins mitzuschleppen.«

      »Hm.«

      »Okay, ich kümmer mich drum.«

      »Kollegen, kann von euch jemand die Handynummer des Toten besorgen und gleich mal anrufen? Vielleicht liegt es ja noch irgendwo herum. Und hat eigentlich schon jemand seine Familie benachrichtigt?«

      »Soweit ich weiß, wollte der Chef das machen«, antwortete einer der Uniformierten und drehte sich in Richtung Lichtung. »Was machen wir eigentlich mit denen?«

      Ein gutes Dutzend Spaziergänger stand gestikulierend am anderen Ende der Freifläche, einige winkten, andere streckten ihre Handys in die Luft.

      Paulig zuckte mit den Schultern. »Nichts. Schaulustige eben. Hat jemand ein Teleobjektiv? Dann machen wir ein paar Aufnahmen. Aber unauffällig. Ich fahr jetzt erst mal zur Dienststelle. Tilman, rufst du mich an, wenn ihr fertig seid …? Tilman?«

      »Irgendetwas stimmt da nicht. Ich glaub, die wollen was von uns. Vielleicht haben die was gefunden. Ich geh mal hin.«

      Paulig schaute noch einmal angestrengt in Richtung der Leute.

      »Ja, könnte sein … Scheiße, ich glaub, du hast recht. Schnell, bevor die alles niedertrampeln. Zwei bleiben da, der Rest kommt mit. Sabine?«

      »Ich räum nur schnell zusammen und komm dann nach.«

      Es war das gleiche Bild. Ein sitzender Toter an einem Baum.

      »Tilman? Was denkst du?«

      »Selbe Handschrift, selbes Alter, auf die gleiche Art versteckt …«

      »Ja, ohne die Schaulustigen hätten wir den wohl nie gefunden. Auf jeden Fall nicht so schnell. Aber schau nur, wie weit er ihn hineingetragen hat. Viel weiter als diesen Dr. Summer.«

      »Der war ihm vielleicht nur zu unhandlich.«

      »Möglich. Was meinst du, Erich?«

      »Seh ich genauso. An dem hier ist wirklich nichts dran. Des reinste Krisperl.«

      »Ötzi?«

      »Vielleicht hat er bei dem aber auch nur mehr Zeit gehabt.«

      »Sabine?«

      »Das Besondere an dem ist, er hat ein verkürztes rechtes Bein und eine krumme Wirbelsäule. Vermutlich Kinderlähmung. Das erklärt auch, dass er keinen Schlag in den Bauch bekommen hat. Aber das Genick, genau wie bei Summer …«

      »Moment.« СКАЧАТЬ