Название: Strand Krimi Paket: Auch Mörder unter den Freunden - Thriller Sommer 2020
Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745211894
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Mir kam noch eine Erinnerung: Das Plakat, das ich gestern noch gesehen hatte. Ein Plakat hier in New York. Darauf stand unter anderem Boulangers Name als der des Gesamtleiters der Revue. So allmählich kam doch wohl ein Mosaiksteinchen zum anderen.
Vor dem Waldorf-Astoria durften wir gleich umkehren. Boulanger war im Krankenwagen zum St. Ann’s Hospital gebracht worden, und mein Kollege hatte nur noch auf uns gewartet.
Als wir zum Krankenhaus jagten, erzählte mir der junge Agent, was passiert war. Demnach hatte Boulanger eine übergroße Dosis Schlaftabletten genommen. Jetzt würde man ihm den Magen auspumpen und Kreislaufinjektionen geben. Nach Ansicht des Ambulanzarztes bestand kein Grund zur Sorge. Der Krankenwagen war früh genug gerufen worden.
Aber es gab einen Abschiedsbrief Boulangers. Mein Kollege überreichte ihn mir. Ich las:
„Liebe Josy, lies diesen Brief bitte nicht im Zorn. Ich weiß, ich habe Dich oft betrogen und belogen. Du musstest mir böse sein. Jetzt aber verzeih mir bitte. Ich weiß weder aus noch ein. Du willst nicht mehr mit mir zusammenleben, und ich habe begriffen, dass ich das Wertvollste missbraucht habe, was es für mich gibt: Deine Liebe und Dein Vertrauen. Bitte, Josy, trag es mir nicht länger nach, ich will nicht mehr auf dieser Welt sein. Ich habe heute etwas Schreckliches getan. Aber, weiß Gott, ich wollte es nicht. Ich bin an ein Mädchen geraten, das dabei gewesen ist. Sie erpresst mich. Erst hat sie daraus Kapital geschlagen, dass ich Dich betrog, jetzt wird sie aus meiner schlimmen Tat Geld ziehen wollen. Ich kann keinen Skandal ertragen, und es wird ein Skandal. Ich flehe Dich an, gib diesen Brief niemandem. Und wenn die Polizei ihn sehen will, versichere Dich, dass er nicht an die Presse gerät. Küss den kleinen Jean, ich war ihm ein schlechter Vater. Vielleicht solltest Du ihm seinen Vater nicht ganz so miserabel schildern. Ich habe mich oft bemüht, unter alles einen Strich zu machen und neu anzufangen. Zwischen Dir und mir. Aber es ging immer wieder daneben. Ich war zu schwach.
Sei geküsst, liebste Josy!
Dein Rico.“
Kaum hatte ich den Brief durchgelesen, tippte ich dem Fahrer auf die Schulter. „Bitte anhalten! Bringen Sie meinen Kollegen zum Hospital. Und Sie, Derrick“, wandte ich mich an den jungen Agenten, „bleiben in Boulangers Nähe. Ich brauche jetzt nicht hin, er wird sowieso noch nicht okay sein.“
Ich stieg aus. Kurz darauf hatte ich ein Taxi und ließ mich zum Hauptquartier der Polizei in der Centre Street fahren.
Aber unterwegs kam etwas dazwischen …
7
Wir waren schon in der Centre Street, gar nicht mehr weit vom Polizei-Hauptquartier entfernt, als der Taxifahrer stoppen musste. Ein Stück vor uns rangierte ein Lastwagen in eine Einfahrt und blockierte den Verkehr.
Ich spürte, wie ich müde wurde, gerade jetzt, als es hell zu werden begann. Die Sonne ließ den noch regennassen Asphalt glänzen, und genau diese grellen Reflexe waren für meine Augen das, was ihnen noch gefehlt hatte. Die Luft im Taxi konnte man auch in Stücke schneiden. Ich drehte das Fenster auf und sah müde nach vorn, wo der Lastwagen zum soundsovielten Male dazu ansetzte, in die winzige Einfahrt hineinzukommen.
Plötzlich sah ich einen Wagen, der sich dicht rechts an dem Taxi vorbeischob, frech und dreist ein Stück Fußweg als Fahrbahn benutzte und dann von da aus in eine Parklücke stieß, wo er anhielt.
„Haben Sie diesen Akrobaten gesehen?“, rief der Taxifahrer empört über die Schulter zurück. „Solche Heinis sollten abgeschossen werden!“
Seine Empörung war echt, und mein Erstaunen auch, als ich sah, wer aus dem Cabriolet stieg. Das war doch die Collins! Sie und Higgins. Er war es auch, der so gekonnt in die Parklücke gefahren war.
Ich sprang wie elektrisiert auf. „Was macht es?“, fragte ich den Taxifahrer.
Er blickte mich erstaunt an. „Es geht ja gleich weiter, Sir. Aber wenn Sie unbedingt wollen, können Sie auch die paar Schritte zu Fuß ...“
„Wie viel? Ich hab’s eilig!“
Higgins und die Collins verschwanden gerade in einem Eingang neben einem noch verschlossenen Selbstbedienungsrestaurant, einer Cafeteria.
Ich bezahlte den Taxifahrer, und als ich ausstieg, murmelte er etwas von Verrückten, die einfach nicht aussterben. Vielleicht hatte er etwas gegen die Menschheit allgemein.
Dieser Higgins, dachte ich, als ich über die Straße lief, er gibt einem noch zusätzliche Rätsel auf. Schon die Tatsache, dass er die Collins auf seine eigene Art eingeseift hatte, missfiel mir. Es waren Methoden von Hinterhof-Privatdetektiven.
Das Haus hatte siebzehn Etagen. Bis in welche waren die beiden mit dem Lift gefahren? Jetzt am frühen Morgen war doch keines der etwa hundert Büros geöffnet. Oder doch?
Ich suchte die Schilder nach einem bekannten Namen ab. Nichts. Vielleicht einer der etwa neun Rechtsanwälte? Oder gar die Privatdetektei Sumner in der achten Etage?
„Heh, was wollen Sie um diese Zeit?“, raunzte mich eine Bassstimme von der Seite an.
Ich drehte mich um und sah einen älteren Mann mit Glatze, der sich auf zwei Krücken stützte. Er hatte nur ein Bein. Vom anderen war die Hose bis obenhin umgeschlagen. Auf seiner Jacke stand in silberner Schrift „Portier“. Der kam mir gerade recht.
„Ich suche einen Mr. Higgins, der eben zusammen mit einer Miss Collins das Haus betreten hat“, erklärte ich ihm freundlich.
Er sah mich skeptisch an, doch dann erwiderte er bedeutend höflicher: „Ich weiß zwar nicht, wie die beiden heißen, aber eben kamen eine Dame und ein Herr, die zur Agentur Modi gehören. Das sagten sie jedenfalls.“
„Agentur Modi? Hm, besten Dank. Ich darf mal hinauffahren, wie?“
„Sehr gerne, Sir!“ Und als er einen Dollarschein in seiner Hand fühlte, deutete er sogar eine leichte Verbeugung an und setzte noch hinzu: „Im siebten Stock, Sir, nehmen Sie den rechten Fahrstuhl, der linke ist gerade oben. Und meinen besten Dank, Sir!“
Im Lift befand sich ein Sammelsurium von Firmenschildern. Eines davon gehört der Agentur Modi.
Cesare Moch Corp. Theateragentur und Bühnenverlag. 7. Etage.
Das also war es.
Der Lift hielt sanft an. Ich drückte die Tür auf. Dicht neben der Lifttür stand eine Bohnermaschine, über die ich beinahe geflogen wäre. Es knallte, als ich mit dem Fuß dagegen stieß. Dann aber knallte es noch einmal, diesmal war ich schuldlos. Es musste auf dem hinteren Gangende gewesen sein. Dann schepperte Glas.
Scheint eine lustige Agentur zu sein, dachte ich.
Aber der Spaß war gar keiner. Plötzlich fiel ein Schuss, dann noch einer.
Ich riss meine Automatic aus dem Schulterhalfter und rannte los.
Die vorletzte Tür stand offen. Jemand sagte gepresst „Verdammt“, und das klang nach Higgins.
Ich СКАЧАТЬ