Название: Strand Krimi Paket: Auch Mörder unter den Freunden - Thriller Sommer 2020
Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745211894
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Das Apartmenthaus stand dem Forrestpark direkt gegenüber. Man konnte hier keinesfalls billig wohnen. Ein Blick auf etwas Grünes kostet in New York immer eine Extramiete.
Ich ließ den jungen New Yorker Kollegen auf der Straße zurück, damit er im Falle eines Falles über Funk Verbindung zur Dienststelle halten konnte.
Das Haus war neu, modern und innen hell erleuchtet. Der Lift brachte mich mit dezentem Schnurren in den siebten Stock. Ich musste einem langen Gang folgen, bis ich Zimmer 176 fand.
Eine Visitenkarte klebte unter dem Guckloch. „Betty Collins. Choreographin“, stand da unverfroren. Ich hatte mir schon im Wagen über Sprechfunk ein paar Informationen geholt. Spärliche zwar, aber demnach war die gute Betty Collins seit ein paar Monaten ohne feste Arbeit. Und zuvor sollte sie in Nachtlokalen und drittklassigen Theatern — man kann auch Hinterhofbühnen dazu sagen — gearbeitet haben.
Der Polizei war sie durch zweifaches Vergehen gegen das Sittengesetz im Zusammenhang mit Jugendlichen bekannt. Striptease vor Minderjährigen, so etwas mag die Polizei in New York gar nicht.
Vor der Tür standen zwei Milchflaschen. Voll. Aber trotzdem schien jemand in der Wohnung zu sein. Ich hörte leise Musik. Und jemand sprach. Ich lauschte und war sicher, dass es eine Frauenstimme war, und zwar nicht aus dem Radio. Sie kam aus einer anderen Richtung als die Musik.
Ich drückte den Summer. Das Sprechen brach ab, die Musik wurde leiser. Jemand schlurfte auf die Tür zu, und ich hörte, wie eine Männerstimme sagte: „Das wird Sam sein. Sicher hat er den Wagen fertig.“
Die Tür wurde geöffnet. Vor mir stand eine blonde Frau. Gefärbt blond, das Gesicht einige Nuancen zu grell geschminkt, und in der harten Neonbeleuchtung des Korridors wirkte das gar nicht gut. Man sah jede Pore, und die waren bei der ein wenig verlebten Blonden recht groß. Auch mit dem Doppelkinn schien sie nicht fertig zu werden, obgleich sie gerade jetzt intensiv daran rieb.
„Ja?“, sagte sie mit kratziger, verräucherter Stimme. Und sie schaute mich in einer herausfordernden Weise an, die mich warnte und irgendwie abstieß. Es war ein abschätzender Blick, dem eine ganze Portion Lebenserfahrung zugrunde lag.
„FBI!“, sagte ich und zog meine Marke heraus.
Das traf sie wie ein Hammer. Trotz der dicken Schminke wurde ihr Gesicht fahl, die Augen verengten sich. Grüne Augen übrigens, aber bei ihr wirkten sie weder aufregend noch anziehend, Ich fand diese Frau — als Frau betrachtet — zunächst völlig uninteressant.
Von meinem Fall aus gesehen, konnte mir der Mann, den ich hinten im Zimmer erkannte, sehr viel mehr Interesse abgewinnen.
Es war Tom Higgins, der Bahndetektiv.
Er kam nach vorn, lächelte entschuldigend und sagte: „Tut mir leid, Mr. McAllister, aber ich habe Miss Collins gegenüber nicht erwähnt, dass Sie auch am gleichen Faden ziehen. Schade, jetzt treten wir uns gegenseitig auf die Zehen. Kommen Sie doch ’rein, Inspektor.“
Ich trat ein, musterte Higgins skeptisch und wandte mich an die Frau. „Sie erwarten Ihren Leihwagen zurück, nicht wahr?“
Sie schwieg und blickte hilfesuchend auf Tom Higgins.
Ich versuchte mir zu erklären, welche Verbindung zwischen den beiden bestand. Und woher hatte Higgins gewusst, dass diese Collins den seegrünen Pontiac gefahren, beziehungsweise gemietet hatte?
Er ahnte wohl meine Frage, setzte sich auf die Tischkante vor der Leselampe und goss sich sein Whiskyglas voll, als sei er hier zu Hause.
„Betty, sei lieb, und hol ihm auch ein Glas“, bat er und lächelte wieder. Ich fand keine Erklärung für seine Selbstsicherheit.
„McAllister, Sie sehen, ich schlafe nicht im Stehen. Ich sagte ja, in der Schule war es mies bei mir, aber danach bin ich doch um einiges munterer geworden. Ich bin von Ihnen aus hier nach New York gegondelt. Allerdings will ich nicht verhehlen, dass ich zwischendurch irgendwo gehalten habe, und was ich da hörte, veranlasste überhaupt erst die Fahrt nach New York. Tja, und hier habe ich das getan, was jeder amerikanische Bürger tun kann: Ich habe mich bei der Verkehrsbehörde nach dem Besitzer des Wagens erkundigt, dem eine gewisse Autonummer gehört. Ich hörte von Fukas. Fukas war nicht da, aber sein Schmiermaxe erzählte mir von Miss Collins. Jetzt bin ich seit ein paar Stunden hier. Ich weiß, dass sie diesen Wagen gemietet hatte. Ich weiß, und sie bestreitet es nicht, dass es genau der Wagen war, mit dem unser Sievers überfahren worden ist. Miss Collins hat den Wagen in eine Werkstatt bringen lassen, wo er in Windeseile ausgebeult werden soll.“
In mir begann es zu kochen. Hatte Higgins es zugelassen, dass jede Spur am Wagen vernichtet wurde?
Er lächelte versöhnend und meinte: „Inspektor, ich habe das natürlich unterbunden …‟
„Nein!“, rief die Frau entsetzt und sah Higgins erschrocken an.
Er zuckte die Schultern, drückte seine Zigarre aus und sagte bedauernd: „Tut mir leid, aber immerhin bin ich kein Privatdetektiv, wie du angenommen hast, Betty. Ich bin Detektiv der A.P. & N.Y. Bahnen. Das Beweisstück Auto konnte ich nicht verändern lassen.“
Ich atmete auf. In meinem Ansehen wuchs der smarte Higgins um ein paar Größen. Um ehrlich zu sein: Ich fand den Detektiv eigentlich mächtig auf Draht.
„Der Wagen befindet sich in der Housler Garage, eine halbe Meile von hier. Es wird niemand an ihn herankommen, dafür habe ich gesorgt. So wie die Dinge liegen, würde ich ihn dort abholen lassen, Mr. McAllister.“
Ich nickte. „Und wie war das mit Sievers?“, wandte ich mich direkt an die Collins.
„Das ist der Tote“, erläuterte ihr Higgins.
„Ich war doch nicht dabei! Ich bin doch gar nicht gefahren …‟
Tom Higgins sah sie lächelnd an. „Setz dich, Betty. Im Stehen, fällt das Reden schwer. Erzähl ihm deine Story!“
Sie war aber misstrauisch geworden und blieb neben ihrer bescheidenen Hausbar stehen. „Ich habe Ihnen ja gesagt, dass es Mr. Boulanger war, der gefahren ist. Ich war doch gar nicht mit. Er hat mir nur erzählt, als er kam, dass er einen Unfall gehabt hätte, und dass es weiter nicht schlimm gewesen sei.“
„Wer ist Boulanger?“, fragte ich.
„Richard Boulanger“, erklärte Higgins.
„Der Dirigent des Television-Schau-Orchesters?“
Higgins und die Collins nickten beide.
„Hm, und weiter?“, bohrte ich.
„Nichts weiter!“, behauptete die Collins. Sie goss sich ein Wasserglas halb voll Whisky, verzichtete auf Soda, und setzte zu einem harten und mannhaften Zug an.
Bevor sie abgesetzt hatte, sagte Higgins: „Betty, die es offenbar vorzieht, wieder Sie zu mir zu sagen, hat sich geirrt.“ Er lächelte verächtlich und warf der Collins einen missbilligenden Blick zu. „Sie hat etwas übersehen.“
Die Frau setzte das Glas mit hartem Schlag auf den Tisch und fauchte: „Ich habe was übersehen?“
„Die Tankstelle. СКАЧАТЬ