Название: Strand Krimi Paket: Auch Mörder unter den Freunden - Thriller Sommer 2020
Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745211894
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„Er lügt da nichts wie Unsinn zusammen!“, schrie die Collins, und jetzt konnte ihre Schminke sie nicht mehr retten. Nun zeigte sie sich so, wie sie war. Und da war nicht viel Erfreuliches zu entdecken.
„Hm, Miss Collins, dann wollen wir es nicht so lange hinziehen. Am besten kommen Sie mit.“
„Wollen Sie mich etwa verhaften?“, schrie sie mich an.
Ich schüttelte den Kopf. „Eine Vernehmung, Miss Collins. Zunächst nur eine Vernehmung. Einen Haftbefehl muss ich nämlich erst besorgen. Kommen Sie bitte.“ Sie war im Hausanzug. Übrigens ein bemerkenswertes Exemplar von einem Textil, das verhüllte, um zu offenbaren. Nur hätte Betty Collins ein paar Jahre jünger sein müssen. Es hätte ihr besser gestanden.
„Ich will einen Anwalt!“, erklärte sie widerspenstig.
„Natürlich, der steht Ihnen zu. Aber erst kommen Sie mit. Den Anwalt besorgen wir Ihnen schon. Also?“
Ich trat auf sie zu, und sie meinte: „Umkleiden werde ich mich ja wohl noch dürfen, wie?“
„Bedaure. Wenn ich eine Beamtin dabei hätte, gerne, aber so ... Kommen Sie, Miss Collins! Sie brauchen nicht durch die Straßen zu laufen.“
„Das würde sie wenig stören, Inspektor“, behauptete Higgins boshaft.
Fünf Minuten später saß Betty Collins mit übergeworfenem Mantel im Dienstwagen und rollte mit meinem Kollegen und mir zum FBI-Büro. Hinter uns fuhr Tom Higgins in seinem frisierten Donnervogel.
Unterwegs dachte ich über Higgins nach. Ich war mir noch nicht ganz klar darüber, ob ich ihm für seine Unterstützung danken sollte oder nicht. Mir kam da so ein Gedanke, dem ich intensiver nachgehen musste.
Higgins wollte sich bei unserer Ankunft verabschieden, aber da spielte ich nicht mit. „Ich brauche Sie leider noch, Kollege. Kommen Sie bitte mit hoch. Außerdem kostet hier der Kaffee nichts, und den können Sie sicher gebrauchen. Also, hinauf mit Ihnen, Tom!“
Er grinste mich an und meinte dann misstrauisch: „Dass Sie mich Tom nennen, fände ich unter anderen Umständen verdammt nett. Aber mir schwant, Sie haben dabei einen unfeinen FBI-Hintergedanken. Ich soll in Ihrer Umarmung und unter freundlichen Redensarten verwelken, wie? Aber ich bin ein gut erzogener Mensch. Sie heißen Rex, wenn ich nicht irre. Also gut, Rex, ich komme mit. Aber glauben Sie nicht, dass ich mich von Ihnen wie ein Kuli einspannen lasse!“
Der hatte Sorgen, aber ich konnte ihn sogar begreifen. Detektiv bei einer Bahn zu sein, war kein Quell der Freude. Die Bahnen waren Aktiengesellschaften mit recht nervösen Aufsichtsräten. So eine Brückensprengung schadete der Gesellschaft enorm. Die Reisenden wanderten zu anderen Bahngesellschaften ab oder fuhren mit dem Wagen, vielleicht flogen sie auch, und weil es sich um Privatunternehmen handelte, ging es um Sein oder Nichtsein.
Der Gesellschaft musste sehr an einer schnellen Aufklärung des Falles liegen. Den Täter wollte man haben! Solange er frei herumlief, bestand für die Bahn das Risiko einer Wiederholung eines solchen Anschlages. Ob FBI mit der Klärung beschäftigt war oder nicht, interessierte vielleicht die Öffentlichkeit, nicht die Aufsichtsräte. Sie hatten Tom Higgins, und von ihm verlangten sie Erfolge.
Higgins hatte zwei Möglichkeiten: Entweder hing er sich an uns an, dann stand ihm die Apparatur der gesamten Polizei zur Verfügung. Oder aber er arbeitete auf der gleichen Basis wie ein Privatdetektiv, und das ist nur im Film ein fröhliches Geschäft. Trotzdem hatte Higgins diesen Weg vorgezogen, um bei seinen Chefs Erfolge buchen zu können. Ich musste zugeben, dass der leicht versnobte Tom die Sache ganz geschickt anging. Allerdings nicht immer mit fairen Methoden. Dafür musste ich ihm noch auf die Finger klopfen.
Betty Collins wurde zwei weiblichen Beamten übergeben und abgeführt. Sie protestierte und wollte sofort verhört werden, aber dazu hatte sie kein Recht. Vierundzwanzig Stunden lang konnte ich sie festhalten. Genau das hatte ich auch vor, falls ich keinen Haftbefehl bekommen sollte. Doch daran zweifelte ich eigentlich nicht.
Es gab wieder Kleinarbeit. Der Wagen von Fukas musste aus der Housler Garage geholt werden. Dann wollte ich diesen Mr. Boulanger sehen. Es war zwar erst vier Uhr morgens, aber Bahningenieur Sievers wäre sicher gerne um diese frühe Zeit aufgestanden, wenn er dafür noch leben dürfte. Dass er Vater von vier Kindern war, sei nur am Rande erwähnt, aber uns Männer vom FBI lässt so eine Tatsache nicht so kalt, wie mancher meinen möchte. Das Höchste in der menschlichen Gesellschaft ist nun einmal die Familie.
Einer der New Yorker FBI-Agenten machte sich auf den Weg zu Boulanger, der im Waldorf-Astoria abgestiegen war.
Und nun noch ein Anruf bei Larry Blackwell in Shamokin. Tom Higgins saß neben mir, als ich telefonierte, aber das sollte so sein. Er ahnte noch nichts.
Dann endlich hatte ich Larry an der Strippe. Er wusste nicht sofort, wer ihn aufgescheucht hatte und murrte etwas von unverschämter Störung. Als er hörte, dass ich es war, buk er kleinere Brötchen.
„Sag mal, Larry“, begann ich, „da habe ich doch gestern angeordnet, dass sämtliche Tankstellen an der Strecke abgeklappert werden sollten. Wie sieht es damit aus?“
„Gut, dass du davon anfängst, Rex! Da ist eine tolle Schweinerei passiert. Dieser Higgins, dieser Knilch ...“
„Moment mal, Larry, nur einen Augenblick!“, unterbrach ich und sagte zu Tom: „Drücken Sie mal auf die Sprechanlage, dann hören Sie mit!“ Und zu Larry: „Rede weiter, Larry, aber wiederhole deinen letzten Satz!“
„Ich sagte: Higgins, dieser miese Geier, hat uns eine Schweinerei verbraten gestern. Er war in der Tankstelle vor Shamokin. Als er hinkam, war einer von den Cops dort, um den Tankwart zu befragen. Higgins stellte sich dazu und hörte sich an, dass der seegrüne Pontiac dort getankt hätte.“
„Was jetzt kommt, weiß ich. Aber was war mit dem Cop? Warum hat der nichts gemeldet?“, fragte ich.
Ich hörte Larry schnaufen, dann sagte er: „Weil er dem Higgins vertraut hat! Der behauptete nämlich, er würde zu dir fahren und die Nachricht ausrichten.“
„Danke, Larry, das war es. Wir sehen uns in etwa fünf Stunden wieder.“
Ich legte auf und sah Higgins an, der mich schief angrinste.
„Schöne Späße sind das, Tom! Das gefällt mir ganz und gar nicht.
„Soll nicht mehr vorkommen, Rex“, beteuerte er aufrichtig.
Plötzlich summte das Telefon. Einer der Beamten nahm ab, deutete dann aber auf mich, und ich ahnte schon nichts Gutes. Ich übernahm, und der Agent meldete sich, den ich zu Boulanger geschickt hatte.
„Inspektor, kommen Sie sofort!“ sagte er. „Boulanger hat einen Selbstmordversuch unternommen. Er lebt aber noch. Kommen Sie rasch!“
6
Während ich mit Rotlicht und Sirenengeheul zum Waldorf-Astoria jagte, fiel mir etwas siedend heiß ein. Boulanger, Dirigent und Chef des Television-Schau-Orchesters СКАЧАТЬ