Boat People. Sharon Bala
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Название: Boat People

Автор: Sharon Bala

Издательство: Автор

Жанр: Контркультура

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isbn: 9783963114441

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СКАЧАТЬ pharmazeutischen Konzerne des Landes ­führte.

      Sitzen viele Richter da drin?, wollte Prasad wissen.

      Nur ein Entscheider, sagte Priya. Das ist kein richtiger Gerichtssaal, die sitzen alle nur in einer Art von Viereck. Nicht ganz so einschüchternd.

      Charlie gab das Gehörte weiter an ihre Schützlinge, während Priya sich über den Wasserspender beugte, zwei Pappbecher füllte und diese im Vorbeigehen hochhob. Ich bringe Wasser rein, sagte sie. Es ist richtig trocken da drin.

      Als sie wieder in den Raum kam, sprach Singh gerade: Wir untersuchen hunderte von Fällen. Natürlich geht da die Identitätsüberprüfung langsamer voran als gewöhnlich.

      Priya stellte die beiden Becher vor Mahindan ab. Sie zog ihren Stuhl so lautlos wie möglich zurück.

      Mr. Mahindan sitzt unter Freiheitsentzug im Gefängnis, sagte Gigovaz; sein sechsjähriger Sohn lebt bei ihm völlig fremden Frauen. Wir dürfen die psychologischen Folgen der Inhaftierung und der Trennung nicht außer Acht lassen, besonders im Falle des Kindes.

      Der Antragsteller ist Staatsangehöriger eines Landes, wo in den letzten drei Jahrzehnten bekannte Terroristen Bürgerkriege angezettelt haben, sagte Singh. Der Minister drängt darauf, dass wir mit aller gebotenen Sorgfalt und Umsicht vorgehen, um die Souveränität unserer Nation zu schützen.

      Souveränität. Wieder dieses Wort. In hohen Tönen, wie aus einer Hundepfeife.

      Nakamura erhob eine Hand. Sehr gut, meine Entscheidung ist getroffen. Mr. Gigovaz, ich halte Ihre Bedenken für voreilig. Dieser Mann und seine Gruppe sind erst letzte Woche hier angekommen. Verzögerungen sind zu erwarten. Der Migrant wird in der Haft bleiben, wir werden seinen Fall nächste Woche noch einmal überprüfen. Bringen Sie bitte den nächsten Antragsteller herein.

      RAMAS LIED

      November 2002

      Chithra und Ruksala legten ihren Ultraschalltest auf denselben Termin, so dass sie sich alle den Vormittag freinehmen und zusammen bei Mahindan und Chithra Mittag essen konnten: übrig gebliebene String Hoppers mit Eiercurry und extra scharfem Pol Sambol. Sie aßen mit den Fingern, und der Deckenventilator blies ihnen das Haar durcheinander.

      Die LTTE hat jetzt genug von der Regierung, sagte Ruksala und fischte ein Ei aus dem Currytopf.

      Der Waffenstillstand war aufgehoben worden. Die Tigers hatten die Verhandlungen abgebrochen, und selbst Ruksala glaubte, dass das nun endgültig war. Ihr Cousin Shangham hatte seine Uniform wieder angezogen und war kampfbereit zurückgegangen, aber Prabhakaran, der Führer der LTTE, sagte, dass das nicht genug sei. Sie brauchten mehr Kämpfer. Jede patriotisch gesonnene Familie müsse wenigstens einen schicken.

      Da braut sich was zusammen, sagte Rama.

      Was?, fragte Chithra mit hochgehaltener Sambol-Schale.

      Aber Mahindan schüttelte kaum merklich den Kopf, und Rama gab keine Antwort. Stattdessen machte er sich Luft über die Vertretungslehrer in der Schule. Unausgebildete Kasper, die kaum addieren können und sich mühselig durch eine Algebrastunde schlagen, sagte Rama und pochte mit den zusammengefügten Fingerspitzen auf seinen leeren Teller.

      Ruksala beugte sich zu ihm und warf einen String Hopper – ein Bällchen aus Reismehlnudeln – auf seinen Teller. Was können die Tigers schon mit Schulen anfangen, sagte sie. Je eher die Jungs und Mädels da raus sind, desto eher können sie mitkämpfen. Eine Sünde, nicht?

      Die Hälfte der Unterrichtsmaterialien für Physik und Chemie ist kaputt und nicht mehr zu reparieren, sagte Rama.

      Als Vergeltungsmaßnahme für den Rückzug der Tigers vom Verhandlungstisch hatte die Regierung den LTTE-kontrollierten Gebieten Embargos auferlegt. In den Häfen wurden die Schiffe festgehalten, an den Straßenkontrollpunkten die Fahrzeuge, um jede Kiste und jeden Kofferraum zu durchsuchen. Das führte dazu, dass in diesen Regionen kaum noch etwas zu bekommen war, sei es Milch oder eine Verlängerungsschnur.

      Ich kriege für die Werkstatt fast gar nichts mehr, sagte Mahindan und wandte die leicht geballte linke Hand nach oben. Bremsflüssigkeit, Motorenöl … fast unmöglich!

      Allerdings war das Dieselembargo von Vorteil für Mahindan. Der Preis hatte sich über Nacht verdoppelt, und alle wollten ihre Motoren auf Kerosin umbauen lassen. Die Fahrer bliesen dann mit einem Rohr ein paar Tropfen Benzin hinein, und wenn die Motoren angesprungen waren, liefen sie auch mit dem billigeren Treibstoff. Das war eine übelriechende Arbeit für Mahindan, aber sie brauchten das Geld, ganz besonders jetzt, wo das Baby bald kam.

      Und seht doch mal, was in den Krankenhäusern los ist, sagte Ruksala finster. Ich werde mir wahrscheinlich eine Hebamme nach Hause holen.

      Chithra schlug sich an die Stirn. Bloß das nicht! Denk doch mal nach, was da alles passieren kann.

      Mahindan dachte für sich, dass das gar keine schlechte Idee sei. Ihr Krankenhausbesuch am Vormittag war nicht sehr ermutigend gewesen. Patienten lagen auf Tragen in den Korridoren, die Entbindungsstation war zur Hälfte mit Plastikplanken abgesperrt. Die Renovierungen, die von der UNICEF finanziert wurden und während des Waffenstillstands begonnen hatten, waren auf ungewisse Zeit eingestellt worden. Das Embargo hatte den Preis für einen Sack Zement von 600 auf 6 000 Rupien hochgetrieben.

      Sie hatten zwei Stunden warten müssen, und dann war kein Arzt gekommen, sondern eine Krankenschwester in Ausbildung. Letzten Monat sind gleich zwei Ärzte gegangen, erklärte sie ihnen, während sie mit dem Zeigefinger die Gewichte an der Personenwaage zurechtschob. Ein großer Teil des Krankenhauspersonals – allen voran die Ärzte, die ihr Geld von der Regierung bekamen – war nach Trincomalee und Batticaloa abgewandert: in mehrheitlich tamilische Regionen, in denen die LTTE keinen festen Fuß gefasst hatte und die deshalb auch nicht von den MiGs der Armee überflogen wurden.

      Selbst als sie es endlich in den Untersuchungsraum geschafft hatten, mussten sie warten, bis das Ultraschallgerät gebracht wurde. Chithra saß zitternd vor Kälte in ihrem Papierumhang, und Mahindan hatte die halbleeren Medikamentenschränke hinter ihr gesehen.

      Wie viele Frauen haben jetzt schon ihr Baby zu Hause bekommen?, fragte Ruksala, riss einen String Hopper auf und tränkte ihn mit Currysoße. Ich denke ernsthaft darüber nach.

      Mahindan zog die Augenbrauen hoch und blickte zu Rama, der nur die Achseln zuckte. Er sagte: Zwanzig Ärzte für eine Bevölkerung von wie vielen? Hundertfünfzigtausend? Das reicht nicht.

      Man kann’s ihnen nicht verübeln, dass sie weggehen, sagte Chithra und fischte ein paar Kardamomkapseln aus ihrem Curry. Manchmal will ich auch hier weg.

      Wohin?, fragte Ruksala, ehe sie sich den nächsten Happen in den Mund steckte.

      Keine Ahnung, sagte Chithra. Sie strich sich abwesend mit der freien Hand über den Bauch. Kaum drei Monate schwanger, und diese Geste war ihr schon zur Gewohnheit geworden, wenn sie über schwierige Dinge sprach. Mit dem Baby … Ich weiß nicht … Wenn es nur irgendwo Sicherheit gäbe.

      Indien?, sagte Rama. Da bleibst du nur in so einem Lager hängen.

      Mahindan drückte Chithras Schulter. Sie hatte angefangen, vom Weggehen zu reden, als sie erfuhren, dass sie schwanger war.

      Es macht keinen Sinn, irgendwohin zu gehen, sagte Mahindan. Wir haben hier unser Haus und unsere Arbeit und unsere Eltern.

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