Boat People. Sharon Bala
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Название: Boat People

Автор: Sharon Bala

Издательство: Автор

Жанр: Контркультура

Серия:

isbn: 9783963114441

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СКАЧАТЬ Uhr tickte träge an der Wand. Sie warteten auf den Entscheider. Es gab acht Entscheider, und wen von ihnen ein Antragsteller an einem gegebenen Tag zugeordnet bekam, entschied das Los.

      Wir haben eine Neue, sagte Gigovaz, Grace Nakamura.

      Ist das gut oder schlecht?, fragte Priya.

      Er runzelte die Stirn und knurrte: Von der Regierung eingesetzt, handverlesen von Blair.

      Die Reporter hatten ihre Smartphones in einer Box neben dem Wachtposten ablegen müssen. Ihre Augen hielten sie fixiert auf Mahindan und kritzelten gelegentlich etwas in ihre Notizblöcke. Die Namen der Antragsteller durften nicht veröffentlicht werden. Die Reporter mussten ihre Beiträge mit größter Umsicht formulieren. In der von der Haftanstalt bereitgestellten Kleidung, einem grünen Pullover und einer grauen Jogginghose, saß der Migrant mit auf dem Schoß geballter Faust am Anhörungstisch.

      Am anderen Ende des Raumes ging eine Tür auf, und die erwartete Person trat ein. Sie trug einen schneidigen Hosenanzug und hatte ihr Haar straff zu einem Knoten gesteckt. Ein Wachtposten folgte ihr, schloss die Tür und stellte sich, die Hände in den Hosentaschen, davor auf.

      Nakamura hatte den besten Platz im Haus – einen Sessel mit hoher Rückenlehne und gepolsterten Armlehnen. Sie war klein von Statur, aber sie beherrschte den Raum mit der Präsenz einer weit größeren Person. Auch ohne erhöhten Sitz, ohne Robe oder Hammer, strahlte sie richterliche Strenge aus. Aber sie ist keine Richterin, und das ist kein Gericht, sagte sich Priya. Dies ist eine Anhörung der Verwaltung, allerdings in der zwielichtigen Grauzone zwischen Bürokratie und Gesetz.

      Nakamura sprach in ihr Mikrofon: Die Sitzung wurde einberufen zur Haftüberprüfung für Mr. … Sie schaute in ihre Papiere und kämpfte sich konzentriert, mit leicht gerunzelter Stirn, durch den Namen, Mr. Poom…am…ba…lam Ma…hindan. Zuerst aber die Aufnahme der Anwesenheit, sagte sie dann.

      Der Dolmetscher hieß Nigel Blacker. Nakamura bat ihn und Mahindan zu bestätigen, dass sie sich verständigen konnten, worauf die beiden ein paar Worte wechselten. Priya fiel auf, wie eigenartig es doch war, so ein perfektes Tamil ungezwungen und natürlich aus dem Mund eines blonden Mannes zu hören. Was er und Mahindan sich sagten, verstand sie nicht.

      Als sie noch bei Elliot, McFadden, and Lo war, hatte Joyce Lau die Fusion von Henley und SunEx abgewickelt. Anderthalb Wochen davor hatte Priya die Checkliste für die erforderlichen Genehmigungen abgehakt. Warum war sie jetzt hier? Charlie hatte ein viel größeres Recht darauf, in diesem Raum zu sitzen als sie.

      Nakamura sagte: Wir beginnen mit Ms. Singh von der kanadischen Grenzschutzagentur.

      Singh lehnte sich nach vorn und drückte auf den roten Knopf ihres Mikrofons. Der Minister für öffentliche Sicherheit ist der Meinung, dass die Identität des Antragstellers nicht etabliert ist.

      Gigovaz wartete, bis Blacker das übersetzt hatte, und sagte dann: Mein Klient hat umfassenden Nachweis seiner Identität vorgelegt …

      Singh schnitt ihm das Wort ab und richtete sich an Nakamura: Außerdem befürchtet der Minister, dass dieser Migrant versuchen wird, das ordentliche Aufnahmeverfahren durch Untertauchen zu umgehen.

      Aus welchem Grund?, fragte Gigovaz.

      Es gibt Indizien dafür, dass das Schiff Teil einer Schlepperaktion war. Wenn das der Fall ist, läuft jeder von Bord Gefahr, dass er gezwungen wird, sich weiteren Anhörungen zu entziehen.

      Mahindan verfolgte mit angespannt hin und her schnellenden Augen den Wortwechsel zwischen Singh und Gigovaz. Dann hörte er aufmerksam der Übersetzung von Blacker zu. Dabei wechselte seine Miene abrupt zwischen erschrocken, gespannt, hoffnungsvoll und hilflos.

      Priya hätte sich gern zu ihm gebeugt und ihn beruhigend an den Arm gefasst, wie Charlie es mit Hema getan hatte, aber sie wagte es nicht. Stattdessen beobachtete sie fasziniert den Dolmetscher. Blacker nahm die Haltung der Person an, die gerade gesprochen hatte, und gab dann seine Übersetzung im Ton und mit der Gestik dieser Person wieder. Was war seine Story? Was steckte hinter diesem Wikinger mit seinem akzentfreien Tamil, seinen perfekt vibrierenden R’s?

      Gigovaz sagte: Ich fordere den Minister auf, Beweise zu erbringen. Ohne diese bleibt es ein Gerücht.

      Uns sind an Bord aufgenommene Fotos zugekommen, sagte Singh. Daraus ist ersichtlich, dass an dem Schiff extensive Renovierungen vorgenommen wurden. Es war zum Beispiel nachgerüstet mit Sanitäranlagen für eine lange Seereise. Das alles legt nahe, dass es sich um eine breit angelegte kriminelle Unternehmung handelte.

      Priya hatte die Fotos im Beweismaterial gesehen. Sie hatte die verrostete Toilette gesehen: einen etwas erhöht montierten Aluminiumtrichter mit beidseits angebrachter Trittfläche – ein primitives Gestell, umrandet von orangebraunem Rost und notdürftig in ein winziges Gehäuse eingebaut.

      Nakamura erhob ihre Stimme. Fünfhundert Menschen auf einem nachgerüsteten Frachtschiff. Wer hat das alles organisiert, wenn nicht ein Ring von Schmugglern?

      Mit Verlaub, sagte Gigovaz, das sind alles nur Indizien. Wir müssen uns an die Regel der primären Beweismittel halten.

      Nakamura runzelte ärgerlich die Stirn und Priya presste die Finger zusammen. Was Gigovaz gesagt hatte, war richtig. Singh hätte keine Mutmaßungen in den Prozess einbringen dürfen. Dieser ganzen Sitzung haftete etwas Informelles und Ungehöriges an.

      Gigovaz räusperte sich und machte einen zweiten Anlauf. Anstatt herumzurätseln, was sein könnte, sollten wir uns mit dem konkret vorliegenden Beweis befassen. Mr. Mahindan hat seine Geburtsurkunde vorgelegt, seinen Personalausweis aus Sri Lanka, Schulzeugnisse, Heiratsurkunde und auch die Sterbeurkunde seiner verstorbenen Ehefrau. Er kooperiert bereitwillig beim Nachweis seiner Identität.

      Mit wiedergewonnener Fassung wandte Nakamura sich Singh zu. Sind die Dokumente der Migranten verifiziert worden?

      Das juristische Hin und Her kam unendlich langsam voran. Jeder sprach immer nur ein oder zwei Sätze, um auf die Übersetzung zu warten. Während Blacker übersetzte, wurde rundum geflüstert. Die Reporter kritzelten eifrig in ihre Notizblöcke. Wie sie von einer Seite des Raumes her geschlossen den Prozess verfolgten, kamen sie Priya vor wie eine Jury.

      Die Luft im Raum war trocken, im Hintergrund summte die Klimaanlage. Priya sah, wie Mahindan schluckte. Er machte, ohne zu sprechen, den Mund auf und zu. Sie schrieb etwas auf ihren Block und schob ihn Gigovaz zu. H2O? Gigovaz schrieb zurück: Wasserspender, Lobby.

      Wie läuft’s?, fragte Charlie, als sie Priya herauskommen sah.

      Sie und die anderen hatten Sitzplätze in einem kleinen Warteraum gefunden und unterhielten sich vertraulich auf Tamil. Priya war überrascht, sie so entspannt, fast fröhlich zu sehen. In der Nähe stand ein gelangweilter Gefängniswärter. Ich weiß nicht, sagte Priya. Langsam.

      Wenn sie die Verhandlungen opponierender Anwälte verfolgte, hatte Priya ein gutes Gespür dafür, wer die Oberhand hatte. Aber für eine quasi-gerichtliche Sitzung wie diese hier fehlte ihr das Barometer, um den Stand der Dinge abzulesen. Ich kenne mich in Fusionen und Aufkäufen aus, dachte sie. Aber von dem hier verstehe ich überhaupt nichts.

      Es war kurz vor elf. Joyce führt jetzt ihre CEOs in den Konferenzraum, dachte sie. Dort standen Glaskrüge mit kaltem Wasser, Kaffee wurde hereingebracht und serviert. Priya wäre jetzt auch dort, wenn sie damals bei dieser blöden Sitzung Gigovaz nicht so angestarrt hätte. Sie würde jetzt die Broschüren austeilen, dann mit überschlagenen СКАЧАТЬ