Название: Boston Bad Boys (Sammelband)
Автор: Holly Summer
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Boston Bad Boys
isbn: 9783958691469
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Das Räuspern von Fullerton durchdringt die Stille. Diesen Mistkerl habe ich komplett ausgeblendet. Aber auch das ist mir jetzt vollkommen egal, soll er doch denken, was er will. Das tut er sowieso.
Jay kommt näher, greift nach meinem Arm. Zum ersten Mal sehe ich ihn hilflos. Diese Geste, wie er die Hand nach mir ausstreckt und doch genau weiß, dass er verloren hat, passt so gar nicht zu ihm. Er weiß nicht, was er tun soll. Ich sehe die Verzweiflung in seinem Blick, der mich stumm um Verzeihung bittet. Er steht zwischen Fullerton und mir. Sekundenlang scheint die Luft zwischen uns zu vibrieren.
Fullerton blickt erst mich an, dann Jay, und plötzlich verziehen sich seine Lippen zu einem verräterischen Grinsen.
»Wusste ich es doch. Sie haben sie gevögelt und diese Schlampe hat Informationen an Sie weitergegeben. Sie wussten alles über meine finanzielle Situation. Mit diesem Trick haben Sie sich meine Firma unter den Nagel gerissen und dieses Miststück hat Ihnen dabei geholfen«, stößt er verächtlich aus.
»Halten Sie verdammt noch mal den Mund, Fullerton«, schreit Jay in seine Richtung.
Ich schließe gequält die Augen, reiße mich aus Jays Armen los und renne aus dem Raum. Das kann doch alles nicht wahr sein. Ich bin die Betrogene und Fullerton stellt mich als Verräterin hin, die für Geld alles tun würde. Woher Jay seine Informationen hat, weiß ich nicht. Von mir weiß er definitiv nichts – zumindest nichts, was ihm einen besseren Deal verschafft hätte. Ich habe ihm nie Zahlen oder andere firmeninterne Informationen zugespielt.
»Sunday, komm zurück, bitte«, dringen noch Jays Worte an mein Ohr, aber ich ignoriere sie.
Ich wurde von Jay verletzt und von Fullerton zu einer billigen Hure abgestempelt; das ist eindeutig zu viel. Die Tür fällt mit einem lauten Knall zu. Tränen bahnen sich bereits einen Weg in meine Augen. Ich wische sie weg und laufe völlig aufgelöst in den Flur. Der Knoten in meinem Hals schnürt mir fast die Luft ab, sodass ich wie eine Ertrinkende nach Sauerstoff hechle, während ich nur einen Gedanken habe: Weg von hier!
Vor den Aufzügen bleibe ich stehen und hämmere wie eine Irre mit der flachen Hand hektisch mehrere Male auf den Knopf, als käme der Aufzug dann schneller. Mein Blick fliegt zur Eingangstür der Büroräume, aber sie bleibt geschlossen. Wieder drücke ich gehetzt auf den Knopf und endlich höre ich, wie der Lift anhält und die Türen sich öffnen. Keine Minute zu früh, denn jetzt schwingt die Glastür auf und Jay tritt aus dem Büro. Er wirkt verärgert und kommt mit schnellen Schritten den Gang entlang auf mich zu.
Jetzt fällt es mir erst auf. Er trägt eine Brille und einen Anzug. Seine Haare sind ordentlich mit Gel zurückgekämmt. Natürlich, sein zweites Gesicht. J. Edwards, der Immobilienmakler. Darum die ganzen teuren Anzüge in seinem Schrank, das exklusive Haus, die schicken Autos. Von wegen Makler an der Wall Street. Und diesem Scheißkerl habe ich vertraut. Ich wische meine laufende Nase an meinem Ärmel ab und hoffe, ihn nie wieder zu sehen.
»Sunday!«, dringt seine Stimme an mein Ohr. Ich werfe ihm noch einen hasserfüllten Blick zu, dann betrete ich den Aufzug und drücke den Knopf für das Erdgeschoss.
Geh schon zu!, beschwöre ich panisch die Türen, die sich in diesem Moment schließen. Der Aufzug setzt sich in Bewegung. Meine Hände sind zu Fäusten verkrampft und meine Fingernägel bohren sich schmerzend in meine Handflächen, aber ich brauche diesen Schmerz, um zu spüren, dass das hier alles Wirklichkeit ist. Als die Tränen unaufhörlich über meine Wangen rollen, wische ich sie mit dem Handrücken weg und sehe die Male, die meine Fingernägel hinterlassen haben.
»Scheiße!«
Ich krame die Autoschlüssel aus der Tasche, während die Leuchtanzeige die Stockwerke herunter zählt. Es sind nur zwei. Wenn Jay das Treppenhaus benutzt, ist er sicher genauso schnell unten wie ich.
Mit einem Ping öffnen sich die Metalltüren, ich springe raus, schaue nach links und rechts, aber er ist noch nicht zu sehen. Dann stürme ich aus dem Gebäude und lasse die Glastür wieder ins Schloss fallen, aber dieses Mal drehe ich mich nicht um, sondern laufe die Straße entlang zu meinem geparkten Wagen. Jay hat genau hinter mir geparkt, die Scheibe ist ein Stück heruntergelassen und Charly sitzt auf dem Beifahrersitz. Als er mich entdeckt, fängt er sofort freudig an zu bellen, aber ich habe keine Zeit für ihn.
Ich werde nie wieder seine feuchte Hundeschnauze streicheln oder sein weiches Fell berühren, wenn er neben mir auf der Couch liegt und seinen Kopf auf meinen Schoß legt, während ich mich an Jay kuschle. Wie sehr habe ich diesen Hund in mein Herz geschlossen, genauso wie sein Herrchen.
Nein, Jay habe ich geliebt. Zumindest glaubte ich das, bis ich zum zweiten Mal in meinem Leben von einem Mann so bitter enttäuscht wurde. Hinter mir höre ich Jays Stimme, die laut meinen Namen ruft, aber ich reagiere nicht darauf, sondern schließe meinen Wagen auf, springe rein und reihe mich mit quietschenden Reifen in den Abendverkehr ein. Im Rückspiegel sehe ich, wie er völlig enerviert auf dem Bürgersteig steht, die Hände zu Fäusten geballt, und mir nachstarrt.
Tränen verschleiern wieder meinen Blick. Ich wische sie weg und fühle nur noch Leere in mir. Wieder wurde ich von einem Mann betrogen und belogen. Mein Leben liegt in Scherben vor mir. Gerade als ich dachte, endlich wieder glücklich sein zu können, stürzt alles über mir zusammen. Was habe ich falsch gemacht?
Als hätte der Tag nicht schon genug miese Überraschungen für mich übrig, sind sämtliche Parkplätze vor meiner Wohnung belegt. Ich fahre noch zweimal um den Block, finde aber nichts, sodass ich ein ganzes Stück entfernt parken muss. Ich will mich einfach nur in meinem Bett verkriechen und niemanden sehen. Bevor ich aussteige, werfe ich noch einen Blick in den Rückspiegel. Meine Augen sind gerötet, meine Nase läuft immer noch und ich wirke aufgedunsen, aber daran kann ich jetzt nichts ändern. Ich krame in meinem Handschuhfach nach meiner Sonnenbrille, finde sie aber nicht. Dann muss ich eben verheult durch die Straßen laufen, als käme es darauf noch an.
Als ich aussteige, kommt ein Mann aus einer der vielen Bars. Er torkelt und scheint betrunken zu sein. Sein hässliches Lächeln zeigt eine Reihe schiefer Zähne, außerdem ist einer seiner Scheidezähne abgebrochen. Er kommt immer näher. Sein nach Alkohol riechender Atem schlägt mir unangenehm entgegen, obwohl er sich mindestens eine Armlänge von mir entfernt an der Straßenlaterne festhält. Angewidert wende ich mich ab und gehe schneller. Er ruft mir irgendetwas hinterher, was ich nicht verstehe, und das mich nur noch mehr veranlasst, schnell diese Gegend zu verlassen und mich endlich in meiner kleinen Wohnung zu verkriechen.
Ich stolpere die Treppe zur Haustür nach oben. Bei Mrs. Bittersweet brennt Licht und ich kann eine andere Dame auf ihrem Sofa erkennen. Es muss ihre Freundin sein, die immer zum Tee kommt. Eilig laufe ich die Treppe nach oben in meine Wohnung.
Als die Tür hinter mir ins Schloss fällt, kommt mir die Leere der Wohnung bedrückend vor. Die beiden Zimmer, die ich bei meinem Einzug noch als apart empfand, scheinen mich zu zerquetschen. Ich gehe in die Küche, öffne den Kühlschrank, ohne etwas herauszunehmen, und starre auf die wenigen Dinge, die sich darin befinden.
Die halbe Wassermelone projiziert wieder eine Szene mit Jay in meinen Kopf. Wutentbrannt werfe ich die Tür zu, lehne mich gegen den Kühlschrank und lasse meinen Tränen ungeniert freien Lauf. Laut schluchzend lasse ich mich auf den harten Fliesenboden der Küche gleiten. Ich muss einen entsetzlichen Anblick abgeben. Weinend, während mir die Nase läuft und meine Augen brennen, sacke ich in mich zusammen.
Wann hätte Jay es mir gesagt? Am Montagmorgen im Büro? Mister Fullerton hat uns bestätigt, dass wir alle von ihm übernommen werden. Ich war nicht besonders glücklich darüber, aber ich hätte ihm vielleicht doch eine Chance gegeben, und wer weiß, vielleicht wäre er ja ein angenehmerer СКАЧАТЬ