Название: Der Malaiische Archipel
Автор: Alfred Russel Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Путеводители
Серия: Edition Erdmann
isbn: 9783843804233
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Der große Gegensatz zwischen den beiden Abteilungen des Archipels springt nirgends so sehr in die Augen, als wenn man von der Insel Bali nach Lombok übersetzt, wo diese beiden Regionen dicht aneinandergrenzen. Auf Bali haben wir Bartvögel, Fruchtdrosseln und Spechte; wenn wir nach Lombok übersetzen, sehen wir diese nicht mehr, aber Mengen von Kakadus, Honigsaugern und Großfußhühnern, welche ebenso unbekannt auf Bali4 wie auf irgendeiner mehr westlich gelegenen Insel sind. Die Meerenge ist hier fünfzehn Meilen breit, sodass wir in zwei Stunden von einer großen Abteilung der Erde zu der anderen gelangen können, Abteilungen, die ebenso wesentlich sich voneinander unterscheiden wie Europa von Amerika. Wenn wir von Java oder Borneo nach Celebes oder den Molukken reisen, so sind die Unterschiede schlagender. Auf den erstgenannten Inseln haben die Wälder Überfluss an vielen Affenarten, wilden Katzen, Hirschen, Zibets und Ottern, und man trifft beständig zahlreiche Eichhörnchen-Varietäten. Auf den Letzteren kommen alle diese Tiere nicht vor; der mit einem Greifschwanz versehene Cuscus5 ist fast das einzige Säugetier, wilde Schweine, welche auf allen Inseln leben, und Hirsche (die wahrscheinlich erst in neuerer Zeit eingeführt worden sind) auf Celebes und den Molukken ausgenommen. Die auf den westlichen Inseln am meisten vorkommenden Vögel sind Spechte, Bartvögel, Surukus, Fruchtdrosseln und Blattdrosseln: Man sieht sie täglich, und sie bilden die großen ornithologischen Kennzeichen des Landes. Auf den östlichen Inseln sind diese wieder absolut unbekannt, Honigsauger und kleine Loris sind die gewöhnlichsten Vögel, sodass der Naturforscher sich in eine neue Welt versetzt sieht und es sich kaum vergegenwärtigen kann, dass er in wenigen Tagen, und nie außer Sicht von Land, von einer Region in die andere gekommen sei.
Der Schluss, den wir aus diesen Tatsachen ziehen müssen, ist zweifellos der, dass alle Inseln östlich von Java und Borneo dem Wesen nach einen Teil eines früheren australischen oder pazifischen Festlands bilden, wenn auch einige derselben nie in Wirklichkeit mit diesem verbunden gewesen sind. Dieses Festland muss zerrissen worden sein, nicht nur ehe die westlichen Inseln von Asien getrennt wurden, sondern wahrscheinlich ehe die äußerste Südostspitze von Asien über die Gewässer des Ozeans gehoben war; denn ein großer Teil des Landes von Borneo und Java zeigt bekanntlich in geologischer Hinsicht ganz neue Formationen, während sowohl die große Verschiedenheit der Arten und in vielen Fällen auch der Gattungen auf den östlichen malaiischen Inseln und Australien als auch die große Tiefe der See, welche sie jetzt voneinander trennt, auf eine verhältnismäßig lange Periode der Isolation hindeuten.
Es ist innerhalb der Inselgruppen selbst interessant zu beobachten, wie ein seichtes Meer immer eine noch nicht alte Verbindung des Landes anzeigt. Sowohl die Aru Inseln, Misole und Wageu als auch Jobie stimmen in Betreff ihrer Säugetiere und Vogelarten weit genauer mit Neuguinea überein als mit den Molukken, und wir finden sie alle mit Neuguinea durch ein seichtes Meer verbunden. In der Tat zeichnet die Hundert-Faden-Linie um Neuguinea herum auch genau die Verbreitung des echten Paradiesvogels.
Man muss ferner hervorheben – und das ist ein sehr interessanter Gesichtspunkt zusammengehalten mit den Theorien der Abhängigkeit der besonderen Lebensformen von äußeren Bedingungen – dass diese Zweiteilung des Archipels, die durch schlagende Gegensätze seiner Naturprodukte charakterisiert wird, durchaus nicht der physischen oder klimatischen Einteilung seiner Oberfläche entspricht. Die große Vulkankette streicht durch beide Teile und scheint keine Wirkung auf die Verähnlichung ihrer Produkte gewonnen zu haben. Borneo gleicht genau Neuguinea, nicht nur in Betreff seiner ungeheuren Ausdehnung und seines Freiseins von Vulkanen, sondern auch in Betreff der Mannigfaltigkeit seiner geologischen Struktur, der Gleichmäßigkeit seines Klimas und des allgemeinen Charakters der Waldvegetation, welche seine Oberfläche bedeckt.
Die Molukken sind das Gegenstück zu den Philippinen in ihrer vulkanischen Struktur, ihrer außerordentlichen Fruchtbarkeit, ihren üppigen Wäldern und ihren häufigen Erdbeben; und Bali mit dem Ostende von Java hat ein fast ebenso trockenes Klima und einen fast ebenso dürren Boden wie Timor. Dennoch besteht zwischen diesen sich entsprechenden Inselgruppen, die gleichsam nach demselben Muster angelegt, die demselben Klima unterworfen und von denselben Gewässern bespült sind, der größtmögliche Kontrast, wenn wir ihre Tierwelt vergleichen. Nirgendwo anders trifft die alte Doktrin – dass Verschiedenheiten oder Ähnlichkeiten in den mannigfaltigen Lebensformen, welche verschiedene Länder bewohnen, entsprechenden physischen Verschiedenheiten und Ähnlichkeiten in den Bodenverhältnissen selbst ihre Entstehung verdanken – auf einen so direkten und handgreiflichen Widerspruch. Borneo und Neuguinea, physisch so gleich, wie es zwei getrennte Länder nur sein können, liegen zoologisch so weit wie die Pole auseinander; während Australien mit seinen trockenen Winden, seinen offenen Ebenen, seinen steinigen Wüsten und seinem gemäßigten Klima dennoch Vögel und Vierfüßer hervorbringt, denen sehr nahe verwandt, welche die heißen, feuchten und üppigen Wälder bewohnen, die allerorten die Ebenen und Berge Neuguineas bekleiden.
Um die Mittel, durch welche ich diesen großen Kontrast hervorgebracht erachte, klarerzustellen, wollen wir einmal untersuchen, was geschehen würde, wenn zwei stark kontrastierende Teile der Erde durch natürliche Mittel in nahe Nachbarschaft gebracht würden. Nicht zwei andere Erdteile sind so radikal in ihren Produkten voneinander verschieden wie Asien und Australien, allein der Unterschied zwischen Afrika und Südamerika ist auch sehr groß und diese beiden Regionen sollen uns zur Illustration der uns beschäftigenden Frage dienen. Auf der einen Seite haben wir Paviane, Löwen, Elefanten, Büffel und Giraffen; auf der anderen Spinnenaffen, Pumas, Tapire, Ameisenfresser und Faultiere; während unter den Vögeln die Nashornvögel, die Turakos, die Pirole und die Honigsauger Afrikas aufs Stärkste mit den Tukanen, den Makaos, Ampeliden (chatterers) und den Kolibris Amerikas kontrastieren.
Wir wollen uns jetzt vorzustellen versuchen (was sehr wahrscheinlich in künftigen Zeitaltern geschehen wird), dass ein langsames Heben des Bettes des Atlantischen Ozeans Platz griffe, während zur selben Zeit Erdstöße und vulkanische Tätigkeiten auf dem Land bewirken, dass vermehrte Mengen von Sediment die Flüsse hinabgeschwemmt würden, sodass die zwei Kontinente sich allmählich durch das Anlagern neugebildeten Landes ausbreiteten und auf diese Weise den Atlantischen Ozean, welcher sie jetzt trennt, auf einen Meeresarm von wenigen Hundert Meilen reduzierten. Wir wollen weiter annehmen, dass zu derselben Zeit Inseln in der Mitte des Kanales sich erhöben; und da die unterirdischen Kräfte an Intensität nicht stets gleich bleiben und ihre Hauptangriffspunkte wechseln, so würden diese Inseln bald mit dem Land der einen oder anderen Seite der Meerenge verbunden, bald von demselben getrennt sein. Eine Reihe von Inseln würden jetzt zusammenhängen, dann wieder auseinandergerissen werden, bis wir zuletzt nach vielen und langen Perioden solcher intermittierenden Tätigkeit einen unregelmäßigen Inselarchipel den Kanal des Atlantischen Ozeans füllen sähen, an dessen Gestalt und Verteilung wir nichts entdecken könnten, was uns davon Kunde gäbe, welche Teile mit Afrika und welche mit Amerika in Verbindung gewesen wären. Allein die diese Inseln bewohnenden Tiere und Pflanzen würden sicherlich diesen Teil der früheren Geschichte offenbaren.
Auf jenen Inseln, welche früher Teile von Südamerika gebildet hätten, würden wir gewiss als gewöhnliche Vögel Ampeliden, Tukane und Kolibris finden und einige der Amerika eigentümlichen Vierfüßer; während auf jenen, welche von Afrika losgelöst worden wären, Nashornvögel, Pirole und Honigsauger sicherlich vorkämen. Einige Teile des gehobenen Landes hätten vielleicht zu verschiedenen Zeiten eine vorübergehende Verbindung mit beiden Kontinenten gehabt und würden dann bis zu einem gewissen Grad eine Vermischung ihrer lebenden Einwohner erfahren haben. Das scheint der Fall gewesen zu sein mit der Insel СКАЧАТЬ