DER ZEHNTE HEILIGE. Daphne Niko
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Название: DER ZEHNTE HEILIGE

Автор: Daphne Niko

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Sarah Weston Abenteuer

isbn: 9783958350663

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СКАЧАТЬ wie Sie sehr gut wissen.»

      «Ah, ja. Die Nachkriegsmonumente, die den Göttern Ehre erwiesen und von den Heldentaten des Königs berichteten.»

      «Wir Äthiopier betrachten sie gerne als unsere ältesten Geschichtsbücher. So wenig ist über diese Zeit bekannt; diese Inschriften sind wie Fenster zu unserer Vergangenheit.»

      «Warum zeigen Sie mir diese spezielle Inschrift?»

      «Sie ist für Sie und Ihre Expedition von Bedeutung. Und sogar von noch größerer Bedeutung für uns.»

      Sie verschränkte ihre Arme. «Fahren Sie fort.»

      Matakala scrollte zum Anfang des Textes hinauf und übersetzte ihn ins Englische. «Im Namen des himmlischen Herrn, der in der Luft und zu Lande über alle Wesen befehligt, Ezana, Sohn von Ella Amida, Bisi Halen, König von Aksum, Himjar, Raydan, Saba, Salhin, Tsiyamo, Beja und der Kasu, König aller Könige, niemals vom Feind besiegt.» Er deutete auf den Bildschirm. «Das ist eine Aufzeichnung der Schlacht des Königs gegen das Volk der Noba in Meroë. Ich werde Sie nicht mit allen Details langweilen.» Er öffnete das nächste Bild. «Das ist der Part, der für Sie von Interesse sein dürfte. Wenn ich darf?»

      Sarah nickte.

      «Ein schrecklicher Noba-Krieger wagte es, den König zu bedrohen. Doch war es der Wille des Herrn über alles, dass ich überlebe und das Land regiere. Mein Leibarzt begab sich selbst zwischen meinen Körper und die Speerspitze und fiel an meiner statt. Dies war der Verlust eines feinen und guten Mannes. Doch war sein Opfer nicht umsonst, denn meine Truppen töteten den Feind und machten Gefangene und kehrten siegreich nach Hause zurück, dank der Macht des himmlischen Herrn.»

      «Der himmlische Herr. Ezana war der christliche König», erinnerte sich Sarah. In aksumitischer Geschichte war sie wohl bewandert, spielte ihr Wissen aber herunter. «Ich verstehe nicht, wieso das relevant ist.»

      «Geduld, Doctor.» Er rief ein anderes Bild auf, dieses zeigte eine Stele. «Das stammt von einem Obelisken, der nahe Ihrer Ausgrabungsstelle errichtet steht, auf der Klippe, auf der sich heute Debre Damo befindet. Darauf steht: Lasset verlauten, dass der tapfere Medizinmann, welcher von der Kirche des himmlischen Herrn geheiligt wurde, mit den höchsten Ehren und Privilegien zur letzten Ruhe gebettet wird, da er das Leben König Ezanas, König aller Könige, Herrscher über Aksum und das gewaltige Imperium, gerettet hat. Möge seiner Seele vergeben werden und er vom Herrn der Erde und des Himmels und aller heiligen Dinge ins himmlische Königreich aufgenommen werden. Diesen Grabstein habe ich errichtet im Namen des himmlischen Herrn, und wer ihn entstellt oder entfernt, dessen Geschlecht soll vom Angesicht der Erde ausgelöscht werden.» Matakala hielt inne und sah Sarah an.

      Sie fixierte weiterhin die Worte. «Sie sagten, diese Stele war nahe unserer Ausgrabung? Wo ist sie jetzt? Ich würde sie gerne sehen.»

      «Leider befindet sie sich in privater Hand. Sie wurde vor vielen Jahren von Räubern aus Äthiopien gestohlen und auf dem Schwarzmarkt an einen deutschen Sammler verkauft. Keiner wusste, wo sie war, bis er starb und sein Besitz versteigert wurde. Wir versuchten, sie zu erwerben, wurden aber von einem anonymen Sammler überboten. Diese Fotos konnten wir vom Auktionshaus bekommen.»

      «Ich schlage vor, Sie sagen mir, warum Sie mich hergebeten haben.»

      «Es ist … kompliziert.» Matakala schien seine Worte abzuwägen. «Sind Sie ein Mensch des Glaubens, Doctor?»

      «Ich bin Wissenschaftlerin. Ich glaube an das, was ich sehen, hören und anfassen kann.»

      «Dies ist eine Glaubensangelegenheit. Ich will versuchen, es einfach auszudrücken. Wie Sie vielleicht wissen, kennt unsere Religion neun Heilige – die Tsadkan, oder die Rechtschaffenen. Dies sind die frommen Männer, die in unserem Land die Lehre des Christentums verbreitet und Klöster gebaut haben. Doch laut koptischem Mystizismus gab es einen zehnten Heiligen. Bevor wir die Inschrift auf der Stele sahen, hatten wir keine Beweise dafür. Dort ist es in Stein gemeißelt: Der Mann, auf den sich die Stele bezieht, wurde gut ein Jahrhundert, bevor auch nur einer dieser neun Männer unser Land durchwanderte, von der äthiopischen Kirche heiliggesprochen.»

      Sarah unterbrach ihn. «Was wissen Sie über diesen zehnten Heiligen?»

      «Der Legende nach war er kein Äthiopier; er kam aus dem Westen. Das ist eine Vermutung, aber es ist alles, was wir haben.» Er beugte sich vor. «Dr. Weston, wir brauchen Ihre Hilfe.»

      Sarah wusste, was kommen würde. Sie biss die Zähne zusammen und ließ ihn sprechen.

      «Wir glauben, dass das, was Sie gefunden haben, das Grab unseres zehnten Heiligen ist.» Sein Blick verhärtete sich. «Ich kann die Bedeutung dieser Person für unsere Religion nicht genug betonen. Wir …» Er legte seine locker geschlossene Faust an seine Lippen. «Lassen Sie mich das anders ausdrücken. Als Gast unserer Regierung haben Sie gewisse Rechte. Niemand bestreitet das. Wir sind darauf vorbereitet, Ihnen staatlich subventionierte Arbeitskräfte zu bewilligen, um Ihre Ausgrabung der königlichen Nekropolis zu beschleunigen, aber wir müssen darauf bestehen, dass dieser spezielle Fund dem Ministerium übergeben wird.»

      Obwohl Sarahs Gesicht brannte, sprach sie ruhig. «Vorausgesetzt ich kooperiere, was wird das Ministerium damit tun?»

      «Der Heilige gehört in die geweihte Erde des Berges Debre Damos. Wir beabsichtigen, ihn in seine Grabstätte zurückzubringen und die Gruft zu versiegeln. Dann werden wir alles der Kirche übergeben. So lauten die Wünsche unseres Bischofs und wir sind verpflichtet, diesen nachzukommen.»

      «Und die geschichtlichen Aufzeichnungen auszulöschen», sagte sie mit einem ironischen Lächeln.

      «Mir ist bewusst, dass das nicht die Art des Westens ist, Doctor. Aber so werden die Dinge in Äthiopien gehandhabt.»

      «Und wenn ich mich weigere?»

      «Das empfehle ich Ihnen nicht. Es wäre unklug, die sich im Spiel befindlichen Mächte herauszufordern.»

      «Mr. Matakala, zuerst einmal fordere ich niemanden heraus. Es ist mein absolutes Recht, hier zu sein.» Der Augenblick fühlte sich surreal an, als ob jemand anderes durch sie sprach, während sie dabei zusah, wie die Szene entstand. «Zweitens gilt meine erste und einzige Verpflichtung der Wissenschaft. Es ist mein Beruf, falls Sie das nicht wussten, antike Geschichte anhand von Überresten wie diesen zu erforschen und zu dokumentieren. Es ist mir egal, ob das betreffende Grab das von Jesus Christus höchstselbst ist. Das würde mich nicht davon abhalten, die Wahrheit ans Licht zu bringen; es würde mich dazu verpflichten. Sehen Sie, Mr. Matakala, genau wie Sie glauben, dass die Frommen ein Recht darauf haben, ihren heiligen Mann in Stillschweigen begraben zu lassen, so glaube ich, dass die Menschen ein Recht darauf haben, ihre Vergangenheit zu kennen. Daher würde ich sagen, steht Ihr Wille gegen meinen.»

      «Seien Sie vorsichtig, Doctor. Sie wissen nicht, mit wem Sie es zu tun haben.»

      «Ist das eine Drohung?»

      «Ich schlage vor, dass Sie über unser Ersuchen nachdenken – zumindest wenn Sie weiterhin in Äthiopien arbeiten wollen.»

      Sarah nickte und strebte zur Tür.

      «Oh, Dr. Weston?», rief Matakala. «Haben Sie dies hier schon einmal gesehen?»

      Sarah hielt inne und holte tief Luft. Sie drehte sich zu ihm um.

      Das Ideogramm von der Grabstätte füllte die Projektionsleinwand aus.

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