DER ZEHNTE HEILIGE. Daphne Niko
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Название: DER ZEHNTE HEILIGE

Автор: Daphne Niko

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Sarah Weston Abenteuer

isbn: 9783958350663

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СКАЧАТЬ sah sie an. Sie wusste, dass er dasselbe dachte wie sie. Es musste einen Schlüssel zur Übersetzung der antiken Sprachen der Region geben, das Äquivalent zu Ägyptens Stein von Rosette.

      «Und wo ist dieser Stein?», fragte Daniel.

      «Er ist in den Katakomben einer Kirche nahe Lalibela eingeschlossen. Yimrehane Kristos. Zumindest den Gerüchten nach. Niemand hat ihn je gesehen. Er wird sehr streng von den örtlichen Priestern bewacht. Gerade wie die Bundeslade.»

      «Mr. Kabede, Sie meinten, Sie könnten einen Teil davon übersetzen, ja?», fragte Sarah. «Wie lange würden Sie dazu brauchen?»

      «Geben Sie mir ein paar Tage, um mir das anzusehen. Über diesen Dialekt wurde nur sehr wenig geschrieben. Ich werde einige Forschungen anstellen müssen. Aber ich kann nichts versprechen.»

      Sarah, die sehr abgeneigt war, jemandem zu vertrauen, überließ ihm nur widerwillig die Fotos.

      ***

      Bis sie das Hilton erreichten, war es schon acht Uhr abends. Sarah verabredete mit Daniel, sich früh am Morgen für die Rückfahrt nach Aksum zu treffen und zog sich dann auf ihr Zimmer zurück. Sie sicherte den Türriegel und schaltete das Licht ein.

      Auf dem Boden neben ihren Füßen lag ein weißer Briefumschlag. Kurz dachte sie darüber nach, ihn nicht zu öffnen, da sie annahm, es handelte sich um eine Nachricht des Hotels bezüglich des Check-outs am nächsten Morgen. Aber der Umschlag war merkwürdig geformt und das Papier dicker als das Briefpapier der meisten Hotels.

      Sie riss den Briefumschlag auf und fand eine Karte mit der Prägung der Insignien des Kulturministeriums, unter welcher die Worte ‹Büro des Direktors, Abteilung für Altertümer› standen. Darauf war eine eigentümliche Nachricht zu lesen:

       Sehr geehrte Dr. Weston, willkommen in Addis Abeba. Wir haben einige Dinge bezüglich Ihres Projekts zu besprechen. Treffen Sie mich bitte im Sheraton Addis, Penthouse Suite, heute Abend. Kommen Sie allein.

      Sie konnte die Unterschrift nicht entziffern, nahm aber an, dass sie dem Direktor gehörte. Der verstohlene Charakter dieser Notiz machte sie stutzig. Warum sollte der Direktor nicht den Dienstweg einhalten, wenn er ein Treffen verlangte? Aber sich das Ministerium zum Feind zu machen, würde ihre Pläne einschränken – besonders jetzt –, da es die Kontrolle über ihre Genehmigungen besaß.

      Sie riss sich zusammen und ging nach unten, um sich ein Taxi zu rufen.

      ***

      Die Tore öffneten sich und der Fahrer bog auf den Parkplatz von Addis' bestem Hotel. Die Straßen vor den Toren waren schmutzig, die Häuser verfielen. Bettler bevölkerten die Bürgersteige. Hier drinnen war es eine völlig andere Welt. Sarah konnte die Unvereinbarkeit dieses Ortes mit der Außenwelt kaum fassen. Er war ein Hort der Opulenz, der in himmelschreiender Gleichgültigkeit seiner Umgebung gegenüberstand. Gewaltige Springbrunnen wurden von einer Reihe Neonlichtern beleuchtet und die ausgespienen Wassersäulen tanzten zu westlicher Musik, die aus Unterwasserlautsprechern drang.

      Die Lobby war eine Studie europäischer Eleganz, mit intarsierten Marmorböden, orientalischen Teppichen und kristallenen Kerzenleuchtern, die von Kassettendecken herabhingen. Fette afrikanische Patriarchen – Politiker, Händler, niederer Adel – bevölkerten die seidenbezogenen Sofas; abwechselnd lachten sie oder brüllten ihre Meinung hinter einem blauen Schleier von Zigarettenrauch hervor.

      Sarah ging schnellen Schrittes zur Rezeption und informierte einen Angestellten darüber, dass sie mit jemanden in der Penthouse-Suite verabredet sei.

      «Mr. Matakala erwartet Sie bereits, Miss.» Der Hotelangestellte nahm den Telefonhörer auf, um Sarahs Ankunft zu vermelden, ehe er sich höflich verneigte. Er führte Sarah zu den Aufzügen, steckte eine Schlüsselkarte ein und drückte einen mit ‹PH› gekennzeichneten Knopf. Als die Türen sich öffneten, deutete er auf eine als Präsidentensuite ausgewiesene Tür.

      Sie drückte dem Angestellten ein paar Birr in die Hand und überquerte den Flur zur Doppeltür aus Mahagoni.

      «Willkommen, Dr. Weston», sagte ein Mann in der Kleidung eines Butlers in perfektem Englisch, während er ihr die Tür aufhielt. «Wir haben Sie erwartet.»

      Die Suite war größer als ihre Wohnung in London und wesentlich überladener.

      «Bitte warten Sie hier», sagte der Mann und deutete auf ein Paar nachgemachter Königin-Anne-Stühle. «Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?»

      «Nein, danke sehr. Aber lassen Sie Ihre Herrschaft freundlicherweise wissen, dass ich etwas in Eile bin.»

      «Mr. Matakala wird in Kürze bei Ihnen sein.» Der Butler verneigte sich und zog sich zurück. Seine hartbesohlten Schuhe auf dem Marmorboden erzeugten ein Echo, das den ganzen Raum durchflutete.

      Sarah fragte sich, ob ihr Gastgeber sie damit beeindrucken wollte. Es gelang ihm nicht. Da sie mit den schöneren Dingen aufgewachsen war, hatte Luxus sie nie berührt, und am wenigsten der protzige Überfluss der Neureichen. Authentizität imponierte ihr wesentlich mehr, sowohl bei Menschen als auch bei Gegenständen.

      Das Versprechen des Butlers einhaltend, erschien Andrew Matakala innerhalb weniger Minuten. Als ein schlanker Mann, der Anfang vierzig zu sein schien, gab er in seinem elegant geschneiderten Nadelstreifenanzug mit einer Krawatte von Hermès, welche mit einem Muster aus kleinen Steigbügeln und Gerten geschmückt war, eine schneidige Figur ab. Seine milchkaffeefarbene Haut und schönen Züge – eine schmale, spitze Nase, schmale Lippen und hohe Wangenknochen – verliehen ihm ein königliches Aussehen. Sein glattes schwarzes Haar war seitlich gescheitelt und ordentlich zurückgegelt. Er sah eher arabisch als äthiopisch aus.

      Für afrikanische Bürokraten, besonders in einem so armen Land wie Äthiopien, war es selten, so großzügig vergütet zu werden, dass sie in den Genuss maßgeschneiderter Anzüge – seiner stammte offensichtlich von der Savile Row – und teurer Krawatten kamen. Die Möglichkeit, dass er sich an zwielichtigen Nebengeschäften beteiligte, kam ihr in den Sinn, aber sie erlaubte es dem Gedanken nicht, sich zu setzen.

      «Dr. Sarah Weston. So treffen wir uns endlich. Andrew Matakala.» Er bot ihr seine Hand an. Sein britischer Akzent deutete darauf hin, dass er seine Bildung wahrscheinlich im Ausland erworben hatte. «Es tut mir wahrlich leid, Sie zu solcher Stunde hierhergebeten zu haben. Es ist sehr freundlich von Ihnen, dass Sie gekommen sind.»

      Sein Auftreten war ein wenig zu glatt für ihren Geschmack, ungefähr so, wie das der überheblichen, reichen Ausländer, mit denen sie in Cambridge studiert hatte. Immer schienen sie ihren Mangel am Etikette zu überkompensieren. Sie entschied sich dazu, aufgeschlossen zu bleiben, sich aber nicht in die Karten blicken zu lassen. «Für das Ministerium tue ich alles», sagte sie lächelnd. «Ich hoffe, Sie werden mir sagen, worum es hier geht?»

      «Briten. Immer direkt zur Sache.» Er glättete seine Krawatte. «Nun gut. Aber anstatt es Ihnen zu sagen, werde ich es Ihnen zeigen. Folgen Sie mir.»

      Matakala führte Sarah ins Esszimmer, wo er ein Projektionssystem aufgebaut hatte. Er öffnete einen Laptop und rief das Bild eines Granitthrons auf.

      Dann zoomte er auf dessen Inschrift. «Dies ist Griechisch.» Er drehte sich zu ihr um. «Aber das wissen Sie.»

      «Ein aksumitischer Königsthron?» Sie war neugierig.

      «In СКАЧАТЬ