Название: SommerLust | Erotische Geschichten
Автор: Amy Walker
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Erotik Geschichten
isbn: 9783862779796
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Verlangen sammelt sich in meinem Körper, überall dort, wo Kennedy mich berührt hat und wo ich ihre weiblichen Kurven spüren durfte. Wenn mir eines spätestens jetzt klar wird, dann, dass ich mich all die Jahre danach gesehnt habe, Lust auf diese Weise zu erleben. Dave hatte nicht einmal den Hauch einer Chance, mich auf Dauer zufriedenzustellen!
Getrieben von dieser ebenso befreienden wie bestürzenden Erkenntnis, checke ich ebenfalls aus und schultere nach dem Mittagessen wieder meinen Monster-Rucksack. Natürlich könnte ich von der Lodge aus bestimmt bequemer die nächste Stadt erreichen – mit einem Lieferfahrzeug mitfahren, das Lebensmittel bringt, oder so. Irgendwie werde ich aber das Gefühl nicht los, dass ich das hier zu Ende bringen muss. Noch drei oder vier Tage und ich müsste Cascade Locks erreichen. Bis dahin sollte ich mir überlegen, wie ich Dave mit meinen neuesten Erkenntnissen konfrontieren soll, und ob ich es überhaupt tun soll.
So befreit, wie ich mich fühle, so nervöser werde ich, je näher ich meinem Ziel komme. Obwohl ich erwartet hatte, mich zum Ende hin kaum noch auf den Beinen halten zu können, geschweige denn mehrere Meilen am Tag zu wandern, fließen die Stunden nur so dahin, in denen ich wieder die Stille und die Natur um mich herum genieße und zutiefst dankbar dafür bin, dass ich mich auf diesem Trip tatsächlich selbst gefunden habe – dank meiner Offenheit für Neues, dank sexy Gerald und dank der süßen Kennedy! Jetzt kann ich nur hoffen, dass Dave diese Offenheit, die ein Teil von mir geworden ist und irgendwo tief in mir versteckt schon immer da war, akzeptieren kann.
Am vierten Tag nach meiner Begegnung mit Kennedy erreiche ich dann endlich Cascade Locks und stehe vor der Brücke der Götter. Zugegebenermaßen ist es ein wenig melodramatisch, ausgerechnet diese Brücke, die die Grenze zwischen Oregon und Washington markiert, als Endpunkt zu wählen, aber ich habe das Gefühl, wenn ich sie in Washington verlasse, nachdem ich sie in Oregon betreten habe, mache ich den ersten Schritt in mein weiteres Leben – mit oder ohne Dave? Sicher ist nur eines: Ich will auf nichts mehr verzichten müssen. Nicht auf das Gefühl seiner Finger auf meiner glühenden Haut, seines erregenden Gewichtes auf mir und nicht auf die tiefe Verbundenheit, die ich für ihn empfinde, wenn er in mir ist. Aber ich will auch diese neue Empfindung nicht wieder verlieren: mich mit mir und meiner Lust auf Neues wieder derart in Einklang zu fühlen. In diesem Moment wird mir klar, dass ich sofort wieder mit einer Frau schlafen würde – der richtigen Frau, mit einer, die mich vom ersten Moment an anmacht. Mit einer, deren weibliche Rundungen mich vom ersten Augenblick an so sehr faszinieren, dass ich gar nicht anders kann, als sie berühren zu wollen. Erregend flackert die Erkenntnis durch mich hindurch, dass ich diesen Teil von mir nicht länger verleugnen kann und auch nicht will. Und dann bin ich da – an meinem Ziel.
Irgendwie hatte ich mehr erwartet. Und was soll jetzt daran bitte so göttlich sein, dass sich diese Brücke einen derart erhabenen Namen verdient hat? Hässlich baut sich die Stahlkonstruktion der Götterbrücke vor mir auf, der Columbia River fließt beinahe träge darunter hindurch. Autos fahren an mir vorbei, die die Brücke passieren, doch ich nehme sie gar nicht richtig wahr. Ich habe mein Handy aus dem Rucksack geholt und drehe es nervös in meinen Händen. Keine Ahnung, ob ich hier überhaupt Empfang habe, trotzdem kostet es mich einige Überwindung, es anzuschalten. Seit ich Dave verlassen habe, habe ich das nicht mehr getan, aus Sorge, er könnte mich mit Nachrichten bombardieren und langsam zermürben, bis ich zur Vernunft und wieder zu ihm zurückkomme. Jetzt quält mich die Sorge, dass er keine Nachricht geschrieben haben könnte. Und wenn doch, was soll ich ihm nun darauf antworten, was habe ich tatsächlich über mich herausgefunden?
Ich bin ein wenig wie Gerald – eine Jägerin nach Abenteuern und Lust – und ein wenig wie Kennedy, die ihre Grenzen kennenlernen möchte und nicht davor zurückschreckt, ihren sexuellen Horizont weit über alles bis dahin Erlebte hinaus zu erweitern. Herrgott, ich habe in den letzten Tagen mehr über mich und meine sexuellen Bedürfnisse herausgefunden, als ich zu hoffen gewagt habe! Das bin ich, und wenn Dave mich so nicht akzeptieren kann, dann gibt es für uns ohnehin keine Hoffnung mehr!
Entschlossen schalte ich das Smartphone ein und betrete die Brücke. Noch keine fünf Meter bin ich gelaufen, als ein dreitöniges Klingeln den Eingang einer neuen Nachricht anzeigt. Und dann kommt noch eine, und eine weitere. Die Nachrichten plätschern in so rascher Reihenfolge ein, dass ich gar nicht mehr hinterherkomme. Die meisten sind von Dave, hastig lese ich sie, während ich langsam weitergehe. Von: »Ruf mich an, wenn du bereit bist, noch mal darüber zu reden« und: »Herrgott, Kim, ich begreife es einfach nicht …«, über: »Tina hat mir erzählt, was du treibst – bist du endgültig verrückt geworden?«, bis: »Ich vermisse dich so unglaublich, komm endlich wieder nach Hause. Ich werde alles tun, um dich glücklich zu machen!«, ist so ziemlich alles dabei. Schmerz, Wut und tiefe Sehnsucht. Die letzte Nachricht, in der er mich dazu auffordert, nach Hause zu kommen, hat Dave erst gestern geschrieben.
Ermutigt davon, dass er scheinbar nicht gewillt ist, mich so einfach aufzugeben, rufe ich seine Nummer auf und lausche dem Tuten in der Leitung. Keine drei Mal klingelt es, und schon ist er dran. »Kim«, sagt er einfach, doch es klingt nach viel mehr – Erleichterung, Liebe und Zufriedenheit, dass ich schließlich ein Einsehen habe und mich endlich bei ihm melde. Er hat ja keine Ahnung … Schuldgefühle Geralds wegen, die ich bislang wohl mit aller Macht verdrängt habe, stürzen auf mich ein.
»Ich habe mit einem anderen Mann geschlafen«, platze ich heraus und würde mir am liebsten die Zunge abbeißen. Ich wollte mich langsam an das Thema herantasten. Stattdessen haue ich ihm gleich das Schlimmste um die Ohren und Dave reagiert genau so, wie ich damit rechne. »Du hast was?«, grollt er, im Hintergrund höre ich etwas scheppern. Vermutlich ist er wütend von einem Stuhl aufgesprungen und der ist umgefallen. »Wo steckst du, ich komme dich abholen! Und dann sagst du mir, wer der Kerl ist, damit ich ihm die Fresse polieren kann!«
»Und ich habe mit einer Frau geschlafen!«, höre ich mich sagen, als ob ich es damit, gleich zweimal fremdgegangen zu sein, besser machen würde. »Ähm, du kannst mich nicht abholen, ich laufe gerade über die Brücke der Götter, die Fahrt würde wohl fast zwei Tage dauern«, versuche ich Dave mit Rationalität zu beschwichtigen, ehe er mich noch lauter anbrüllen kann. Er hat jedes Recht dazu und es war eine dumme Idee, ihn anzurufen, um dieses Gespräch zu führen. Ich sollte ihm in die Augen schauen können, wenn ich ihm sage, dass ich ihn noch immer liebe und ihn zurückwill. So, wie sich das Ganze jetzt aber entwickelt …
Zu meiner Überraschung bleibt es jedoch erst einmal still in der Leitung. Dave brüllt nicht, sondern atmet schwer ein und aus. »Ging es darum – mit anderen Männern zu schlafen?« Seine Stimme klingt dunkel, er hasst den Gedanken. Umso erleichterter bin ich, dass der Sex mit Gerald zwar verdammt gut war, jedoch nur ein winzig kleines Puzzlestück im Gesamtbild ausmacht. »Es geht mir nicht um andere Männer!«, widerspreche ich Dave inbrünstig. »Es geht darum, wie andere Männer mich behandeln könnten – um Fantasien, darum, dass du ordinärer mit mir umgehen könntest. Und es geht darum, dass ich mich ein wenig zu Frauen hingezogen fühle.« Stille. Dave scheint Zeit zu brauchen, um das zu verdauen, vielleicht aber auch, um sich die Worte zurechtzulegen, mit denen er nun mich in die Wüste schickt, so wie ich ihn vor knapp zwei Wochen verlassen habe. »Dave?«, hake ich vorsichtig nach, als ich schon fast am anderen Ende der Brücke angekommen bin und er noch immer nichts gesagt hat.
»Du willst in Zukunft also nicht noch einmal mit einem anderen schlafen, sondern dass ich dich richtig hart rannehme und dir dreckige Dinge ins Ohr flüstere? Und wenn ich recht verstehe, willst du ab und zu auch Mal Sex mit einer Frau?«, versichert er sich. Seine Stimme klingt dunkel und rau. Ich kenne diesen Ton … Ein sehnsüchtiges Ziehen meldet sich in meiner Brust und dringt bis in meinen Unterkörper vor. Noch ein paar Schritte СКАЧАТЬ