Название: MS Visual C++ 2010 в среде .NET. Библиотека программиста
Автор: Виктор Зиборов
Жанр: Программирование
isbn: 978-5-459-00786-2
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„Willi, wach auf! Was ist mit dir los? Willi?“, schrie seine Mutter und rüttelte an ihm.
Willi erwachte schweißgebadet und sah in die angsterfüllten Augen seiner Mutter. Sie riss ihn an sich und umarmte ihn so fest, dass er kaum Luft bekam. Allmählich wurde ihm bewusst, dass er nur geträumt hatte. Noch ganz benommen sah er sich in seinem Zimmer um. Nur ein Albtraum. Alles gut. Willi war froh, dieses Monster los zu sein.
„Du hast schlecht geträumt, mein Großer“, sagte seine Mutter und strich ihm über den Kopf.
„Ja, es geht schon wieder. Ich muss mich nur umziehen“, sagte Willi, als er bemerkte, dass die volle Montur, in der er eingeschlafen war, nun klitschnass geschwitzt war.
„Ist gut, ich gehe wieder runter in die Küche. Kommst du dann Abendessen?“, fragte seine Mutter.
„Wie spät ist es?“
„Halb acht, Zeit zum Essen“, sagte sie mit besorgter Stimme und schaute ihn bedrückt an. „Und du hast wirklich keine Probleme oder Sorgen, Willi?“
„Hab ich doch gesagt. Alles super.“
„Und Du fühlst dich auch nicht krank? Immerhin hast Du nachmittags noch nie mit Albträumen im Bett gelegen!“
„Nein, Mama, jetzt gib schon Ruhe. Es ist alles okay!“
Seine Mutter verließ sein Zimmer und Willi hatte ein bisschen Zeit sich zu sammeln und umzuziehen. Sein Kopf fühlte sich befremdlich gedankenleer an. Selbst die merkwürdigen Geschehnisse in der Zwergenwelt waren in diesem Moment verblasst und ihm beinahe entfallen. War das vielleicht ein Schutzmechanismus? Sollte er zur Ruhe kommen, so wie es Macvol ihm zum Abschied gesagt hatte? Wieso hatte er dann diesen abscheulichen Albtraum? Verwirrt darüber, keine Antworten auf seine vielen Fragen gefunden zu haben und müde schlich er die Treppe hinunter und setzte sich an den Abendbrottisch. Nach dem ungewöhnlich schweigsamen Abendessen verzog sich Willi gleich in sein Bett und ließ seine Eltern in dem Glauben, dass er von dem schulischen Stress einfach ausgelaugt und erschöpft war.
Am nächsten Morgen wollte Willi nicht aufstehen. Seine Beine fühlten sich wie Blei an. Er hatte furchtbaren Muskelkater in den Oberschenkeln und Kopfschmerzen. Doch er schaffte es irgendwie, sich aus dem Bett zu quälen. Seine Mutter hatte schon das Frühstück fertig, als er langsam die Treppe runter schlich.
„Oh Gott, wie siehst du denn aus?“, rief sie erschrocken. „Du bist ja ganz blass. Ich wusste doch schon gestern, dass Du etwas in Dir stecken haben musst!“
„Mutter, ich hab Kopfschmerzen, bitte nicht so viel reden, ok?“
Willi war gereizt und schlapp. Er kaute missmutig an seinem Brötchen rum und trank nur wenig von seinem Kakao. Seine Schildkröte Trude lag derweil dösend in ihrem Häuschen und blinzelte gelegentlich zu ihm heraus. Ich würde jetzt gern mit dir tauschen, dachte er und stapfte schweren Schrittes ins Bad. Als er vor dem Spiegel stand, glaubte er für einen Augenblick, dass er sich irgendwie verändert habe. Doch sein trübes Gemüt ließ ihn diesen Gedanken schnell wieder vergessen.
Auf dem Weg zur Schule holte er Georg ab, der es, so hatte es den Anschein, kaum erwarten konnte, zum Unterricht zu erscheinen. Er hatte einen so schnellen Schritt drauf, dass Willi Mühe hatte, ihm zu folgen. Das lag allerdings nicht nur an seinem Muskelkater, auch sonst war Georg immer der Schnellere von beiden. Mit seinen raumgreifenden Schritten, die aufgrund seiner Beinlänge möglich waren, konnte er fast jeden abhängen. Nicht umsonst war er Stürmer in der Schulfußballmannschaft.
„Warum rennst du so, wir haben noch genug Zeit?“, protestierte Willi nach einigen quälenden Metern.
„Ich laufe wie immer. Was ist los, lahme Kröte?“, lachte Georg und tätschelte Willi auf die Brust.
„Ich hab …, ach nichts“, stoppte Willi seinen Erklärungsversuch.
Beinahe hätte er sich verraten. Ich muss aufpassen, was ich sage, dachte er bei sich. Georg darf nicht merken, dass ich lahme. Willi schluckte einmal kräftig und lachte seinem Freund breit ins Gesicht. Es war ihm nicht wohl dabei, dass er Georg nichts erzählen konnte. Zu gern hätte er sein Erlebtes mit seinem besten Freund geteilt. Und sicher würde es ihm dann besser gehen.
Aber in seinem Ohr hallten noch die Worte von Macvol, niemandem etwas von seinen Erlebnissen zu erzählen. Ehrfürchtig und unsicher schwieg er und war dabei alles andere als glücklich.
„Lahme Kröte - das wollen wir sehen!“
Er klopfte Georg auf die Schulter und rannte davon. Schon nach ein paar großen Sätzen bereute er seinen Übermut. Aber nun konnte er nicht schlappmachen. Er biss die Zähne zusammen und versuchte, Georg auf Abstand zu halten. Nicht daran denken, dann tut´s bestimmt nicht so weh, murmelte Willi vor sich hin. Und tatsächlich, mit jedem Schritt wurden die Schmerzen etwas erträglicher. Willi wurde immer schneller. Als sie bei der Schule ankamen, rächte sich sein falscher Stolz trotzdem unerbittlich. In jeder Faser seiner Beine spürte er nun ein starkes Brennen. Er schrie auf und hätte sich am liebsten hingesetzt. Auch Georg, der etwas später eintraf, keuchte heftig.
„Mann, du bist ja heute Rekordtempo gerannt. Hast wohl heimlich trainiert, Streber?“, hechelte Georg anerkennend und stützte sich dabei auf seine Oberschenkel.
„Wenn es zur Schule geht, kenn ich nichts. Da geb ich alles“, lachte Willi und freute sich über seine enorme Laufleistung.
„Sieh mal an, wen wir hier haben. Die Zwillinge Willi und Georg, die Tag und Nacht zusammenkleben“, stichelte Babbel, der gerade mit seiner Herde Trottel auf den Schulhof kam.
„Pass auf, was du sagst, Spinner“, fauchte ihn Georg an und richtete sich auf.
„Du stinkst schon, wenn du zur Schule kommst.“
Babbel rümpfte seine Nase auffällig und verzog angewidert sein Gesicht. Mit einer abfälligen Geste boxte Babbel Georg auf die Brust und sprang abwehrbereit zurück zu seinen Freunden, die ebenso dumm wie drollig aus der Wäsche schauten.
„Und du, Soter, stinkst wie zehn alte Ochsen. Er zeigte mit gestrecktem Mittelfinger auf Willi und spuckte ihm vor die Füße.
Stieg Willi vorhin das Blut vor lauter Anstrengung in den Kopf, war es nun die blanke Wut, die ihn in Rage brachte und seinen Kopf purpurrot leuchten ließ. Hätte es ein Ventil gegeben, würde dieses jetzt lautstark zischen. Er war so wütend wie lange nicht mehr. Entschlossen ging er auf Babbel zu und rammte ihm seinen Ellbogen in den schwabbeligen Bauch, sodass dieser nach Luft japste und sich krümmte.
„Lass uns in Ruhe du Pfeife und nimm deine Kriecher mit“, sagte Willi mit einer finsteren Miene und war bereit, einen möglichen Gegenangriff abzuwehren.
Babbel kniete inzwischen am Boden und gab nur prustende Laute von sich.
„Das hat noch ein Nachspiel, darauf kannst‘e wetten“, drohte Babbel nach einer Weile, doch es hörte sich nicht СКАЧАТЬ