Edgar Wallace: 69 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Edgar Wallace
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Читать онлайн книгу Edgar Wallace: 69 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band - Edgar Wallace страница 34

Название: Edgar Wallace: 69 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band

Автор: Edgar Wallace

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027204168

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СКАЧАТЬ der neue Herr länger als eine Nacht auf der Farm.

      Eines Tages aber bemerkte man, daß das Haus bewohnt wurde. Ein verdrießlich dreinschauender Mann zeigte sich auf den Feldern, und täglich stieg Rauch aus dem Schornstein auf. Fast jeden Tag kam jetzt ein Besucher aus London, blieb ein oder zwei Stunden und fuhr dann wieder nach der Stadt zurück. Manchmal war es der Besitzer selbst, manchmal ein anderer Mann.

      Helder fuhr durch den prasselnden Regen zu seinem Landhaus. Er steuerte den Wagen selbst, Tiger Brown saß neben ihm. Keiner sprach während der ganzen Fahrt ein Wort.

      Um zwei Uhr Morgens verringerte Helder die Geschwindigkeit, bog in eine holprige Zufahrt ein und hielt gleich darauf vor dem düsteren Haus. Ein Mann hatte den ankommenden Wagen gehört, öffnete die Tür und kam heraus. Er verschwand wieder, um den Schlüssel für einen Schuppen zu holen, in dem Helder sein Auto abstellte.

      In dem großen Wohnzimmer brannte ein Feuer, obwohl es Juni war und die beiden fröstelnden Männer standen einen Augenblick schweigend vor dem Kamin, um sich zu wärmen. Der dritte beobachtete sie aufmerksam.

      »Wir werden wohl einige Zeit hier zu tun haben«, sagte Helder plötzlich.

      Der Verwalter nickte mürrisch und verschwand.

      Helder ging in sein Zimmer, zog sich rasch um und kam ins Wohnzimmer zurück, wo Tiger einen Whisky getrunken hatte.

      Sie sprachen leise miteinander. Der Verwalter des Gebäudes, den sie wieder hereinriefen, sagte nur wenig und gab lakonische Antworten auf die Fragen, die an ihn gestellt wurden. Er war ein kleiner Mann mit dichtem grauem Bart. Seine buschigen Augenbrauen verdeckten fast ganz die Augen, die mit vogelhafter Geschwindigkeit von einem zum andern huschten.

      »Was macht er jetzt?« fragte Helder.

      Der Verwalter deutete an seine Stirn.

      »Spielt verrückt«, sagte er nur.

      »Inwiefern verrückt?« fragte Helder ungeduldig.

      Der bärtige Mann zuckte die Schultern.

      »Er zeichnet und trinkt. Wollen Sie ihn sehen?«

      Helder nickte.

      Der Mann – Helder nannte ihn Clinker – zog einen Schlüssel aus der Tasche und führte sie die Treppe hinauf zu dem Zimmer, in dem sich der Geldschrank befand. Er schloß auf und trat ein; Helder und Brown folgten ihm.

      Das Zimmer wurde von einer großen Lampe erleuchtet, die von der Decke herunterhing. Es war nur spärlich mit einem Tisch, einem Stuhl und einem Feldbett möbliert.

      An dem Tisch saß ein Mann in Hemdsärmeln. Er wandte sich halb um, als sie eintraten. Stahlinstrumente lagen herum, und auf dem Zeichenbrett vor ihm war eine halbfertige gravierte Platte befestigt.

      »Nun, Maple, wie geht’s?« begrüßte ihn Helder.

      Tom Maple lächelte schwach und erhob sich.

      »Wollen Sie mich jetzt endlich freilassen?« fragte er mit zitternder Stimme. »Ich habe alles getan, was Sie von mir verlangten, und die Sache ist mir nun in höchstem Grade zuwider!«

      Helder klopfte ihm auf den Rücken.

      »Ich werde Sie zu gegebener Zeit gehen lassen«, erwiderte er. »Sie sind selbst schuld daran, daß Sie hier sind.«

      Man konnte auf den ersten Blick sehen, daß der Gefangene krank gewesen war. Seine Hände zitterten, und über sein Gesicht lief ab und zu ein nervöses Zucken. Nur wenn er sich über seine Arbeit beugte, schien er von einer merkwürdigen Ruhe und Sicherheit.

      Helder begutachtete die Platte, die Maple vor sich liegen hatte, und schüttelte den Kopf.

      »Sie brauchen das nicht fertigzumachen – wir werden die Produktion von französischen und amerikanischen Banknoten ganz einstellen. So langsam kommt uns jetzt die Polizei doch auf die Schliche. Einen großen Coup müssen wir allerdings noch machen, und dann ist ein für allemal Schluß. Maple, hören Sie gut zu: Sie müssen uns jetzt Platten für englische Banknoten gravieren – gleichsam als Krönung Ihrer Arbeit und Ihres Lebens!«

      Maple steckte die Hände in die Taschen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Mit entschlossenem Gesichtsausdruck schüttelte er den Kopf, ein verkniffener, bösartiger Zug lag um seinen Mund. Helder sah ihn betroffen an.

      »Maple, was haben Sie denn?« fragte er. »Wollen Sie etwa wieder anfangen, uns Schwierigkeiten zu machen? Ich dachte das wäre vorbei. Natürlich sind Sie wütend, weil wir Sie hierhergebracht haben und Sie hier gefangenhalten – aber ich versichere Ihnen, daß das nur zu Ihrem eigenen Besten war! Übrigens – Sie tun doch schließlich nichts Schlimmeres als das, was Sie schon früher getan haben.«

      Er steckte sich eine Zigarre an und sah nachdenklich vor sich hin – wie jemand, der seinen Erinnerungen nachhängt.

      »Wann war denn das?« redete er dann halb in Gedanken weiter. »Ganz richtig – vor sechs Jahren hatte ich erfahren, daß Sie einer der geschicktesten Graveure in der österreichischen Staatsdruckerei waren. Ihre Begabung war so groß, daß Sie jedes noch so verwickelte Ornament aus dem Gedächtnis wieder zu Papier bringen konnten. – Ihr erster illegaler Versuch war eine Hundertschillingnote, wie?« Er beachtete es gar nicht, daß Tom Maple bei der Frage zusammenzuckte. »Daraufhin wurden Sie hinausgeworfen, und Sie konnten von Glück sagen, daß man einen Skandal vermeiden wollte und Ihnen nicht den Prozeß machte! In Frankreich, wohin Sie auswanderten, erhielten Sie ebenfalls eine gute Stellung beim Münzamt. Aber dort erkannte Sie jemand, und Sie mußten ebenfalls wieder gehen. – Wo haben Sie eigentlich Gold kennengelernt? Na ja, ist ja auch egal…«

      Helder lachte höhnisch. Maple schaute ihn von unten herauf an.

      »Lachen Sie nicht«, sagte er mit unsicherer Stimme. »Sie sprechen von einer Zeit, in der ich verantwortungslos handelte und mir meiner Vergehen gar nicht bewußt war – heute ist das anders!« Plötzlich warf er den Kopf zurück! »Ich war ein Trinker, bin es auch heute noch – und darauf haben Sie gebaut. Ich kenne Sie. Und ich kenne auch mich selbst.«

      Sein Kopf sank wieder auf die Brust, und er starrte scheinbar teilnahmslos vor sich hin.

      Helder und Tiger Brown wechselten einen schnellen Blick und sahen dann Clinker an, aber der schüttelte den Kopf, als ob damit eine unausgesprochene Frage beantwortet wäre.

      »Los, Maple, kommen Sie«, sagte Helder freundlich. »Wir wollen zusammen einen trinken und dabei die ganze Angelegenheit besprechen.«

      Maple erhob sich und stützte sich mit den Händen auf die Tischplatte. Helder beobachtete erstaunt, wie sich seine Haltung plötzlich verändert hatte, wie entschlossen und ruhig er aussah.

      »Ich werde nichts trinken«, sagte er dann bestimmt. »Das ist ein fester Entschluß – ich will nüchtern bleiben, ein für allemal. Daß ich tief gesunken bin, weiß ich – aber jetzt will ich wieder aufwärts!«

      Helder schoß das Blut ins Gesicht.

      »Reden Sie keinen Unsinn, Maple. Für Sie gibt es keine Reue und kein Zurück mehr – weder für Sie noch für mich. In dieser Sache hier hängen Sie genauso drin wie wir, und Sie müssen jetzt so lange bei uns aushalten, bis wir unser Schäfchen im Trockenen haben.«

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