Weihnachts-Sammelband: Über 250 Romane, Erzählungen & Gedichte für die Weihnachtszeit (Illustrierte Ausgabe). О. Генри
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СКАЧАТЬ und er wandte sich an Hans Friedrich, der nun ganz blaß geworden war von den Tränen auf den Wangen der Königin und aussah, als ob er mitweinen möchte.

      »Hänschen, hat sie meiner gekränkten Ehre nun genug getan? Du siehst ganz elend von unserem ehelichen Kriege aus.«

      Hans Friedrich nickte: »Ja, lieber Harro, nur mit dem Unterschied gegen sonst, daß jeder sich selbst mit Vorwürfen überhäuft anstatt den andern Teil. Und Harro, du bist im Nachteil, so viel Schlimmes hast du nicht von dir gesagt wie Frau Königin von sich. Ich konnte es nur mit anhören, weil du mich vorher instruiert hattest.«

      »Was, Verrat!« rief Harro, »jetzt hinaus, Verräter.«

      Er marschierte mit ihm hinaus und sagte leise: »Es hat dich angegriffen, Hänschen, aber du mußtest auch dein Teil haben.« Und er streckte seine langen Arme aus. »Oh, von der Süßigkeit, der Süßigkeit, die sich so grämt um ein einziges ungeduldiges Wort in der langen, harten Zeit. Es war das einzige, Hans, und denk einmal, wie meine Schale wohl hinunterziehen mag, wenn es ans Leiden geht. Und Hänschen, der Fürst behält dich zum Diner; vergiß aber nicht, daß du uns heute abend das schönste Lied schuldig bist! Komme ja nicht zu spät!« Dann kehrte Harro wieder zurück und setzte sich neben seine Frau, nahm ihre Hand und sagte: »Ich verbiete jetzt übrigens, daß du die Rose noch länger quälst. Meine Rose. Sie muß jetzt getröstet werden und darf kein bitteres Tränensalz mehr auf ihre zarten Blätter bekommen.«

      Rosmarie sah ihn an. »Du mußt mir nun doch einmal den Herrn Stiftsprediger kommen lassen, Harro. Ich muß mit ihm reden. Ich muß ihm beichten. Ich habe große Worte gebraucht und dann bin ich nachher so jämmerlich klein daneben.«

      »Rose, wenn du noch länger an dem Wort von gestern hängen bleibst, was soll ich sagen? Und es ist krankhaft, Rose. Warum brauchst du einen fremden Menschen? Du weißt, ich lasse nicht sehr gerne jemand in meinen Rosengarten hineinsehen. Und auch noch in sein innerstes Heiligtum. Du weißt alles viel besser selbst. Hänschen, der darf schon über den Zaun sehen. Er tut es mit der nötigen Liebe, dringt auch nicht weiter in dich. So wird der geistliche Herr nicht sein. Ja ja, ich weiß. Er ist eine Ausnahme und die Vollkommenheit selbst. Aber schon von Amts wegen wird er sich nicht mit einem Blick über den Zaun begnügen. Er wird sehen wollen, ob deine Rosen auch schön angebunden sind und ob es auch die rechte Sorte ist. Wenn er einmal drinnen ist, kannst du es ihm nicht verbieten ... Nein, mein verschwiegenstes, mein sonnigstes, mein duftendes und blühendes letztes Herzenseckchen will ich für mich haben. Da kann ich keine fremden Schritte drin brauchen.«

      Die Rose seufzte ganz leise. »Harro, ich hätte einen Wunsch, einen stillen, großen, brennenden Wunsch, und den zu erfüllen geht nicht ohne den Herrn Stiftsprediger. Ich sage ihn dir heute nacht, wann das Licht fort ist und du noch bei mir bist und ich deine Hand halten darf.«

      Harro runzelte die Stirn. »Rose,« sagte er, »warum muß das nun sein? Sieh, was du mir von göttlichen Dingen sagst, das blüht aus dir heraus, das hast du dir ganz allein vom Himmel herunter geholt. Dieser gute Mann, ja ich weiß, er ist ein guter Mann, wird bald einen großen Einfluß auf dich bekommen. Was du mir dann sagst, sind nicht weiße und goldene Lilien aus einem verborgenen Grunde, es ist kirchlich approbierte Weisheit. Ich bin für das Selbstgewachsene in diesen Dingen. Und wenn ich dächte, daß mein Fall diagnostiziert würde?«

      »Harro!« bat Rosmarie.

      »Nun ja, sehr naheliegend für den geistlichen Herrn und dich, Rose.«

      »Lieber Harro, ich verlange es auch nicht mehr ...«

      Er ging wieder in die offene Tür und schaute hinaus. – Oh, wie sie es schmerzte, seine Hände so herabhängen zu sehen. Diese schlaffen Schultern, das silberne Schimmern auf seinem Haar. Nun fing seine Unruhe schon wieder an, sie merkte es an seiner Abweisung ihrer Bitte. Wenn er den ganzen Tag so neben ihr stand, das hielten ihre Kräfte nicht aus. Und schickte sie ihn fort, so würde er wieder in die Wälder gehen und das suchen, was er dort niemals finden würde. Wenn er nicht arbeitet, denkt sie, dann ist er bis heute abend wieder so krank wie gestern... Und sie überzählte, wie lang er nun schon müßig war. Eigentlich von jenem Maiabend an. Und sie ballte ihre feinen Hände. »Ich muß hartnäckig sein wie nie.«

      »Harro,« bat sie, »ich möchte gern ins Atelier hinüber. Willst du mir helfen oder soll ich nach Märt klingeln?«

      Harro wandte sich nicht um. »Die Terrasse ist viel besser für dich als das staubige Atelier.«

      »Es ist nicht staubig, Harro. Es ist wunderschön rein gemacht worden.«

      Unten lief klein Heinz vorüber und rief seinem Alo.

      Harro wandte sich um. »Soll ich ihn dir bringen?«

      »Nein, Harro, danke, jetzt nicht.«

      Er biß die Zähne zusammen und sagte: »Schließlich darf ich dir nicht immer nein sagen, ich werde Märt rufen.«

      Im Atelier war alles schön zurecht gemacht, auf der Staffelei stand eine riesige leere Leinwand, kleine bespannte Blendrahmen jeden möglichen Formats lehnten daneben. Der große Kasten stand offen, die Pinsel, wundervoll gereinigt und weich, starrten aus dem niedrigen Rothenburger Krug. Die Glaswand in den Garten war zurückgezogen und der Sonnenschein lag in goldenen Tafeln auf dem Boden.

      Harro sah sich erstaunt um. »Wer hat das gemacht?« »Es wird Märt gewesen sein.«

      »So, Märt!«

      Er drehte sich um zu ihr, die in einem gewöhnlichen Stuhl lag, wo er sie, wenn er arbeitete, sehen konnte. Es war ein erhöhter Tritt, der je nach dem Licht hin und her geschoben werden konnte und für gewöhnlich mit einem Teppich bedeckt war.

      »Harro,« bat sie, »Vater wünscht so herzlich eine ganz kleine Skizze von mir. Sieh dort der kleinste Rahmen.«

      »Er hat ja die Lindenprinzessin, ich habe vier Monate täglich daran gemalt. Er wird nicht erwarten können, daß eine Skizze, in meiner jetzigen Stimmung gemalt, ihn irgendwie befriedigen könnte.«

      »Dem Herrn Professor hast du auch eine Skizze versprochen.«

      »Er hat mir auch Dinge versprochen,« fiel Harro hitzig ein, »deine kleinen Spaziergänge zum Beispiel, während du in dieser Zeit nicht dazu gekommen bist, mit uns am Tisch zu sitzen. Wenn er mahnt, nur nach deinem ersten Spaziergang, Rose... eine sehr schöne Skizze gewiß ...«

      »Lieber Harro, ich will dir eine Geschichte erzählen ...«

      »Sehr gütig von dir, wirklich gütig, aber ich muß dich doch aufmerksam machen, daß du nach deiner, wie du sagst, guten Nacht, heute schon den ganzen Morgen sprichst, hin- und hergetragen wirst, dich erregst: Du mußt doch noch Kraft übrig haben für das schönste Lied heute abend. Ich begreife nicht, daß Tante Ulrike dich nicht schon längst zu sich genommen hat.«

      Die Rose lachte ihm plötzlich ins Gesicht. »O Harro, du willst mich nur los sein? Es ist dir gar nicht darum, daß ich ruhe.«

      Harros Stirn klärte sich auf. »Ei, daß du lachen kannst, das hast du lieb gemacht... Ja, ich will die Quälerin los sein und aus diesem Terpentinrevier hinauskommen.«

      »Das Terpentinrevier, ach, das lieb ich so. Weißt du, als ich von dir getrennt war und ich roch es irgendwo, so stürzten mir die Tränen herunter. Der Duft war mir so unzertrennlich von dir!«

      Harro saß vor ihr und ließ seine Hände herunterhängen. Sie bat: »Harro, geh an deine Staffelei, dort liegt die Kreide, СКАЧАТЬ