Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter. Adalbert Stifter
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter - Adalbert Stifter страница 186

Название: Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter

Автор: Adalbert Stifter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027237647

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      Witiko küßte es.

      Dann sagte der Kardinal: »Mein junger Sohn, du hast der Kirche in der Bedrängnis gedienet, und du hast im Streite die Friedfertigkeit angestrebt.«

      »Hocherhabener kirchlicher Fürst«, sagte Witiko, »ich suchte zu tun, wie es die Dinge fordern, und wie die Gewohnheit will, die mir in der Kindheit eingepflanzt worden ist.«

      »Und der Glaube, mein Sohn, den der gute Priester Benno in dein Herz gesenkt hat«, sagte der Kardinal. »Du hast an dem Sonntage im Walde, da nirgends eine Kirche war, den Tag gefeiert, dein Tier hat geruht, und du hast in der Einsamkeit der Bäume gebetet. Und wenn du zu tun strebst, was die Dinge fordern, so wäre gut, wenn alle wüßten, was die Dinge fordern, und wenn alle täten, was die Dinge fordern; denn dann täten sie den Willen Gottes.«

      »Oft weiß ich nicht, was die Dinge fordern«, sprach Witiko.

      »Dann folge dem Gewissen; und du folgst den Dingen«, sagte der Kardinal. »Der Herzog hat dich für deine Dienste belohnt, Witiko, und ich hege den Wunsch, daß dir der Segen immer gewärtig sei, der zu dem Guten kömmt. Ich habe zu den Namen der jungen Leute dieser Länder, die ich mir merken will, auch deinen Namen geschrieben. Ich werde die jungen Namen dem Heiligen Vater als das Gute bringen, das nachwächst. Und wenn du das Heil hast, nach Rom zu kommen, so will ich dich vor das Angesicht des Heiligen Vaters führen.«

      »Wenn mir zu Teil wird, daß ich die Stadt der ewigen Dauer sehen soll«, sagte Witiko, »und wenn ich es erlebe, vor den Heiligen Vater gestellt zu werden, möge ich dann dessen auch würdig sein.«

      »Du wirst es, wenn du dich nicht änderst«, sagte der Kardinal, und reichte Witiko das Kreuz zum Kusse.

      Witiko küßte das Kreuz, und entfernte sich mit Zdik. Mehrere Menschen gingen zu dem Kardinale.

      Zdik sagte zu Witiko: »Der hocherhabene Kardinal geht jetzt nach Mähren, den Bann aufzuheben. Dann geht er wieder nach Böhmen, weil vieles werden muß. Er will dann den Priester Benno zu sich rufen lassen.«

      »Das wird Benno sehr freuen«, sagte Witiko, »er ist aus Demut nicht zu dem Kardinale gegangen.«

      »Der hocherhabene Kardinal weiß es«, sprach Zdik.

      »Benno ist jetzt in unserem Hofe Pric«, sagte Witiko.

      »Es ist uns bekannt«, antwortete Zdik. »Wenn du dein Haus gebaut hast, und wenn eine Zeit ist, nach Mähren zu kommen, so komme nach Olmütz, daß ich dir die Gastfreundschaft vergelte, die du an mir geübt hast, und in die du mich bei andern eingeführt hast.«

      »Ich werde Euch meine Ehrerbietung und meinen Dank für Eure Freundlichkeit darbringen, sobald ich es werde tun können«, sagte Witiko.

      »Und so gehabe dich wohl, mein edler Waldherr«, sprach Zdik, »und gedenke meiner.«

      »Ich danke Euch für das Gute, das Ihr mir heute getan habt, ich denke stets Eurer, und gehabt Euch wohl«, antwortete Witiko.

      Sie trennten sich.

      Witiko wollte nun Silvester aufsuchen.

      Er ging durch die Menschen dahin.

      Er sah Rowno in dem Festgewande eines Waldwladyken, mit dem Waldschmucke und dem goldenen Gürtel.

      Er sah auch Wolf von Tusch und Wernhard von Ottau in sehr schönen Gewändern.

      Der alte Bolemil saß auf einem kostbaren Gesiedel. Er hatte ein wallendes Kleid von braunem Sammet an seinem Leibe, und das Kleid wurde von einem goldenen Gürtel mit grünen Steinen umspannt, und der weiße Bart floß auf den braunen Sammet nieder. Um ihn saßen mehrere alte Männer, und es standen mehrere junge neben ihm, und hörten auf seine Worte, und sprachen zu ihm.

      Witiko kam zu Welislaw und Dimut, welche mit einander aus einem Gemache gegen andere Gemächer gingen. Welislaw hatte ein blaues Sammetgewand mit einem silbernen Gürtel, auf dem rote Steine zu Rosen gefaßt waren. Auf dem blonden Haupte hatte er eine weiße Sammethaube mit einer kurzen geraden weißen Feder, die auch aus einer roten Steinrose emporstand. Dimut hatte ein dunkelblaues Sammetgewand mit einem Gürtel, gewebt aus Gold und Silber, hellblauen Steinen, und ihr Haarnetz hatte das Gewebe und die Steine des Gürtels.

      Welislaw sagte zu Dimut: »Und wie du heute, sehr schöner Krieger, keine Waffen an dir hast, sondern in dem prächtigen Frauenkleide mit den großen Edelsteinen einhergehst, die nur nicht so glänzen wie die zwei Edelsteine deiner Augen, so bedarfst du auch jenes Pfeiles nicht mehr, den du von unsern Feinden gefangen hast, die jetzt unsere Freunde sind.«

      »Sehr schöner Zupan vom Wyšehrad«, entgegnete Dimut, »der du nur dieses Spielzeug an deiner Seite trägst, und in dem prächtigen Männerkleide mit den roten Rosen einhergehst, die du von unserm Freunde Witiko genommen hast, und der du auch zwei blaue Edelsteine als Augen in deinem Angesichte trägst, du bedarfst der Pfeile nicht.«

      »Ich bedarf ihrer, um dort zu verwunden, wodurch nichts anderes verwundet werden kann«, sagte Welislaw.

      »Du bist der zweite Zupan des Landes, und kannst dir Pfeile genug schneiden lassen«, antwortete Dimut.

      »Diese gehen nur in die Herzen der bärtigen Krieger«, entgegnete Welislaw, »wenn ich deinen Pfeil hätte, wäre die Wunde schon da.«

      »Er ist in dem Turme zu Rowna bei dem roten Banner, welches der Herzog meinem Bruder gegeben hat«, sagte Dimut.

      »Und wenn du von deinem Bruder fort ziehst, wird der Pfeil bei dem roten Banner zu Rowna bleiben?« fragte Welislaw.

      »Und wenn ich von meinem Bruder fortziehen so weiß ich nicht, was mit dem Pfeile geschieht«, antwortete Dimut.

      Witiko grüßte die beiden, sprach einige Worte mit ihnen, und ging dann seines Weges weiter.

      Er sah an einem Fenster Odolen und Sezima stehen. Odolen hatte ein grünes Sammetgewand mit einem silbernen Gürtel, und auf seinen schwarzen Haaren hatte er eine weiße Haube mit einer schwarzen Feder. Sezima war in Blau und Gold gekleidet. Witiko ging zu ihnen, und fragte, ob sie nicht wüßten, wo er den Bischof Silvester finden könne.

      Odolen antwortete: »Der ist bei denen, die jetzt in unserem Lande die römische Sprache reden.«

      Witiko verabschiedete sich, und ging gegen das Gemach, in welchem der Kardinal Guido war. Er sah den Kardinal auf einem Stuhle sitzen, und an seiner rechten Seite saß der ehemalige Bischof Silvester und an der linken der Propst Daniel. Er sprach mit beiden. Weiter entfernt saßen die Bischöfe Otto und Zdik, und dann saßen oder standen noch andere Herren der Kirche und Priester und verschiedene Menschen.

      Witiko entfernte sich wieder von der Tür des Gemaches, und ging eines anderen Weges zurück, als den er gekommen war. Er sah jetzt auch die Herzogin unter Frauen und Jungfrauen sitzen, und sah manche Herren und Frauen neben einander wandeln, und mit einander sprechen.

      Er kam auch zu Lubomir. Derselbe saß auf einem Stuhle. Er hatte ein schwarzsammetenes Gewand, und auf dem Gürtel waren viele edle Steine in schimmernden Farben. Die schwarze Haube mit der weißen Feder hielt er in der Hand, und seine weißen Haare und sein weißer Bart leuchteten aus dem schwarzen Gewande. Es saßen mehrere alte Männer bei ihm, und junge standen daneben.

      »Witiko«, sagte er, »du gehest allein in diesen Gemächern, СКАЧАТЬ