Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter. Adalbert Stifter
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter - Adalbert Stifter страница 185

Название: Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter

Автор: Adalbert Stifter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027237647

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      Konrad sprach: »Ich hoffe, daß mir Gott verzeihen wird, ich danke dir, hocherlauchter Herzog, für deine Verzeihung, und ich werde dir treu sein, so lange ich lebe.«

      Wratislaw rief: »Gott wird mir vergeben, wie mir der hohe Herzog vergeben hat, dem ich treu sein werde durch mein ganzes Leben.«

      Und solche Worte riefen die übrigen Fürsten einer nach dem andern.

      Dann tönte wieder ein Rufen des Volkes.

      Dann sagte Wladislaw: »Seid treu, und wir gedenken alle in der Zukunft des heutigen Tages.«

      Die Fürsten wendeten sich zum Gehen. Das Volk machte ihnen eine Gasse. Sie gingen in dieselbe, die Gasse schloß sich hinter ihnen wieder, und sie waren nicht mehr zu sehen.

      Der Herzog stieg von dem Herzogstuhle, so stieg auch Guido von dem Throne, und beide und alle hohen und niederen Herren der Kirche und der Länder gingen der Hofburg zu. Da der Zug sich gegen die Burg bewegte, stimmte das Volk das Landeslied an, und der Gesang dauerte noch fort, da der Zug schon in die Burg eingegangen war.

      Die Menschen zerstreuten sich. Viele gingen in die Kirche des heiligen Veit, die Kirche leerte sich nicht; wenn einige gingen, kamen wieder andere. Aus der Hofburg kam ein Mann, die Schleifen, die Bänder, die Sträuße, die Zierden, die man vor den Herzogstuhl geworfen hatte, zu sammeln, und in die Burg zu tragen.

      Als der Mittag gekommen war, wurde ein Mahl in dem Herzoghofe gehalten. Die Zahl der Gäste war so groß, daß in dem Saale und in vielen Gemächern die Tische standen. Die Herren der Kirche waren in ihrer höchsten Zierde bei dem Mahle. Der Herzog und die hohen und niederen Herren der Länder hatten ihren größten Schmuck, und die Frauen und Jungfrauen prangten in den auserlesensten Gewändern und Kleinodien. Die Fürsten von Mähren saßen in Sammet und Seide, in Gold und Edelsteinen in der Nähe des Herzoges auf Ehrenplätzen. Posaunen und Flöten und Pfeifen erschallten zuweilen von den inneren Söllern, und zuweilen tönten von außen herein Gesänge.

      Als das Mahl geendiget war, versammelten sich die Gäste in verschiedenen Abteilungen und sprachen mit einander, oder sie wandelten redend in verschiedenen Richtungen in den Gemächern.

      Wratislaw kam mit dem Herzoge gegen Witiko, reichte ihm die Hand, und sagte: »Witiko, daß du uns verächtlich entrinnen ließest, hat mich mehr gekränkt als die tollen Worte des wilden Odolen. Rede nicht, du hast klug und rechtlich gehandelt. Wir haben Konrad geraten, die Belagerung aufzugeben. Wenn du ein Leche wirst, wie ich sagte, so wünsche ich dir alles Glück, du wirst ein hochgesinnter.«

      »Witiko«, sprach der Herzog, »der Bund ist größer geworden, wie du in dem Lager in meinem Zelte damals zu mir geredet hast. Und dir, Wratislaw, sage ich, daß er mir an jenem Abende gestanden hat, daß er auch die Söhne Premysls vor Rache und Unbill habe sichern wollen.«

      »Ich wußte es«, sagte Wratislaw, »und wenn uns Demütigung wurde, so haben wir die Demütigung gesucht. Wir konnten auf Feinde treffen, die anders gewesen wären. Wenn du nach Brünn kommst, so stehen dir die Tore der Burg offen, und es wird sie ehren, wenn du eingehst.«

      »Und wenn wir alle, die jetzt vereint sind, in deine Nadelwälder jagen kommen, wie wir bei Chynow versprochen haben«, sagte der Herzog, »so wirst du uns Herberge und Bewirtung geben.«

      »Ich kann auch ein Stücklein Brot und ein Plätzchen in dem Hause geben, das ich durch deine Gnade habe, hocherlauchter Herzog Wladislaw«, antwortete Witiko. »Und was ich getan habe, erlauchter Herzog Wratislaw, das habe ich getan, weil es so in meinen Sinn geflogen ist. Wenn ich nach Brünn komme, werde ich nicht versäumen, dir meinen Ehrfurchtsgruß zu bringen.«

      »Alle Menschen handeln, wie es in ihren Sinn fliegt«, sagte der Herzog, »aber die Sinne sind verschieden. Wir werden einmal mit Absicht nach Brünn gehen, und dann gehst du mit, Witiko; aber nimm ein anderes Tier, als das nur im Schritt geht.«

      »Einmal ist es schneller gewesen«, sagte Witiko.

      »Von dem reden wir jetzt nicht mehr«, sagte der Herzog.

      Da sie noch sprachen, kamen auch Otto und Wladislaw herzu, und sprachen mit. Sie wendeten sich dann gegen Witiko, und dankten ihm, wie er bei Pilsen gegen sie gewesen ist, und Wladislaw dankte ihm, daß er ihn gegen Odolen geschützt habe.

      Der Herzog und die Fürsten trennten sich nach diesem Gespräche von Witiko.

      Nach einer Zeit kam Zdik, der Bischof von Olmütz, zu Witiko und sagte: »Edler Waldherr, du suchest ja deine Freunde nicht, sie suchen dich. Erinnerst du dich noch, wie Regimbert, der Bischof von Passau, gesagt hat: Die Wilden werden Lämmer werden? Seine Worte sind in Erfüllung gegangen. Aber es ist ein starker Hirte gewesen, vor dem sie Lämmer geworden sind. Guido hat mehrere Jahre mit Mühsal gearbeitet. Die Söhne Premysls haben heute einen Sieg errungen, der der größte ist, den sie erringen können, und den ein Mensch erringen kann. Das Volk und alles Land hat gesehen, daß ein Herr in dem Himmel ist, und die Erde Staub, in den er den Sünder wirft. Und das Volk und alles Land hat gesehen, daß ein Herr in dem Himmel ist, der den Sünder, wenn er Buße getan hat, erhebt; er hat ihm durch die Kirche verkündigt, daß ihm verziehen ist, und er hat das Herz des Herzogs Wladislaw erweicht, daß er das Unrecht vergessen mußte.«

      »Die Fürsten werden jetzt wohl treu sein«, sagte Witiko.

      »Sie werden treu sein«, antwortete Zdik. »Sie haben bereut, und haben den Brauch der Kirche und des Landes auf sich genommen. Und wenn sie ihre Reue vergessen sollten, so ist die Macht des Herzoges Wladislaw jetzt schon zu groß, und sie wird noch größer werden, als daß sie etwas gegen sie ersinnen könnten.«

      »Der Herzog Wladislaw hat jetzt den freien Weg vor sich«, sagte Witiko.

      »Das Unglück, welches der hochehrwürdige Bischof Silvester geahnt hat«, erwiderte Zdik, »und von welchem der edle Leche Bolemil gesprochen hat, ist eingetroffen, und ist überwunden worden. Jetzt wird das Gute kommen, welches die voraus gesehen haben, die deshalb die Wahl Wladislaws gefördert haben.«

      »Er übt Gerechtigkeit, und ist gut«, sagte Witiko.

      »Wir wissen alle noch nicht, was werden wird«, sagte Zdik; »aber es wird etwas werden. Er wird den Glauben schützen, er wird die Bösen niederhalten, wird sorgen, daß alle ihren Bedarf stillen können, und wird unser Ansehen mit dem Ansehen anderer Länder verknüpfen.«

      »Er wird unser Ansehen in ferne Reiche tragen«, sprach Witiko.

      »Auch das kann geschehen«, antwortete Zdik, »und möge ihm dann Treue und Freudigkeit der Seinen zur Seite stehen.«

      »Er ruft die Treue und Freudigkeit hervor«, sagte Witiko, »und sie werden ihm in der Zeit nicht fehlen.«

      »So ist es«, entgegnete Zdik. »Witiko, der hocherhabene und milde Kardinal Guido ist in Passau gewesen, und der hochehrwürdige Bischof Regimbert und ich haben ihm von dir erzählt. Er hat gesagt, daß ich dich heute zu ihm führen soll. Folge mir.«

      »Ich folge Euch«, sagte Witiko.

      Zdik führte Witiko an vielen Menschen vorüber in ein Gemach. In demselben saß der Kardinal auf einem Stuhle, und viele Menschen waren um ihn: die Herren der Kirche, Priester und andere. Witiko mußte warten, weil mehrere da waren, mit denen der Kardinal reden sollte. Als diese Reden geendiget waren, führte Zdik Witiko an der Hand dem Kardinale näher. Der Kardinal sah es, und winkte sie mit der Hand hinzu. Da sie vor ihm standen, sagte Zdik: »Hocherhabener Kardinal, dieser Mann ist СКАЧАТЬ